Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Badhaus (ehem. Klosteranlage)

ID: 170950420510  /  Datum: 04.11.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Parkweg
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 72514
Stadt-Teilort: Inzigkofen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Sigmaringen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8437059004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ehem. Klosteranlage (Volkshochschulheim), Parkweg 3

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die ältesten, sicher benennbaren Bauteile des Gebäudes stammen aus dem 17. Jahrhundert und werden in den originalen Teilen des Dachwerkes greifbar. Der dendrochronologischen Datierung zufolge können wir das Dachwerk (mit Vorbehalt) in die Zeit um das Jahr 1684 (d) setzen, wobei in ihm wohl auch zweitverwendetes Holz Verwendung gefunden hat. Momentan nicht eindeutig zu erkennen ist, ob die Ausfachung der Giebelscheiben und deren außenseitige Ummauerung mit der Fachwerkkonstruktion der Giebelscheiben gleichzeitig ist, oder aber auf eine spätere Veränderung zurückgeht. In ersterem Fall wäre eine Gleichzeitigkeit des massiven Hausunterbaus mit dem Dachwerk zu vermuten, während im letzteren Fall davon auszugehen wäre, dass es sich bei dem Gebäude zunächst um einen reinen Fachwerkbau (auch im Erdgeschoss) gehandelt hat, der erst bei einem späteren, vermutlich in das späte 17. oder beginnende 18. Jahrhundert fallenden Umbau massive Außenwände und in diesem Zuge auch massive Giebelvorblendungen erhalten hat. Auch wenn sich diese Frage momentan nicht eindeutig klären lässt, so darf man doch dem Augenschein nach für den Kernbestand des Hausunterbaus von einer gleichfalls barocken Zeitstellung ausgehen. Mittelalterliche oder frühneuzeitliche Baureste lassen sich hier nicht erkennen.
Für den ersten nachweisbaren Zustand des Erdgeschosses darf von gemauerten Außenwänden mit meist tiefliegenden Rechteckfenstern an Süd- und Ostseite ausgegangen werden. Über die damalige Situation an der Nordwand sind wir aufgrund späterer Veränderung im Unklaren, während die innere Längswand (zwischen Flur und ostseitigen Räumen) vermutlich ebenfalls noch zum ursprünglichen Bestand des 17. Jahrhunderts zählt. Hier sind wir allerdings ebenfalls nicht über ursprüngliche Wandöffnungen informiert.
Jüngere Veränderungen lassen sich dann im Erdgeschossbereich in der Veränderung, insbesondere der Höherlegung der Fenster an Süd- und Ostseite greifen. Auch ist eine Erneuerung der gegenüber den anderen Außenwänden etwas stärkeren Nordwand anzunehmen. Auch die Anlegung der offensichtlich nur vorübergehend offenen großen Außenöffnung im östlichen Wandabschnitt dürfte auf nachträgliche Umbauten zurückgehen. Ebenfalls als nachträglich sind im Erdgeschossbereich die in Backstein gemauerte Trennwand zwischen den beiden ostseitigen Räumen sowie die Tür, die Feuerungsituation und wohl auch das Fenster am südlichen Ende der Längswand anzusehen. Beim Deckengebälk über dem Flurbereich dürfen wir die beiden südlichsten Deckenbalken noch dem ursprünglichen Bestand, die weiter nördlich folgenden Deckenbalken sowie die betonierte Westwand hingegen jüngeren, in letzterem Falle modernen Veränderungen zuordnen.
Für den somit relativ gut nachvollziehbaren, dem Augenschein zufolge zumindest noch in das späte 18., allenfalls in das frühe 19. Jahrhundert zu datierenden Umbauzustand des Gebäudes lassen Raumgliederung, Fenster und insbesondere die Ofensituation eine Nutzung als Badstube denkbar erscheinen, entweder im Sinne eines zweiteiligen Baderaumes oder eines beheizbaren Ankleideraumes im Norden und eines reinen Baderaumes im Süden. Ein eindeutig spezifischer Hinweis auf eine Nutzung als Badehaus lassen sich momentan jedoch nicht erkennen, sodass diese Nutzungsweise mit Vorbehalt betrachtet werden muss und nur auf archivalischem Wege gesichert werden kann. Hinsichtlich des um 1684 zu datierenden Erstzustandes sind wir hinsichtlich der Raumgliederung nur über das Vorhandensein der inneren Längswand und der älteren, tief liegenden Fenster informiert, sodass uns eine eindeutige Nutzungszuweisung für jene Zeit nicht möglich ist. Der Baubestand schließt eine Nutzung als Badstube schon in jener frühen Zeit nicht aus, doch ist es aufgrund des Fehlens nutzungspezifischer Befunde auch nicht möglich, eine solche Nutzung vom Baubestand her wahrscheinlich zu machen.
