Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Geistliche Verwaltung

ID: 142393501518  /  Datum: 26.06.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Marktplatz
Hausnummer: 21
Postleitzahl: 73728
Stadt-Teilort: Esslingen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116019003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Esslingen, Kesslerareal

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Neben der dendrochronologischen Datierung liefern die folgenden Daten den Rahmen zur zeitlichen Einordnung der Baubefunde:
Im Jahr 1213 schenkte Kaiser Friedrich II. die Vitaliskirche, die Vorgängerkirche der heutigen Stadtpfarrkirche St. Dionys, an das Speyerer Domkapitel. Ein 1230 erwähntes “Steinhaus bei dem Friedhof” (a) dürfte der Hauptbau des zugehörigen Speyerer Pfleghofes gewesen sein. Vermutlich war er schon 1213 Bestandteil der Schenkung. Baumaßnahmen um 1250 lassen sich an Steinmetzzeichen erkennen, die auch am Langhaus von St. Dionys zu finden sind. Umbauten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind durch die Jahreszahl 1636 (i) an einer nachträglichen Stützkonstruktion im Gewölbekeller belegt. Zwei spätere Umbauten fanden Mitte des 18. Jh. und im Jahr 1904 statt. Die Nutzungen des Gebäudes sind erst ab dem 18. Jahrhundert belegt (a). Im Grundbuch von 1719 wird es als “Armen-Cast oder Gaistliche Verwalttungmit demdarunder liegenden Keller” aufgeführt (a). Dieser Keller wird im Kellerplan des Küfers Johann Michael Salzmann aus dem Jahr 1746 als “Stadtschreiberkeller” bezeichnet, wohl deshalb, weil sich damals im gegenüberliegenden Gebäude, dem heutigen Stadtarchiv, die Stadtkanzlei befand. Diese Lagebezeichnung taucht auch im Häuseranschlagsprotokoll von Johann Gottlieb Kandler aus den Jahren 1773/74 wieder auf, wo der Eintrag lautet “bewohnt von Herrn Kirchen-Castensverwalther Schmid gedachter Stadt Esslingen Armercast oder geistliche Verwaltung mit darunter ligenden Keller .... Dieße Verwalthung stehet auch in der Kirchgaß neben der Gaß gegen der Canzley Wohnbehaußung ...” (a).
Seit der Reformation, spätestens jedoch seit dem Neubau 1599/1600 (d) diente das Gebäude also als Verwaltungs- und Lagergebäude der Stadtpfarrei sowie als Wohngebäude des Verwalters. Es befand sich im Besitz der Stadt Esslingen. Der eigentliche Pfarrhof befand sich im angrenzenden Pfleghof-Hauptgebäude, das vom Speyerer Domkapitel lediglich gepachtet wurde.


1. Bauphase:
(1213 - 1399)
Vorgängerbebauung des 13. und 14. Jahrhunderts:
Der älteste Mauerzug der Geistlichen Verwaltung ist die östliche Keller- und EG-Wand. Er reicht an der Südost-Ecke hinauf bis auf eine Höhe von ca. 2,30 m über dem heutigen Außenniveau. Ursprünglich zeigte er nach außen Buckelquadermauerwerk, wie es im Kellerraum 2.U.2 noch gut erhalten ist. Auch an der Ostfassade sind die Buckel unterhalb einer schräg nach Norden ansteigenden Grenzlinie ablesbar. Diese Linie markiert die Höhe des Straßenbelags der Zehentgasse bis in die Zeit um 1900. Über dem Straßenniveau hatte man die ehemaligen Buckelquader glatt zurückgearbeitet, darunter blieben sie stehen.
Durch das Tieferlegen der Straße sind heute Quader sichtbar, deren untere Hälfte noch Buckel aufweisen, während die obere Hälfte glatt ist. Der Mauerzug aus Buckelquadern knickt im Nordosten leicht ab. Ursprünglich lief er nach Norden weiter, heute endet er jedoch innerhalb der etwas jüngeren Nordwand. Auch nach Süden ist kein definiertes Ende ablesbar. Zeitlich zugehörige Fenster- oder Türöffnungen konnten nicht festgestellt werden. Zusammen mit den Befunden der Keller-Nordwand deutet dies auf eine Funktion als Hofmauer hin.
