Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Gebäudekomplex

ID: 119730152920  /  Datum: 12.01.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Peterskirchplatz
Hausnummer: 1-3
Postleitzahl: 79346
Stadt-Teilort: Endingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Emmendingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8316012003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der Baukomplex setzt sich im Wesentlichen aus zwei Baukörpern zusammen, die von der Baumaßnahme betroffen waren: westlich ein traufständig zum Kirchplatz gelegener, zweigeschossiger Baukörper (Peterskirchplatz 1, sog. Josefsheim), der außen zwei auffällige kielbogenförmige Öffnungen und im Inneren einen rippengewölbten Raum besitzt. Östlich anschließend, in verschwenkter Stellung dazu, ein giebelständig ausgerichteter, dreigeschossiger Baukörper (Peterskirchplatz 3, ehem. Pfarrhaus). Im Westen stößt der Baukomplex an ein traufständig ausgerichtetes, dreigeschossiges Gebäude (Peterskirchstraße 5, heute Albert-Schweitzer-Schule). Alle diese Baukörper waren zunächst nicht unmittelbar aneinander gebaut, sondern waren durch keilförmige Zwischenräume belassen, die später beide überbaut und mit Bau I und II zu einer Nutzungseinheit zusammengefasst worden sind.
In der Beschreibung werden die genannten Baukörper wie folgt benannt:
Peterskirchplatz 1 = Bau I
Peterskirchplatz 3 = Bau II
Peterskirchstraße 5 = Bau III

1. Kirchhofmauer
Das früheste Bauteil im Aufgehenden stellt das unregelmäßige Stück Mauerwerk an der Nordwestecke von Bau I dar, bei dem es sich um einen Rest der Umfassungsmauer um Kirche und Kirchhof handelt.
2. Beinhaus (Ossuarium), 1487 (i)
Innerhalb des Kirchhofs wurde Bau I als rechteckiger Baukörper errichtet und mit einer Ecke auf die Umfassungsmauer gesetzt. Er besaß eine etwas geringere Höhe als heute. Die profilierten Gewände mit Kielbogenaufsatz und das Gewölbe im Inneren in spätgotischen Formen und einem Schlussstein mit Üsenbergischem Wappen gehen noch auf die Bauzeit zurück, die durch eine eingehauene Jahreszahl mit 1487 angegeben ist. Das tieferliegende Bodenniveau im Inneren gibt einen Hinweis auf die Funktion als Beinhaus. Eine zugehörige Kapelle im Obergeschoss kann ausgeschlossen werden.
3. Errichtung von Bau II (Pfarrhaus), 16./ frühes 17. Jahrhundert
Im Laufe des 16. oder frühen 17. Jahrhunderts wurde Bau II etwa in der heutigen Form mit gemauerten Außenwänden, hölzernen Decken und Innenwänden und einer liegenden Dachkonstruktion errichtet. Von dem Bau sind aufgrund späterer Umbauten nur die Außenmauern erhalten geblieben. Gegenüber dem heutigen Baukörper lagen Mauerkronen, Geschossniveaus, Fenster und Türen um insgesamt etwa 60 cm niedriger. Die südliche Giebelwand endet nicht an der südwestlichen Gebäudeecke, sondern wurde gleich bis an Bau I herangeführt, wobei der Zwischenraum zunächst noch offen blieb. Die Vorderseite des Gebäudes war vermutlich die nördliche Giebelwand, wo hinter einem späteren Vorbau eine aufwändige farbige Außenfassung mit Fensterrahmungen und Eckquaderung festgestellt werden konnte. Es wurde hier ein repräsentativ gestaltetes und ausgestattetes Gebäude innerhalb des Kirchhofs
errichtet, vermutlich in der Funktion eines Pfarrhauses. Möglicherweise bezeichnet die in die erdgeschossige Tür auf der Nordseite eingehauene Jahreszahl 1617 die Bauzeit. (In etwa dieselbe Zeit fällt die Errichtung von Bau III, knapp außerhalb der Kirchhofmauer, von dem sich die östliche Giebelwand mit profilierten und farbig gefassten Fenster- und Türöffnungen aus der Bauzeit erhalten hat.)
4. Vorbau vor die nördliche Giebelwand von Bau II, 1718 (i)
Vor den Nordgiebel von Bau II wurde laut eingehauener Jahreszahl 1718 ein schmalerer Anbau aus gemauertem Unterbau und zwei Fachwerkgeschossen angefügt, mit einem beheizten Wohnraum im Obergeschoss. Im Unterbau öffnet sich ein profiliertes, rundbogiges Tor in einen Vorraum zum eigentlichen Kellerabgang. Das Fachwerk weist eine Außenfassung und Balkenköpfe, die als Rosetten geformt sind, auf. Anlass für die Errichtung des Vorbaus könnte eine problematische frühere Ausführung des Kellerabgangs mit Außentreppe oder Falltür gewesen sein.
5. Umbau von Bau II, 18. Jahrhundert
Wohl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Bau II einem gründlichen Umbau unterzogen und die gesamte hölzerne Innenkonstruktion sowie das Dachwerk entfernt und neu eingebaut, nun jedoch etwa 60 cm höher gelegen als zuvor. Zudem erfolgte eine Umorientierung des Gebäudes, dessen Hauptzugang nun auf die Südseite – zur Kirche hin – gelegt wurde. Die Grundrissgliederung im Erd- und Obergeschoss setzte sich aus einem geräumigen Gang entlang der westlichen und einer Raumfolge entlang der östlichen Längsseite zusammen, wo eine Reihe von Stuckdecken von einer qualitätvollen Ausstattung zeugen. Anlass für den Umbau könnte der Einbau eines Kellergewölbes oder die Umorientierung in Verbindung mit der Schaffung eines Hochparterres zum Kirchplatz geboten haben.
6. Aufstockung und Erweiterung von Bau I, 18./ frühes 19. Jahrhundert
Dem zuvor nur mit einem Kniestock versehenen Gebäude wurde im Laufe des 18. oder frühen 19. Jahrhunderts ein vollständiges Obergeschoss mit neuem Dachwerk aufgesetzt, die Zwischenräume zu den angrenzenden Nachbargebäuden Bau II und III einbezogen und eine Binnengliederung, bestehend aus einem Flur entlang der nördlichen und einer Raumfolge entlang der südlichen Traufseite, angelegt. Im Erdgeschoss öffneten sich zwei nebeneinanderliegende, rundbogige Toröffnungen.
(Nördlich an Bau I, zu unbekannter Zeit, angefügte Anbauten durch Abdrücke an der Nordwand noch zu erkennen gewesen.)


