Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Mesnerhaus (ehem. Klosteranlage)

ID: 138568998419  /  Datum: 19.11.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Parkweg
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 72514
Stadt-Teilort: Inzigkofen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Sigmaringen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8437059004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ehem. Klosteranlage (Volkshochschulheim), Parkweg 3

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der chronikalischen Überlieferung des Klosters zufolge soll es sich bei dem heutigen Mesnerhaus um ein 1445 als "neuer Bau" errichtetes Gebäude handeln, das im frühen 17. Jahrhundert als Gästehaus des Klosters diente. Weitere Umbauten werden im Zusammenhang mit dem Beerschen Klosterneubau von 1659-1663 sowie nochmals mit dem Kirchenneubau um 1780 angenommen.


1. Bauphase:
(1475)
Der zeitlich nicht genauer zu fixierende Vorgängerbau wurde um 1475 (d) großangelegt überbaut.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1600 - 1699)
Als Gästehaus des Klosters genutzt
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1659 - 1663)
Umbauten
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1780)
Umbau um 1780
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Norden / Mesnerhaus (ehem. Klosteranlage) in 72514 Inzigkofen (2008 - Dipl. Ing. B. Siegelin)
Abbildungsnachweis
Ansicht Ost / Mesnerhaus (ehem. Klosteranlage) in 72514 Inzigkofen (2008 - Dipl. Ing. B. Siegelin)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Erfasste Befunde der bauhistorische Untersuchung (2004-2006)
  • Bauhistorische Untersuchung (2005)
  • Bauhistorische Untersuchung (2000)
  • Ergänzung bauhistorische Untersuchung (2004)
  • Fotodokumentation (Instandsetzungsarbeiten)

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Mesnerhaus schließt als eigenständiger Flügel östlich an den Klosterkomplex an.
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen stattlichen, zweigeschossigen Massivbau über leicht verzogenem, rechteckigem Grundriss und abschließendem Satteldach. Unter der Nordwestecke und unter dem südlichen Kopfende befinden sich gewölbte Kellerräume.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss wird knapp südlich der Mittelachse von einer durchgehenden Querwand geteilt. Südlich davon liegen ein mittiger Treppenflur und seitliche Einzelräume mit teils aufwendiger Stuckierung, während nördlich ein winkelförmiger Gang einen Gewölberaum und einen Nebenraum im Osten von einem um halbe Geschosshöhe nach oben vorspringenden Eckraum voneinander trennt. Im Obergeschoss ist die Querwand südlich der Mittelachse nur im mittleren und wohl auch im westlichen Bereich ausgebildet. Der Grundriss ist hier wiederum dreischiffig gegliedert und zeigt seitlich eines schmalen Mittelflures unterschiedlich große, mehr oder weniger aufwendig ausgestattete Einzelräume. Das dreigeschossige Dachwerks ist im 1. Dachgeschoss entlang der Süd- und Westseite zu Räumen ausgebaut, verzichtet jedoch ab dem 2. Dachgeschoss auf jegliche feste Einbauten.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Äußere des Baus ist geschlossen flächig verputzt und wird gegen Osten und Süden von großen Rechteckfenstern durchbrochen.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Backstein/Lehmziegel
    • Flechtwerk
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Putz
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
Konstruktion/Material:
Nordwestlicher Kellerraum
Unter der Nordwestecke des Mesnerhauses liegt ein großer, tonnengewölber Kellerraum, der sich über längsrechteckigen Grundriss parallel zur westlichen Außenwand erstreckt. Höhenmäßig ist der nur etwa hälftig in den Erdgeschossboden eingetippt, sodass er mit seinem oberen Teil in den Erdgeschossbereich hineinreicht. Die Anlegung des Kellers ist nicht auf eine nachträgliche Veränderung des ursprünglichen Baues von 1475 zurückzuführen, sondern es ist davon auszugehen, dass der Kellerraum zusammen mit der Hauskonstruktion um 1745 entstanden ist und damit zum Kernbestand des spätmittelalterlichen Baus gehört, und nicht zu einer Vorgängerphase oder einem nachträglichen Umbau.
Die Kellerwandungen sind in Bruchstein gemauert. Flächig historische Putze verhindern einen genaueren Mauerwerkseinblick. Entlang des Mauerfußes treten an allen 4 Seiten die anstehenden Felsen zutage. Überdeckt wird der Keller von einem etwa rundbogigen, aber stark ungleichmäßig geformten Tonnengewölbe, das in Bruchstein gemauert ist. Auch hier verhindern der flächige Verputz einen genaueren Einblick in die Mauerstruktur, doch lassen sich noch deutlich Schalungsabdrücke im Mauermörtel der Gewölbeschale erkennen. (...)

