Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Nebengebäude des Alten Schlosses, jetzt Wohnhaus

ID: 186773461112  /  Datum: 11.05.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Leopoldstraße
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 79359
Stadt-Teilort: Riegel am Kaierstuhl

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Emmendingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8316037007
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ehem. Schlossanlage, Leopoldstraße 6,8,10

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

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Wohnhaus, Schlossgasse 4 (79359 Riegel am Kaierstuhl)
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Ehem. Schlossanlage, Leopoldstraße 6,8,10 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Wohnhaus, Römerstraße 1/3 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das heutige Wohnhaus ist Teil des ehem. Alten Schlosses.
Das Alte Schloss wurde im 15. Jahrhundert durch Heinrich von Blumeneck unter Verwendung von Steinresten der Burg Michaelsberg als Wasserschloss erbaut und 1410 von diesem bezogen. Nach dessen Tod im Jahre 1425 blieb das Schloss über mehrere Generationen in Familienbesitz. Erst 1593 geht es in den Besitz von Wilhelm Dietrich von Ratsamhausen über. Während des Dreißigjährigen Krieges wird das Schloss durch einen Brand (1633) zerstört und 1651 durch Generalmajor Schütz notdürftig aufgebaut. Dieser veräußerte es schließlich an Johann Heinrich von Garnier im Jahre 1661.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts geht das Schloss in den Gemeindebesitz über und wird anschließend in mehrere Wohneinheiten aufgebaut.

Mit seiner auffallend repräsentativ gestalteten Fassade nahm das heutige Wohnhausgebäude sicherlich eine wichtige Funktion innerhalb des Schlosskomplexes wahr. Seine Einbindung in die lange Zeile entlang der Umfassungsmauer, die Spuren einer Uhr in der Giebelspitze und das heute nicht mehr vorhandene Glockentürmchen lassen eine Nutzung als Verwalterhaus o. ä. vermuten. Die Fenster im Bereich des Erd- und Obergeschosses am Ostgiebel wurden nachträglich und in Anpassung an die Fenstergewände der Hauptfassade um 1856 hinzugefügt (Schlussstein eines Fensters trägt unter Hufeisen die Bezeichnung "1856" (i)). Zeitgleich entstand auch das Vordach, unter dem wohl eine Schmiedewerkstatt untergebracht war.


1. Bauphase:
(1400 - 1425)
Erbauung des Alten Schlosses wohl zu Beginn des 15.Jh. Für das heutige Wohnhaus könnte ein Erbauung als Verwalterhaus (o.ä. Funktion) im frühen 15.Jh. vermutet werden.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss

2. Bauphase:
(1633)
Durch Brand während des Dreißigjährigen Krieges zerstört.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1651)
1651 notdürftiger Wiederaufbau durch Generalmajor Schütz.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1800 - 1899)
Schloss wird Gemeindebesitz und anschließend in mehrere Wohneinheiten untergliedert.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1856)
Fenster am Ostgiebel mit Gewänden im Stil jener der Hauptfassade, wovon eines bezeichnet ist mit "1856" (i). Zeitgleich dazu Vordach über Schmiedewerkstatt im EG.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Ausstattung
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Schmiede

Besitzer:in

1. Besitzer:in:
(1400 - 1425)
Blumeneck, Heinrich von
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
erbaut
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Besitzer:in:
(1593 - 1633)
Rathsamhausen, Wilhelm Dietrich
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
geht über
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Besitzer:in:
(1651 - 1661)
Schütz
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
erwirbt Grundstück und baut notdürftig auf
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Generalmajor
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Besitzer:in:
(1661)
Garnier, Johann Heinrich von
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
erwirbt
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Freiherr
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Besitzer:in:
(1800)
Riegel am Kaiserstuhl, Gemeinde
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
Besitz geht über
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das heutige Wohnhaus befindet sich an der Ecke Leopold-/ Schulstraße. Es ist giebelständig zur Leopoldstraße ausgerichtet. Anders als die abschließende Häuserzeile, wendet sich die Hauptfassade gegen den früheren Hofbereich im Norden und wird von dort aus erschlossen.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Es handelt sich um einen zweigeschossigen Satteldachbau mit eingeschossigem Dachgeschoss, dessen nördliche Traufseite die Hauptfassade bildet. Diese wird in ihrer gesamten Länge von einem Zwerchhaus mit mehrfach geschweiftem Volutengiebel bekrönt, welcher beidseitig durch Figurenplastiken geschmückt ist. Die Hauptfassade ist dreiachsig gegliedert. Das Portal mit Oberlicht und Verdachung ist mittig angeordnet. Die Haustür besitzt noch den originalen Türflügel mit verzierten Knäufen und einem reich gegliederten Gitter im Oberlicht. Die stichbogigen Fenstergewände mit Schlussstein an der Nordfassade und am Ostgiebel sind in Sandstein ausgeführt. So auch das ausladende, reich profilierte Traufgesims und Giebelgesims. Das Erdgeschoss des Ostgiebels wird von einem (schmiedeeisernen) Vordach mit Balkonüberbau bekrönt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das ausgesprochen hohe Erdgeschoss wird durch einen Mittelflur geteilt, an dessen einem Ende die Eingangstür liegt, am anderen eine um die Ecke gewendete Treppe. Unter dem westlichen Bereich der Grundfläche befindet sich ein balkengedeckter Keller, der dem Originalbestand angehören dürfte, wie das in den Sockel integrierte Kellerfenster der Eingangsstelle zeigt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Auf dem Giebelabschlußgesims sind noch zwei leere Sockel erkennbar, die einst Vasen trugen. Sie sind in den letzten Jahrzehnten beide heruntergefallen, wovon die besser erhaltene aufgehoben worden ist. Die vortretenden Pilaster an den beiden Hausecken sind dagegen nicht aus Werkstein gebildet sondern nur verputzt.