1. Bauphase:
(1487)
Errichtung des Beinhauses (Peterskirchplatz 1/ 1487(i))
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sepulkralanlagen
    • Beinhaus
Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Kreuzrippengewölbe

2. Bauphase:
(1550 - 1650)
Errichtung des Pfarrhauses (Peterskirchplatz 3)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Pfarrhaus
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein

3. Bauphase:
(1718)
Anbau an das Pfarrhaus (Peterskirchplatz 3/ 1718(i))
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein

4. Bauphase:
(1750 - 1800)
Umfassender Umbau des Pfarrhauses
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Pfarrhaus
Konstruktionsdetail:
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung

5. Bauphase:
(1750 - 1850)
Aufstockung und Erweiterung des Beinhauses
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sepulkralanlagen
    • Beinhaus

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Bauphasenplan / Gebäudekomplex in 79346 Endingen (12.01.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzanalyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Pfarrhaus
  • Sepulkralanlagen
    • Beinhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Baukomplex bestehend aus ehem. Beinhaus (Bau I), Pfarrhaus (Bau II) und Schule (Bau III).
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Ziegel
  • Gewölbe
    • Kreuzrippengewölbe
Konstruktion/Material:
Der Baukomplex setzt sich im Wesentlichen aus zwei Baukörpern zusammen, die von der Baumaßnahme betroffen waren: westlich ein traufständig zum Kirchplatz gelegener, zweigeschossiger Baukörper (Peterskirchplatz 1, sog. Josefsheim), der außen zwei auffällige kielbogenförmige Öffnungen und im Inneren einen rippengewölbten Raum besitzt. Östlich anschließend, in verschwenkter Stellung dazu, ein giebelständig ausgerichteter, dreigeschossiger Baukörper ( Peterskirchplatz 3, ehem. Pfarrhaus). Im Westen stößt der Baukomplex an ein traufständig ausgerichtetes, dreigeschossiges Gebäude (Peterskirchstraße 5, heute Albert-Schweitzer-Schule). Alle drei Baukörper waren zunächst nicht unmittelbar aneinander gebaut, sondern durch keilförmige Zwischenräume getrennt belassen. Die Zwischenräume wurden später beide überbaut und mit Bau I und II zu einer Nutzungseinheit zusammengefasst.
In der Beschreibung werden die genannten Baukörper wie folgt benannt:
Peterskirchplatz 1 = Bau I
Peterskirchplatz 3 = Bau II
Peterskirchstraße 5 = Bau III

