Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Jockelhof

ID: 135019642014  /  Datum: 07.07.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Bonndorferstraße
Hausnummer: 26
Postleitzahl: 79848
Stadt-Teilort: Gündelwangen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Waldshut (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8337022009
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der angetroffene Bestand des untersuchten Gebäudekomplexes ist das Ergebnis mehrerer älterer Modernisierungsmaßnahmen und Anbauten, wobei das anfängliche Bauvolumen des Kernbaus sowohl verkleinert, als auch vergrößert wurde. Der älteste Bestand datiert in das Jahr 1617(d) und umfasste in seiner Längenausdehnung einen zweizonigen Wohnteil mit angrenzendem, ehemals vierzonigem Wirtschaftsteil; alles unter einem gemeinsamen Dach. In einer ersten nachhaltigen Umbauphase um 1819 (d) erfolgt die partielle Versteinerung des Wohnteiles im Zuge der Erschließungstraufe, kombiniert mit einem zweigeschossigen Anbau am Wohngiebel. Auf diese Baumaßnahme erfolgt um das Jahr 1880 (d) der Ersatz der ursprünglichen Hocheinfahrt, verbunden mit einem vergrößerten Ersatz und parallelem Abbruch der Schopfzone, bevor um 1905 (d) das Dach über dem Wohnteil in der Form einer straßenseitig orientierten Wiederkehr ausgebaut wurde. Weitere nicht näher untersuchten Anbauten wurden im Verlaufe des frühen 20. Jahrhundert an der Rücktraufe angefügt, während es sich bei der massiven Unterfangung des Rückgiebels um die jüngste Baumaßnahme handelt.


1. Bauphase:
(1617)
Errichtung des Gebäudes (d), bestehend aus zweizonigem Wohnteil mit angrenzendem, ehemals vierzonigem Wirtschaftsteil; alles unter einem gemeinsamen Dach.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

2. Bauphase:
(1819)
Erste Um- und Anbauphase (d) durch partielle Versteinerung des Wohnteiles im Zuge der Erschließungstraufe, kombiniert mit einem zweigeschossigen Anbau am Wohngiebel.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

3. Bauphase:
(1880)
Zweite Umbauphase (d), Ersatz der ursprünglichen Hocheinfahrt, verbunden mit einem vergrößerten Ersatz und parallelem Abbruch der Schopfzone.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1905)
Aus- und Umbau des Dachwerkes (d) über dem Wohnteil in der Form einer straßenseitig orientierten Wiederkehr
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation und Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Bauernhof
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Eindachhof
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit Abstrebung
  • Dachform
    • Satteldach mit Zwerchhaus
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Sprengbund
Konstruktion/Material:
Das Hausgerüst des Kernbaus 1617(d)

Das Dach:
Nach der konstruktiven Analyse handelte es sich bei der ältesten Dachkonstruktion um ein Rofendach. Die Rofen tragen die aus Schindeln bestehende Dachhaut und werden selbst von einem Firsträhm, zwei Stuhlrähmen und von zwei auf den auskragenden Dach- und Bundbalken aufgekämmten Rofenschwellen unterstützt. Am First nebeneinander liegend und nicht mit den Querbundkehlbalken verbunden, sind die Rofen den genannten Längshölzern aufgenagelt. Eine Ausnahme bilden die Rofen in den Querbundachsen und über dem Wohnteil, wo sie zusätzlich mit den, nach dem römischen Zahlensystem nummerierten Bund- bzw. Dachbalken schwach verblattet und vernagelt wurden.
Hinsichtlich der das Firsträhm und die Stuhlrähme unterstützenden Tragkonstruktion sind über dem Wirtschaftsteil und dem Wohnteil unterschiedliche Traggerüste ausgeführt. Über dem Wirtschaftsteil sind es vier stehende, vom Erdboden bis zu den Dachschrägen reichende Querbünde, während über dem Wohnteil zwei abgesprengte Querbünde in der Form von liegenden Stühlen angeordnet wurden. Der Wechsel zwischen den Traggerüsten erfolgt innerhalb der Trennwand von Flur und Stube, indem die äußeren Stuhlrähme nicht von stehenden Stuhlständern, sondern von schräg aufsteigenden Bundstreben getragen werden. Dies gilt auch für den folgenden Querbund. Im Gegensatz zu dem zuvor genannten Querbund besitzt er keinen von unten aufsteigenden Firstständer, sodass in diesem Fall das Firsträhm auf einem dem Kehlbalken aufgesetzten und mit ihm über Fußbänder verbundenen Restfirstständer lagert.
Bezogen auf die Dachform lassen sich zwei verschiedene Walmkonstruktionen mit jeweils eigener Walmform belegen. Über dem Wohnteil handelte es sich um einen Halbwalm der einem auskragenden Giebeltrapez aufsaß, während an der Gegenseite mittels eines kürzeren Firstständers ein Vollwalm über der fehlenden Schopfzone ausgebildet war.
Zum Schluss ist noch auf eine Besonderheit im Firstbereich des Stallteiles hinzuweisen. Hier hängen zwei Tierschädel, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Ochsen (unten) und einem Pferd (oben) zuzuordnen sind.

