Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohn- und Geschäftshaus

ID: 145183952917  /  Datum: 21.10.2014
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Marktplatz
Hausnummer: 15
Postleitzahl: 88499
Stadt-Teilort: Riedlingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Biberach (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8426097010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

1. Bauphase:
(1414 - 1415)
Errichtung des Gebäudes in den Jahren 1414/15 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude Marktplatz Nr. 15 ist die nördliche Hälfte eines stattlichen, dreigeschossigen Gebäudes an der Ostseite des Riedlinger Marktplatzes. Es handelt sich um ein Gesamtgebäude mit länglich-rechteckigem Grundriss, starken Geschossauskragungen auf der Platzseite und einem hohen, traufständigen Satteldach. Das Erdgeschoss ist massiv, die oberen Geschosse sind in Fachwerk ausgeführt. Die Außenfront ist flächig verputzt. Das Gebäude besitzt einen stattlichen Gewölbekeller im westlichen Bereich.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss ist durch Ladeneinbauten ausgeräumt. In den beiden Obergeschossen befindet sich ein zentrales Treppenhaus mit anschließenden, großen Räumen, der Dachraum mit seiner modernen Dachkonstruktion, ist lediglich durch einzelne Kammereinbauten unterteilt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Gebäude war zum Untersuchungszeitpunkt schon teilweise entkernt, Wandöffnungen zur Befundsuche konnten im Innenbereich angelegt werden. Die Außenfronten waren zum Untersuchungszeitpunkt verputzt und nicht einsehbar.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Erdgeschoss:
Im EG hat sich mittelalterliche Bausubstanz vor allem noch im Bereich des Deckengebälks und des zugehörigen Unterzugsystems erhalten. Das ursprüngliche Gebäude war entgegen dem heutigen Bau giebelständig zum Marktplatz ausgerichtet.
Das Deckengebälk mit seinen stattlichen Querschnitten und Holznägeln ist in Ost-West-Richtung - d.h. in ursprünglicher Querrichtung - verlegt und im westlichen Gebäudeteil noch relativ umfangreich, im östlichen Gebäudeteil nur noch stark fragmentarisch vorhanden. Nahe der mit einer weiten Deckenbalkenauskragung versehenen westlichen Außenfront weisen die Balken an der Unterseite eine breite, tiefe, rundliche Ausnehmung auf, die als Verkämmung für ein einstiges kräftiges Wandrähm gedeutet werden kann. Eine Blattsasse für ein Kopfband am mittigen Deckenbalken belegt uns für die westliche Außenseite zudem einen mittigen Bundständer, während sich zur einstigen Wandbildung hier keine Aussagen mehr treffen lassen.
Der noch ungestört bis zur östlichen Außenwand durchlaufende mittige (Binder-) Deckenbalken weist kurz vor dem Erreichen der inneren östlichen Mauerflucht an seiner Unterseite eine schmale Verkämmung auf, die - im Gegensatz zur breiten Verkämmung an der Westseite - auf eine einstige schwache Mauerlatte hinweisen dürfte. Demzufolge dürfte die Ostseite des Gebäudes ursprünglich durch eine Massivwand begrenzt gewesen sein, die später durch die heutige, deutlich schwächere Außenmauer ersetzt wurde.
In der südöstlichen Ecke des Gebäudes haben bei späteren Veränderungen mittelalterliche Balkenteile eine Wiederverwendung erfahren. Sie sind durch zusammenhangslose Blattsassen und Verkämmungen gekennzeichnet.
Im Gebäudeinneren wird das Deckengebälk von drei Querbünden (in Nord-Süd-Richtung) gestützt. Der westliche von ihnen ist noch in seiner südlichen Hälfte erhalten. Im Süden - in der Trennwand zur südlichen Hälfte des Gesamtgebäudes - liegt er auf einem kräftigen, geschosshohen Eichenständer auf, der mit Steig-, Kopf- und Fußband reichlich ausgesteift ist. In diesen Ständer ist eine nur noch ein kurzes Stück weit erhaltene Unterzugsverdopplung eingezapft, in die auch ein vom Ständer zum Unterzug ziehendes Kopfband eingeblattet war. Im Schnittpunkt von Unterzug und mittigem Deckenbalken ist ein weiterer Bundständer über die Blattsassen einer symmetrischen Kopfaussteifung zu erschließen.
