Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Backhaus (ehem. Klosteranlage)

ID: 175401198819  /  Datum: 04.11.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Parkweg
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 72514
Stadt-Teilort: Inzigkofen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Sigmaringen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8437059004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ehem. Klosteranlage (Volkshochschulheim), Parkweg 3

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die angetroffenen Befunde lassen eine sehr stark differenzierte Baugeschichte erkennen. Der älteste Bestand wird offensichtlich in dem den südlichen und mittleren Teil des Gebäudes umfassenden Fachwerkbau greifbar, dessen Erdgeschoss später vollständig mit massiven Außenwänden anstelle der ursprünglichen Fachwerkkonstruktion ersetzt wurde. Zur ursprünglichen Innengliederung liegen keine Hinweise vor, doch weist der über die ganze Fläche hinweg vorhandene eingenutete Fehlboden in der Dachbalkenlage auf eine höhere, über reine Lager- und einfache Wirtschaftszwecke hinausgehende Nutzung hin. Auch die mehreren Kamindurchführungen in der Dachbalkenlage weisen auf Beheizung oder wirtschaftsbedingte Feuerstätten hin. Während vom ursprünglichen Fachwerkbestand des Erdgeschosses nur noch die Traufrähme und das Deckengebälk samt Fehlboden erhalten sind, hat sich die ursprüngliche Dachkonstruktion noch in größeren Resten erhalten. Hier begegnen uns noch die südliche Giebelscheibe und ein Teil von Gespärre, Kehlgebälk und Stuhlkonstruktion. Dendrochronologisch konnten diese Baureste in die Zeit um das Jahr 1553 datiert werden, welches Datum sicherlich auch für die Fachwerkreste des Erdgeschosses gelten dürfte. Es handelt sich damit beim ehemaligen Backhaus um einen vorbarocken Bau.
In barocke Zeiten fallen dann umfangreiche Umbauten. So wurde, wie gesehen, das Gebäude nach Norden hin verlängert, die Außenwände wurden in mehreren Abschnitten in Mauerwerk ersetzt, im Erdgeschoss entstand im Inneren die heutige Stützenstellung und im Dachbereich wurden die ursprüngliche Stuhlkonstruktion im südlichen Abschnitt und die nördliche Giebelscheibe einer umfangreichen Erneuerung unterzogen. Die Veränderungen am ursprünglichen Dachwerk und an der südlichen Giebelscheibe datieren offensichtlich um 1739, während die nordseitige Verlängerung des Gebäudes, die Stützenstellung im Erdgeschoss und zumindest die Mauerscheibe der westlichen Außenwand zu späteren, vermutlich in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts oder in das beginnende 19. Jahrhundert datierenden Veränderungsphasen gehören.


1. Bauphase:
(1553)
Abzimmerung des ursprünglichen Dachwerkes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Bäckerei, Backhaus

2. Bauphase:
(1739)
Umbau und Erweiterung des Gebäudes (i/g)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1750 - 1810)
Bauliche Veränderungen: nordseitige Verlängerung des Gebäudes, die Stützenstellung im Erdgeschoss und zumindest die Mauerscheibe der westlichen Außenwand
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude befindet sich nördlich des Ostflügels des Konventgebäudes bzw. südlich der ehem. Zehntscheuer bzw. Klostermetzgerei/ später fürstliche Orangerie.
