Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Alte Aula

ID: 341213349485  /  Datum: 07.09.2005
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Münzgasse
Hausnummer: 30
Postleitzahl: 72070
Stadt-Teilort: Tübingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Tübingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8416041017
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Universität

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Baugeschichte des Gebäudes Münzgasse 30, der Alten Aula, hängt unmittelbar mit der Universitätsgründung im Oktober 1477 zusammen.
Das Gebäude trug im Laufe der Zeit verschiedene Namen: Ursprünglich als Teil der Lectorien erbaut, in andere Quellen auch als Curia und synonym mit dem benachbarten Haus Münzgasse 22 als Collegium bezeichnet, findet sich nach dem Brand des Gebäudes 1534 und Neubau 1547 die Bezeichnung Sapienz oder Universitätshaus. Zuweilen wurde das Haus auch nach dem großen Saal im EG als Aula Nova bezeichnet. Nach dem Neubau der Aula in der Wilhelmstraße 1841-45 wurde allgemein die Bezeichnung Alte Aula üblich.
Die Benennung des Gebäudes ist allerdings tückischer, als auf den ersten Blick erscheint, denn der heutige Bau gründet auf zwei verschiedenen Vorgängerbauten. Südlich der Clinikumsgasse war dies die 1533 neu erbaute Sapienz, nördlich dieser Gasse der aus dem Jahr 1477 stammende Lektorienbau (Münzgasse 24-30). Beide Gebäude brannten am 16. Januar 1534 ab, die Sapienz vollständig, vom Lektorienbau wohl nur der östliche Teil. Der Name Sapienz wurde in der Folge gelegentlich auch noch für den Nachfolgerbau von 1547 verwendet, später setzte sich aber die Bezeichnung Universitätshaus durch.
Die Gründungsbauten der Universität konzentrierten sich in einem engen Bereich neben und unterhalb der Stiftskirche St. Georg. Der Bereich neben der Stiftskirche in der Münzgasse war schon vor der Universitätsgründung dicht bebaut. So stand an der Stelle des Collegiumsgebäudes (Münzgasse 22) der Bebenhäuser Pfleghof ( Haller, Johannes: Die Anfänge der Universität Tübingen 1477 – 1537. Stuttgart 1929, 2 Bände. Hier: Bd.1, S.41), dessen Keller in den Neubau übernommen wurde. Auch für den Bereich der Gebäude Münzgasse 24-28 und 30 ist eine ältere Bebauung zu vermuten, konnte jedoch im Rahmen der Bauuntersuchung nicht mehr nachgewiesen werden. Der Bereich unterhalb der Stiftskirche, also die Untere Neckarhalde kam erst um 1450 zum Stadtgebiet hinzu, indem nach der Anlegung des Mühlgrabens die Stadtmauer bis an den Neckar hinunter verlegt wurde (Haller 1, S.38). Die vorherige Stadtmauer müsste in etwa im Bereich der Clinikumsgasse zu suchen sein, konnte jedoch im Zuge der Bauuntersuchung nicht nachgewiesen werden. Es ist also davon auszugehen, dass der Bereich, in dem 1477 die Burse erbaut wurde, zuvor nicht bebaut war. Die Quellen (Haller 1, S.43) nennen ausdrücklich auch Gärten, die zum Grundstück der Burse gehörten.
Der Lektorienbau wurde 1477 gleichzeitig mit dem Collegium erbaut. Er schloss rechtwinklig an die Südostseite des Collegiums an. Der Baukörper war etwa 45 m lang und 9,60m breit, er reichte bis zum östlichen Abschluss der heutigen Alten Aula. Zur Münzgasse hin bildeten das Collegium und die Lektorien einen Hof, der vermutlich durch eine Mauer von der Münzgasse getrennt war.
Das Untergeschoss war auf etwa 28 m längs geteilt in einen nördlichen Gewölbekeller und einen südlichen Vorkeller, der von der Clinikumsgasse aus ebenerdig erschlossen war. Der Gewölbekeller hatte darüber hinaus noch zwei Kellerabgänge vom nördlichen Hof her. Darüber folgte ein massives Erdgeschoss und 2 Fachwerkgeschosse sowie ein dreigeschossiges traufständiges Satteldach. Diese Struktur ist im Gebäudekomplex Münzgasse 24-28 substanziell noch vorhanden. Für den beim Brand zerstörten östlichen Teil des Gebäudes ist mit einem analogen Baukörper zu rechnen. Zumindest belegt das Fachwerk der Nordwand von Münzgasse 26, dass das Gebäude ursprünglich länger war und erst im 16. Jahrhundert verkürzt und mit einem neuen Ostgiebel versehen wurde. Im östlichen Drittel, das heute unter der Alten Aula liegt, war das Gebäude zweigeschossig unterkellert. Vermutlich war dies eine Anpassung an das nach Osten leicht abfallende Geländeniveau. Zumindest können andere Ursachen heute aus den noch erhaltenen Kellerfragmenten nicht mehr abgelesen werden. In der Nordostecke des 1. Untergeschosses befand sich ein Tresorgewölbe. Vermutlich diente es ursprünglich zur Verwahrung der Universitätseinkünfte.
Über den Sapienzbau von 1533 ist fast nichts bekannt. Er hatte jedenfalls einen großen Saal, in dem seitens adliger Studenten Tanzveranstaltungen gehalten wurden. Auch wurde der repräsentative Teil der Universitätsverwaltung – die Fakultäten und das Konsistorium - offenbar in das neue Gebäude verlegt. Vermutlich waren auch die Bibliothek und weitere Hörsäle im Gebäude untergebracht.
Im Lektoriengebäude war dagegen nur die Wirtschaftsverwaltung übriggeblieben. Es sollte nach 1533 umgebaut werden.
Durch den Brand wurden 1534 der Sapienzbau vollständig zerstört, lediglich ein kleiner Keller und möglicherweise Teile der Sockelmauer an der Bursagasse blieben verschont. Von den Lektorien war das östliche Drittel abgebrannt, der Keller darunter mitsamt der Tresorkammer stand aber wohl noch. Am übrigen Lektoriengebäude war vermutlich zu Brandbekämpfung der Dachstuhl abgeschlagen worden. Auch die Burse soll durch den Brand etwas beschädigt worden sein. (Haller 1, S. 331).