Südseitige Kelleranlage
Unter dem südlichen Kopfende des Messnerhauses liegen 2 unterschiedlich große Kellerräume. Der östliche Kellerraum liegt direkt unter der Südostecke des Gebäudes und besitzt einen längsrechteckigen Grundriss. Er besitzt in Bruchstein gemauerte Außenwände und ein rundbogiges Tonnengewölbe, das in Bruchstein gemauert ist. Entlang der östlichen Längsseite kommt am Wandfuß der anstehende Felds zutage, in der Südwestecke befindet sich ein niedriges Mauerfundament, das vermutlich einen Sockel für Lagerzwecke darstellt. Während die südliche Stirnseite öffnunglos ist, befindet sich in der östlichen Längsseite am nördlichen Wandende eine schmale Lichtöffnung. Sie zeigt nach außen ein kleines, hochrechteckiges Fenster, an dessen südlicher Laibung sich ein breiter Mauerausbruch zeigt. Vermutlich befand sich demnach hier ursprünglich nur ein schmaler Schlitz, der später erst auf die heutige Breite erweitert wurde. Nach innen schneidet die zugehörige Fensternische mit einer stichbogigen Stichkappe grob in das Kellergewölbe ein. Die Laibungskanten sind mit Backstein abgemauert. Insgesamt legt der Befund nahe, dass das Fensterchen erst nachträglich angelegt wurde.
Der kleinere westliche Kellerraum schließt direkt an den östlichen Kellerraum an. Er reicht nicht bis zur westlichen Außenflucht des Gebäudes, sondern besetzt im wesentlichen den Mittelbereich hinter der südlichen Außenfront. Er erstreckt sich über gedrungenem rechteckigem Grundriss. Seine Wandungen sind in Bruchstein gemauert und stehen an den Ecken miteinander im Verband. An Nord-, West- und Südseite steht am Mauerfuß der anstehende Felds zutage, und an West- und Südseite ist auch durch eine niedrige, heute stark zerfallene Bruchsteinaufmauerung ein bankartiges Podest ausgebildet, dass wahrscheinlich wiederum Lagerzwecken gedient haben wird. (...)

Das Erdgeschoss
Außenmauern
An der südlichen Außenmauer war außenseitig gut zu erkennen, dass alle 3 Fenster in nachträglichen Ausbrüchen im umschließenden, mittelalterlichen Bruchsteinmauerwerk sitzen. Demnach gehen sie alle auf nachträgliche Veränderungen zurück. (...) An der östlichen Außenmauer ist das südlichste Fenster ebenfalls als nachträgliches Fenster zu erkennen, das vermutlich in barocker Zeit in eine nachträglichen Wandausbruch eingesetzt wurde. Die Öffnung wird auch hier von einem in Backstein gemauerten Stichbogen überfangen. (...)

Deckengebälk über Erdgeschoss
Das Deckengebälk über dem Erdgeschoss ist während der Sanierung weitgehend von oben her freigelegt worden. Dabei war zu erkennen, dass sich das mittelalterliche Deckengebälk aus der Zeit um 1775 außer im nordwestlichen und im nordöstlichen Eckbereich noch sehr umfangreich erhalten hat. (...)