Der mittige Unterzug ist noch über seine gesamte Länge erhalten. Auch er liegt im Süden auf einem kräftigen, reichlich dimensionierten Eichenständer auf. Hier ist er mit einem schrägen Blatt gestoßen, seine Verlängerung läuft nach Süden hin in den heute abgetrennten südlichen Gebäudeteil durch. Am Schnittpunkt mit dem mittigen Deckenbalken kann wiederum ein Bundständer über die Blattsassen einer symmetrischen Kopfaussteifung erschlossen werden. Über diesem Ständer ist auch der Deckenbalken mit einem schrägen Blatt gestoßen. An seinem nördlichen Ende ist der Unterzug am Auflagerpunkt abgefault. Das Fehlen einer Blattsasse für eine einstige Kopfaussteifung macht es jedoch wahrscheinlich, dass hier schon ursprünglich kein Ständer stand, sondern dass das Gebäude durch eine massive Außenwand, die sich im Kern der heutigen Nordmauer erhalten haben dürfte, abgeschlossen wurde.
Der östliche Unterzug ist durch moderne Stahlträger ersetzt. An seinem Schnittpunkt mit dem mittigen Deckenbalken kann wiederum über die Blattsassen der Kopfaussteifung ein Bundständer erschlossen werden.
Insgesamt wird so ein vierschiffiges, zweizoniges Ständergerüst greifbar, dass als nördlicher Teil eines größeren, vierschiffigen, vierzonigen Gesamtgebäudes ausgewiesen ist. Hinsichtlich der Bundseiten ist jene des westlichen Unterzuges nach Osten, jene des mittigen nach Westen, während die Bundseite des mittigen (Binder-) Deckenbalkens nach Süden gerichtet ist.
An den vorhandenen Holzbauteilen liegen einige Hinweise zur einstigen Wandbildung vor. So weist der mittige Deckenbalken in seinem westlichen Viertel an der Unterseite eine durchgängige, sauber gearbeitete Bretternut auf, die auf eine einstige, möglicherweise ursprüngliche Wandverbretterung hinweisen könnte. In seinen drei östlichen Vierteln befinden sich an der Unterseite Stakungslöcher einer Lehm- Flechtwerk-Stakung, die sich jedoch nicht an der gegebenen Bundseitenausrichtung orientiert und somit durchaus auch späteren Veränderungen entstammen könnte, wie wir dies für das erste OG noch werden belegen können.
Von den Unterzügen weist der westliche an seiner stark abgebeilten Unterseite keine Hinweise auf eine ursprüngliche Wandbildung auf, während der mittlere eine durchgängige Reihe von Stakungslöchern besitzt. Spätestens für eine erste, relativ frühe Umbauphase können im EG also durchlaufende Mittelwände in Längs- und Querrichtung belegt werden, sodass wir es mit einer massiven, lediglich an der Westseite geöffneten Umfassung und einer kreuzweisen Innengliederung zu tun haben.

1. Obergeschoss:
Im 1. OG haben sich nicht nur im Deckengebälk, sondern auch in den Wandkonstruktionen noch umfangreiche Teile des mittelalterlichen Hausgerüstes erhalten. Auch hier treffen wir auf einen inneren Längsbund (in Ost-West-Richtung) und drei innere Querbünde (In Nord-Süd-Richtung), welche letzteren ursprünglich in den abgetrennten südlichen Gebäudeteil durchliefen. Das Gerüst wird dabei durch geschosshohe, kräftige Eichenständer festgelegt, von denen sich vor allem jene der westlichen Gebäudehälfte noch in umfangreichem Maße erhalten haben. Auf diese Ständer sind kräftige Längsrähme aufgezapft, auf denen wiederum ein querlaufendes Deckengebälk aufgekämmt ist. Dieses hat lediglich in der Nordostecke und im Bereich des Treppenhauses Verluste erfahren und ist ansonsten noch relativ vollständig erhalten geblieben.
Die Aussteifung des Gerüstes erfolgte durch leicht geschwungene Steigbänder sowie durch teils verdoppelte Kopf- und Fußbänder von unterschiedlichen Längen und Stärken. Der Bundachsenverlauf sowie auch die Bundseitenausrichtung weichen dahingehend von den Verhältnissen im EG ab, als dass die Bundseite des Mittelquerbundes nach Osten gerichtet ist. Der östliche innere Querbund ist nach Westen hin gerichtet.
Aufgrund der Befundsituation an den Außenwänden sind die Befunde zur einstigen Wandbildung der Außenfronten bislang nur spärlich. Zwar weist der Mittelständer der Westseite an drei Seiten schmale Bretternuten auf, doch finden sich hierzu an den benachbarten Bundständern keine Gegenstücke, so dass eine Verbretterung dieser Wandbereich nicht zum ursprünglichen Zustand gehören dürfte. Möglich wäre hingegen eine nachträgliche Verbretterung mit einer Nut im mittleren Ständer und Anschlagsseiten an den benachbarten Ständern. Nicht auszuschließen ist jedoch auch, dass hier beim Abbund irrtümlicherweise eine Nutzung des Ständers erfolgte. Für den ursprünglichen Zustand hingegen wird man mit großer Sicherheit eine einstige Flechtwerkfüllung annehmen müssen, die unter Umständen gar riegellos ausgebildet war. Zur Gestaltung des östlichen Abschnittes der Nordwand liegen uns momentan keine Hinweise vor. An der östlichen Außenwand hingegen ist uns eine einstige Flechtwerkfüllung durch Stakungslöcher an der Unterseite des dortigen Binderdeckenbalkens belegt.