Bauphase 1477:

Im heutigen Bau der Alten Aula haben sich vom Lektoriengebäude im 1. und 2. UG die Nordwand erhalten, dazu im Raum U2.02 zum Teil die Ostwand. Darüber hinaus konnten im nördlichen 2. UG noch Fundamentstreifen unter den Aussenwänden dem Vorgängerbau zugeordnet werden, und zwar im Raum U2.02 die Nordostecke mit Mauerwerksverband, im Raum U2.03 die Südostecke mit Mauerwerksverband, im Raum U2.01 die Nordwestecke mit Mauerwerksverband und im selben Raum die Südwestecke, allerdings ohne Mauerwerksverband. Hier stammt nur das Fundament der Südwand vom Vorgängerbau, an die die Westwand von 1547 stumpf anstößt.
Des weiteren hat sich vom Lektoriengebäude ziemlich gesichert die Tresorkammer mit den eisenbeschlagenen Türen erhalten. Dies ist um so erstaunlicher, da der eingewölbte Raum beim Neubau 1547 mit einer neuen Südwand und Westwand im darunter liegenden Stockwerk unterfangen wurde, was aufwendige Abspriesungen voraussetzte.


Neubau des Universitätshauses im Jahr 1547:

In der älteren Literatur war als Baudatum des Universitätshauses stets das Jahr 1547 genannt worden. Als Quelle wurde dabei auf eine Inschrift am Gebäude verwiesen, die heute nicht mehr vorhanden ist. Dieses Datum konnte durch die dendrochronologische Untersuchung bestätigt werden. Zwar liegen die ermittelten Fälldaten ein bis zwei Jahre früher, was jedoch durch die Verwendung von Floßholz bedingt ist. Ein archivalischer Hinweis belegt die Schlussabrechnung im Jahr 1550, so dass bis zu diesem Zeitpunkt auch der Innenausbau abgeschlossen gewesen sein dürfte. Es ist somit von einer Bautätigkeit in den Jahren zwischen 1546 und 1550 auszugehen. Als Baudatum kann damit weiterhin das überlieferte Jahr 1547 firmieren.

Der Bau von 1547 nahm die heutige Grundfläche von ca. 25,5 auf 15,5 m ein. Durch die Lage quer zum Berghang erhielt das Gebäude drei Untergeschosse, ein Erdgeschoss und ein Obergeschoss mit darüber liegendem, viergeschossigem Satteldach. Dieses Dach, das 1777 durch ein Mansardwalmdach ersetzt wurde, ist auf alten Stadtansichten und einer Zeichnung der Nordfassade aus dem Jahr 1776 überliefert. Durch die Hanglage besitzt das 3. UG nicht die volle Geschossfläche, sondern umfasst nur den Bereich südlich der Clinikumsgasse. Im 2. UG durchschneidet die offene Durchfahrt dieser Gasse das Gebäude in einen nördlichen und einen südlichen Teil.

Die Außenwände der beiden untersten Geschosse bestehen vollständig aus Mauerwerk, im 1. UG sind noch die Außenwände der beiden nördlichen Querzonen gemauert, im EG sind es schließlich nur noch die der nördlichsten Querzone. Diese Bauweise wurde gewählt, damit die darüber liegenden Fachwerkteile trotz der Hanglage jeweils einen geschosshohen Mauersockel erhalten. Durch die Vorkragungen der Fachwerkwände um ca. 24 cm pro Stockwerk, die im Süden bereits über dem 1. UG, im Norden jedoch erst im 1. OG vorhanden sind, verspringt der gemauerte Unterteil zweimal um ebenfalls ca. 24 cm in der Breite. Dies ist deutlich am Grundriss des 2. UG zu sehen.

