Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 191513563917  /  Datum: 26.04.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Kaiserpfalzstraße
Hausnummer: 55
Postleitzahl: 78351
Stadt-Teilort: Bodman-Ludwigshafen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Konstanz (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8335098003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Im Kernbestand handelt es sich hier um ein Fachwerkhaus des 16.Jahrhunderts mit umfangreichen jüngeren Veränderungen.


1. Bauphase:
(1563 - 1564)
Errichtung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Wohnhaus in 78351 Bodman-Ludwigshafen (26.04.2016 - Stefan Uhl)
Abbildungsnachweis
Wohnhaus in 78351 Bodman-Ludwigshafen (26.04.2016 - Stefan Uhl)
Abbildungsnachweis
Wohnhaus in 78351 Bodman-Ludwigshafen (26.04.2016 - Stefan Uhl)
Abbildungsnachweis
Wohnhaus in 78351 Bodman-Ludwigshafen (26.04.2016 - Stefan Uhl)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Kleines zweigeschossiges Gebäude, nordseitig giebelständig zur Kaiserpfalzstrasse stehend. Oberer Abschluß durch zweigeschossiges Satteldach, im Süden mit gemauerten Dreiecksgiebel, im Norden Fachwerkgiebel mit Krüppelwalm.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Erd- und Obergeschoß mit massiven, teils neueren Außenwänden, im Inneren in beiden Geschossen umfangreiche historische Fachwerkwände erhalten. Beide Geschosse kleinteilig zu Wohnzwecken untergliedert. Jeweils Mittelquerflur mit seitlichen Wohnräumen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Äußere des Gebäudes ist straßenseitig geschossenflächig verputzt und regelmäßig befenstert, nordseitig Fachwerkgiebel und gemauerte Wandkonstruktion freiliegend.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach mit Drittelwalm
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Flechtwerk
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Quader
    • Wacken/Kiesel
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Kunststein
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst, mehrstöckig
Konstruktion/Material:
Erdgeschoß
Das EG des Gebäudes ist heute vollständig von Massivwänden umfangen. Diese gehören dem Befund nach nicht zum Bestand des 16.Jh., sondern gehen durchweg auf jüngere Veränderungen zurück. Ältester Bestand sind dabei der mittlere und südliche Teil der westlichen Außenwand sowie die gesamte südliche Außenwand, die dem 18. oder 19.Jh. angehören dürften. Diese Bereiche zeigen Bruchstein- und Wackenmauerwerk mit vereinzelter Backsteineinstreuung und einer Eckausbildung mit kleinformatigen Sandsteinquadern in der Südwest- und Südostecke des Gebäudes. In dieses Mauerwerk eingebunden sind auch einfache Sandsteingewände für die Haustüre in der Mitte der Westseite sowie im Verlauf der Südseite. Sie gehören dem 19.Jh. an. Der nördliche Teil der Westseite sowie die gesamte nördliche Außenwand zeigen im Gegensatz dazu betonierte Wandscheiben wohl aus dem beginnenden 20.Jh., während die östliche Außenwand, die von außen vollständig durch moderne Vorbauten verdeckt ist, aus modernen zementgebundenen Holzspänsteinen wohl erst der ersten Hälfte des 20.Jh. besteht. Insgesamt ist in allen vier Außenwänden die ursprüngliche Fachwerkkonstruktion des Gebäudes vollständig verloren gegangen.
Im Inneren des EGs treffen wir auf einen Mittelflur, entlang dessen seitlich unterschiedlich große Einzelräume gereiht sind. Die Innenkonstruktion des Gebäudes zeigt als ursprünglichen Bestand die Reste eines geschossübergreifend abgezimmerten Fachwerkes, d.h. Bundständer und Aussteifungselemente des EG-Fachwerkes laufen bis in das OG durch. Die Konstruktion besteht dabei teils aus Eichen-, teils aus Nadelholz. Umfangreiche Reste dieser ursprünglichen Innenkonstruktion haben sich dabei in den beiden Flurwänden erhalten, während in den restlichen Wänden, d.h. den seitlich ansetzenden Querwänden, im EG keine Reste der ursprünglichen Fachwerkkonstruktion mehr erhalten sind.