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Bäckerei, Backhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Kleines, eingeschossiges Gebäude über länglich rechteckigem Grundriss. Das Erdgeschoss massiv umfangen und mit seiner Nordseite weit in den deutlich steigenden Hang hinein geschoben. Zweigeschossiges Satteldach mit Querwand im nördlichen Teil, ansonsten ohne feste Einbauten. Das Äußere geschlossen flächig verputzt und an der Ostseite regelmäßig befenstert. An der Südseite mittige Eingangstür und seitlich aufgemalte Fensteröffnungen. Darüber Fachwerkgiebel mit liegendem, rechteckigem Mittelfenster. Die ehemalige nördliche Fortsetzung des Gebäudes modern abgebrochen.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Im Inneren Stützenstellung und eine massive Querwand.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
    • Backstein
    • Betonbau
    • Bruchstein
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
  • Verwendete Materialien
    • Putz
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
    • Ständer
Konstruktion/Material:
Das Erdgeschoss
Das Erdgeschoss des Gebäudes wird von dünnen Massivwänden umfangen. Baufugen und Materialwechsel weisen hier auf eine differenzierte Baugeschichte hin. Zunächst ist festzustellen, dass sich an der Unterseite der Mauerlatten an der westlichen und an der östlichen Traufseite mehrfach Zapfenlöcher für Streben und Ständer finden, und auch im Mauerwerk selber finden wir Abdrücke einzelner Ständer. Bei den Mauerlatten handelte es sich damals um einstige Traufrähme, die zu einstigen Fachwerkaußenwänden gehören. Über die momentan sichtbaren Befunde belegt sind uns Ständer in der Südwest- und in der Südostecke sowie ein Zwischenständer und eine strebe in der nördlichen Traufseite. Diese Befunde bedeuten, dass das Erdgeschoss des Baues ursprünglich in Fachwerk errichtet war und die ursprünglichen Fachwerkaußenwände erst später durch die heutigen Massivwände ersetzt wurden.
Die Entstehung der heutigen massiven Außenwände verteilt sich offensichtlich über verschiedene Abschnitte. Einem 1. Abschnitt dürfte dabei nach Ausweis der Mauerfugen die südliche Schmalseite angehören, die in Backstein gemauert ist. Sie muss zunächst noch den vorerst gelassenen südöstlichen Ständer umschlossen haben, der erst später entfernt und durch eine Eckabmauerung ersetzt wurde. Einem 2. Schritt ist dann allem Anschein nach der südliche und mittlere Teil der östlichen Traufwand zuzurechnen. Diese stößt im Süden stumpf an die demzufolge ältere Mauerscheibe der Südwand an und ist in Bruchstein mit vereinzelter Backsteineinstreuung errichtet. Dieses Mauerwerk endet etwa 8,5 m nördlich der südlichen Außenflucht in einer bodentiefen Mauerfuge. Hier ist auch das Wandrähm stumpf gestoßen. Dies lässt vermuten, dass der ursprüngliche Bau zunächst hier seinen nördlichen Abschluss besaß. Später entstanden sind dann demzufolge der nördliche Abschnitt der östlichen Traufwand sowie die gesamte westliche Außenwand, die in einem Zuge homogen über die ganze Gebäudelänge hinweg läuft und in Backstein mit vereinzelter Bruchsteineinstreuung gemauert ist. Das westliche Traufrähm ist im südlichen Drittel mit einem Hakenblatt, d. h. vermutlich original, gestoßen, während das östliche wieder 8,5 m nördlich der südlichen Außenflucht stumpf gestoßen ist. Auch hier wird also eine einstige Gebäudeendigung greifbar. Nach Norden hin läuft die Westwand zudem homogen über das heutige Gebäude hinaus weiter. Die heutige Nordwand ist modern in Betonstein gemauert und geht auf eine moderne Verkürzung des Gebäudes zurück. Auch die Ostwand lief bis dahin weiter nach Norden und an ihrem nordseitigen Abbruch erkennen wir auf der Innenseite noch heute den Ansatz einer flach rundlichen Wandnische, die vom heutigen Wandabbruch überschnitten wird.