Das Obergeschoss
An der südlichen Außenmauer war zu erkennen, dass alle dortigen Fenster in der heutigen Form nachträglich in das Außenmauerwerk eingefügt worden sind. Die heutige Veränderung geht dabei auf die barocke Situation zurück und sitzt in mit Backstein ausgemauerten, stichbogig überbefangenen Mauerwerksausbrüchen. (...) An der östlichen Außenmauer ließ sich ebenfalls erkennen, dass die heutige Befehle, die auf die barocke Situation zurückgeht, nachträglich in das Mauerwerk eingefügt wurde. Auch hier sitzen die Fenster jeweils in mit Backstein ausgemauerten, stichbogig über vergangenen Mauerwerksausbrüchen. (...) In der nördlichen Außenmauer ist das heutige östliche Fenster nachträglich in das Mauerwerk hineingebrochen worden. Dasselbe gilt für seitlich dieses Fensters gelegene kleine, rechteckige Wandöffnungen. Diese besitzen in Backstein abgemauerte Laibung. (...)

Das 1. Dachgeschoss
Die Dachbalkenlage, d. h. die Deckenbalkenlage über dem OG, wurde vollständig freigelegt. Dabei trat über die ganze Geschossfläche hinweg eine spätmittelalterliche Deckenbalkenlage zutage, die dem Baubestand von 1475 zuzurechnen ist. Es handelt sich um kräftige Eichenholzbalken, die aufgrund der großen Gebäudebreite in der Regel über der Gangwangenflucht des OG mit einem langen schrägen Blatt gestoßen sind. Auch war zu erkennen, dass die barocke Treppenöffnung ursprünglich um eine Balkenabstandsweite weiter nach Süden reichte. (...)

Südliche Giebelscheibe
An der südlichen Giebelscheibe war an der Innenseite zu erkennen, dass das östliche Fenster, ebenso wie dies schon zuvor vom westlichen Fenster her bekannt war, in einem nachträglichen Mauerausbruch sitzt und demzufolge erst in nachmittelalterlicher Zeit angelegt wurde. Im Hinblick auf die Gesamtsituation dürfte es sich hierbei, wie auch bei den anderen Fenstern der südlichen Giebelscheibe, um eine barocke Veränderung handeln.

Gebäudeinneres
Im südöstlichen Eckbereich traten weitere Reste der mittelalterlichen Dachkonstruktion zutage, während sich an der Südwestecke die Lage des einzigen südlichen Stuhlquerbundes über zugehörige Blattsassen der Queraussteifung am Binder- Deckenbalken (Kehlbalken) ablesen ließ.
Entlang des südlichen und des mittleren Abschnittes der westlichen Dachseite war zu erkennen gewesen, dass hier das mittelalterliche Gespärre ursprünglich ebenfalls bis auf die Dachbalkenlage hinablief. Erst später ist das Gespärre dann auf Kehlbalkenhöhe gekappt worden und durch eine auf Kehlbalkenhöhe waagrecht nach Westen verlaufende Deckenbalkenlage ersetzt worden. Diese Veränderungen sind im Zusammenhang mit der Entstehung des westlich anschließenden barocken Kreuzganges zu sehen.
Im nordwestlichen Eckbereich des 1. Dachgeschosses trat im Zuge der Freilegung auch die dortige mittelalterliche Dachkonstruktion zutage. Dachbalken, Kehlgebälk, Zwischenpfette, Stuhlsäulen, Stuhlstreben und Bindersparren der mittelalterlichen Konstruktion sind hier noch erhalten geblieben, während das mittelalterliche Gespärre ansonsten vollständig abgängig und durch meist moderne Sparren ersetzt ist. Während sich für den mittelalterlichen Zustand keine Raumtrennungen in diesem Bereich nachweisen lassen, zeigen Riegel- und Ständerzapfenlöcher, dass sich hier zumindest später Querwände in den Fluchten der 3 nördlichen Stuhlquerbünde befanden. Diese waren einfach verriegelt und besaßen am Anschluss an die Ostwand ursprünglich jeweils eine Türöffnung. Da keine Stakungslöcher auf einstige Flechtwerkausfachungen der Wände hinweisen, ist auf gemauerte Ausfachungen und damit auf eine nach mittelalterliche, vermutlich barocke Entstehung dieser Wandscheiben zu schließen. Am unter Zug der Ostwand haben sich Reste einer profilierten Bretterverkleidung erhalten, die es wahrscheinlich machen, dass die Ostwand in jener Zeit mit einer wandhohen Verbretterung versehen war, während am Kehlgebälck seitliche Leisten darauf hinweisen, dass hier nachträglich Lehmstaken eingelegt worden sind, die vermutlich zu einem barocken Stuckdeckenaufbau gehören. Dies macht es wahrscheinlich, dass auch die Einzelräume des nordwestlichen Eckbereich im Zuge der frühen barocken Veränderungen entstanden und ausgestattet worden sind.