Der Unterbau:
Wie allgemein üblich, gibt das Ständerraster der Tragkonstruktion die Grundrissgliederung vor. Da die Ständer in einer Länge über die Höhe von Erd- und Obergeschoss reichen, gilt diese Aussage für beide Nutzungsebenen. Unter dieser Vorgabe ist der im Obergeschoss erhaltene und im Gegensatz zum Erdgeschoss besser einsehbare Altbestand ein wichtiger Indikator für die bauzeitliche Grundrisslösung der unteren Nutzungsebene.

Das Obergeschoss

Der Wirtschaftsteil:
Beginnend im Wirtschaftsteil, lag über der fehlenden Schopfzone bzw. unter dem abfallenden Walm die erste Lagerzone. Als Heubergeraum genutzt, durchzog sie die gesamte Gebäudebreite. Belegt ist diese Zone durch den Walmansatz im Firstbereich und durch die für den ehemaligen Wandverschluss notwendigen Nuten an den beiden Traufständern. Diese Nuten weisen auch die Ständer der angrenzenden Zone aus. Nach dem Abbruch des Walmes schließt sie heute den Baukörper ab und besaß offensichtlich als Abgrenzung zur folgenden Zone einen quer zum First verlaufenden Wandaufbau. Dieser bildete die Trennwand zur benachbarten Tenne, wobei diese noch heute über eine Hocheinfahrt befahrbar ist. Einfahrt und Tor gehören im Kern der Erbauungszeit an, wobei das Tennentor noch Reste der ehemaligen Bemalung in der Form geometrisch angeordneter Schnurschläge aufweist. Auf die Tenne folgt eine weitere, nur partiell genutzte Bergezone. So war in Anlehnung an die beiden Traufseiten je eine Kammer abgetrennt. Ursprünglich mit durchlaufenden Dachbalken eingedeckt, ist das Gebälk nur noch über der Kammer an der Erschließungszone erhalten. Hier ist dann auch die Kammer noch in Funktion, während sie an der Gegentraufe aufgegeben wurde. Erhalten haben sich hier das zu späteren Zeiten vergrößerte Fenster und die über den Hausgang erreichbare Türöffnung. In Anlehnung an die intakte Kammer verläuft zwischen Tenne und Hausgang eine firstparallele Verbindung an den der verbleibende Heubergeraum mit einer provisorischen Abtrennung anschloss.