Das Mauerwerk von 1547 besteht aus Bruchsteinen und war ursprünglich wohl verputzt. Für die Quaderungen der Ecken und Rücksprünge sowie die Werksteingewände der Tore und Fensteröffnungen wurde ein körniger, beige-gelber Sandstein verwendet. Die Werksteine zeigen eine für die Bauphase 1547 charakteristische Steinbearbeitung mit einem breiten, scharrierten Randschlag und einem gestockten Spiegel. Die älteren Werksteine der Bauphase 1477 unterscheiden sich davon durch ihre glatten Steinoberflächen, die Werksteine von 1777 durch den verwendeten grünlichen Schilfsandstein und eine flächige Scharrierung.

Das Fachwerkgerüst von 1547 ist heute nur noch im Gebäudeinneren sichtbar. Es handelt sich dabei um die mächtigen Freiständer in den drei Untergeschossen und im EG. Sie sitzen an den Kreuzungspunkten der Längs- und Querunterzüge und gliedern das Gebäude in fünf Quer- und drei Längszonen. In den gleichen Fluchten saßen in den Fassaden Bundständer zwischen Schwelle und Rähm. Vom 1. UG bis zum 1. OG sind die Bundständer der Außenwände noch größtenteils erhalten und meist daran erkennbar, dass sie im oberen Bereich vor die Wandflucht vorspringen, durch eine Kopfstrebe ausgesteift sind oder in einer Raumecke durch eine schräge Putzfläche verdeckt werden. Auch im Bereich der Innenwände des 1. OG sind noch einige der Bundständer vorhanden.

Die Abbundzählung von 1547 lässt sich noch heute an den Kopfstreben der Freiständer ablesen. Sie läuft von Norden nach Süden und von Westen nach Osten. Die Querbinder wurden mit quadratischen oder dreieckigen Hieben gezählt, die Bauteile mit römischen Zahlen nummeriert. Aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnung der Mauerwerksbereiche sind in jedem Geschoss unterschiedlich viele Fachwerkquerbinder vorhanden, die Binderzählung von Norden her bringt also mit sich, dass der Binder 1 jeweils in einer anderen Ebene liegt.

Die Fassaden von 1547 waren fachwerksichtig und besaßen eine ockergelbe Außenfassung. Den ungestörten Zustand des 16. Jh. zeigt noch die Zeichnung der Nordfassade aus dem Jahr vor dem barocken Umbau: Zwischen den Bundständern sitzt jeweils mittige ein Wandständer. Die Wandfelder sind zweifach verriegelt, die Bundständer sind mit Kopfwinkelhölzern und hohen Fußstreben, die Wandständer mit kurzen Fußstreben ausgesteift. Sondagen belegen, dass auch die Innenwände zwei Riegelreihen besaßen. Sie sind ebenso wie die mittigen Wandständer noch teilweise erhalten.

Die Geschossvorkragungen werden von profilierten Rähmhölzern vermittelt. Die Profile aus zwei Kehlen mit einem dazwischen liegenden Rundstab sind noch heute an den Fassaden sichtbar. Für die Vorkragungen der Südfassade wurde ein Stichgebälk zur Querbalkenlage eingebaut. Dieses Stichgebälk spannt über eine gesamte Querzone und besitzt lange Gratstichbalken. Dies ist eine für die Bauzeit Mitte des 16. Jh. typische Konstruktion.

Die Nordfassade war schon 1547 als repräsentative Eingangsfront gestaltet. Im gemauerten EG saß hier mittig ein rundbogiges Portal mit einer Werksteinrahmung in den Formen der frühen Renaissance mit Säulen auf Postamenten, Medaillons und abschließendem Gebälk. Ähnliche Formen zeigen etwa das innere Portal am Tübinger Schloss von 1538 oder das etwas spätere Portal der Schlosskirche in Stuttgart aus der Zeit um 1560. Daneben tauchen ein Oberlicht mit einem Kielbogen und Vorhangbogenfenster auf, beides Formen die neben dem Renaissanceportal etwas anachronistisch wirken, und der Spätgotik bzw. dem Übergangsstil zwischen Gotik und Renaissance zuzurechnen sind.

An der Westfassade hat sich ein vermauertes, stichbogiges Kellertor von 1547 erhalten. Es handelt sich vermutlich um den ehemaligen Außenzugang zum 1. UG aus dem Bauwich zum westlichen Nachbargebäude. Dass dieses 1547 nicht wie heute bis an das Universitätshaus heranreichte, belegen die westliche Vorkragung des 1. OG ebenso wie die älteren Stadtansichten und die Zeichnung von 1776, die alle ein freistehendes Gebäude zeigen. Am Werksteingewände haben sich hier die Reste einer ockergelben Farbfassung mit weißen Fugenstrichen von 1547 erhalten.