In der südlichen Flurwand treffen wir im westlichen Drittel auf eine wohl dem 18.Jh. angehörende Fachwerkwandscheibe mit mittigem Riegel und V-förmig aufsteigender Strebe. Gegen Osten wird dieses Wandfeld durch einen sehr starken, ins OG emporführenden Bundständer der ursprünglichen Fachwerkkonstruktion begrenzt. Dieser zeigt gegen Westen und Süden breite Bohlennuten, sodass belegt ist, dass der südwestliche Eckraum des EGs ursprünglich als Bohlenstube ausgebildet war. Von den ursprünglichen Wandbohlen ließen sich jedoch trotz umfangreicher Sondierungen im heutigen Bestand keine Reste mehr nachweisen. Im mittleren Bereich der südlichen Flurwand haben sich noch umfangreiche Reste des ursprünglichen Wandaufbaus erhalten: eine mittige Verriegelung, gut erhaltene Lehmflechtwerkausfachungen sowie ein ins OG emporlaufendes, eichenes Band der ursprünglichen Aussteifung. Nach Osten hin bricht dieser Originalbestand am Ansatz der hier folgenden Türöffnung ab. Hinter dieser folgt ein starker Nadelholzständer, der bis ins OG emporläuft. Dort endet er außerhalb der Bundseitenflucht und dürfte damit trotz seiner Zweigeschossigkeit nicht mehr zum ursprünglichen Baubestand des 16.Jh. gehören. Er besitzt Holznagellöcher für einen eingezapften Riegel nach Osten, nicht jedoch nach Westen hin. Damit dürfte sich zum Zeitpunkt seiner Entstehung ursprünglich unmittelbar westlich dieses Ständers eine Türöffnung befunden haben, die später durch die heutige Türöffnung ersetzt worden ist. Das östliche Wandfeld der südlichen Flurwand ist heute mit einer Backsteinwandscheibe des 19.Jh. geschlossen. Zur Wandgliederung im 16.Jh. liegen in diesen Bereichen keine Hinweise vor.
In der südlichen Zone des EGs treffen wir auf zwei innenliegende Querwände. Die westliche Querwand als einstige Ostwand der ursprünglichen Bohlenstube ist heute in Backsteinmauerwerk des späten 19. oder frühen 20.Jh. aufgemauert. Die östliche innere Querwand hingegen zeigt ein einriegeliges Eichenholzfachwerk mit wandhoher Strebe und Backsteinausfachung, bei der es sich um eine nachträgliche, aber frühe Veränderung des ursprünglichen Fachwerkgerüstes handeln dürfte. Ob in dieser Achse schon ursprünglich eine Wandscheibe vorhanden war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Das Deckengebälk über der südlichen Zone des EGs verläuft in Gebäudequerrichtung. Über dem südwestlichen Eckraum (einstige Bohlenstube) befindet sich ein eingenuteter und damit bauzeitlicher Fehlboden. Hinweise auf eine aufwendigere Deckengestaltung sind hier jedoch nicht vorhanden. Im östlich anschließenden Mittelraum (heutige Küche) sind die Balkenzwischenräume durch Lehmwickel geschlossen, die aber auf seitlich an die Balken angeschlagenen Leisten aufliegen und damit wieder zum nachträglichen Bestand gehören. Der Umstand, dass der nördlichste Deckenbalken dieses Raumes knapp vor der Flur der Flurwand liegt, macht es wahrscheinlich, dass das Deckengebälk über diesem Raum ebenfalls auf eine nachträgliche Einfügung zurückgeht.
