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Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C)

ID: 124208476714  /  Datum: 02.12.2015
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Universitätsstraße
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 79098
Stadt-Teilort: Freiburg

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Freiburg im Breisgau (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8311000001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: sog. ehemaliges "Ratsstüble" Baukomplex Universitätsstraße 2-6/Rathausgasse 16 , Universitätsstraße 2

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C, Universitätsstr. 2) soll ursprünglich mit Haus Universitätsstr. 4 ein Anwesen gebildet haben, das vor 1565 geteilt wurde.


1. Bauphase:
(1100 - 1199)
Errichtung Kernbau an der Straße. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1293)
Hofseitige Erweiterung zu einem zweigeschossigen traufenständigen Gebäude mit abgetieftem, zweigeschossigen Keller zur Straße. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)

3. Bauphase:
(1500 - 1599)
Hofseitige Erweiterung. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1804)
Verstärkung der Balkendecke über dem oberen Kellergeschoss, vermutlich auch Innenumbau und Aufstockung um ein Geschoss mit flacher geneigtem Dach. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Bauphasenplan, Längsschnitt (A) Universitätsstr. 2 (Vorderhaus) / Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C) in 79098 Freiburg, Altstadt (27.11.2008 - Bearbeiter: F. Löbbecke, Plangrundlage: strebewerk)
Abbildungsnachweis
Straßenfassaden Haus A-C (von li. nach re.) / Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C) in 79098 Freiburg, Altstadt (29.05.2008 - Baukern (Löbbecke))
Abbildungsnachweis
Haus C, Hoffassade / Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C) in 79098 Freiburg, Altstadt (Baukern (Löbbecke))
Abbildungsnachweis
Haus C, 1. Untergeschoss (Raum C 0.0.1) / Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C) in 79098 Freiburg, Altstadt (04.08.2008 - Baukern (Löbbecke))
Abbildungsnachweis
Straßenfassaden Haus A-C (von li. nach re.), Ansicht gegen Norden / Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C) in 79098 Freiburg, Altstadt (Baukern (Löbbecke))

Zugeordnete Dokumentationen

keine

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das dreigeschossige, traufständige Vorderhaus weist ein Satteldach mit Dachhaus zum Hof auf. Im ehemaligen Hof stehen heute ein Anbau und das flach gedeckte Treppenhaus, das vom Hof und vom Haus Rathausgasse 16 betreten werden kann. Der Keller ist im hofseitigen Drittel eingeschossig, während die straßenseitigen Zweidrittel zwei Geschosse aufweisen. Der Zugang erfolgt durch die Küche des Gastronomiebetriebs in das obere, durch Bretterwände in zwei Räume
unterteilten Untergeschosses. Der ehemalige Zugang vom Hof ist vermauert. Seitlich neben dem Portal gibt es eine vermauerte Fensteröffnung und in der Südwand ein weiteres Sandsteingewände. Eine Holztreppe führt in das untere Geschoss des Tiefkellers hinab.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss von Haus C besteht aus einem straßenseitigen Gastraum mit Holzverkleidung und zugehöriger Bohlen-Balken-Decke sowie Kachelofen (20. Jh.). Die anschließende Küche ist in den Hof hinein erweitert. Daran schließt sich das Treppenhaus an, das zu ebener Erde einen Gang und die Treppe aufweist, mit einem Zugang von der Rathausgasse. Das erste Obergeschoss ist vom Treppenhaus aus über einen Flur zu erreichen. Dem Treppenhaus angegliedert sind zwei Toilettenräume. Im Vorderhaus führt ein Flur in den fensterlosen Erschließungsraum in der Geschossmitte, von dem aus das straßenseitige Zimmer und das hofseitige Bad sowie die Wohnungshälfte im südlichen Nachbarhaus erschlossen wird. Im zweiten Obergeschoss erfolgte die Erschließung ebenfalls über das Treppenhaus, das hier endet. Über einen Flur mit seitlichen Toilettenräumen gelangt man in einen weiteren Gang im Vorderhaus, der zur Wohnung und zum Dachaufgang in der Geschossmitte führt. Ein separater Raum zum Hof wird als Bad genutzt.
Der Dachaufgang mündet im Erschließungsraum in der Mitte des ersten Dachgeschosses. Von hier aus kann ein Raum mit Dachschräge zur Straße, der Wohnungsteil im Nachbarhaus und eine hofseitige Küche betreten werden. Dieser Raum weist keine Dachschräge auf, weil im zweiten Dachgeschoss hier ein großes Dachhaus mit Giebel über der Hoffassade das Satteldach erweitert.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Die Kellergeschosse weisen Balkendecken auf. Das Erdgeschoss von Haus C besteht aus einem straßenseitigen Gastraum mit Holzverkleidung und zugehöriger Bohlen-Balken-Decke sowie Kachelofen (20. Jh.).