Alle Untergeschosse und das EG besaßen somit 1547 eine separate Außenerschließung.

Über die Raumgliederung und Nutzung im ersten Bauzustand lassen sich folgende Aussagen treffen:

Das 3. UG und der südliche Teil des 2. UG bestanden jeweils aus einem großen, ungeteilten Raum mit vier Freiständern. Den Zugang zum 3. UG ermöglichte ein stichbogiges Tor in der Ostfassade, das 2. UG war durch ein ebenfalls stichbogiges Tor von der Clinikumsgasse aus zugänglich. Gegenüberliegend befand sich der Zugang zum nördlichen Bereich des 2. UG, der einen großen gewölbten Raum beherbergte, von dem in der Nordost-Ecke ein kleinerer, ebenfalls gewölbter Raum mit Torverschluss abgeteilt war. Über diesem Raum lag im 1. UG der feuersichere, ältere Tresorraum. Im steinernen Bereich der Untergeschosse befand sich bis 1819 die Bibliothek der Universität Tübingen.

Westlich neben dem Tresorraum befand sich im 1. UG ein weiterer Raum mit steinernen Umfassungswänden, südlich davon waren zwei Säle vorhanden, die sich jeweils über zwei Querzonen erstreckten und durch eine Querwand in der Bundebene C voneinander geschieden. Der südliche Saal war von Anfang an mit einer Täferdecke geplant, worauf die ungefassten Deckenbalken und roh belassenen Bodenbretter hinweisen. Der nördliche Raum sollte dagegen zunächst eine ockergelbe Begleiterfassung an den Wänden und der Balkendecke erhalten. Sie wurde jedoch an der Decke nur als Rohfassung ohne sorgfältige Endbearbeitung angelegt, d.h. auch dieser Raum dürfte seine Täferdecke nach einem Planwechsel bereits im ersten Ausbauzustand kurz nach 1547 erhalten haben.

Der Hauptsaal des Universitätshauses befand sich im EG. Er nahm mit Ausnahme eines abgeteilten Raumes in der Nordwest-Ecke die gesamte Geschossfläche ein. Dies belegt die Abbundzählung an den Kopfstreben, die am östlichen Längsbinder nördlich von Querbundebene E beginnt, am westlichen Längsbinder dagegen um eine Ziffer versetzt erst südlich dieser Bundeben. Der Eckraum war durch eine eigene Tür an der Nordfassade erschlossen. Seine Funktion ist unbekannt. Der EG-Saal diente 1547 als Vorlesungssaal der Theologen und wohl auch als Festraum für die Universitätsfeierlichkeiten. Er besaß eine Ausstattung mit Wand- und Deckentäfer, wobei nur der Deckentäfer aus der Bauphase 1547 erhalten blieb. Die Befensterung lag damals nochmals höher als heute. Durch die Holznagellöcher für die Brust- und Sturzriegel der Fenster und das tieferliegende Fußbodenniveau lässt sich eine ca. 200 cm hohe Brüstungshöhe sowie eine Fensterhöhe von 110 cm rekonstruieren. Die hohe Lage ermöglichte eine gute Belichtung, einen Schutz vor Zugluft im unteren Raumteil sowie das Aufstellen von Gestühl oder Bänken entlang der Außenwände.

Die Treppe führte aus dem Saal heraus in der westlichen Längszone zwischen Bund C und D ins 1. OG. Auf diese Lage deutet die Grundrissauslegung des Obergeschosses hin: In der Nordwest-Ecke lag dort eine Bohlenstube, die durch Bohlennuten in den Bundständern und den Fenstererker auf der Zeichnung des Nordgiebels belegt ist. Sie nahm die Fläche einer Querzone ein. Nach Süden besaß sie eine Feuerungswand aus Fachwerk mit Bruchsteinausfachungen. Der südlich angrenzende Raum, der ebenfalls die Breite einer Querzone besaß, dürfte damit als Küche gedient haben. Durch Sondagen wurden zwei Türen in diesen Bereich festgestellt, möglicherweise ist dies ein Hinweis auf eine weitere Unterteilung und die Nutzung als Küche und Speisekammer oder Abort zu sehen. Die mittlere Längszone war von der Nordfassade ab bis zum Querbinder C als Längsflur angelegt, vermutlich mit einer durchlaufenden Wand in der Flucht des östlichen Längsbinders. Zu Raum 1.02 hin ist die Fachwerkwand von 1547 erhalten. Im Bereich von Raum 1.03 und 1.04 spricht eine jüngere, aus der Längsbundebene nach Westen versetzte Wand und die Unterstützung des Längsbinders mit einer ebenfalls jüngeren, gusseisernen Säule dafür, dass die bauzeitliche Wand hier durchlief. Auch die Befunde an den Decken von Raum 1.01 und 1.05 belegen den breiten Mittelflur. Ob der Bereich der östlichen Längszone durch Querwände in zwei oder drei Zimmer unterteilt war, konnte bislang nicht geklärt werden.