In der Ostwand sind 4 gleichartige Fensternischen angelegt, die in Backstein abgemauerte Laibungen sowie eigene Blockrahmen besitzen. Die südlichen Nischen sind dabei möglicherweise nachträglich in das Mauerwerk eingefügt worden. An der Westseite treffen wir nur auf 3 Blendnischen, ohne dass hier momentan eindeutig einstige Fensteröffnungen zu erkennen wären. Sie könnten aber ursprüngliche ebenfalls Fensteröffnungen umschlossen haben, denn sie sitzen in den Achsen der ostseitigen Fenster und werden auf der Außenseite nicht vom Geländer verdeckt. An der Südseite liegt mittig eine breite, sich nach außen erweiternde Türnische mit innenliegenden, rechteckigen Blockrahmen und jüngerem Füllungstürblatt, während die Fensterlöcher der Ostseite teilweise mit zweitverwendeten barocken Fensterläden geschlossen sind. Der dünne Brettersturz der Türnische und fehlende barocke Fassungen an der Außenseite deuten die Möglichkeit an, dass die Öffnung selber zumindest im heutigen Zustand auf nachbarocke Veränderungen zurückgeht. Rechts und links der Eingangstür an der Südseite sind auf den Wandverputz 2 Fenster aufgemauert mit breiten, geohrten Rahmen. Hierbei dürfte es sich um barocke Malerei handeln. Die aufgemalten Fenster stehen nicht mit einstigen tatsächlichen Fensteröffnungen in Verbindung, denn zumindest an der Mauerinnenseite lassen sich momentan keine diesbezüglichen Fugen erkennen.
Im Inneren des Erdgeschosses wird der Raum im südlichen und mittleren Bereich durch 2 Längsunterzüge mit darunter stehender Stützenstellung, im nördlichen Bereich durch eine Querwand gegliedert. Letztere ist in Bruchstein gemauert und zeigt an beiden Enden in Backstein abgemauerte Nischen und Blockrahmenabdrücke einstiger Türöffnungen. Auch an den betreffenden Stellen der Außenwände finden wir entsprechende Türanschlüsse. Die Stützenstellung im südlichen Bereich zeigt mäßig starke Nadelholzunterzüge, die stark seitlich angeordnet sind. Die Unterzüge sind über der 3. Stützensachse von Süden, wiederum etwa 8,5 m nördlich der südlichen Außenflucht, mit Höhenversatz gestoßen, was wiederum auf eine nachträgliche nordseitige Verlängerung des Gebäudes hinweist. Getragen werden die Unterzüge von schlanken Eichenholzständern mit kantigem Fuß, an deren Seiten sich kleine Zapfenlöcher befinden. Hierbei handelt es sich nicht um Riegelzapfenlöcher einer Fachwerkkonstruktion. Vielmehr dürfte es sich um Anschlüsse für die Halterungen von Regalböden handeln, die mit der durch Archivalien belegten Nutzung als Backhaus in Zusammenhang stehen dürften. Fünf der sechs Ständer sind noch vorhanden. Das Deckengebälk über dem ursprünglichen Baukörper spannt in Ost-West-Richtung und besteht überwiegend aus Eichenholzbalken. Einzelne Balken sind für Kaminlöcher seitlich ausgeschnitten. In das Gebälk ist ein Fehlboden eingenutet. Hierbei dürfte es sich um den ursprünglichen Deckenaufbau handeln, während die heute die Deckenuntersicht bildende Putzdecke mit Kalkputz auf Ruten und Brettschalung einer vermutlich spätbarocken Veränderung angehört. Der ursprüngliche Deckenaufbau mit Fehlboden läuft ebenfalls bis 8,5 m nördlich der südlichen Außenflucht und endet mit einem Deckenbalken, an dessen Unterseite wir Zapfenlöcher für Ständer und Streben finden. Dies bedeutet, dass sich hier ursprünglich eine Fachwerkquerwand befunden haben muss, bei der es sich um die ursprüngliche nördliche Außenwand gehandelt haben dürfte. Diese wurde bei oder nach der späteren nordseitigen Erweiterung des Gebäudes entfernt und in ihrer Tragfunktion durch die heutige Stützenstellung abgelöst. Stützenstellung und Unterzüge gehören damit erst einer späten Veränderungsphase an.
Das Deckengebälk über dem jüngeren nördlichen Gebäudeabschnitt besteht aus Nadelholzbalken und besitzt keinen Fehlboden. Hier treffen wir als Untersicht auf eine späte Putzdecke mit Kalkputz, die möglicherweise schon Nachbarock datieren.

Das Dachwerk
Die Dachkonstruktion des Gebäudes besteht aus 2 konstruktiv eigenständigen Teilen. Beim größeren südlichen Teilabschnitt handelt es sich um ein Dachwerk des 16. Jahrhunderts, während es sich bei dem kleineren nördlichen Abschnitt um ein späteres, wahrscheinlich barockes Dachwerk handelt.