Im Innenbereich lassen sich momentan keine originalen Wandbildungen nachweisen. Hier könnten lediglich im Falle einer riegellosen Ausführung von Lehm- Flechtwerkwänden einzelne ursprüngliche Wandbildungen vermutet werden. Es ist als durchaus denkbar, dass der Innenraum des 1. OGs zum Zeitpunkt seiner Entstehung noch keine festen Innenwände besaß. Dies ließ sich am ehesten dadurch erklären, dass der untersuchte Gebäudeteil als Wirtschafts- und Lagerbereich des größeren Gesamtgebäudes gedient haben könnte.
Die heute noch nachweisbaren Wandbildungen gehen dagegen auf spätere Veränderungen zurück. Am ältesten scheint dabei ein einriegeliges Längswandstück zwischen den beiden östlichen inneren Bundständern zu sein, das noch die Reste einer unter dem Riegel angeordneten, an den östlichen Bundständer herangeschobenen Türöffnung mit breiter Fase an der Außenseite zeigt. Die Wandebene ist hierbei schon hinter der Aussteifungsebene angeordnet. Eine zweite nachträgliche Wandachse ist in der nördlichen Hälfte des mittigen Querbundes greifbar. Sie zeigt Stakungslöcher am Deckenbalken sowie ein nachträgliches Riegelzapfloch am mittigen Bundständer, der ansonsten an West- und Südseite keine Wandansätze zeigt. Möglicherweise geht in jene Zeit auch eine Flechtwerkwand in der nördlichen Hälfte des östlichen inneren Querbundes zurück. Für eine erste, dem Befund zufolge wohl noch spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Veränderungsphase können wir im 1. OG also eine Heraustrennung eines mittleren Raumes an der Nordseite des Gebäudes annehmen, wohingegen die restlichen Bereiche anscheinend zunächst noch ungeteilt blieben.
Erst in einer zweiten, nun schon frühzeitlichen Bauphase wurde dann der mittige Längsbund zur Gänze als Wandachse ausgebaut. Anschließend an den mittigen Bundständer haben sich hier noch gemauerte Gefache erhalten, deren Oberfläche über der originalen Putzschicht und einer Übertünchung noch Reste aufwendiger Gefachmalereien mit Randstrichen und Bandornamentik zeigen.

2. Obergeschoss:
Im 2. OG lassen sich in konstruktiver Hinsicht zwei getrennte Bereiche unterscheiden.
In der westlichen Gebäudehälfte treffen wir unter dem Bestand jüngerer Veränderungen auf die Reste eines in Nord-Süd-Richtung aufgeschlagenen Dachwerkes. Von seinem Gespärre hat sich noch ein einzelner Rest knapp östlich des mittigen Querbundes erhalten. An seinem Fußpunkt ist dieser Sparren auf die Deckenbalkenlage des 1. OGs aufgezapft, die somit eine einstige Dachbalkenlage darstellt (wodurch sich auch hier der ansonsten irritierende Verlauf in Nord-Süd-Richtung erklärt). Auf Deckenhöhe hat sich zudem noch das gesamte Kehlgebälk erhalten, das mit dem Gespärre verblattet war. Unterstützt wird das Kehlgebälk durch zwei stehende Stühle. Der nördliche von ihnen - unmittelbar unter der Verbindungsstelle von Kehlbalken und Sparren - hat sich noch relativ vollständig erhalten. Er zeigt einen inneren und einen giebelseitigen Bundständer mit Aussteifungen durch Kopf- und Steigbänder. Das westliche Ende der Zwischenpfette ist leider weitgehend abgefault, so dass sich hier ihre einstige Endausbildung nicht mehr sicher beurteilen lässt. Der zweite Stuhlbund liegt weiter südlich nahe der heutigen Gebäudesüdwand. Über Blattsassen und Zapfenlöcher ist hier dieselbe Konstruktion ablesbar wie am nördlicheren Stuhlband. Die stark asymmetrische Lage dieses Bundes weist darauf hin, dass diese Dachkonstruktion noch in die südliche Gebäudehälfte hineinläuft. Allem Anschein nach haben wir es hierbei also mit den Resten eines Daches zu tun, das das ursprünglich zweigeschossige Gesamtgebäude in seiner ganzen Breite als giebelständiges Satteldach überdeckte.