In der Zusammenschau mit den Befunden zum Pfleghof-Hauptgebäude ist die Buckelquadermauer die älteste Bausubstanz des gesamten Pfleghof-Areals und demnach in die Zeit vor 1213 (a) zu datieren. Bei der Keller-Nordwand handelt es sich um die Außenwand des archivalisch erwähnten großen Steinhauses aus der Bauphase 1213-1230. Im Osten wurde sie gegen die ältere Buckelquadermauer gesetzt. Mittig war sie durch ein großes Rundbogentor geöffnet, das links und rechts von je einem hochsitzenden, rechteckigen Fenster flankiert wurde. Diese Fenster und ein Fundamentvorsprung etwas oberhalb des heutigen Kellerniveaus weisen darauf hin, dass das heutige UG ursprünglich ebenerdig lag. Die Tatsache, dass die Fenster unvergittert blieben, bestärkt nochmals die Interpretation der Ostwand als ehem. Hofmauer. Tor und Fenster öffneten sich damit zu einem geschützten Innenhof.

Das große Tor wurde um 1250 (gk) durch einen eingesetzten Bogen verkleinert und dabei auch tiefer gelegt. Die Datierung ist über ein kreuzförmiges Steinmetzzeichen am linken Scheitelstein möglich. Noch im Mittelalter, wohl in der zweiten Hälfte des 13. oder im 14. Jahrhundert (gk) wurde der ehem. Hofbereich mit einem Gebäude überbaut. Darauf weisen eine rundbogige Türöffnung aus großen, radialen Werksteinen an der Südfassade und zwei schlitzförmige, später wieder vermauerte Fenster im Quadermauerwerk der Ostfassade hin. Dieses letztgenannte Mauerwerk unterscheidet sich im Material, Größe und Oberflächenbearbeitung vom älteren Buckelquadermauerwerk, auf dem es aufsitzt. Auch die nördliche und südliche Partie unterscheiden sich nochmals von einander, sodass das Mauerwerk wohl in zwei Phasen entstand. Die allseitig gefassten Fensteröffnungen in der nördlichen Partie wurden noch später eingebaut. Sie dürften im Hinblick auf die Stilformen ins 15. Jahrhundert datieren (s).
Die Lage der rundbogigen Toröffnung der Südfassade bezeugt, dass noch im 13. Jahrhundert das Außenniveau deutlich erhöht worden war. Dadurch waren die ehemaligen Erdgeschossbereiche zu Untergeschossbereichen geworden. Im Gewölbekeller sind an der gequaderten Süd- und Westwand mehrfach Material-, Oberflächen- und Lagenwechsel zu beobachten. Die Südost- und Südwest-Ecke zeigen lediglich einen lockeren Eckverband. Die Nordwest-Ecke wurde ebenfalls nur durch einen lockeren Eckverband mit der älteren Nordwand verzahnt. Die zeitliche Zuordnung der einzelnen Mauerwerkspartien ist schwer. Bei manchen Partien dürfte es sich lediglich um Reparaturen der inneren Mauerschale handeln, so zum Beispiel am südlichen Ende der Westwand, wo außen das Buckelquadermauerwerk ohne Fuge durchläuft. Sicherlich gehören
jedoch alle Quaderwände noch dem Mittelalter an. Dies trifft auch für das erst nachträglich eingebaute, flache Tonnengewölbe aus hammerechtem Quadern zu. Dass es noch aus der Zeit vor dem Renaissance-Neubau der Geistlichen Verwaltung stammt, belegt der nordwestliche Kellerfensterhals. Er wurde durch das vorgesetzte Quadermauerwerk des 16. Jahrhunderts
vermauert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1599 - 1600)
Der Renaissancebau der Geistlichen Verwaltung:
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgte ein großer Neubau der Geistlichen Verwaltung. Dabei wurden die älteren Mauerwerkspartien des Erdgeschosses auf ein einheitliches Niveau erhöht und die Westfassade mit dem Eingangsportal komplett neu errichtet ebenso wie die gesamte Innenstruktur. Die neue Westfassade erhielt gegenüber der mittelalterlichen Kellerwestwand eine leicht abweichende Wandflucht. Das Quadermauerwerk des 16. Jahrhunderts ist an der Fassade durch sichtbare Zangenlöcher charakterisiert. Es besteht aus beigem Sandstein. Für die Fenster- und Türgewände wurde größtenteils grüner Schilfsandstein verwendet. Sie sind profiliert und zeigen die typischen Ausläufe der Renaissancezeit. Das Dachwerk konnte durch die dendrochronologische Untersuchung in das Jahr 1599/1600 (d) datiert werden. Zu dieser Datierung passen die Stil- und Konstruktionsformen, wie sie im gesamten Gebäudeinneren zu sehen sind. Allerdings fällt zwischen dem 1. und 2. OG ein Wechsel in der Lage der Bundebenen auf, sodass ein kurzer zeitlicher Abstand zwischen den beiden unteren Vollgeschossen (EG und 1. OG) sowie den darüber liegenden Geschossen nicht ganz auszuschließen ist.