In der Südost-Ecke des 1. OG befand sich ein zwei Längs- und zwei Querzonen umfassender Saal, dem in der westlichen Längszone ein gleichlanges Nebenzimmer beigeordnet war.

Das Dach von 1547 diente als Fruchtlager, worauf die stichbogigen Ladeluken und die mit Holzgittern versehenen kleinen Fensterchen auf der Zeichnung der Nordfassade von 1776 hindeuten. Das Dachwerk war als liegender Stuhl abgezimmert, was die wiederverwendeten Stuhlstreben beim Neubau des Mansardwalmdachs 1777 belegen.

Vom Ausbau des Universitätshauses von 1547 sind lediglich die Täferdecken im 1. UG und im EG erhalten geblieben. Sie bestehen aus 3 cm starken Nadelholzbrettern, auf die Profilleisten mit Karnies und Rundstäben aufgenagelt wurden und unterscheiden sich durch die Profile. Die Decke im EG konnte durch die dendrochronologische Untersuchung der Bauphase 1547 zugeordnet werden.
Eine Besonderheit ist es, dass die Balkenkopffelder unter den Täferdecken eine einfache Rohfassung aus einer weißen Tünche und einem schwarzen Randstrich zeigen, obwohl sie nach Montage der Decke unsichtbar waren.

Mit Ausnahme dieser Rohfassungen konnten keine weiteren Hinweise auf Farbfassungen beobachtet werden. Vielmehr sprechen die Befunde für eine Vertäferung der Haupträume im Zustand von 1547.



Bauphase 1777:

Zum 300-jähringen Universitätsjubiläum ließ Herzog Carl Eugen das Gebäude im barocken Stil modernisieren. Als Baumeister der Maßnahme gilt Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer, ein illegitimer Sohn des Herzogs (Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg Bd. II, München 1997). Durch den Umbau veränderte sich vor allem die Außenerscheinung: Statt des Satteldachs wurde ein neues Mansardwalmdach errichtet, die nördliche Eingangsfassade wurde symmetrisch mit Mittelrisalit und Dreiecksgiebel, Band-rustika, Mittelportal und Altan gestaltet. Die übrigen Fassaden erhielten im Bereich des Fachwerks eine regelmäßige Reihe und in Achsen übereinander liegende hochrechteckiger Fensteröffnungen. Alles sichtbare Fachwerk verschwand hinter einem Putz, der eine Werkstein imitierende Bemalung oder Stuckierung mit Fensterschürzen und -bekrönungen erhielt.

Das Mansardwalmdach war zunächst nicht ausgebaut, sondern diente wie schon das Dach von 1547 als Fruchtboden. Dies ist an den kleinen, mit Fensterläden geschlossenen Gaupen der Vignette von 1822 ablesbar und wird in der zugehörigen Publikation auch so benannt. Für die Wahl der Dachform waren also keine funktionale sondern ästhetische Gründe ausschlaggebend. Eventuell dachte man aber auch damals schon an einen späteren Ausbau des Mansardgeschosses.

Im Inneren veränderte vor allem der Einbau des barocken Treppenhauses in der Nordwest-Ecke das Erscheinungsbild. Es führt vom EG bis hinauf ins 1. DG und besitzt eine repräsentative Gestaltung mit Balustergeländern und profilierten Wangenhölzern. Diesem Umbau fiel die kleine Bohlenstube des 16. Jh. (Pedellenstube)zum Opfer. Die übrigen Grundrissauslegungen blieben jedoch weitgehend unverändert. Zusätzliche massive Wände zur Abtrennung kleinerer Räume waren im 3. und 2. UG bereits in der Zeit zwischen 1547 und 1777 hinzugekommen.

Vom übrigen barocken Ausbau sind lediglich vier Fenster, drei Türen, ein zweitverwendetes Türblatt und der breite, kräftig profilierte Deckenstuck im ehemaligen Senatssaal im Bereich der Räume 1.06 bis 1.08 erhalten geblieben.
Die Fenster sind vierflüglige Kreuzstockfenster mit verzierten, plastisch getriebenen Winkelbändern. Sie blieben im EG im Bereich des heutigen Treppenhauses (Raum 0.01, Wand 1) und im 1. OG im Bereich der vermuteten Renaissancetreppe (Raum 1.11, Wand 4) erhalten. Bei den Türen handelt es sich um die zweiflüglige Eingangstür ins EG, das Tor von der Clinikumsgassen-Durchfahrt in den südlichen Teil des 2. UG und die Fenstertür zum Altan im 1. OG. Ein weiteres – zweitverwendetes - Türblatt dient heute als Verschluss eines Wandschranks in Raum 0.02 (Wand 3).