Das Mauerwerk ist bei den Baukörpern I und II etwa in derselben Weise aus Bruchsteinen, bestehend aus viel vulkanischem Material und Buntsandsteinstücken, zusammengesetzt. Es sind unterschiedliche Mengen von Backstein- bzw. Ziegelstücken eingestreut, dessen Anteil bei den jüngeren Mauern deutlich zunimmt. Die Werksteine sind am gesamten Baukomplex alle mit Buntsandstein ausgeführt.

1. Kirchhofmauer
Das früheste Bauteil (über dem Boden) stellt das unregelmäßige Stück Mauerwerk an der Nordwestecke von Bau I dar. Ein kurzes Stück Wandflucht, diagonal zu Bau I ausgerichtet, ist noch erhalten. Die Mauerstruktur der seitlichen Ausbruchsbereiche lässt eine entsprechende Ausrichtung erkennen. Es dürfte sich um einen Rest der Umfassungsmauer des um die Kirche gelegenen Kirchhofs handeln. Mit Bezug auf das heutige Geländeniveau im nördlichen Bereich, sowie auf den Ansatz der Eckquader von Bau I (siehe unten), besaß sie eine Höhe von etwa 3,5 m. In der Stärke maß sie rund 1 m. Im Lageplan zeichnet sich die unregelmäßig gerundete Fortsetzung des Mauerverlaufs nach Osten in den Grundstücksgrenzen noch ab.