In allen drei Vollgeschossen waren im Bauzustand 1599/1600 (d) an der südlichen Giebelwand ein oder zwei Räume abgeteilt. Die übrige Fläche war jeweils als große Halle genutzt. Das Dach besaß ein großes, zweistöckiges Querhaus. Dies spiegelt die Verwaltungs- und Lagerfunktion des Gebäudes wieder. Im EG markieren die Werksteinkonsolen an den Fassaden die Lage von drei Innen-Querbindern und einem aus der Mitte leicht nach Osten versetzt liegenden Längsbinder. Der südliche Querbinder teilte die vorhandene Stube im Bereich von Raum 2.06 und - in der gleichen Flucht - eine kleinere Küche in der Südost- Ecke ab. Die Lage der gemauerten Querbundwand lässt sich noch heute im Gewölbe ablesen ebenso wie die Lage des ehem. Herdes in der Nordwest-Ecke der Küche. Die übrige Fläche nahm eine große Halle mit gedoppelten Längs- und Querunterzügen und einer bemalten Bretter-Balken-Decke ein. Diese Decke war vermutlich durch ein bis ins Dach durchlaufendes Hängewerk entlastet, sodass der Raum ohne Freiständer bleiben konnte. Darauf deuten die fehlenden Hinweise auf Kopfstreben solcher Freiständer hin ebenso wie die Tatsache, dass am Sitz des Hängewerkes in der folgenden Bauphase nachträglich ein Freiständer eingebaut wurde.
Die Treppe ins 1. OG lag in der stumpfwinkligen Nordost-Ecke. Es handelte sich um eine zweiläufige Podesttreppe entlang der Außenwände. Der unterste Lauf setzte direkt nördlich des EG-Eingangs an. Das Podest lag in der Raumecke und wurde durch das kleine, hochliegende Fensterchen mit Renaissancegewände im Bereich des heutigen Brunnens belichtet. Das Treppenloch für den oberen Treppenlauf ist durch den originalen Wechselbalken belegt. Ein Zapf- und Holznagelloch im Wechsel sowie das schräge Ende des gedoppelten Streichbalkens vor der Nordwand belegen das Treppenauflager.
Während des barocken Umbaus wurde das Treppenloch durch Balken geschlossen. Unter dem Treppenpodest befand sich der Durchgang zur 157? (letzte Ziffer der Jahreszahl unlesbar) (i) datierten Kellertreppe in den Gewölbekeller des Pfleghof-Hauptgebäudes. Die Bretter-Balken-Decke ist mit eingenuteten, profilierten Zwischenstegen und rechteckigen Tafeln konstruiert. Die Balken sind an den Unterkanten mit einem Rundstab und spitzem Auslauf gestaltet. In der ersten Fassung waren die Balken und Zwischenstege ockergelb gefasst, die Tafeln umzogen eine grauschwarze Schattierung und Begleitstriche. Später wurde das Ocker durch ein Rotbraun ersetzt und nochmals später lackiert. Die originale Farbfassung ist im Bereich über der abgehängten Holzflachdecke von Raum 2.0.4 zu sehen, allerdings wurden hier die Bretter zweitverwendet eingebaut. Dort wo die Decke noch in situ erhalten ist, wurde sie später überfasst. Über der EG-Stube lag auch im 1. OG ein gleich großer Raum. Vermutlich handelte es sich um eine Bohlenstube. Darauf deuten die Abarbeitungsspuren am nordwestlichen Eckständer des Raumes hin. Eine zweite Bohlenwand ist erhalten: Es handelt sich um die Trennwand zwischen Raum 2.1.3 und 2.1.4. Unter der Treppenschräge sind die horizontalen Bohlen mit Spickung, Lehmschlag und ockerfarbiger Begleiter-Farbfassung sichtbar. Diese zweite Bohlenstube lief vermutlich ohne Unterteilung bis zur südlichen Giebelwand durch. Es handelte sich damit um einen langen, rechteckigen Raum mit rund 45 m² Grundfläche, also fast einen Saal.
