Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Paradies, Vorhalle der Klosterkirche

ID: 161176518916  /  Datum: 05.07.2012
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Klosterhof
Hausnummer: 9
Postleitzahl: 75433
Stadt-Teilort: Maulbronn

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Enzkreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8236038004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ehem. Zisterzienserabtei Maulbronn, Klosterhof 1
2. Gebäudeteil: Ehem. Herrenkirche, ehem. Klosterkirche, ev. Kirche

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

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Ehem. Zisterzienserabtei Maulbronn, Klosterhof 1 (75433 Maulbronn)
Ehem. Herrenkirche, ehem. Klosterkirche, ev. Kirche (75433 Maulbronn, Klosterhof 9)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Anfang des 13. Jhs. war der sog. Paradies-Meister in Maulbronn tätig, dem die Vorhalle, das sog. Paradies, vor der Klosterkirche im Westen zugesprochen wird. Er war auch verantwortlich für die Umgestaltung des südlichen Kreuzgangflügels.

Der früheste Nachweis für ein an den Westgiebel der Klosterkirche anschlagendes Dach bezieht sich auf das ehemalige Dachwerk der im frühen 13. Jahrhundert angebauten Vorhalle. Mit seiner äußeren Form entsprach es dem aktuellen Dach. Etwas flacher als dieses geneigt, lag der alte Firstverlauf etwas niedriger, der zugehörige Dachfuß hingegen etwas höher.
Vergleichbar mit dem aktuellen Dach ist wohl auch das damals ausgeführte Konstruktionsprinzip. So unterstützten die vier nachgewiesenen Binderquerachsen eine unbekannte Anzahl von Pfetten, auf denen sich dann letztlich die die Dachschräge ausbildenden Rofen (?) entlasteten.
Im Jahre 1456 (d) erfolgte der Ersatz durch das bis heute erhaltene Dachwerk. Es besaß mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Biberschwanzziegeldeckung.
Spätestens zu Beginn des 17.Jahrhunderts wird der Dachraum in mehrere Räume, darunter ein Großraum im Norden unterteilt. Ohne die damit einhergehende Nutzung näher beschreiben zu können, führte sie zu unzähligen Inschriften am Holzwerk.
Erste umfangreichere Reparaturen datieren in die Jahre um 1837 und beziehen sich auf den Ersatz von einzelnen Rofen und dem vollständigen Austausch der beiden Gradrofen
Von nun an werden die Intervalle der notdürftigen Reparaturen kürzer, bis sie im 20. Jahrhundert durch den massiven Eingriff vorerst zum Erliegen kamen.

Spuren, die auf ein Vorgängerdach hinweisen:
Zwei Befunde deuten an, dass das angetroffene Dachwerk eine ältere Vorgängerkonstruktion ersetzt. So überlagert zum Beispiel das vor dem Südgiebel angeordnete und zu einem späteren Zeitpunkt aufgebeilte Gebinde das Nischenprofil der den Treppenauslauf belichtenden Fensteröffnung. Aus diesem Befund ist für das Vorgängerdach eine ursprünglich höhere, das Fenster berücksichtigende Sparrenlage zu vermuten. Eine Aussage, die durch einen weiteren Befund an der zweiten Dachkonstruktion, dem Hauptdach, unterstrichen wird. Die dort aufgenommene Beobachtung bezieht sich auf die Tatsache, dass im Westgiebel des Hochschiffes, annähernd in der Flucht des in Ostwest-Richtung verlaufenden Mauerholzes, eine Auflagervertiefung für eine ehemalige Mauerholzeinbindung zu sehen ist. Die Vertiefung ist nachträglich ausgespitzt und stört daher den Zahnfries des Westgiebels. Im Vergleich zur Höhenlage des angetroffenen Mauerholzes liegt das ältere Auflagerloch deutlich höher. Es liegt so hoch, dass das einbindende Mauerholz in der Benutzungsphase den ungestörten Zugang vom Treppenturm in das Hauptdach ermöglicht hätte. Parallel bestätigt dieser Befund die oben getroffene Vermutung, dass die Gründungsebene der vorangegangenen Dachkonstruktion über dem Treppenturm ursprünglich höher lag.
Ein Ergebnis, das für das Paradies beziehungsweise seiner Trauf- und Gesimsausbildung eine andere Lösung als den angetroffenen Abschluss voraussetzt.