2. Beinhaus (Ossuarium), inschriftlich 1487(i)
Innerhalb des Kirchhofs wurde Bau I auf rechteckiger, leicht parallelogrammförmig verzogener Grundfläche errichtet und mit seiner Nordwestecke auf die Umfassungsmauer gesetzt. Er entspricht in der Grundfläche dem gewölbten Raum.
Alle vier Ecken des Baukörpers besitzen einen Eckquaderverband, der jedoch jeweils unterschiedliche Merkmale aufweist. Die Quader der Südostecke haben eine grob diagonal scharrierte Oberfläche, auf denen eine jüngere Farbfassung liegt, bestehend aus einem vertikal durchlaufenden, 20 cm breiten hellroten Randstreifen mit dunkelrotem Begrenzungsstrich. Einige der Quader sind gestellt eingebaut, wovon derjenige auf Höhe der kleinen Öffnung ganz unten Teile einer Inschrift trägt. Er war Teil einer 26 cm starken Grabplatte, die einen leicht konisch geformten Umriss und eine Umschrift aus gotischen Majuskeln mit kleinen Kreuzchen in den Ecken besessen hat. Dem Schrifttyp zufolge ist sie dem späten 13. oder dem 14. Jahrhundert zuzuordnen. Die Lesung ist unsicher, doch könnten die Buchstaben der längeren Seite als „RUDIGE[R]“ gelesen werden und den Vornamen des Toten nennen (Pause in den Anlagen; beim Abnehmen des Putzes wurde das „E“ beschädigt). Da weitere Eckquader dieselbe Stärke von 26 cm aufweisen, könnten auch diese Teil der Grabplatte gewesen sein, deren Inschrift jedoch nicht auf den einsehbaren Seiten liegt.
Die Quader der Südostecke besitzen ähnliche Dimensionen, ebenfalls mit gestellten Formaten darunter, doch weisen sie keine Oberflächenbearbeitung auf. Stattdessen ist die Oberfläche recht rauh, sodass die Bearbeitungsspuren möglicherweise einer längeren Bewitterung zum Opfer gefallen sind. Innerhalb der Nordostecke finden sich Buckelquader und Quader, die entweder nur sehr grob behauen worden sind oder bei denen die Buckel später grob abgeschlagen wurden.
An der Nordwestecke setzt die Quaderung erst in größerer Höhe an, da diese hier auf die frühere Umfassungsmauer aufgesetzt worden ist.
Anfangs reichte der Baukörper nur bis zu einer Höhe von etwa 5 m (etwa 2/3 der Höhe der heutigen Obergeschossfenster; 1,75 m über RFB Obergeschoss), wo an der südlichen äußeren Längswand eine auffällige Lage aus Backsteinen, und auf der Innenseite die Reste des zur Mauerkrone abgestrichenen Innenputzes verlaufen. Bis knapp zu dieser Höhe reichen die südöstlichen Eckquader, während der südwestliche Eckverband von einer späteren Fensteröffnung oben abgeschnitten wurde. Auf derselben Höhe verläuft auf der Nordseite ein Versatz, bei dem die nordöstlichen Eckquader enden.
In der südlichen Längswand befinden sich zwei hohe, einander gleichende Öffnungen, die unten bis zum bestehenden Platzniveau reichen und die Proportionen von Türöffnungen haben, die ein in gotischen Formen profiliertes Gewände mit rundbogigem Abschluss und Kielbogenaufsatz besitzen. Die Steinoberflächen, soweit noch im Original erhalten, tragen eine diagonal ausgerichtete Scharrierung. Die linke der beiden Öffnungen hat die Jahreszahl 1487 und im Bogenzwickel ein Steinmetzzeichen eingemeißelt. Oberhalb der Öffnungen sind Entlastungsbögen aus Backstein (4,5/14,4/-?- cm) gespannt, wovon der links durch den späteren Einbau einer Fensteröffnung gestört ist. In Höhe des Bogenansatzes, etwa in Höhe der Inschrift und in Höhe der heutigen Fensterbänke im Obergeschoss sind jeweils horizontale Lagen von Rüstlöchern zu finden, die mit Backsteinen zugesetzt sind. Der Innenraum ist nach oben mit einer Kreuzrippenwölbung abgeschlossen, die in zwei Jochen angelegt ist. Die Rippen besitzen starke, gekehlte Profile und sind auf konisch zulaufende Konsolen in einfacher Kelchform aufgesetzt, wobei an den beiden mittleren ein etwas aufwändigeres Profil ausgearbeitet ist. Während sich im Zentrum des westlichen Jochs die Rippen einfach durchkreuzen, ist im östlichen Joch ein runder Schlussstein eingefügt, der einen stark vereinfachten Flügel trägt, bei dem es sich um das Wappen der Üsenberger, der früheren Ortsherren, handelt. Vier verschiedene Steinmetzzeichen, von denen jeweils zwei spiegelbildlich zusammengehören, finden sich an vielen der Rippenstücke. Eines davon tritt 22 mal, das andere 7 mal auf. Ersteres ist dasselbe wie an der linken Wandöffnung außen unterhalb der Bauinschrift.
Im Inneren liegt das bestehende Bodenniveau um 1,20 m (westlich) bis 1,40 m (östlich) unter dem des heutigen Kirchplatzes. Die im Sockelbereich freiliegende Ostwand weist auf der Außenseite einen Fundamentversatz auf Höhe des Platzniveaus auf, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass beim Bau des Gebäudes auf dieses Niveau Bezug genommen wurde und der Platz sein Niveau seit der Bauzeit beibehalten hat.
Die beiden Öffnungen innerhalb der südlichen Längswand sind ins Mauerwerk sauber eingebunden und weitere Befunde zu früheren Wandöffnungen fehlen völlig, sodass diese als bauzeitlich betrachtet werden müssen. Stilistisch passen sie zur darin eingeschlagenen Jahreszahl 1487. Überdies ist die Diagonalscharrierung ihrer Gewände sowie der südöstlichen Eckquader typisch für das späte 15. und das frühe 16. Jahrhundert. Da zudem das Steinmetzzeichen auf einem der Portale mit denen der Gewölberippen übereinstimmt, kann auch das Gewölbe der Bauzeit zugeschrieben werden. Aufgrund der Höhenlage der Gewölbekonsolen ist daraus zu schließen, dass auch das tieferliegende Bodenniveau des Innenraums auf die Bauzeit zurückgeht; ursprünglich möglicherweise noch etwas tiefer als heute. Die Werksteinarbeiten sind insgesamt in wenig sorgfältiger Weise ausgearbeitet und gesetzt worden.
In dieser Form dürfte das Gebäude 1487 als Beinhaus (Ossuarium) errichtet worden sein. Diese Nutzung ist auch für spätere Zeiten urkundlich überliefert (vgl. Schriftverkehr 1811/12; StA Freiburg B 698/6-702; Abschrift M. Michels). So wie die ältere Grabplatte eingebaut worden ist, dürften auch die Buckelquader der Nordostecke aus einem anderen Gebäude wiederverwendet worden sein. Die nach Westen führende Türöffnung mit profiliertem Gewände könnte später eingesetzt worden sein, worauf deren abweichende Profilierung und die unregelmäßige Einbindung ins Mauerwerk deuten. Ob es sich bei einer oder bei beiden Öffnungen in der Südwand um Tür- oder Fensteröffnungen gehandelt hat, konnte nicht gesichert festgestellt werden.
Die Mauerkronen in Höhe der heutigen Obergeschossfenster lagen deutlich über dem Gewölbescheitel. Entweder war hier ein Luftraum zum Dach oder einem aufgesetzten Fachwerkstock belassen worden, oder es bestand ein weiteres Geschoss mit Kniestock, das in den Dachraum reichte. Alle genannten Möglichkeiten schließen aus, dass oberhalb des erdgeschossigen Raums ein Kapellenraum gelegen hat, wie dies bei zahlreichen Beinhäusern andernorts der Fall war.