Die beschriebenen modernen Veränderungen, die sich vor allem in umfangreichen Erneuerungen im Dachbereich sowie in der Erneuerung der westlichen Außenwand des Erdgeschosses niederschlagen, sind offensichtlich vor allem mit bauschadensbedingten Erneuerungen der gegen den ansteigenden Hang gerichteten Gebäudeseite in Zusammenhang zu bringen.


1. Bauphase:
(1684)
Errichtung Dachwerk (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein

2. Bauphase:
(1690 - 1710)
Umbau, Ersetzung der ursprünglichen Fachwerkwände durch massive Außenwände und massive Giebelvorblenden
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude befindet sich an der Nordseite des ehem. Nonnenfriedhofes, nahe der Südwestecke des Konventgebäudes.
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Kleiner, massiv ummauerter und eingeschossiger Bau, der gegen Westen vollständig in den Hang hineingeschoben wurde und an der Nord-, Ost und Südseite frei liegt. Oberer Abschluss durch zweigeschossiges Satteldach mit schmalem Zwerchhaus an der Westseite.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Etwa quadratischer Grundriss mit westseitigem Flur, gegen Osten zwei unterschiedlich große Einzelräume mit kleinen Einzelfenstern gegen Süden und Osten.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Äußere geschlossenflächig verputzt und unregelmäßig befenstert.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Beton
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
Konstruktion/Material:
Das Erdgeschoss
Das Erdgeschoss des Baus ist in der Nordseite zur Gänze in das hier ein ganzes Geschoss höher liegende westliche Vorgelände hineingeschoben. Gegen das Erdreich wird es heute durch eine betonierte Stützmauer abgeschlossen, die an der ganzen Westseite entlang läuft und im Norden rechtwinklig nach Osten umbiegt. Hier sind auch in der Nordwestecke zwei Stützbögen und ein flaches Deckenfeld betoniert bzw. modern in Backstein gemauert. Auch wenn wir damit hier durchweg auf moderne Bauteile treffen, so zeigt doch die Ausdehnung des bis über die Stützmauer hinwegreichenden Dachwerkes, dass die Betonmauer getreu die ursprüngliche Gebäudekubatur nachzeichnet und vermutlich eine vorhergehende Außenwand ersetzt.
Süd- und Ostwand des Gebäudes bestehen aus Bruchsteinmauerwerk und scheinen auch an den Ecken miteinander im Verband zu stehen. Sie gehen demnach auf einen einheitlichen Bauabschnitt zurück. Die südliche Außenwand läuft zudem im Verband als Stützmauer weiter nach Westen, während die in der Achse der Südwand östlich anschließende, niedrigere Stützmauer stumpf ansetzt und damit später entstanden ist.
In der südlichen Außenwand treffen wir auf zwei Fenster. Das westliche Fenster besitzt eine sich nach außen verengende, stichbogig gewölbte Nische, bei der nicht zu erkennen ist, dass sie nachträglich im Mauerverband angelegt worden wäre und dass sie demnach trotz seiner auffallend hohen Lage noch zum ursprünglichen Bestand gehören könnte. In der Öffnung sitzt ein rechteckiger, eigener Blockrahmen mit Falzen für Flügel und Laden, der heute durch einen modernen Fensterflügel geschlossen ist. Das östliche Fenster besitzt ebenfalls eine sich nach außen verengende, stichbogig gewölbte Nische. Hier ist jedoch gut zu erkennen, dass dem heutigen Fenster eine ältere Öffnung vorangegangen ist, denn wir treffen hier unmittelbar westlich auf Mauerfuge und Putzkante einer älteren, tiefer liegenden Fensteröffnung. Das heutige Fenster besitzt in Backstein gemauerte Laibung, einen modernen gefalzten Eichenblockrahmen und einen modernen Flügel mit bleiverglasten Rundscheiben. Hinweise auf weitere ältere Fensteröffnungen lassen sich an der Südseite momentan nicht erkennen.