Der Wohnteil:
Mit dem Eintritt in den Hausgang ist der Wohnteil erreicht. Wie schon durch die Dachkonstruktion angedeutet, ist in diesem Bereich des Hauses eine vom Wirtschaftsteil abweichende Gerüstkonstruktion ausgeführt. Erkennbar wird dies durch die veränderte Stellung der Gerüstständer, die sich in diesem Fall nicht an den vom Stallbereich vorgegebenen Längsachsen orientiert. Dieser Befund trifft in erster Linie auf die Längsachsen aller drei Räume der Wohnzone zu. Im angetroffenen Zustand handelt es sich um die straßenseitige Stube, die benachbarte Küche und eine abschließende Kammer mit auffallend schmaler Breite. An der Außenwand dieser Kammer verläuft der Restbestand einer ehemals die gesamte Gebäudelänge durchlaufenden, vom Hausgang zugänglichen Galerie.
In welchem Umfang die heutige Raumnutzung der ursprünglichen Funktion entspricht ist nicht eindeutig geklärt. So ist die eigentliche Stubenebene in aller Regel im Erdgeschoss zu suchen, während es sich bei den oberen Räumen um die den unteren Räumen zugeordneten Kammern handelt. Eine Ausnahme macht dabei die Küche, deren Ausdehnung nach oben normalerweise über die Höhe beider Nutzungsebenen reicht.
In diesem Kontext ist möglicherweise das rauchlose Dachwerk zu sehen. Es impliziert nicht nur die bauzeitliche Anlage eines Kamines, sondern lässt auch auf zwei schlotfreie und auf zwei Ebenen angelegte Küchenanlagen schließen. Damit gewinnt die obere Wohnnutzung an Bedeutung und verweist auf eine damit verbundene Innovation im ländlichen Hausbau.
Unterstrichen wird diese Interpretation durch den Ausbauzustand der unteren Wohnebene.
Räumlich mit der des Obergeschosses identisch, bleibt sie weit hinter der Ausstattung der oberen Etage zurück. Ein weiterer Hinweis auf die Wertigkeit der oberen Geschossebene ist der Lage des gefasten Unterzuges zu entnehmen. Auffallend außerhalb der Mitte des Raumes angeordnet, reagiert seine versetzte Lage offensichtlich auf die Kachelofenlage im Obergeschoss und unterstreicht somit die Einschätzung, dass es sich bei dem Obergeschoss um die eigentliche Wohnebene handelt.

Spätere Umbauten:
Das Obergeschoss als die hervorgehobene Wohnebene ist spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts unumstritten. So datiert der älteste sicher datierte Umbau um das Jahr 1818. Die zu diesem Zeitpunkt vollzogenen Baumaßnahmen beziehen sich neben dem massiven Ersatz der Erschließungstraufe in erster Linie auf den Anbau an der Giebelseite des Wohnteiles. Mit einem massiven Sockelgeschoss aufgemauert, nimmt er einen gewölbten, von außen erschlossenen Kellerraum auf, über dem der in Holz abgezimmerte und über die Stube zugängliche Schlafraum angelegt wurde. Eine vom Schlafraum begehbare und auskragende Galerie führte zu einem an der Rücktraufe angelegten Abtritt.
Bei dem zugehörigen Dachwerk handelt es sich um ein Sparrendach dessen Sparrenpaare durch zwei Sprengbünde in dachhoher Ausführung unterstützt werden. Mehrere durch Bretter unterteilte Schüttböden zeigen die Nutzung des Dachraumes an.
Noch im 19. Jahrhundert, wohl in den Jahren um 1880, wird die alte Hocheinfahrt abgebrochen, verlängert und seitlich verbreitert. Mit der Abzimmerung des nun deutlich größeren Dachwerkes erfolgte wohl auch der Abbruch der ursprünglichen Schopfzone und die damit verbundene Anlage des verschindelten Steilgiebels.

Wenige Jahrzehnte jünger ist der Ausbau des Daches über dem Wohnteil. Offenbar schon früher im 1. Dachgeschoss mit einer Zwischendecke ausgestattet wird um das Jahr 1905 ein Zwerchhaus mit zwei Kammern und Satteldach abgezimmert. Parallel dazu erfolgte die Anlage des zugehörigen Treppenlaufes und der Umbau des Krüppelwalmes zum Steilgiebel.

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