3. Errichtung Bau II (Pfarrhaus), 16./ frühes 17. Jahrhundert
Im Laufe des 16. oder frühen 17. Jahrhunderts wurde Bau II in der Höhe zwei Vollgeschosse umfassend mit gemauerten Außenwänden, hölzernen Decken und Innenwänden und einer liegenden Dachkonstruktion errichtet. Aufgrund späterer Umbauten sind davon nur die Außenmauern erhalten geblieben. Gegenüber dem heutigen Bestand war das Gebäude anfangs in der Höhe um insgesamt etwa 60 cm niedriger, was auch die Geschossniveaus und damit verbunden die Höhenlage von Fenstern und Türen betrifft. An allen Teilen des Gebäudes konnten entsprechende Befunde festgestellt werden. Im Erdgeschoss ist der Wandputz auf der Innenseite der Westwand im unteren Bereich deutlich buckliger als im oberen Streifen. Im Obergeschoss konnte an der Nord- und der Südwand 60 cm unter der heutigen Decke die früher abschließende Putzkante nachgewiesen werden. Auf der westlichen Außenseite ist der frühere Außenputz mit Putzabstrich zur früheren Mauerkrone vom Obergeschoss von Bau I sichtbar. Bei entferntem Außenputz waren an beiden Giebelseiten und an der östlichen Traufwand der Verlauf der älteren, 60 cm tiefergelegenen Mauerkronen zu finden. Innerhalb der westlichen Traufwand und der nördlichen Giebelwand haben sich innerhalb späterer Anbauten gekehlte Fenstergewände erhalten, die gegenüber dem heutigen
Bodenniveau deutlich zu tief sitzen. Entsprechend waren bei entferntem Außenputz mehrere Mauerfugen als Ausbruchkante früherer Gewände und Reste von Entlastungsbögen nachweisbar. Im Südgiebel fanden sich im Obergeschoss in beiden Zwischenräumen der heutigen drei Fenster jeweils eine Fuge mit Bogenansatz, sodass nur zwei große Fensteröffnungen vorhanden waren. Im Nordgiebel liegt neben dem bestehenden Fenster seitlich nach Osten versetzt eine Fuge und der verbliebene Sohlbankstein unterhalb davon. An der östlichen Traufseite traten keine eindeutigen Befunde zutage. Im nördlichen Giebeldreieck sind die Fensteröffnungen teilweise erhalten geblieben, weshalb sie heute fast auf Bodenniveau sitzen. Sie besitzen unterschiedliche Formate und auf der Innenseite findet sich dazwischen der Abdruck einer Längswand, sodass zu vermuten ist, dass auch im Dachraum Räumlichkeiten untergebracht waren. Zudem zieht sich innerhalb des nördlichen Giebelmauerwerks
ein Kamin hoch. Auf der Innenseite beider Giebeldreiecke ist der Abdruck des früheren Dachwerks erkennbar, dessen Kehlbalkenlage etwa 40 cm tiefer als das bestehende gelegen hat. Im südlichen Giebeldreieck sind die Fenstergewände später hochgerückt worden und das Mauerwerk wurde über die Höhe des Spitzbodens neu aufgesetzt. Im Südgiebel waren im Erdgeschoss zu beiden Seiten der heutigen Eingangstür weitere Befunde von Wandöffnungen zu erkennen, die möglicherweise noch auf die Bauzeit zurückgehen, aber nicht eindeutig interpretiert werden konnten. Ein Teil der bauzeitlichen Fenstergewände und vermutlich auch Türgewände wurde beim später erfolgten Umbau wiederverwendet. Die südliche Giebelwand ließ man nicht an der südwestlichen Gebäudeecke enden, sondern führte sie gleich bis an Bau I heran, wobei der nach Norden sich stark aufweitende Zwischenraum zwischen Bau I und II zunächst noch offen belassen wurde, sodass sich im Obergeschoss ein Fenster dorthin öffnen konnte. Die an den übrigen Ecken vorhandenen
Eckquader waren nicht auf Sicht gearbeitet. An der nordöstlichen Ecke wurde ganz unten ein wiederverwendeter Buckelquader eingebaut. Innerhalb der westlichen Traufwand besteht ein weiterer Ausbruch im Mauerwerk mit starker Verrußung zwischen den Mauersteinen. Eine zugehörige bauliche Struktur war aufgrund der beschränkten Einsehbarkeit innerhalb des Ausbruchs und an der entsprechenden Innenwandfläche nicht zu erkennen. Da eine Kaminanlage an dieser Stelle innerhalb der bestehenden Grundrissteilung keinen Sinn ergeben würde, dürfte sie noch mit dem früheren Zustand des Gebäudes in Verbindung zu bringen sein.
Am Nordgiebel konnte innerhalb des späteren Vorbaus eine aufwändige farbige Außenfassung mit Fensterrahmungen und Eckquaderung in Höhe von Obergeschoss und Dach dokumentiert werden. Nach Westen bestand eine deutlich einfachere Farbgestaltung in Grau, wovon sich Reste um das erhaltene Fenster und entlang der Mauerkrone feststellen ließen. Den Architekturformen der Gewände und den Farbfassungen nach zu urteilen, wurde das Gebäude im fortgeschrittenen 16. oder frühen 17. Jahrhundert errichtet. Möglicherweise rührt davon noch das Türgewände auf der Nordseite mit der Jahreszahl 1617 und einem Wappen mit später abgemeißeltem Motiv, das die Bauzeit genauer datieren könnte, aber nicht nachgewiesen werden konnte. Demnach wurde innerhalb des Kirchhofs ein repräsentativ gestaltetes und ausgestattetes Gebäude errichtet. Eine naheliegende Nutzung wäre die eines Pfarrhauses, die es bis ins 19. Jahrhundert noch erfüllt hat.
Die Befunde am Nordgiebel lassen vermuten, dass zunächst dort die Vorderseite gelegen hatte. Wenn damals der Kirchhof noch belegt war, braucht dies auch nicht weiter zu verwundern.
[In etwa derselben Zeit dürfte auch Bau III knapp außerhalb der Kirchhofmauer errichtet worden sein, von dem sich nur die östliche Giebelwand mit profilierten und farbig gefassten Fenster- und Türöffnungen aus der Bauzeit erhalten hat, während der Rest in den 1980er Jahren ersetzt worden ist. Im 2. Obergeschoss liegen die vermauerten Gewände eines Doppelfensters und einer Türöffnung, deren genaue Funktion nicht geklärt werden konnte, mit umlaufender gedoppelter Putzritzung und mehrfach erneuerter, schmalerer Rahmung in Rottönen. Im 1. Obergeschoss liegt etwa mittig ein Sturzstein für ein kleineres Gewände in alter Lage. Der Wandputz wurde hier jedoch vollständig entfernt. Die großen Eckquader sind nicht auf Sicht gearbeitet. Auf der Rückseite war früher angeblich die Jahreszahl 1554 zu finden, die das Gebäude datieren könnte, die sich aber an Ort und Stelle anscheinend nicht erhalten hat (nach B. Jenisch, M. Michels: Endingen am Kaiserstuhl, Archäologischer Stadtkataster Bd. 19. 2002, S. 83).]