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Decken
    • Balkendecke
    • Bohlendecke (Bohlenboden)
  • Verwendete Materialien
    • Beton
    • Holz
    • Putz
    • Stein
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
    • Bruchstein
    • Quader
    • Wacken/Kiesel
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
Konstruktion/Material:
Im zweiten Geschoss sind zwei Dachkonstruktionen ablesbar: Von einer älteren, steileren stammen die Firstpfette, mit der ein Firstständer in der südlichen Giebelwand verzapft ist. Zugehörig ist auch ein östlicher Rofen in der Giebelwand. Für die heutigen Rofen wird die Firstpfette ebenfalls genutzt. Hofseitig wird das Dach durch ein Dachhaus in Hausbreite in den Hof hinein erweitert.

Bau des 12. Jh., Kernbau Haus C (Phase I):
Im oberen Drittel der nördlichen und südlichen Mauer des Tiefkellers C 0.0.0.1 konnte Mauerwerk aus großen Flussgeröllen, sog. Wacken, festgestellt werden (UK ca. 273,50 m). Unterhalb fand sich ein Bruchsteinmauerwerk mit Negativabdrücken von Abtiefungshölzern (s. Phase IIb). Im Wackenmauerwerk hat sich kein zugehöriges Holz erhalten, daher ist eine dendrochronologische Datierung nicht möglich. Datiert ist lediglich die spätere
hofseitige Vergrößerung des Baukörpers (Phase IIb, 1293d). Das überwiegend aus Wacken in regelmäßigen Lagen bestehende Mauerwerk dürfte entsprechend Vergleichsbeispielen („Roter Bären“, Oberlinden 10-12; Haus „zum Herzog“, Salzstraße 18; Haus „zum Roten Basler Stab“, Salzstraße 20) im 12. Jahrhundert entstanden sein.
Das im Inneren 3,5 m breite und schätzungsweise 8 m tiefe steinerne Haus stand mit der Schmalseite an der Universitätsstraße. Es war unterkellert (heute 2. UG). Das ehemalige Erdgeschoss liegt wegen der um 1180/1200 erfolgten Straßenaufschüttung vermutlich im heutigen 1. UG. Sein Obergeschoss nahm das heutige Erdgeschoss ein. Ober halb dieser Etage verschmälert sich die nördliche Giebelwand deutlich. Möglicherweise endet hier das Mauerwerk des 12. Jahrhunderts. Das Haus besaß demnach wohl nur zwei steinerne Geschosse. Möglicherweise folgte noch eine Etage in Holz oder Fachwerk. Genauere Aussagen können hier nur durch Befundöffnungen im EG gewonnen werden.

Bau des 13. Jh., Vergrößerung Haus C (Bauphase IIb):
Bruchsteinmauerwerk mit grob gemagertem Mörtel findet sich im Tiefkeller C 0.0.0.1
unterhalb des Wackenmauerwerks (Phase I). In allen vier Wänden sind die Negativabdrücke von Abtiefungshölzern im Abstand von 1,20-1,40 m erhalten geblieben (OK ca. 273,50 m, UK ca. 270,70 m). Die Wände im Norden und Süden sind mit einem flächigen Putz bedeckt, der eine waagerechte untere Putznase ausbildet (UK 273,10 m). Im Westen ist die Mauer ab einer Höhe von 273,00 m ausgebrochen. Im Osten, zur Straße, ist die Mauer später erneuert worden (UK 272,30 m). Hofseitig schließt sich ein eingeschossiger Kellerraum an (C 0.0.1). Hier besteht der untere Teil der Südmauer aus Bruchstein. Das Mauerfragment endet mit drei Sandsteinquadern ca. 0,80 m vor der heutigen Hoffassade. Die Nordwand scheint aus einem Wacken-Bruchstein-Mauerwerk zu bestehen (weitgehend durch den verputzten Raum mit Öltank verstellt). Die Mauer weist einen Fundamentbogen auf und zieht hinter die heutige Hoffassade. Im Dachspitz hat sich im Norden eine Giebelspitze aus Bruchsteinmauerwerk erhalten (C 4.1n). Darin vermauert ist eine Firstpfette, die auch für das heutige Dachwerk noch genutzt wird. Im Süden ruht sie auf einem Firstständer. Im Südgiebel fand sich auch ein Rofen, der 46° zur Straße geneigt ist (rezente Dachneigung 38°). Er konnte auch im heutigen 2. Obergeschoss nachgewiesen werden. Die ehemalige Traufe lag im Brüstungsbereich des heutigen 2. Obergeschosses. Zwei weitere Rofen zum Hof wurden im rezenten Dachwerk wieder verwendet.
Die in den Nordgiebel eingemauerte Firstpfette und drei Rofen konnten dendrochronologisch datiert werden. Ein ähnliches Alter weisen zwei Deckenbalken und ein Türsturz über dem hofseitigen Keller C 0.0.1 auf (D15-17: 1290/91 und 1292/93). Die Hölzer wurden bei der späteren Vergrößerung des Hauses (Phase III) wieder verwendet. Das noch weitgehend in-situ erhaltene Dachwerk datiert die Vergrößerung von Haus C in das Jahr 1293. Diese Datierung entspricht dem festgestellten Bruchsteinmauerwerk mit flächigem Verputz.
Der Kernbau C aus dem 12. Jahrhundert (Phase I) wird 1293 abgetieft und in den Hof hinein erweitert. Vermutlich wird hofseitig ein gewölbter Vorkeller eingebaut wie 46 Jahre zuvor beim Haus A. Erhalten hat sich davon aber nur der untere Bereich der Südwand und des Bogens zum Hof. Dabei hat man die Balkenlage über dem Gewölbe und einen alten Türsturz (aus der Tür zum Tiefkeller?) wieder verwendet. Die Trennwand zwischen Tief- und Vorkeller wurde vollständig entfernt. Erhalten blieb dagegen ein Teil des Dachwerks aus dem Jahr 1293 (Firstpfette und Südost-Rofen) samt nördlichem und südlichem Giebel. Im Südgiebel ist auf ganzer Länge noch der straßenseitige Ortgang samt Rofen erhalten. Zwei Rofen zum Hof sind in Zweitverwendung vorhanden.