Weitere Reste dieses Sachwerkes finden wir übrigens im Bereich des heutigen 1. Dachgeschosses. Im östlichen Teil der Gebäudetrennwand hat sich hier wiederum ein Stück eines in Ost-West-Richtung verlaufenden stehenden Stuhles erhalten, der die Lage des einstigen Mittelquerbundes markieren dürfte. Auf seinem Unterzug haben sich die von Süden her kommenden gekappten Enden eines Kehlgebälks erhalten. Ein einstiger zweiter stehender Stuhl etwas weiter nördlich ist uns durch Blattsassen am unteren Kehlgebälk belegt, die auf eine fußzonige Aussteifung eines darüber gelegenen Stuhles hinweisen.
Erst in einer späteren Veränderungsphase wurde der östliche Teil des Gebäudes dann unter Aufgabe des beschriebenen Dachwerkes auf die heutige Traufhöhe aufgestockt und durch eine Flechtwerkwand vom südlichen Gebäudeteil abgetrennt. Noch später entstanden dann die drei heutigen längs laufenden Räume, von denen der südliche eine flächige, in das 16. Jh. weisende Ockerfassung an Wänden, Decken und Balkenwerk aufweist.
Der westliche Bereich des 2. OGs zeigt kein Dachwerk, sondern ein geschosshohes Ständergerüst, das auf die Decken- bzw. Dachbalkenlage über dem 1. OG aufgesetzt ist und sich - abgesehen von seiner Ostwand - am Bundachsenverlauf des daruntergelegenen Geschosses orientiert. Infolgedessen entsteht hier ein etwa quadratischer Grundriss mit kreuzweiser Innengliederung. Auf die Ständer sind Nord-Süd-gerichtete Rähme aufgezapft, auf denen wiederum das Ost-West-gerichtete Dachgebälk aufliegt. Diese vor allem im nördlichen Bereich noch gut erhaltene Dachgebälk zeigt an der östlichen Begrenzung - im Anschluss an das hier folgende Dachwerk - an seinen Enden an der Oberseite noch vereinzelt Zapfenlöcher für aufgezapfte Dachsparren. Ursprünglich scheint also dieser Bauteil separat von einem traufständigen Satteldach überdeckt gewesen zu sein, von dem sich ansonsten keine weiteren Reste erhalten haben.
Das Ständergerüst des 2. OGs zeigt eine kopf- und fußzonige Aussteifung mit einzelnen eingestreuten Steigbändern. Ursprüngliche Wandverriegelungen lassen sich momentan nur im nördlichen Abschnitt der östlichen Außenwand - im Anschluss an die dortige Dachschräge nachweisen. Der südliche Teil der Ostwand scheint dagegen zum anschließenden Dachraum hin offen geblieben zu sein. Dies setzt voraus, dass das Dachwerk über dem östlichen Gebäudeteil schon bestand, als das Gerüst auf dem westlichen Teil aufgerichtet wurde. Der Gesamtzusammenhang des Gerüstes und die dendrochronologischen Daten lassen eine Gleichzeitigkeit von westlichem Gerüst und östlichem Dachwerk annehmen, so dass wir den Gerüstbereich am ehesten als einen der vorderen Gebäudehälfte aufgesetzten großen Dachaufbau ansprechen können.
Für die nördliche Außenwand lässt sich eine Lehm-Flechtwerk-Stakung nachweisen. Auch die mittige Querwand (Nord-Süd-Richtung) besitzt am Rähm Stakungslöcher, doch fehlen an den begrenzenden Bundständern originale Riegelzapfenlöcher. Spätere schwache Riegel wurden mit Schleifnuten eingefahren. Sieht man von der Möglichkeit einer riegellosen Wandbildung , wie sie für die gegebene Zeitstellung noch durchaus möglich war, einmal ab, so besteht zumindest die Möglichkeit, dass auch dieser Dachaufbau zunächst keine Innengliederung durch feste Wände besaß. In diesem Falle wäre die Heraustrennung zweier platzseitiger Räume einer frühen ersten Veränderungsphase zuzuweisen.
Das erhalten gebliebene Dachgebälk des Dachaufbaus über dem westlichen Gebäudeteil zeigt an seinen westlichen Enden entstehungszeitliche Abbundzeichen in Form einer fortlaufenden Nummerierung mit rechteckigen Kerben. Die Zählung läuft von Süden nach Norden. Die Dachbalken sind durchlaufend gezählt, die Binderdachbalken sind - ohne die Zählung der restlichen Deckenbalken zu beeinträchtigen - gesondert gezählt. Der Anfang der Zählung liegt dabei offensichtlich weit außerhalb der heutigen südlichen Gebäudetrennwand. Es ist somit wahrscheinlich, dass sich die beschriebene Aufstockung über die gesamte Gebäudebreite erstreckte.

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