Die Nutzung des Gebäudes hatte sich mit dem Umbau von 1777 wohl nur unwesentlich verändert. Sattler berichtet im Jahr 1784, dass dort “alle solenne Aktus“ [Feierlichkeiten] und die Senate gehalten werden”. Der als Aula Nova bezeichnete EG-Saal diene im Sommer als theologischer Hörsaal. Darunter befände sich der medizinische Hörsaal und die Bibliothek.

Im 1. OG lag neben dem Senatssaal eine Nebenstube, auch Juristenstube genannt. Es handelt sich dabei um den Bereich der Räume 1.09 und 1.10, wo noch 1822 “die Bildnisse verstorbener Professoren von den ältesten Zeiten her” aufbewahrt wurden. Weiterhin gab es eine Registraturkammer neben dem Senatssaal, eine Pedellenstube, eine zweite Registraturkammer neben der Pedellenstube sowie eine Küche.



Umbauten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert:

Das 19. Jh. brachte durch den Auszug der Bibliothek im Jahr 1819 und den Bau der Neuen Aula in der Wilhelmstraße in den Jahren 1841 - 1845 eine umfassende Nutzungsänderung für das Gebäude mit sich. Es wurde fortan zur “Alten Aula” und beherbergte naturwissenschaftliche Sammlungen und geisteswissenschaftliche Institute.

Leider stammen die Altpläne mit Ausnahme von vier Plänen zum 1. UG erst aus der zweiten Hälfte des 19. Jh., doch lassen sich auch an der Bausubstanz einige Veränderungen ablesen.

Der Einbau eines Hängewerks im 2. DG zur Verstärkung der Dachkonstruktion konnte dendrochronologisch auf das Jahr 1845/46 (d) datiert werden - hier fanden also direkt im Anschluß an die Fertigstellung der Neuen Aula Baumaßnahmen statt. Im 1. DG befand sich noch bis zum Beginn des 20. Jh. neben dem Treppenhaus und einem Zimmer für den Kustos in der Nordost-Ecke ein großer Saal, der nur durch kurze Wandscheiben an den Stuhlständern in vier Raumeinheiten gegliedert wurde. Hier war die Vergleichende Anatomische Sammlung untergebracht. Erst in der Zeit um 1903 zogen hier Institute ein, wofür die bestehende Wände mit Ausnahme der jüngeren Trennwand zwischen Raum 2.07 und 2.08 und vier zusätzliche Gaupen eingebaut wurden.

Im 1. OG konnte der ehemalige Senatssaal als Hörsaal genutzt werden. Das Nebenzimmer diente als Professorenzimmer und wurde zunächst nur durch eine Leichtbauwand unterteilt, die zu Beginn den 20. Jh. etwas nach Norden versetzt wurde. Durch Verschieben der östlichen Flurwand wurde neben dem Hörsaal ein zweiter großer Raum im Bereich der heutigen Räume 1.03 und 1.04 mit einer gusseisernen Säule zur Unterstützung des Längsbinders. Auch der Querausläufer des Flures im Bereich von Raum 1.11 wurde durch eine Wand abgeteilt. Er diente als Nebenraum für die Aufbewahrung der Präparate der Zoologischen Sammlung, was wohl der Grund dafür ist, dass hier die barocken Fenster erhalten blieben, während die übrigen Räume des gesamten Gebäudes neue Fenster mit einer Kombination aus Baskül- und Espagnolettgetriebe erhielten. An den neuen Wänden des 19. Jh. finden sich Türen, die mit ihren kleeblattförmigen Schippenbändern und ihren kartuschenförmigen Kassettenfeldern auf den ersten Blick aus dem 18. Jh. zu stammen scheinen. Es handelt sich jedoch um Türen des 19. Jh., die sich dem barocken Erscheinungsbild der Nordfassade und des Treppenhauses anpassen. Sie finden sich nicht nur an den neu eingebauten Wänden, sondern an fast allen Türen vom OG-Flur zu den angrenzenden Räumen und auch im EG. Auch die Decke im Flur des 1. OG stammt vermutlich aus dieser Zeitstellung. Die Flurdecke im 1. OG besaß außerdem einen umlaufenden Konsolenfries, von dem heute nur noch die Eckkonsolen und Abarbeitungsspuren der fehlenden Teile vorhanden sind.
Im Erdgeschoss waren im 19. Jh. zunächst nur das Treppenhaus und der nordöstliche Eckraum als Dienerzimmer vom großen Saal der ehemaligen Aula abgetrennt. Dort war die Zoologische Sammlung untergebracht. Erst 1905 nutzte man den Raum als großen Hörsaal und trennte durch eine Wand in der Bundebene D einen Vorraum und ein Professorenzimmer ab. Hier passte man sich ebenfalls mit den Ausbauteilen an die ältere Substanz an. Dies gilt für die Lamberie im Hörsaal ebenso wie für die Zugangstüren. Für die Fenstertür zwischen dem neuen Vorraum (Raum 0.03) und dem Professorenzimmer (Raum 0.04) ist die Entwurfszeichnung in den Altplänen erhalten.