An der östlichen Außenwand lassen sich ebenfalls zwei Fensteröffnungen erkennen. Die südliche Fensteröffnung ist heute vermauert. An der Innenseite der Wand befindet sich hier eine flache, stichbogig gewölbte Nische, während wir an der Außenseite Mauerfugen und Putzkanten eines tiefliegenden Rechteckfensters antreffen. Hierbei dürfte es sich um ein Fenster des ursprünglichen Bestandes handeln. Das nördliche Fenster ist offen und besitzt eine sich nach außen verengende, stichbogig gewölbte Fensternische auf der Innenseite sowie einen modernen Blockrahmen mit modernem bleiverglastem Fensterflügel auf der Außenseite. Dieses Fenster sitzt deutlich höher als das vermauerte südliche Fenster und das ältere östliche Fenster an der Südseite und dürfte damit ebenfalls schon zu einer jüngeren Phase gehören. Dies lässt sich auch an der Außenseite gut an den weiterhin ablaufenden Laibungskanten und Farbfaschen erkennen, die ebenfalls eine ursprünglich tieferliegende Fensteröffnung belegen.
An der Nordwand treffen wir in der östlichen Hälfte innenseitig auf eine breite, bodentiefe, mit einem Sturzbalken aus Nadelholz überdeckten Nische, der an der Außenseite eine Putzkante bzw. eine schräge Abbruchkante entspricht. Demnach muss hier zumindest vorübergehend eine breite, aber nicht sehr hohe Eingangsöffnung bestanden haben. Auffallend ist, dass der westliche Teil der Nordwand und der Sturzbereich im östlichen Wandteil etwas stärker ausgeführt sind als Ost- und Südwand, sodass der heutige Bestand der Nordwand möglicherweise einer anderen Bauphase angehört. Im Westen stößt dann auch die Nordwand stumpf gegen die gebäudeinnere Längswand (Flurwand) an, sodass uns hier die Zweiphasigkeit des Mauerwerkes eindeutig belegt ist.
Die gebäudeinnere Längswand trennt den schmalen Flur an der Westseite des Erdgeschosses von den zwei Einzelräumen im Osten. Sie ist in Bruchstein gemauert und sehr stark nach Osten hin geneigt, wobei im Süden momentan nicht zu erkennen ist, ob sie mit der Südwand im Verband steht oder nicht. Auf eine Mehrphasigkeit hindeutende Fugen sind momentan nicht zu erkennen. Ganz am südlichen Wandende befindet sich ein kleines Fensterchen mit gefalztem Blockrahmen. Auch seine Beziehung zur Wandscheibe ist momentan nicht eindeutig zu erkennen. Da seine Nische flach gedeckt ist, gehört er vermutlich nicht mehr zum ursprünglichen Bestand, sondern zu einer späteren Veränderung. Am nördlichen Wandende ist in die Wandscheibe eine stichbogig gewölbte Türnische mit rechteckigem Eichenholzrahmen eingelassen. Die Laibungen und die anschließenden Mauerwerkspartien sind in Backstein abgemauert. Auch ist der Blockrahmen senkrecht gestellt, während die Wandscheiben deutlich nach Osten geneigt sind. Dies weist darauf hin, dass die Türöffnung erst nachträglich in der verformten Wandscheibe angelegt wurde. Etwa in der Wandmitte finden wir eine vermauerte Hinterladerofenöffnung mit großem Feuerungsloch und darüberliegendem schmalem Rauchabzugsloch. Diese Teile sind allesamt in Backstein abgemauert, sodass auch hier anzunehmen ist, dass sie jünger sind als das Bruchsteinmauerwerk der Innenwand. Die Feuerungs- und die Rauchabzugsöffnung belegen einen in der Nordwestecke des südöstlichen Raumes stehenden Hinterladerofen. Dessen Rauch konnte über den Rauchabzug nach Westen in den Flurbereich abziehen. Dementsprechend finden wir auch an der Westseite der Längswand den Putzabdruck eines einstigen Rauchabzuges. Er stieg vom Rauchabzugsloch aus zunächst ein kurzes Stück nach oben, führte dann flach steigend weiter nach Osten, um dann im vorletzten Balkenfeld der Decke nach oben in den Dachraum zu führen. Etwas südlich der Feuerungsöffnung befindet sich in der Wandscheibe ein schräger, aber waagrechter Kanal, der vermutlich als Lüftungsöffnung anzusprechen ist.