Auf der Innenseite der Giebelspitze ist ein großes Loch zu erkennen mit einem eingemauerten Holzstück und einem darin eingelassenen eisernen Lager für die Zeiger einer Uhr. Ein zugehöriges Glockentürmchen ragte als Dachreiter unmittelbar hinter dem Giebel auf, wovon entsprechend gekürzte Sparren noch zeugen. Im weiter zurückliegenden Teil des Dachraumes ist in Höhe der Kehlbalkenlage noch eine hölzernen Einfassung zur Führung eines Glockenseils zu erkennen.

Angeblich ist auf der Rückseite des obersten Steines der Giebelabdeckung noch die Jahreszahl "1668" oder "1670" vorhanden, die jedoch zur Zeit von einer Blechverkleidung verdeckt wird. Stilistisch würden die schweren Formen der Fassade dazu passen.

Das Vordach an der östlichen Giebelseite wurde nachträglich durch einen Balkon überbaut und durch weitere Stützen verstärkt.
Bestand/Ausstattung:
Die Fassade lässt eine ehemals hochwertige Innengestaltung vermuten, von der jedoch nur die reich beschnitzte Treppe übrig geblieben zu sein scheint.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Türen
  • Verwendete Materialien
    • Eisen
Konstruktion/Material:
Zahlreiche Elemente an der Fassade wie Sockel, Fensteröffnungen, Portal mit Oberlicht und Verdachung, ein ausladendes Gesmis in Höhe des Dachansatzes sowie der Abschluss des mehrfach geschwungenen und in Voluten endenden Zwerchhausgiebels sind in Sandstein ausgeführt. Die vortretenden Pilaster an den beiden Hausecken sind dagegen nicht aus Werkstein gebildet, sondern nur verputzt.

Das Dachwerk ist als liegender Stuhl in der gängigen Weise mit verzapften Kopfstreben abgezimmert. Im Westen wurde das Dachwerk an den Fachwerkgiebel des Gebäudes Schulstraße 2 einfach angesetzt, im Osten besteht ein Massivgiebel, dessen Ursprünglichkeit nicht gesichert nachgewiesen werden konnte, d. h. er könnte erst später unter das Dachwerk gemauert worden sein. Auf dieser Seite hatte anfänglich ein Krüppelwalm bestanden, der durch die entsprechend abgelängten Sparren in diesem Bereich nachgezeichnet wird.

Das Zwerchhaus trägt zwar Anzeichen, als ob es erst später hinzugefügt worden wäre, doch scheinen dessen Pfetten als Verlängerung der Binderkehlbalken mit diesen aus ein und demselben Holz zu bestehen, doch war dieser Punkt nicht deutlich einsehbar.
Der Dachraum besitzt in weiten Teilen eine verputzte Decke vom Einbau mehrerer Räume mittels leichter Bretterwände, wovon jedoch nur noch ein Teil vorhanden ist. Mit der Befensterung im Giebel wurde auf die Möglichkeiten der Anlage von Räumen im Inneren wenig Rücksicht genommen, da deren Lage offenbar dem Wunsch nach einer regelmäßigen Fassade geschuldet war.

Aus dem Dachwerk konnten lediglich zwei Holzproben gewonnen werden, weil kaum Waldkanten vorhanden und viele Hölzer äußerlich strak angegriffen waren. Zudem wurden Teile wiederverwendet und die Stuhlständer als die stärksten Hölzer sind aus einer nicht datierbaren Holzart, vermutlich Pappenholz, hergestellt, für ein Ergebnis leider zu dürftig.

Es konnte daher nicht geklärt werden, ob das gesamte Gebäude als eine Einheit entstanden ist oder ob der östliche Massivgiebel erst nachträglich hinzugekommen ist. Auffällig sind dasselbe hohe Erdgeschoss wie beim anschließenden Gebäude Schulstraße 2 und der unklare Anschluss an dieses: im Unterbau stellt möglicherweise Leopoldstraße 3 die Trennwand, im Dach Schulstraße 2.

Während der Krüppelwalm zunächst darauf hindeutet, dass das Gebäude bei seiner Errichtung nach Osten frei gestanden hatte, sind die Fenster auf dieser Seite in Erd- und Obergeschoss erst nachträglich eingebaut und in der Form ihrer Gewände der Hauptfassade angeglichen worden. Eines davon trägt auf seinem Schlussstein unter einem Hufeisen die Jahreszahl "1856" (i). Zur selben Zeit war das breite Vordach entstanden, unter dem angeblich eine Schmiedewerkstatt betrieben worden war. Die Fensteröffnungen im Dachraum sind dagegen mit dem Mauerwerk zusammen angelegt worden. Die nach Osten anschließende Bebauung könnte also erst später angefügt oder etwas niedriger gewesen sein oder aber der Ostgiebel wurde erst später hochgemauert, wie oben im Zusammenhang mit der Dachkonstruktion schon einmal vermutet worden war.

Bei Grabarbeiten in der Zufahrt nördlich des Hauses Leopoldstraße 3 kamen vor Jahren starke Mauerfundamente zutage, die schräg über die Einfahrt hinweg in nordwestlich-südöstlicher Richtung verliefen. Hier könnte ein Hnweis auf die eingangs aufgeworfene Fragestellung nach der Lage des archivalisch um 1410 erwähnten Wasserschlosses vorliegen, das einen Teil des späteren, auffallend großzügigen Hofraumes eingenommen hätte.

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