Umbauten im 15./ 16. Jh., Vergrößerung Haus C (Bauphase III):
Das Mauerfragment im unteren Drittel der südlichen Kellermauer (Phase IIb) wird durch ein Bruchstein-Wackenmauerwerk mit einzelnen Ziegeln nach oben und hofseitig fortgesetzt. Es bildet oberhalb der älteren Mauer im mittleren Wanddrittel eine deutlich zurückspringende Schräge aus. Das obere Wanddrittel setzt sich dann wieder weitgehend senkrecht fort. Hofseitig werden die drei Quader des älteren Gewändes (Phase IIb) überbaut und 0,80 m weiter westlich eine neue Hoffassade errichtet. Sie besitzt eine rundbogige Kellertür (H. 2,10 m, B. 1,30 m) mit gekehltem Sandsteingewände und Türfalz auf der Innenseite. Der Sturz über der Türnische besteht aus einem wieder verwendeten älterem Holz. Seitlich der Tür lag ein heute vermauertes Kellerfenster. Die Hoffassade weist mehr Backsteine auf als die südliche Kellermauer. Die Deckenbalken über dem hofseitigen Keller liegen deutlich tiefer als die heutigen Bodenbalken des Erdgeschosses. Außerdem sind sie zum Hof hin (nach Westen) abschüssig. Hier wurden mindestens zwei Balken der Bauphase IIb wieder verwendet. Die Ostwand des Tiefkellers wurde in der Neuzeit mit einem Mischmauerwerk erneuert. Seine Unterkante (272,30 m) liegt tiefer als an der Nord- und Südwand, wo sich das ältere Wackenmauerwerk (Phase I) erhalten hat. Im Dachgeschoss konnten keine zugehörigen Aufmauerungen oder Dachwerksreste aus Bauphase III festgestellt werden.
Dendrochronologisch verwertbare Hölzer konnten nicht festgestellt werden. Einen
Datierungshinweis bietet das gekehlte Sandsteingewände der hofseitigen Kellertür, das in dieser Form im späten 15. bis frühen 17. Jh. entstanden sein kann. Das Mauerwerk der Südwand, das von vielen Backsteinen durchsetzt ist, wohl auch der obere Teil der Nordwand im Tiefkeller C 0.0.0.1, kann in der frühen Neuzeit errichtet worden sein, während das Bruchstein-Wackenmauerwerk eher auf eine
Entstehung im Spätmittelalter verweist.
In der frühen Neuzeit (16./17. Jh.) wurde Haus C hofseitig um 0,80 m erweitert und eine neue Hoffassade als Mischmauerwerk errichtet. Vielleicht ersetzte es eine aus Holz oder Fachwerk bestehende Hoffassade des späten 13. Jahrhunderts (Phase IIb). Die heutige Hoffassade dürfte weitgehend auf diesen Umbau zurückgehen. Beim Umbau wurde das vermutete Tonnengewölbe des hofseitigen Vorkellers ausgebrochen. Der ehemalige Gewölbeansatz ist heute noch als Mauerschräge ablesbar. Er leitet nach dem Abbruch des Gewölbes zur alten, zurück springenden Mauerflucht über. Die Steine des vermutlich aus Bruchstein bestehenden Tonnengewölbes sind hier wieder verwendet worden – daher vermutlich das altertümlich Aussehen der Mauerschräge. Auch die Straßenfassade wurde in dieser Bauphase (oder später) erneuert, indem die damals vielleicht noch vorhandene Fassade des 12. Jh. (Phase I) durch ein Mischmauerwerk mit damals modernen Tür- und Fensterformen ersetzt wurde. Die Dachausbildung dieser Phase ist mangels erhaltenen Resten ungeklärt. Das völlige Fehlen solcher Reste könnte dafür sprechen, dass sie im 19. Jahrhundert bei der Erneuerung des Dachs vollständig beseitigt wurden oder dass in dieser Phase keine größeren Aufmauerungen an den älteren Giebeln ausgeführt wurden. Möglicherweise übernahm man das alte Dachwerk und verlängerte es hofseitig mit Aufschieblingen. Die im Dachwerk des 19. Jahrhunderts wieder verwendeten Hölzer von 1293 sprechen dafür, dass das mittelalterliche Dachwerk der Phase IIb tatsächlich bis um 1804 erhalten geblieben ist.

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