Nördliche Giebelscheibe
Die nördliche Giebelscheibe zeigte nach dem Abschlag des Außenputzes auch von außen her ein wohl erhaltenes mittelalterliches Fachwerk, dessen Riegel und Kehlbalken mit den Sparren verblattet sind. Auch die in den Innenfeldern wandhohen, in den Abseiten 2/3-hohen Aussteifungsbänder sind mit Schwelle verblattet. Die Backsteinausfachung dieser Wandscheiben war ursprünglich backsteinsichtich ausgeführt und wurde erst später durch einen flächigen Verputz der Sicht entzogen.

Kehlgebälk über dem 1. Dachgeschoss
Die Kehlbalkenlage über dem 1. Dachgeschoss war während der Sanierung aufgrund des Aufnehmens des auf ihr liegenden Dielenbodens des 2. Dachgeschosses vollständig einsehbar, während dies zuvor nur in einem Teil der nördlichen Gebäudehälfte der Fall war. Das auf die Zeit von 1775 zurückgehende Kehlgebälk ist über die ganze Gebäudelänge hinweg als mäßig starkes, mit den Sparren verblattetes Eichenholzgebälk ausgebildet mit zum Teil stark krummwüchsigen und teils deutlich waldkantigen Balken. Dies sind aufgrund der großen Gebäudebreite in der Regel über einem der beiden stehenden Stuhllängsbünde mit einem schrägen Blatt gestoßen. Nur wenige der Balken sind in nachmittelalterlicher Zeit durch neue Balken ersetzt worden, sodass sich die mittelalterliche Kehlbalkenlage noch fast unversehrt erhalten hat. Im Bereich der Nordostecke ist das Kehlgebälk ohne eine Durchbrechung für den dortigen einstigen Küchenkamin ausgebildet, sodass wir davon ausgehen müssen, dass der auf Höhe der Dachbalkenlage noch sehr voluminöse Querschnitt des Küchenkamines bis zur Höhe der Kehlbalkellage schon auf die geringe Breite des Kehlbalkenabstandes zusammengezogen worden ist und von da aus der Küchenkamin als schlanker Schlot durch den restlichen Dachraum und über die Dachfläche geführt war.

Das 2. Dachgeschoss
Im Bereich des 2. Dachgeschosses traten während der laufenden Sanierungsmaßnahmen nur wenige neue Befunde zutage, da hier schon vorher die Dachkonstruktion vollständig offen lag. An der nördlichen Giebelscheibe konnte nach dem Abschlag des Außenputzes das mittelalterliche Giebelfachwerk auch von außen her betrachtet werden. Dabei traten eine wohl erhaltene Fachwerkkonstruktion mit den Sparren verblatteten Riegeln, verblatteten Ausschweifungselementen und ursprünglich sichtigter Backsteinausfachung zutage.

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