Die nördliche Flurwand zeigt ebenfalls noch eine Reihe von Ständern, die ins OG emporlaufen und damit dem ursprünglichen Fachwerkbestand angehören. Ein kräftiger Bundständer steht dabei im westlichen Drittelspunkt, in der Achse des ursprünglichen Ständers der südlichen Flurwand. Dieser Ständer zeigt gegen Westen und Osten Bretternuten, die darauf hinweisen, dass die seitlich anschließenden Wandfelder im ursprünglichen Zustand mit einer Verbretterung geschlossen waren. Das sich westlich erstreckende Wandfeld ist heute durch Fragmente einer demnach nachträglich eingestellten Blockbohlenwand geschlossen. Am Wandrähm ist hier ein Aussteifungsband angeblattet, das vom Rähm aus ins OG emporsteigt, aber schon ursprünglich nicht bis ins EG hinablief. Östlich des vorgenannten ursprünglichen Bundständers finden wir im mittleren Bereich der nördlichen Flurwand eine jüngere Mauerscheibe anstelle der ursprünglichen Bretterfüllung, bis dann nach kaum 2 Metern wider ein ins OG emporlaufender Fachwerkständer folgt, der dem 16.Jh. zuzurechnen sein dürfte und der in der südlichen Flurwand kein Pendant besitzt. Das daran östlich anschließende östliche Wandfeld der nördlichen Flurwand zeigt dann wieder über eine größere Strecke einen bauzeitlichen Wandaufbau mit mittigem Riegel und einem ins OG emporlaufenden Aussteifungsband. Die zu vermutende ursprüngliche Flechtwerkausfachung ist hier allerdings durch eine jüngere Backsteinausfachung ersetzt. Am südlichen Wandende könnte sich schon von Anfang an eine Türöffnung befunden haben.
Das Deckengebälk über der mittigen Flurzone besteht aus unterschiedlich starken Balken, die den Flur in Querrichtung, d.h. in Gebäudelängsrichtung, überspannen. Sie liegen in der nördlichen Flurwand auf einem bauzeitlichen Rähmriegel auf, der zwischen den geschossübergreifenden Bundständern eingezapft ist, in der südlichen Flurwand hingegen sind sie ohne eigene Auflagerbalken in die Wandfüllungen hineingesteckt. Damit handelt es sich bei ihnen um nachträglich eingelegte Balken, während im Ursprungszustand der Flurbereich des EGs frei in das OG hinein geöffnet gewesen sein dürfte. Damit dürfte es sich bei dem heutigen Flur im ursprünglichen Zustand weniger um den Erschließungsflur eines reinen Wohnhauses wie heute, denn um die zweigeschosshohe Tenne eines kleinen Bauernhauses gehandelt haben.
In der nördlichen Zone des EGs ist der Fußboden gegenüber dem restlichen Erdgeschossbereich deutlich abgesenkt. Gut zu erkennen ist von hier die starke Eichenholzschwelle der südlichen Flurwand. Das Deckengebälk über der nördlichen Zone sitzt nicht auf der Regeldeckenhöhe, sondern deutlich darunter und durchschneidet ebenfalls den Wandaufbau des 16.Jh. in der Flurwand. Damit gehört auch hier das Deckengebälk jüngeren Einbauten an. Es ist deshalb und im Hinblick auf die einst nach oben offene Flurzone davon auszugehen, dass die nördliche Zone des EGs ursprünglich als Stall- und Schopfzone diente und mit der Tieferlegung des Bodens und der Absenkung der Decke erhebliche jüngere Veränderungen erfahren hat. Auch die in der nördliche Zone vorhandenen Trennwände (Badeinbau in der Nordwestecke, Mittelquerwand) gehen durchweg auf jüngere Veränderungen zurück, auch wenn der gesamte Bereich aufgrund seiner kellerartigen und gammligen Erscheinung auf den ersten Blick eher den Anschein größeren Alters erweckt.

1.Obergeschoss
Auch im 1.OG gehen die Außenwände des Gebäudes vollständig auf jüngere Veränderungen zurück. Der mittlere und südliche Teil der westlichen Außenwand sowie die gesamte südliche Außenwand sind wie im EG in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Wie im EG wird man hier mit einer Entstehung der Außenmauern im 18. oder 19.Jh. rechnen dürfen. Der nördliche Teil der westlichen Außenwand sowie die gesamte nördliche Außenwand sind mit Vollziegeln der Wende vom 19. zum 20.Jh. ausgeführt. Die östliche Außenwand schließlich zeigt in den sondierten Bereichen zementgebundene Holzspänesteine wohl des beginnenden 20.Jh. Die im OG vorhandenen Fachwerkinnenwände lassen an ihren außenseitigen Enden erkennen, dass einst auch die Außenwände aus Fachwerk errichtet waren, wobei ansonsten heute keine Hinweise mehr auf die genauere Ausbildung dieser Fachwerkaußenwände vorliegen.
Im Inneren des OGs hat sich noch ein umfangreicher Bestand an Fachwerkinnenwänden erhalten. Wie im EG treffen wir auch hier auf einen Mittelquerflur, entlang dessen nord- und südseitig verschieden große Einzelräume gereiht sind.