Der größere südliche Dachabschnitt deckt sich von seinen Abmessungen her mit dem im Erdgeschossbereich nachgewiesenen ursprünglichen Baukörper des Gebäudes und wird gegen Norden und Süden von eigenen Giebelscheiben abgeschlossen. Es handelt sich um ein in Eichenholz abgezimmertes, zweigeschossiges Sparrendach mit verzapften Fußpunkten und einer etwa mittig angeordneten, verzapften Kehlbalkenlage. Diese wird im ursprünglichen Zustand im 1. Dachgeschoss von einem liegenden Stuhl mit 2 Gebäudeinneren Querbünden unterstützt, während im 2. Dachgeschoss keine Stuhlkonstruktion vorhanden ist. Wie die Befunde zeigen, wurde die frühneuzeitliche Dachkonstruktion in späterer Zeit, d. h. im 18. Jahrhundert umfangreich erneuert, wobei Gespärre, Zwischenpfetten, Kehlgebälk und Stuhlkonstruktion in großen Teilen ersetzt wurden und im südlichen inneren Stuhlquerbund an die Stelle des ursprünglichen liegenden Stuhles ein doppelter stehender Stuhl trat.
Das Gespärre des südlichen Dachabschnittes geht nur noch teilweise auf den Bestand des echten 16. Jahrhunderts zurück. Ursprüngliche Sparren finden sich vor allem im nördlichen Teil der westlichen Dachseite und im mittleren Teil der östlichen Dachseite. Die restlichen Sparren sind im 18. Jahrhundert durch neue Sparren ersetzt worden. Auch beim Kehlgebälk scheint es zu umfangreichen Auswechselungen gekommen zu sein, wobei hier teilweise auch Altholz zweitverwendet wurde.
Die Zwischenpfetten des südlichen Dachabschnittes wurden ebenfalls weitgehend erneuert, und zwar die östliche Zwischenpfetten in ihrem südlichen Teil, die nördliche Zwischenpfetten über die ganze Länge. Von der zugehörigen Stuhlkonstruktion hat sich im heutigen Zustand nur noch der nördliche innere Stuhlquerbund erhalten. Er zeigt schlanke liegende Stuhlsäulen und verblattete Stuhlstreben, die jeweils Stuhlsäule und Sparren einerseits und Kehlbalken und Spannriegel andererseits überplatten. Vom Spannriegels ist nur noch ein Stummel an der östlichen Dachseite erhalten geblieben, und auch die westliche Stuhlstrebe fehlt und ist nur noch über Blattsassen nachweisbar. Als Längsaussteifung diente ein Windverband, der aus von den Stuhlsäulen aufsteigenden Bändern bestand, die mit den Stuhlsäulen verblattet und auch an die aufrechtstehenden Zwischenpfetten angeplattet waren. Im nördlichen Feld der westlichen Dachseite hat sich ein solches Band noch erhalten und im mittleren Feld der östlichen Dachseite ist ein solches Band über Blattsassen an Pfette und Stuhlsäule noch ablesbar. Soweit erkennbar, war diese Aussteifung nicht symmetrisch und nicht regelmäßig ausgebildet. Der Längsaussteifung dienten zusätzlich Kopfbänder, die von den Ständern in den beiden Giebelscheiben zu den Zwischenpfetten hinaufsteigen. Sie haben sich in allen 4 Pfettenenden noch erhalten und bestehen aus Eichen- und anderem Laubholz. Bei den jüngeren, barocken Veränderungen wurde der südliche Stuhlquerbund vollständig entfernt und durch einen stehenden Stuhl ersetzt. Dieser zeigt 2 dünne Stuhlsäulen, die über Kopfbänder in Längsrichtung ausgesteift waren. Diese Kopfbänder fehlen heute, sie sind aber noch über Blattsassen an Ständern und Pfetten nachweisbar.