Die übrige OG-Fläche war wiederum eine offene Halle. Ihre Bretter-Balken-Decke war gleichartig gestaltet wie die EG-Decke. Zwei parallel liegende Deckenbalken in der Flucht des Dach-Querbinders 5 markieren die Lage des Hängewerks. Am Streichbalken vor der Nordwand sind Reste einer Bemalung mit Beschlagwerksformen erhalten. Befunde in der Südost-Ecke von Raum 2.1.1 deuten auf ein kleines, abgeteiltes Heizräumchen für die beiden Stuben hin (Bef. 2-67).
Im 2. OG lief die Querbundwand in der Flucht des Dachquerbinders 3 ursprünglich durch. Auf Grund des Bundebenenversprungs zwischen dem 1. und dem 2.OG ist die Querzone nun breiter wie die der südwestlichen Stube, jedoch schmäler wie die des südöstlichen Saales im 1. OG. Es handelte sich um eine durchgängige Fachwerkwand, wie die erhaltene westliche Hälfte und die Befunde für Riegel am Bundständer der Ostfassade für die später entfernte östliche Hälfte belegen. Das Fachwerk war sichtbar und mit einer Begleiterfassung betont, wie eine sondierte Schattierung zeigt.
Vermutlich war die Querzone durch eine Längswand in zwei Räume unterteilt. Die bauzeitliche Wand wurde durch eine jüngere Fachwerkwand ersetzt. Befunde deuten darauf hin, dass es sich um eine Bohlenwand gehandelt haben könnte. Das übrige 2. OG war nicht weiter unterteilt. Ein Freiständer mit Kopfstreben in der Dach-Querbinderebene 4 und die Hängesäule in der Dach-Querbinderebene 5 entlasteten den Längsunterzug und das Deckengebälk. Auf eine repräsentative Deckengestaltung wurde hier verzichtet, wie die einfachen Deckenbalken im nicht ausgebauten Bereich der Räume 2.2.6 und 2.10 zeigen. Es dürfte sich damit um reine Lagerflächen gehandelt haben. Auch das Dach blieb unausgebaut und diente zu Lagerzwecken. Nach Norden gegen das Pfleghof-Hauptgebäude schloss es mit einer eigenen Giebelwand.
Das Dachwerk ist mit einem liegenden Stuhl im 1. und 2. DG konstruiert. Im 1. DG unterstützt zudem eine mittige Ständerreihe mit Kopfstreben den Mittellängsunterzug. Die Abbundzählung des Dachwerks läuft von Süden nach Norden. Die Sparren werden mit römischen Ziffern gezählt, die Binder mit Piken. In Querbundebene 5 ist ein Hängewerk vorhanden: Es besteht aus zwei Hängehölzern und gedoppelten Decken- und Kehlbalken und ist mit Bolzen verbunden sowie über Fußstreben im 2. DG abgestrebt. Im Spitzbodenfeld des Südgiebels sitzt ein Spitzständer mit einer verzierten Konsole. Zwischen Bund 3 und 4 existierte ursprünglich ein hohes Querhaus, über das Lasten in das 1. und 2. DG transportiert werden konnten. Wegen des Querhauses wechselt die Bundseite am Querbund 4 auf die Nordseite, die Außenseite der Querhaus-Seitenwand. Alle übrigen Binder sind dagegen von der Südseite her abgebunden. In der westlichen Hälfte der südlichen Querzone ist mit Bretterwänden eine Kammer abgeteilt. Hier wurden an einem einfachen Türblatt Beschläge des 17. Jhs. wiederverwendet.