Die südliche Flurwand hat noch im westlichen und mittleren Teil einen Großteil ihrer Originalsubstanz bewahrt. Es handelt sich um ein zwischen den geschossübergreifenden Bundständern abgezimmertes einriegeliges Fachwerk mit Lehmflechtwerkausfachung und vom EG herauflaufenden Aussteifungsbändern. Am westlichen Wandende weisen Blattsassen auf ein tief ansetzendes Kopfband hin, das von einem heute abgängigen Außenwandständer über den Riegel hinweg zum Rähm aufstieg. Unmittelbar vor dem Bundständer im westlichen Drittelpunkt befand sich schon bauzeitlich eine Türöffnung, die westseitig von einem bauzeitlichen Ständer gefasst ist. Im Mittleren Wandbereich steigt ein Aussteifungsband vom EG empor. Im nördlichen Teil dieses Wandfeldes ist der Wandaufbau durch eine heutige, demnach nachträgliche Türöffnung gestört. Auch der daran anschließende, vom EG herauflaufende zweigeschossige Bundständer aus Nadelholz steht nicht direkt in der Bundachsenflucht des ursprünglichen Baubestandes und dürfte damit schon auf eine frühe nachträgliche Veränderung zurückgehen. Weiter östlich ist dann die südliche Flurwand vollständig aufgebrochen.
Die von der südlichen Flurwand nach Norden hin begrenzte südliche Zone des OG-Grundrisses zeigt zwei in Gebäudelängsrichtung verlaufende Wände. Die westliche Innenwand sitzt dabei unter einem bauzeitlichen Unterzug, der auch über den Flur hinwegläuft. Unter dem Unterzug hat sich in der südlichen Zone noch der ursprüngliche Wandaufbau des 16.Jh. mit mittigem Riegel und großflächigem Lehmflechtwerk erhalten, zudem treffen wir am nördlichen Wandende auf ein Kopfband der ursprünglichen Aussteifung. Ganz am südlichen Wandende ist die Wandscheibe durch einen jüngeren Kamin gestört. Die östliche Innenwand steht ebenfalls unter einem Wandrähm, doch ist dieses unmittelbar über der südlichen Flurwand gekappt und lief auch, wie fehlende Verkämmungen zeigen, ursprünglich nicht über den Flurbereich hinweg. Damit dürfte das Rähm ebenso wie der genannte Bundständer auf eine frühe nachträgliche Veränderung zurückgehen. Die Wandscheibe unter dem Rähm zeigt mittig verriegeltes Fachwerk mit großflächig erhaltenen Lehmflechtwerkausfachungen, sodass man sie auf den ersten Blick dem ursprünglichen Baubestand des 16.Jh. zurechnen könnte. Eine im südlichen Wandbereich vorhandene Strebe als Aussteifungselement (im Gegensatz zu den ansonsten im Originalbestand vorhandenen verblatteten Bändern) weist jedoch darauf hin, dass dieser Wandaufbau einschließlich Riegel und Strebe auf eine frühe nachträgliche Veränderung zurückgeht.
Das Deckengebälk über der südlichen Zone des OGs ist im Bereich des mittleren Raumes gestückelt und damit hier in der heutigen Form erst nachträglich eingelegt worden. Derselbe Befund war schon im EG anzutreffen gewesen, wo ebenfalls die Ostwand des mittleren Raumes nachträglich eingezogen worden war. Im Zusammenhang mit der zu beobachteten sehr starken Verrußung der Wandflächen des mittleren Raumes im OG drängt sich dabei der Verdacht auf, dass sich zumindest der mittlere Bereich der südlichen Zone ursprünglich vom EG in das OG hinein öffnete und die beiden mittleren Räume durch Ostwand und Decke erst nachträglich in der heutigen Form abgegrenzt worden sind.