4. Anbau an die nördliche Giebelwand von Bau II, 1718 (i)
Vor den Nordgiebel von Bau II wurde im Jahr 1718, gemäß der in den Torbogen eingehauenen Jahreszahl, ein schmaler Anbau angefügt, der in die Flucht der westlichen Traufwand gerückt ist. Das Gebäude besteht aus einem gemauerten Unterbau und zwei Fachwerkgeschossen, wo ein beheizbarer Wohnraum im 1. Obergeschoss eingerichtet war. Im Unterbau öffnet sich ein rundbogiges Tor in einen Vorraum zum eigentlichen Kellerabgang. Das Gewände ist profiliert, ein vortretender Schlussstein ist bearbeitet, dessen Frontfläche grob abgemeißelt wurde, und seitlich dessen sich die erwähnte Jahreszahl befindet. Das Fachwerk weist neben einer Außenfassung – in Grau mit schwarzem Rand und Begleitstrich – mit seinen giebelseitigen Balkenköpfen eine kleine Besonderheit auf. Sie sind als kleine Rosetten geformt und mit roten Blütenblättern und schwarzer Mitte farblich gefasst worden.
Der Vorbau wurde vor dem Umbau an die Fassade von Bau II gesetzt, sodass sich hier Teile der früheren Befensterung und Außenfassung erhalten haben. Der massive Unterbau und das untere Fachwerkgeschoss waren ursprünglich offenbar zu einem hohen Raum zusammengefasst und das Obergeschoss hatte gegenüber Bau II ein etwas erhöhtes Bodenniveau. Von Osten führte eine erst später zugemauerte Türöffnung ins Obergeschoss, der sich keine weiteren eindeutigen Befunde zuordnen ließen, sodass deren genaue Funktion nicht geklärt werden konnte.
Anlass für die Errichtung des Vorbaus könnte ein problematischer Kellerabgang mit außenliegender
Treppe bzw. Falltür gewesen sein, sodass der Vorbau vornehmlich der Überdachung dieser Situation gedient hätte.