Die Lage des ursprünglichen Kaminzuges der EG-Küche und der Stuben lässt sich an Aussparungen in den Kehlbalken westlich des Mittellängsunterzuges zwischen Bund 2 und 3 ablesen.
Vom Ausbau und Zierat der Bauphase 1599/1600 (d) sind neben den erwähnten Bretter-Balken-Decken mit ihren Farbfassungen und den Hinweisen auf Ockerfassungen der Bohlen- und Fachwerkwände noch die Hauseingangstür mit ihrem prächtig geschnitzten Tor und Oberlichtgittern und die Werksteinkonsolen unter der Vorkragung des OG-Fachwerks zu erwähnen. Tor und Konsolen zeigen Rollwerkdekor. Während die Torflügel zwar mehrfach restauriert, jedoch noch original erhalten sind, wurden die Konsolen während der Sanierung im Jahr 1904 vollständig erneuert. Zwei originale Renaissance-Konsolen sind jedoch noch im 1. OG unter dem Streichbalken der Nordwand erhalten. Sie sind vielfältiger und feiner gearbeitet als die erneuerten Steine. Über dem Eingangstor war ursprünglich ein plastisch gestalteter Schlussstein vorhanden. Bis auf einen nach oben abgeflachten Vorsprung des Scheitelsteins wurde er jedoch in späterer Zeit abgearbeitet und durch eine gemalte Kartusche mit dem Wappen der Geistlichen
Verwaltung Esslingens ersetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Türen

3. Bauphase:
(1636 - 1799)
Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert:
Schon in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte ein Umbau, wobei die EG-Küchenach Norden erweitert wurde und ein zusätzliches Fenster in der Ostwand erhielt . Für die Lastabtragung der neuen Mauerwerkswände stellte man im Keller unter das Tonnengewölbe eine gemauerte Arkade aus zwei Bögen ein. Der südliche Arkadenpfeiler trägt die Inschrift “M 1636 K” (i), die als Datierung der Maßnahme interpretiert werden kann.
Ebenfalls im 17. Jahrhundert wurde im EG anstelle des Hängewerks ein Freiständer mit Kopfstreben nach allen vier Seiten eingestellt. Den nachträglichen Einbau belegen drei Beobachtungen: Der Ständer sitzt nicht in einer Querbundebene des EG, seine Kopfstreben überschneiden die Rundstab-Profile der Deckenbalken des späten 16. Jhs. und der Schnitzdekor an der Südwestseite des Ständerkopfes zeigt bereits frühbarocke Formen. Auch im 1. OG wurde das Hängewerk durch einen Unterzug und eine gedrechselte Rundsäule westlich der Längsbundebene entlastet. Dies war nötig, da im 2.OG im Bereich des ehemaligen Lagerraumes mehrere Innenwände eingezogen wurden. Eine Feuerungswand und Spuren eines großen Kamins im Dach sprechen für die Einrichtung einer zusätzlichen Küche im 2. OG im Bereich von Raum 2.2.1. Ein Heizwinkel ermöglichte das rauchfreie Heizen der neuen Räume 2.2.7 und 2.2.8. Etwas später wurde der Zugang zu diesem Heizräumchen mit einer weiteren Fachwerkwand in der Flucht der Hängesäule durch einen eigenen, schmalen Flur erschlossen. Der zugehörige, schräg verzogene Kamin ist bis heute erhalten.
Das 2. OG wurde also ab dem 17. Jh. bis in die 1. Hälfte des 18. Jh. verstärkt zu Wohnzwecken ausgebaut. Auch im 1. OG wurden weitere Räume von der großen Halle abgeteilt, so etwa der nordöstliche Eckraum 2.1.2 und ein Gang zur Erschließung des sogenannten Secretanbaus, der ebenfalls im 18. Jh. errichtet wurde. Er war damals jedoch etwa 2,30 m kürzer und endete mit einer Eckquaderung, wie sich an der Ostfassade und über der Zwischendecke von Raum 2.0.3 deutlich erkennen lässt. Er ersetzte einen längeren Vorgängerbau, worauf die Balkenlöcher an der Pfleghof-Ostfassade hinweisen. Für eine Datierung in das 18. Jh. sprechen die Art des Quadermauerwerks und das einstige Fachwerk des Obergeschosses, das auf älteren Fotos zu erkennen ist.