Die nördliche Flurwand hat über die ganze Wandlänge hinweg Reste der ursprünglichen Fachwerkkonstruktion bewahrt. Das westliche Wandende ist durch eine nachträgliche Türöffnung gestört. Dann folgt bis zu dem den Flur querenden ursprünglichen Unterzug ein geschlossen erhaltenes Wandstück mit mittigem Riegel, Flechtwerkausfachung und Resten eines ursprünglichen Aussteifungsbandes. Der in der Unterzugsache folgende, vom EG herauflaufende Bundständer zeigt auch an seiner Ostseite ein Zapfenloch für einen bauzeitlichen Riegel, sodass sich die geschlossene Wandscheibe ursprünglich weiter nach Osten hin fortsetzte, während heute unmittelbar östlich an den Bundständer eine moderne Türöffnung anschließt. Am östlich folgenden zweiten, vom EG herauflaufenden Bundständer ist die Westseite sehr stark abgebeilt, sodass die für den ursprünglichen Zustand zu vermutende einstige Riegeleinzapfung der Wandscheibe nicht mehr vorhanden ist. Ein Riegelzapfenloch an der Ostseite des Ständers zeigt, dass sich die Wandscheibe östlich von ihm ursprünglich geschlossen fortsetzte und die heute östlich des Bundständers befindliche Türöffnung demnach erst nachträglich in die Wandscheibe eingeschnitten wurde. Demnach war die nördliche Flurwand im OG ursprünglich gänzlich öffnungslos ausgebildet. Das verbleibende restliche, östliche Wandstück schließlich zeigt wieder ursprüngliches, einriegeliges Fachwerk mit Lehmflechtwerkausfachung und vom EG herauflaufendem Aussteifungsband.
Die von der nördlichen Flurwand nach Süden hin begrenzte nördliche Zone ist heute in ihrem Inneren modern unterteilt. Der Boden ist gegenüber dem ursprünglichen Bodenniveau deutlich abgesenkt, was, wie im EG zu beobachten war, auf das nachträgliche Einlegen des Erdgeschossdeckengebälks über der nördlichen Zone zurückzuführen ist. Inwieweit und ob die nördliche Zone schon immer eine Zwischendecke besaß und ob sie im OG schon ursprünglich durch Querwände unterteilt war, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Dachwerk
Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet ein mäßig steil geneigtes Satteldach, das gegen Süden durch einen gemauerten Steilgiebel, gegen Norden hingegen durch einen Fachwerkgiebel mit Krüppelwalm abgeschlossen wird. Im Kernbestand hat sich hier noch das Dachwerk des 16.Jh. erhalten, das jedoch im Laufe der Zeit einzelne Veränderungen erfahren hat.
Beim Kernbestand des Dachwerkes handelt es sich um ein teils in Eichenholz, teils in Nadelholz abgezimmertes zweigeschossiges Sparrendach, das im 1.DG einen doppelten stehenden Dachstuhl, im 2.DG eine von einem mittigen Stuhllängsbund gestützte Firstpfette aufweist. Die Stuhlkonstruktion besitzt zwei innenliegende Stuhlquerbünde, sodass das Dachwerk insgesamt einen dreizonigen und dreischiffigen Grundriss aufweist.
Im Bereich des 1.DGs ist ein Kehlgebälk nur in den Stuhlquerbünden vorhanden. Hier sind die Kehlbalken mit den Sparren verblattet, während die Sparren ihrerseits am Firstpunkt miteinander verblattet, am Fußpunkt jedoch in die Dachbalken eingezapft sind. Die Stuhlständer bestehen überwiegend aus Eichenholz, nur vereinzelt auch aus Nadelholz. Mit den durchweg aus Nadelholz bestehenden Stuhlrähmen waren sie über verblattete Kopfbänder in Längsrichtung ausgesteift, die heute abgängig, aber noch über die zugehörigen Blattsassen nachweisbar sind. Im südlichen inneren Stuhlquerbund treffen wir auf eine Wandbildung mit einem mittigen Riegel, der mit den Sparren verblattet, mit den Stuhlständern verzapft ist. Der Riegel zeigt, wie manche anderen Hölzer im Dachwerk auch, mehrfach Spuren einer Vorverwendung. Ursprünglich lief er über die ganze Länge des Stuhlquerbundes ununterbrochen durch, doch wurde nachträglich direkt östlich des westlichen Stuhlständers eine Türöffnung in die Wandscheibe eingeschnitten. Als Wandfüllung diente ein Lehmflechtwerk, dass nur von Norden her mit Lehm beworfen war, das sich aber nur noch in geringen Resten im westlichen Wandbereich erhalten hat, während die einstige Flechtwerkausfachung im restlichen Wandbereich nur noch über Stakungslöcher und -nuten nachweisbar ist. Im nördlichen inneren Stuhlquerbund war schon ursprünglich kein Wandaufbau vorhanden. Auch in allen anderen Bereichen des 1.DGs gibt es keine Hinweise auf ursprüngliche feste Dacheinbauten sowie auf ursprüngliche größere Dachaufbauten.