Im 1. UG wurde nach 1843 die Querwand in Bundebene C zugunsten eines größeren Saales abgebrochen und eine neue Wand in Bundebene D errichtet. Hier war, wie auch im 2. und 3. UG, die Mineralogische Sammlung aufgestellt. Die beiden untersten Geschosse erhielten im 19. Jh. neue und größere Fensteröffnungen. Dabei wurden vertikale Streifen vom Außenniveau bis zur Vorkragung unter dem 1. UG ausgebrochen und neue Brüstungsfelder unter Verwendung von Gewändesteinen aus der Bauphase 1547 aufgemauert. Die Werksteingewände dieser Öffnungen unterscheiden sich durch ihr Material und den fehlenden Ladenfalz von den 1777 eingebauten Gewänden im nördlichen EG (Raum 0.01 und 0.02) und werden deshalb dem 19. Jh. zugewiesen. Auf ihnen sind Reste einer gemalte Bandrustika erhalten, die eine Anpassung an die barocke Farbfassung darstellt. Diese Fassung ist auf einem historischen Foto aus der Zeit um 1900 noch zu sehen ist. Es kann allerdings nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die Öffnungen doch schon im 18. Jh. vergrößert wurden.

Im 3. UG war im Bereich der schon im 18. Jh. abgeteilten Remise durch eine Querwand ein kleiner heizbarer Raum U3.03 mit einer Bretter-Balken-Decke und zweitverwendeter Karzertür eingerichtet worden. Der Ausgussstein, der hier vorhanden ist, spricht gegen eine Karzernutzung.

Veränderungen im 20. Jahrhundert:

Nach den schon oben beschriebenen Umbauten im Jahr 1905 fanden im Gebäude keine bauhistorisch relevanten Veränderungen mehr statt. Um 1925 wird eine Dampfzentralheizung im Gebäude eingebaut. Sie ist noch heute in Betrieb. In das Jahr 1927 datieren Kostenvoranschläge zum Abschlagen und Erneuern des Außenputzes sowie Erneuerung aller Fensterläden. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. wurden mit Leichtbauwänden im 3. und 2. UG neue Büroräume geschaffen, auch im 1.OG und im 1. DG wurden größere Räume durch Leichtbauwände unterteilt. Gleichzeitig fand eine statische Sicherungsmaßnahme durch zusätzliche Stützen in den Zwischenbundebenen A’ bis E’ statt. Im Zuge dieser Maßnahme wurden im 1. OG und im 1. DG die Bruchsteinausfachungen der meisten Fachwerkwände ausgeräumt und mit Gipskartonplatten neu verkleidet.
Im Jahr 1986 wurde schließlich die gesamte Dachhaut erneuert und die Gaupen saniert.


1. Bauphase:
(1477)
Gründung der Universität Tübingen. Bau des Collegiums und der Lektorien (Münzgasse 22 und Münzgasse 24 - 30). Die Lektorien sind beim Brand der Sapienz am 16. Jannuar 1534 ebenfalls teilweise abgebrannt. Von diesem Lektorienbau haben sich in der heutigen Alten Aula Teile des Kellers erhalten, darunter das durch zwei Eisentüren gesicherte Archiv- oder Schatzgewölbe.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1533)
Sapienzbau.
Neuer Bau der Universität auf dem Gelände zwischen der Clinikumsgasse und der Bursagasse. Der Sapienzbau brannte am 16. Januar 1534 vollständig ab. Im neuen Universitätshaus von 1547 konnte keine Bausubstanz dieser Vorgängerbebauung festgestellt werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1547)
Neubau des Universitätshauses nach dem Brand von 1534. Beim Neubau werden Teile älterer Bausubstanz (Keller der Lektorien von 1477) übernommen. Während aber die älteren Gebäude hangparallel errichtet waren, steht der Neubau quer zum Hang. Es mussten daher drei Substruktionsgeschosse allein zum Ausgleich der Hangneigung errichtet werden. Der Baumeister des Neubaus ist nicht bekannt. Der Vergleich mit den zeitnahen Bauten am Schloss Hohentübingen oder am Stuttgarter Schlossbau zeigt aber, dass der Baumeister der alten Aula künstlerisch auf der Höhe seiner Zeit war.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach

4. Bauphase:
(1777)
Umbau des Universitätshauses (bzw. Aula nova) anlässlich der 300-Jahresfeier der Universitätsgründung.
Abbruch des alten viergeschossigen Satteldachs und Ersatz durch ein Mansarddach. Neugestaltung der Nordfassade mit einer Altane. Die übrigen Fassaden werden ebenfalls verputzt und mit einer Bandrustikagliederung versehen (vermutlich aufgemalt). Zudem wurde die ältere unsymetrische Befensterung durch eine geordnete Fenstergliederung mit großen verglasten Kreuzstockfenstern ersetzt. Im Inneren erfolgte lediglich eine zeitgemäße Umgestaltung der Senatsräume im OG durch Stuckdecken.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Mansardwalmdach