Die südliche Giebelscheibe geht noch in wesentlichen Teilen in das 16. Jahrhundert zurück. Es handelt sich im 1. Dachgeschoss um eine in Eichenholz abgezimmerte Fachwerkscheibe mit Mittelriegel und knapp Wandhohen, leicht gebogenen Streben. Die Streben schließen dabei kurz unterhalb des Kehlbalkens (= Rähm) seitlich an die Ständer der Stuhlkonstruktion an. Riegel und Kehlbalken sind mit den Giebelsparren verblattet. Die Ausfachung besteht aus Backsteinmauerwerk, das mit dünnem Kalkputz überzogen ist. In der Mittelachse liegt zwischen Riegel und Rähm ein breites, querrechteckiges Fenster mit eichenem Blockrahmen. Es ist unten in den ursprünglichen Riegel eingeschnitten und geht damit auf eine spätere, in diesem Fall barocke Veränderung zurück. Da die Backsteinausfachung sauber gegen dieses Fenster läuft, muss auch sie zum barocken Baubestand gehören. In dem um Balkenstärke vorkragenden Wandfeld des 2. Dachgeschosses treffen wir auf 2 mit den Sparren verblattete Riegel und ein kleines Fensterchen. Während die Ausfachung zum barocken Bestand gerechnet werden darf, geht hier das Holzwerk im 1. Dachgeschoss noch auf den Bestand des 16. Jahrhunderts zurück. Das Fenster des 1. Dachgeschosses besitzt einen modernen Blendrahmen, aber auch einen barocken Flügel mit Blei gefassten Rundscheiben. Außen umzieht es eine gemalte, verköpfte barocke Rahmung.
Die ursprüngliche nördliche Giebelscheibe zeigt im 1. Dachgeschoss ebenfalls ein einfach verriegeltes Eichenholzfachwerk, bei dem jedoch Riegel und Kehlbalken mit den Sparren verzapft sind. In den Abseiten sind knapp wandhohe, kaum gebogene Streben vorhanden, während im Mittelfeld westseitig eine schmale Türöffnung mit innenseitigem Falz und außenseitiger Fase liegt. Die Bundständer zeigen Blattsassen einer Vorverwendung, und die Ausfachungen sind wieder in Backstein gemauert. Im 2. Dachgeschoss, wo der östliche Sparren fehlt, sind keine Hinweise auf eine einstige Verriegelung zu erkennen, sodass hier nicht zu erkennen ist, dass hier einst eine Wandscheibe ausgebildet war. Es ist damit insgesamt gesehen fraglich, ob diese Giebelscheibe noch zum ursprünglichen Bestand gehört. Vielmehr deuten die Befunde eher darauf hin, dass die nördliche Giebelscheibe zumindest in wesentlichen Teilen schon den barocken Veränderungen zugerechnet werden muss.
Zur Datierung der barocken Veränderung liegen 2 inschriftliche Datierungen vor. An der südlichen Giebelscheibe hat sich im Brüstungsfeld die gemalte Datierung ..39 erhalten, die nach B. Eck früher mit 1639 zu lesen war. Im Inneren des Dachstuhles hingegen finden wir an der barock erneuerten westlichen Zwischenpfetten die aufgemalte Jahreszahl 1739, die die barocken Umbauten in die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts verweisen würde. Dies würde auch mit den barocken Fassungsresten am Südgiebel und im Erdgeschossbereich besser in Einklang stehen als eine Datierung in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Der kurze nördliche Abschnitt des Dachwerks schließt mit eigener Ständerstellung stumpf an die nördliche Giebelscheibe des südlichen Dachabschnittes an. Es handelt sich gleichfalls um ein zweigeschossiges Sparrendach, das aber zur Gänze in Nadelholz abgezimmert ist. Etwa auf halber Höhe ist in zweien der 3 Gespärre ein Kehlbalken eingezahnt. Das Kehlgebäck wird im 1. Dachgeschoss von 2 Zwischenpfetten unterstützt, die über Kopfstreben in Längsrichtung ausgesteift sind. Nach Norden hin ist das Dachwerk gekappt und wird durch eine moderne Betonsteinwand abgeschlossen. Aufgrund der Ausführung dieses Dachabschnittes in Nadelholz ist eine Datierung in das schon weiter fortgeschrittene 18. Jahrhundert, vielleicht gar auch schon in das beginnende 19. Jahrhundert denkbar.

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