Dieses Obergeschoss war verhältnismäßig niedrig. Darüber schloss ein Pultdach den Anbau ab. Seine Nutzung als Latrine ist auf dem Salzmannplan (vgl. Dokumentation) festgehalten. Schließlich wurde noch im 18. Jahrhundert die Treppe vom EG zum 1. OG an die heutige Stelle verlegt und als dreiläufige Podesttreppe mit Blockstufen konstruiert. Bei dieser Maßnahme trennte man außerdem den
Raum 2.0.4 und den Raum 2.0.2 durch Fachwerkwände von der ehemaligen Eingangshalle ab. Bauschäden könnten die Ursache für die Arbeiten gewesen sein, denn im nördlichen Bereich von Raum 2.0.4 wurde ein großes Deckenfeld mit neuen Balken und unter Verwendung der Renaissance-Deckentäfer und -Zwischenstege erneuert. Vermutlich fanden diese Arbeiten im Zuge einer archivalisch belegten Sanierung der Pfleghofgebäude um das Jahr 1753 statt (a). Im Zusammenhang mit der neuen Treppe wurden in der Halle des 1. OG zwei weitere Unterzüge zur Entlastung der Deckenbalken eingebaut. Der westliche davon wurde in späterer Zeit nochmals erneuert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1800 - 1904)
Umbauten im 19. Jahrhundert und die Renovierung 1904:
Weitere Innenwände im 1. und 2. OG wurden im 19. Jahrhundert eingezogen. Der große Küchenkamin des 2. OG wurde damals wieder aufgegeben, Raum 2.2.1 wurde zum Flurraum umgebaut und durch die vorhandene Treppe erschlossen. Auch das hohe Querhaus des Daches wurde entfernt. Es fehlt schon auf dem ältesten Foto, das das Gebäudeensemble noch vor der großen Sanierung 1904 zeigt.
Ab 1833 hatte Georg Christian Keßler die einzelnen Gebäude des Areals erworben.
Die Sanierung 1904 (a) fand unter seinem Nachfolger Rudolf Weiß unter der Federführung des Architekten Albert Benz statt. Diese Sanierung prägt das heutige Aussehen, vor allem die Außenerscheinung des ehemaligen Pfleghofes: Das sichtbare Fachwerk besteht aus Eichenholzbrettern, mit denen damals ein stimmiges Erscheinungsbild der Fassaden meist völlig unabhängig von der tatsächlichen Fachwerkkonstruktion geschaffen wurde.
Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch der Brunnen vor der westlichen Eingangsfassade neu geschaffen. Bei Salzmann und auch bei Kandler ist an dieser Stelle ein Brunnen eingezeichnet, auf dem Foto aus der Zeit vor der Sanierung sind jedoch kaum mehr Reste davon zu erkennen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Sektkellerei Kessler, Nordwestfassade (2005) / Geistliche Verwaltung in 73728 Esslingen, Esslingen am Neckar (20.09.2005 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Voruntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude Marktplatz 21 schließt schräg an den Hauptbau des ehem. Speyerer Pfleghofes an. Sein First verläuft von Südwesten nach Nordosten. Zugunsten einer leichteren Verständlichkeit werden die Himmelsrichtungen im folgenden Bericht vereinfacht: Die zum Marktplatz liegende Eingangsseite wird als Westseite, die Giebelwand zur Archivstraße als Südseite und die Traufseite zur Zehentgasse hin als Ostseite angesprochen. Auch die Innenwände werden entsprechend benannt.
Die Ostfassade knickt kurz vor dem Hauptbau des Pfleghofs ab. Hier wurde der sogenannte Secret-Anbau angefügt. Er wird größtenteils über das untersuchte Gebäude erschlossen und deshalb mit diesem gemeinsam behandelt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Bürogebäude
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Kellerei
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude besitzt einen großen Gewölbekeller, ein steinernes Erdgeschoss und zwei allseitig vorkragende Fachwerk-Obergeschosse. Darüber sitzt ein Satteldach mit drei Dachebenen.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Steinbau Mauerwerk
    • Großquader
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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