5. Bauphase:
(1846)
Nach dem Bau de Neuen Aula in der Wilhelmstraße 1841 - 1845 verlor die bisherige Aula Nova einen Großteil ihrer bisherigen Funktion. Daher erfolgte 1845/46d ein umfangreicher Umbau. Hierbei wurde zum einen das Obergeschoss mit einer neuen Ausstattung versehen, andererseits wurde erstmals das Mansardgeschoss mit einer Universitätsnutzung als wissenschaftliche Sammlung belegt. Da hierfür ein Teil des Stutzengerüsts entfernt werden sollte, wurde im 2. DG ein längs gebundenes Hängewerk eingebaut.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Nordfassade / Alte Aula  in 72070 Tübingen (21.09.2019 - Christin Aghegian-Rampf)
Alte Aula in Tübingen. Ostfassade. Bauaufnahme 2003 mit hinterlegten Orthofotos des Bruchsteinsockels. (Quelle: M. Hermann) / Alte Aula  in 72070 Tübingen

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung mit Baualtersplänen, dendrochronologische Datierung, Raumbuch, Archivrecherche, Fotodokumentation, schriftliche Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse.
  • Befundnachtrag 2008
  • Dendrochronologische Datierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die Alte Aula liegt südwestlich der Stiftskirche, am Abhang zum Neckar hin.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Akademie, Hochschulbau
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Mächtiger Baukörper mit fünf Vollgeschossen, Mansardgeschoss und zweigeschossigem Walmdach. Rechteckiger Grundriss ca. 27 x 15,5m, quer zum Hang stehend. Das vierte Vollgeschoss ist von der Nordseite her als EG erschlossen. Der Bau überbaut die Clinikumsgasse, die durch eine Durchfahrt im 2. UG führt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude ist dreischiffig und fünfzonig gegliedert. Das EG und alle Untergeschosse waren bauzeitlich von außen erschlossen. Im EG befand sich in der nördlichsten Zone ein separater Raum, durch den vermutlich das OG erschlossen wurde. Das Gebäudeinnere war im EG und den Untergeschossen kaum unterteilt, um große Räume für den Universitätsvorlesungsbetrieb zu erhalten. Im OG befand sich die große und die kleine Senatsstube, eine Küche und die Stube des Pedellen, ferner eine Registratur. Das Dach war bauzeitlich und wohl auch nach dem Umbau von 1777 als Getreidelager genutzt. In den beiden nördlichsten Zonen des 2. UG befinden sich Kellergewölbe, in der nördlichsten Zone des 1. UG befindet sich ein Archiv- oder Schatzgewölbe. Die Gewölbe stammen teilweise noch von der Vorgängerbebauung (Lectorien von 1477).
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die Bausubstanz von 1547 bzw. vom Umbau 1777 ist weitestgehend erhalten, einschließlich der bauzeitlichen Dielungen. Lediglich die Befensterung wurde vollständig verändert. Im OG fand um 1846 ein größerer Umbau statt, durch den die dortige Ausstattung weitgehend erneuert wurde.
Bestand/Ausstattung:
An bauzeitlicher Ausstattung sind vorrangig Täferdecken im EG und 1. UG zu erwähnen, wovon auf der Decke im EG aufwendige Farbfassungen vorliegen (1546/47d). Bauzeitliche Torflügel liegen im 3. UG vor, während die Torflügel im 2. UG vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammen. Dagegen sind die beiden Eisentüren des Schatzgewölbes vermutlich aus der Bauphase 1547, vielleicht sogar noch vom Vorgängerbau von 1477. Vom Umbau 1777 haben sich je zwei barocke Kreuzstockfenster im EG-Treppenhaus und im OG erhalten, ebenso die Glastüren im UG zur Altane. Auch die dreiflüglige Balustertreppe gehört zur Bauphase 1777. Im 3. UG wurde im 19. Jahrhundert eine Arrestzelle mit Bretter-Balken-Decke und einer zweitverwendeten Zellentür eingebaut. Im OG sind eine neobarocke Kasettendecke und ebensolche Türen zu erwähnen, die vermutlich vom Umbau 1846 stammen.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Dachform
    • Mansardwalmdach
Konstruktion/Material:
Zweistöckiger massiver Bruchsteinsockel, nördlich der Clinikumsgassendurchfahrt jedoch nur einstöckig. 1. UG, EG und 1. OG als stockwerksweise abgebundene, jeweils leicht auskragende Fachwerkkonstruktion, die nördlichste Zone im EG und 1. UG jedoch massiv, unter Einbeziehung älterer Bausubstanz.. Das Fachwerkgefüge mit Schwellriegel, durchlaufendem Dielenboden und gedoppelten Rähmen bzw. Unterzügen. Das Mansardgeschoss mit zweigeschossigem Walmdach stammt vom Umbau 1777, und ersetzt ein viergeschossiges Satteldach.

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