Der südöstliche Raum des Gebäudes zeigt heute eine glatte Putzdecke, die mit Routen und handgeschmiedeten Nägeln an der Unterseite einer Bretterschalung befestigt ist und vermutlich Spätbarock datiert. Das Deckengebälk über diesem Raum ist momentan nicht einsehbar. Ein mittiger Unterzug mit zwei dünnen Ständern ist als moderne Stützkonstruktion nachträglich eingestellt worden. Die Nordwand des Raumes ist als Bruchsteinwandscheibe offensichtlich nachträglich zwischen den älteren Wandscheiben im Westen und Osten eingestellt worden, denn sie stößt jeweils stumpf an diese an. Ganz am westlichen Wandende befindet sich knapp über dem Bodenniveau eine rechteckige Ofenöffnung, durch die der über die Feuerungsöffung in der Westwand nachgewiesene Hinterladerofen in der Nordwestecke des Raumes auch Verbindung zu einem abgängigen Ofenteil im nordöstlichen Raum erhielt. Das entsprechende Ofenloch ist mit 2 Eisenstäben überdeckt und besitzt in Backstein abgemauerte, saubergeputzte Kanten. Am östlichen Wandende hingegen befindet sich eine Türöffnung. Vom Türstock hat sich noch ein eicherner Sturzriegel erhalten, während die seitlichen Pfosten verschwunden und nur noch über Zapfenlöcher im Sturz und Mauerabdrücke an den Seiten nachweisbar sind. Der Boden des Raumes zeigte Reste eines möglicherweise noch barocken Ziegelbodens.
Der nordöstliche Raum besitzt wie der südöstliche Raum eine glatte, vermutlich spätbarocke Putzdecke. Auch hier ist das Deckengebälk momentan nicht einsehbar.
Der längliche Flur entlang der Westseite des Gebäudes zeigt offenliegende Deckenbalken, die in Ost-West-Richtung gespannt sind. Sie stellen zugleich die Deckenbalkenlage dar. Die meisten Deckenbalken bestehen aus Nadelholz und besitzen keine Nuten für Lehmwickel oder Fehlboden. Nur die beiden südlichsten Deckenbalken bestehen aus Laubholz (Birke?) und zeigen seitliche Nuten. Hier hat sich auch im südlichsten Balkenfeld ein geschlossenes Lehmwickelfeld erhalten. Es ist demgemäß davon auszugehen, dass die beiden südlichsten Balken noch dem ursprünglichen Baubestand angehören, während die nördlicheren Balken auf eine jüngere Instandsetzung zurückgehen.

Das Dachwerk
Über dem Hausunterbau hat sich ein zweigeschossiges barockes Dachwerk erhalten. Es ist in seinen ursprünglichen Teilen in Fichten- und Birkenholz abgezimmert. Es handelt sich um ein Sparrendach mit verzahnten Fuß- und Firstpunkten. Das Gespärre wird im 1. Dachgeschoss von einem doppelten stehenden Dachstuhl unterstützt, der zwischen den beiden Giebelbünden lediglich einen einzelnen inneren Querbund aufweist. Kehlbalken sind nur in den Giebelscheiben sowie im Mittelquerbund vorhanden, ansonsten sind die Gespärre ohne Kehlbalken ausgebildet. Die ursprünglichen Kehlbalken sind mit den Sparren verzapft. Zwei einzelne Kehlbalken sind nachträglich, zu einem uns nicht näher bekannten Zeitpunkt, eingelegt worden. Sie sind nicht mit den Sparren verbunden.
Das Gespärre besteht aus nicht sehr starken Balken und ist an der Ostseite noch vollständig im ursprünglichen Zustand erhalten. An der Nordseite ist ein großer Teil des Gespärres modern ersetzt, und auch das dortige Zwerchhaus als Zugang zum Dachraum geht in seiner heutigen Form auf eine moderne Veränderung zurück.