Wie schon bei der Beschreibung des Treppenturmdaches angedeutet, handelt es sich bei dem angetroffenen Dachwerk um den Ersatz einer älteren Vorgängerkonstruktion, deren zugehörigen Baubefunde ausschließlich am Westgiebel erhalten sind.
Zu diesen baulichen Indizien gehören unter anderem mehrere Auflagervertiefungen auf der Höhe der heutigen Binderbalkenauflagerung. Im Vergleich zu den etwa 25-30 cm tiefen Balkennestern aus dem 15. Jahrhundert sind sie mit 40 cm deutlich tiefer, wobei einzelne Altauflager heute ungenutzt sind und andere Vertiefungen für das Dach des 15. Jahrhunderts wiederverwendet wurden. Im Vergleich zur angetroffenen Binderabfolge des 15. Jahrhunderts liegen die alten Vertiefungen weiter auseinander und lassen für die Vorgängerkonstruktion insgesamt fünf Binderlagen rekonstruieren.

Im gleichen baulichen Zusammenhang sind die an der Westwand erhaltenen beziehungsweise abgespitzten Konsolsteine zu sehen. Insgesamt lassen sich vier ehemalige Konsolsteine belegen. Sie liegen deutlich unterhalb der heutigen Firstpfette und wurden nachträglich in den Westgiebel eingesetzt. Im Verbund mit den Anordnungen der unteren Auflagervertiefungen beschreiben sie für die zugehörige Dachform eine der heutigen Ausbildung entsprechende Ausführung. Ursprünglich dienten die Konsolen als Auflager für ein vor dem Westgiebel verlaufendes Firstholz, welches wiederum als Auflager für die die Dachschräge ausbildenden Rofen bildete. Wie die entsprechenden Ausnehmungen unter der heutigen Firstpfette belegen, reichten die Rofen kopfzonig in das Mauerwerk des Westgiebels hinein. Orientiert an den im Abstand von 1,10-1,15 m ausgespitzten Vertiefungen, waren im Vergleich zum heutigen Dachwerk deutlich weniger Rofen verbaut. Eine weitere Abweichung zum heutigen Dach bezieht sich auf die Dachschräge. So war die vorangegangene Dachneigung infolge des ehemals höher liegenden Dachfußes und des tiefer liegenden Firstes offensichtlich deutlich flacher.

Hinsichtlich der zeitlichen Einordnung ist das beschriebene Altdach als bauliche Einheit mit dem Unterbau zu sehen. Spuren für ein weiteres Dach wurden nicht erkannt. Diese Aussage gilt auch für einen möglichen Vorgänger des Paradieses in Holzbauweise. Auch kann aus den Quaderabspitzungen und den darüber liegenden Putzflächen im Erdgeschossbereich des Westgiebels kein weiterer Dachanschlag an den Westgiebel abgeleitet werden. Bei den besagten Flächen handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Reaktionen auf die Abspitzung ehemals figürlicher Reliefsteine. Aufsitzend auf Konsolen, traten sie vor die Flucht der Westfassade und betonten durch ihre seitliche Anordnung das Hauptportal. Mit dem Anbau der heutigen Vorhalle im frühen 13. Jahrhundert wurden sie durch deren Einwölbung überlagert und abgeschlagen.


1. Bauphase:
(1210 - 1220)
Errichtung des Paradies vor der Klosterkirche. (s)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein

2. Bauphase:
(1456)
Abzimmerung des aktuellen Pultdaches. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Pultdach

3. Bauphase:
(1700 - 1730)
Unterteilung des Dachraums in mehrere Räume; darunter ein Großraum im Norden. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

4. Bauphase:
(1837)
Reparaturmaßnahmen (a): Ersatz einzelner Rofen und vollständiger Austausch der beiden Gradrofen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Paradies bzw. Vorhalle der Maulbronner Klosterkirche (2006) / Paradies, Vorhalle der Klosterkirche in 75433 Maulbronn (01.05.2006 - Bildindex Foto Marburg; Aufnahme-Nr. rhmbrtag055)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dachwerk, bauhistorische Untersuchung und Dokumentation
  • Gewölbe, restauratorische Voruntersuchung und Maßnahmenkonzept
  • Fassaden (innen und aussen)

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die Vorhalle, das sog. "Paradies", ist der Westfassade der Maulbronner Klosterkirche vorgelagert.
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Klosterkirche
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Über der dreijochigen Vorhalle der Maulbronner Klosterkirche, das sog. Paradies, befinden sich zwei konstruktiv unterschiedliche Dachkonstruktionen: Die erste Konstruktionsform bezieht sich auf den an der Südflanke ausgeführten Treppenaufgang und dessen Abdeckung, während die zweite über der eigentlichen Vorhalle aufgeschlagen ist.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Holz
  • Dachform
    • Pultdach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb., mit einheitlicher Gebindeaufreihung
Konstruktion/Material:
Zur Konstruktion ausführlich siehe Dokumentation.

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