Die nördliche Giebelscheibe hat sich noch als Fachwerkwandscheibe des 16.Jh. weitgehend vollständig erhalten. Sie zeigt ein zweifach verriegeltes Fachwerk aus Eichenholz, dessen Riegel mit den Sparren verblattet sind. Als Aussteifung dienen wandhohe, krummwüchsige Streben, während die Ausfachung aus noch vollständig erhaltenen Lehmflechtwerkausfachungen besteht. Ursprüngliche Fensteröffnungen sind nicht vorhanden.
Auch die südliche Giebelscheibe war ursprünglich als Fachwerkwandscheibe ausgebildet. Darauf weisen Ständerzapfenlöcher an den südlichen Enden der Stuhlrähme sowie Blattsassen einer einstigen Längsaussteifung zwischen den noch heute vorhandenen Stuhlrähmen und zwei heute abgängigen Giebelständern hin. Heute ist die Wandscheibe in Bruchstein- und Wackenmauerwerk ausgeführt. Zwei in sie eingelassene Fensternischen besitzen in Backstein abgemauerte Wangen, gehören jedoch zum Ursprungsbestand der Mauerscheibe, die, wie die entsprechenden Bruchsteinaußenmauern des EG und OG, in das 18. oder 19.Jh. datieren dürften.
Im 2.DG treffen wir auf einen mittigen Stuhllängsbund, der eine Firstpfette trägt. Der Stuhl besitzt dabei Ständer in den Stuhlquerachsen des 1.DG sowie vor den Enden der Firstpfette nochmals je einen Endständer, der auf einem über die Endzone des 1.DG gespannten Längsbalken aufsitzt. Eine Aussteifung ist in dieser Konstruktion nicht vorhanden. An der nördlichen Dachseite hat sich ein Krüppelwalm aus der Erbauungszeit erhalten, dessen Mittelsparren mit der Firstpfette verblattet ist, während die anderen Sparren an Mittelsparren bzw. Firstpfette lediglich angenagelt sind und an ihrem Fuß über das Rähm der Giebelscheibe des 1.DG hinweglaufen. An der südlichen Stirnseite des Dachwerkes treffen wir heute wie im 1.DG auf eine gemauerte Giebelwand, doch war auch hier ursprünglich ein Krüppelwalm vorhanden. Darauf weist die noch erhaltene Blattsasse für die Anblattung des Mittelsparrens des Walmes an der Firstpfette hin. Hinweise auf feste Einbauten sind im 2.DG nur in der Achse des südlichen inneren Stuhlquerbundes vorhanden. Blattsassen belegen hier eine durchgängig verblattete mittige Verriegelung, die aber heute nur noch über die zugehörigen Blattsassen ablesbar ist. Demnach war aber die im 1.DG noch in größeren Resten vorhandene Querwand ursprünglich geschlossen bis zum First emporgezogen.
Das Gespärre des Dachwerkes des 16.Jh. besteht weitgehend aus Nadelholz. Einzelne Sparren, vorrangig in der Südwestecke sowie in den Querbundachsen an der östlichen Dachseite, sind im ausgehenden 18. oder im 19.Jh. erneuert worden.
Das ursprüngliche Bauholz des 16.Jh. ist durchgängig stark verrußt, ebenso die Hölzer der nachträglich in die Querwand des 1.DG eingefügten Türöffnung. Abbundzeichen waren an den Hölzern im Bereich des 1.DG nicht auszumachen. Viele Hölzer der Stuhlkonstruktion sowie der Querwand im südlichen inneren Stuhlquerbund zeigen Blattsassen oder Anschlüsse einer Vorverwendung. Die Hölzer der nördlichen Giebelscheibe zeigen innenseitig teils starke Verwitterungsspuren, die ebenfalls auf eine Vorverwendung zurückgehen müssen. Damit ist ein größerer Teil des Bauholzes des Dachwerkes im heutigen Bestand zweitverwendet.

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