Die beiden noch ursprünglichen Stuhlständer des Mittelquerbundes sind über Kopfstreben in Längs- und Querrichtung ausgesteift. Während am östlichen Bundständer Kopfstreben nach Norden und Süden aufsteigen, steigt am westlichen Bundständer lediglich eine Strebe nach Süden auf. Dies lässt vermuten, dass sich unmittelbar nördlich des Stuhlständers schon immer ein Zwerchhaus oder ein andersartiger Zugang zum Dachraum befand. Die Stuhlständer in den Giebelscheiben sind über Kopfstreben in Längsrichtung ausgesteift, d. h. von ihnen aus steigen jeweils Streben zu den Zwischenpfetten des Dachstuhles auf. Während die beiden Ständer der südlichen Giebelscheibe, die 2 Ständer des Mittelquerbund sowie der östliche Ständer der nördlichen Giebelscheibe noch in ursprünglicher Form erhalten sind, ist die westliche Zwischenpfette über die ganze Länge hinweg modern erneuert worden. Auch der westliche Ständer in der nördlichen Giebelscheibe ist vermutlich modern erneuert worden. Bei all diesen Reparaturen wurde aber altes Holz verwendet, bei denen zum Teil Zapfenlöcher, Verkämmungen o. ä. auf eine Vorverwendung hinweisen.
Die südliche Giebelscheibe zeigt im 1. Dachgeschoss ein zweifach verriegeltes barockes Fachwerk mit 2/3 hohen Streben in den Abseitigen und Wand hohen Streben im Mittelfeld. Einzelne Streben zeigen Spuren einer Zweitverwendung in Form von zusammenhanglosen Blattsassen. In der Mittelachse der Wandscheiben ist über Stiele, die vom Brustriegel bis zum Rähm emporreichen, ein kleines Fenster zwischen den Riegeln ausgespart. In dieser Öffnung sitzen heute ein eichener Blendrahmen und ein nicht dazu passender Sprossenfensterflügel aus Eichenholz mit bleigefassten Rundscheiben und profilierten Winkelbändern. Bei ihm handelt es sich um einen zweitverwendeten barocken Fensterflügel. Die Gefache sind mit Kalkbruchsteinmauerwerk geschlossen, wobei das Mauerwerk die Fachwerkkonstruktion auch an der Südseite umgreift und sich der Giebel somit nach außen hin als massive Giebelscheibe darstellt. Im 2. Dachgeschoss ist der Raum zwischen den Sparren durch ein doppeltes Andreaskreuz geschlossen. Auch hier umgreift die Bruchsteinausfachung des Fachwerkes die Holzkonstruktion an der Südseite.
Die nördliche Giebelscheibe zeigt ebenfalls im 1. Dachgeschoss ein zweifach verriegeltes barockes Fachwerk mit 2/3 hohen Streben in den Abseiten und Wand hohen Streben im Mittelfeld. In der westlichen Abseite ist heute keine Strebe (mehr) vorhanden, hier ist aber auch das Gefach in jüngerer Zeit in Backstein ausgefacht und damit einer Erneuerung unterzogen worden. In der Mittelachse ist ein kleines Fensterchen ausgespart, und zwar durch Stiele, die vom Brustriegel bis zum Kopfriegel emporlaufen und in den Kopfriegeln nachträglich eingeklinkt worden sind. Demnach handelt es sich hierbei um eine erst nachträglich im Fachwerkverband angelegte, relativ junge Fensteröffnungen. Die Öffnung ist mit einem eichenen Blendrahmenfenster mit einem barocken, durch eine Bleisprosse geteilten Flügel mit profilierten Winkelbändern und Doppelreibern geschlossen. Im 2. Dachgeschoss ist wiederum ein doppeltes Andreaskreuz angelegt. Die Gefache der nördlichen Giebelseite sind (bis auf die in Backstein erneuerte westliche Abseite) mit Kalkbruchsteinmauerwerk ausgemauert, das auch an der Nordseite das Fachwerk umgreift. Auch hier stellt sich die Giebelscheibe damit nach außen als Massivgiebel dar.
Die ursprünglichen Teile der Dachkonstruktion sind mit Abbundzeichen versehen, die in ihrer Zählung von der Nordwestecke ausgehen. In Längsrichtung ist mit römischen Ziffern, in Querrichtung mit Schrägstrichen gezählt. Das Holzwerk ist unverrußt und zeigt keine Hinweise auf ursprünglich feste Einbauten im Dachraum.

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