5. Umbau von Bau II, 18. Jahrhundert
Wohl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Bau II einem gründlichen Umbau unterzogen. Die gesamte hölzerne Innenkonstruktion aus Deckenlagen und Innenwänden sowie das Dachwerk wurden entfernt und neu eingebaut, nun jedoch etwa 60 cm höher als zuvor, wofür auch die Mauerkronen um dieses Maß erhöht wurden. Es erfolgte eine Umorientierung des Gebäudes, dessen Hauptzugang nun von Süden, von der Kirche her, erfolgte, wobei der Kellerzugang im Norden bestehen blieb. Die Grundrissgliederung in Erd- und Obergeschoss setzte sich aus einem geräumigen Gang entlang der westlichen und einer Raumfolge entlang der östlichen Längsseite zusammen, wobei im Obergeschoss der südliche Teil des Flurs als Raum abgetrennt wurde. Im Erdgeschoss wurde die Raumeinteilung später mehrfach leicht verändert. Zahlreiche Stuckdecken zeigen an, dass in beiden Geschossen gut ausgestattete Wohnräume untergebracht waren.
Innerhalb der liegenden Dachkonstruktion grenzten zwei querlaufende Trennwände drei Räumlichkeiten voneinander ab. Der Keller erhielt ein hohes Tonnengewölbe. Eine schmale Innentreppe führte seitlich des Kellerhalses ins Erdgeschoss, wo heute ein jüngerer Toiletteneinbau liegt. Der obergeschossige Raum im nördlichen Vorbau behielt sein Bodenniveau bei. Eine Reihe von älteren Fenster- und Türgewänden, die wohl zum größten Teil vom Gebäude selber stammen, fanden eine neue Verwendung: Die Fenster innerhalb des südlichen Giebeldreiecks, das obergeschossige Fenster auf der Nordseite, der Zugang von Norden innerhalb des Vorbaus, bei dem vermutlich die Seitenteile gekürzt worden sind sowie die Haupteingangstür im Südgiebel.
Der Umbau geschah vermutlich 1759 durch Johann Baptist Häringer (nach H. Brommer: Bau und Kunst. In: B. Oeschger (Hg.): Endingen am Kaiserstuhl – die Geschichte der Stadt. Endingen 1988, S. 394-468, hier S. 405). Als Anlass können mehrere Faktoren angeführt werden: der Keller wurde mit einem Tonnengewölbe versehen, dessen Scheitel über das frühere Erdgeschossniveau reicht; das Gebäude wurde umorientiert, Zugang und Haupträume auf die Südseite verlegt; bezogen auf die höhere Lage des Kirchhofs wurde mit dem Hochsetzen wiederum ein – einem Repräsentationsbau angemessenes – Hochparterre geschaffen. Wenn auch keiner der angeführten Faktoren den Anlass für einen derart durchgreifenden Umbau geboten haben dürfte, so doch möglicherweise alle zusammengenommen. Ein Gebäudebrand kann ausgeschlossen werden, da sich weder innerhalb des Gebäudes Spuren dafür finden lassen, und auch der Vorbau sicherlich dem Brand zum Opfer gefallen wäre.

6. Aufstockung und Erweiterung von Bau I, 18./ frühes 19. Jahrhundert
Dem zuvor nur mit einem Kniestock versehenen Gebäude wurde im Laufe des 18. oder frühen 19. Jahrhunderts ein vollständiges Obergeschoss aufgesetzt. Dafür wurden die Außenwände erhöht und Fensteröffnungen eingebrochen, ein neues Dachwerk aufgesetzt und dabei die Zwischenräume zu den angrenzenden Nachbargebäuden Bau II und III einbezogen, wofür jeweils das Giebelmauerwerk ab der Höhe des Obergeschosses entfernt werden musste. Im Inneren wurde eine Binnengliederung angelegt, bestehend aus einem Flur entlang der nördlichen und einer Raumfolge entlang der südlichen Traufseite. Lediglich die Raumfolge wurde mit einem Blindboden in der Decke ausgestattet, was als Hinweis auf eine Nutzung als Wohnräume gewertet werden kann. Im Erdgeschoss wurden zwischen Bau I und III zwei nebeneinanderliegende rundbogige Öffnungen vorgesehen, deren Zwischenpfeiler so beschaffen sind, dass sie ursprünglich vermutlich nicht zum Verschließen vorgesehen waren. Spätestens bei dieser Baumaßnahme wurde die Kirchhofmauer in diesem Bereich entfernt. Möglicherweise wurde in diesem Zusammenhang auch das in Bau I führende Türgewände eingesetzt. Für einen später hier angelegten Treppenaufgang wurde der nördliche der beiden Unterzüge durchtrennt.
Möglicherweise erfolgte der Umbau in der Zeit um 1812, zumindest liegt dazu ein Schriftwechsel zur Einrichtung von Wohnräumen für zwei Vicare und einen Mesmer vor, bei dem die Baumaßnahme jedoch nicht deutlich beschrieben wird (Schriftverkehr 1811/12; StA Freiburg B 698/6-702; Abschrift M. Michels). Später lag im Obergeschoss offenbar nur noch die Wohnung des Mesmers (nach B. Jenisch, M. Michels: Endingen am Kaiserstuhl, Archäologischer Stadtkataster Bd. 19. 2002, S. 85).
[Nördlich von Bau I erfolgte zu unbekannter Zeit der Anbau von Wohnräumen, die von Bau II aus zugänglich waren. Ihr Abriss liegt jedoch schon einige Zeit zurück, sodass nur noch die Abdrücke in Putzen und Farbfassungen usw. an der Nordwand von Bau I sich abzeichneten.
An dieser Stelle wurde nun ein Anbau errichtet.]

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