Sog. Haus Friedrich
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Im Städtle |
Hausnummer: | 29 |
Postleitzahl: | 74541 |
Stadt-Teilort: | Vellberg |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Schwäbisch Hall (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8127089011 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Haus Kammerer, Im Städtle 23 (74541 Vellberg)
Altes Amtshaus, Im Städtle 27 (74541 Vellberg)
Oberes Schloss (74541 Vellberg, Im Städtle 28)
Bauphasen
1531 (d) baute man an den bestehenden Baukörper an; es handelt sich folglich um den Terminus ante quem für die Bauzeit des Hauses. Von einem Teil der westlichen Giebelwand und über die im Norden angrenzende Stadtmauer wurde seinerzeit ein Winkelbau errichtet, der durch seinen vertikalen Aufbau die westliche und nördliche Gebäudeflucht des Hauptgebäudes wiederholt.
Die qualitätvolle Ausstattung dieses Winkelbaus verweist erstens auf dessen Zugehörigkeit zu einem Schloss. Zumindest im 1. Oberstock besaß das Gebäude keine separate Erschließung. Neben seiner repräsentativen Lage oberhalb des Zwingers, dem Recht resp. Privileg die Stadtmauer zu überbauen aufgrund der bemerkenswerten Rankenmalereien im Inneren ist zweitens von einer vornehmlich repräsentativen Nutzung auszugehen. Diese Vermutung stützt die verbohlte Stube über der Stadtmauer, der freien Vorraum zum Zentrum des Städtchens sowie die eingeschränkten Nutzung in der wärmeren Jahreszeit
Wie weit sich dieser Anbau über der Stadtmauer nach Osten erstreckte, ist ungewiss.
1583/84 (d) wurde ein Umbau durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der südliche Vorplatz vor dem Anbau bis zur Traufe des Hauptgebäudes geschlossen, das Dach von Anbau und Hauptgebäude abgenommen und auf der vergrößerten Fläche aufgestockt. Das zusätzliche Stockwerk wird ebenfalls als Bestandteil eines Schlosses erachtet. Dies äußert sich in den modernen profilierten Deckenbalken, den Türresten, den zwei beheizten Stuben sowie in der zeitgenössisch modernen Fachwerkgestaltung. Anders als für die Überbauung der Stadtmauer ist für diesen Umbau im Osten zumindest eine "konstruktive" Grenze belegbar. Die gefügekundlichen Untersuchungen am aufgeschlagenen Dachwerk ergaben, dass die ostwärtige Grenze des im Jahre 1584 (d) aufgeschlagenen Dachstuhls mit der heutigen Hausgrenze von Haus Friedrich übereinstimmen. Durch die vorhandenen Türöffnungen am Ostgiebel deutet sich so ein Anbau an einen schon erhöhten Bau an, welcher auf der Stadtansicht von J. M. Roscher - um 1735 - erkennbar ist. Auf der Abbildung reicht bis zum Burggraben und ist damit lediglich geringfügig niedriger.
Spätestens 1708 ist die Trennung beider Bauteile auch praktisch vollzogen. Der bis zu diesem Zeitpunkt in das "Haus Friedrich" reichende Baukörper des "Hauptbaus" wird abgebrochen und durch ein nach Osten geschlossenes Fachwerkgerüst ersetzt. Der nun endgültig abgetrennte Hausteil im Westen erhält einen separaten Treppenaufgang.
1805 (d) wird auf dem ostwärtigen Grundstück die Kaserne errichtet, was wohl mit dem Abbruch oder Zerfall des Vorgängerbaus zwischen 1735 und 1805 einherging.
Zur Historie der "Oberen Burg" und dem Wilhelmschen Teil, der im Jahre 1523 durch den Schwäbischen Bund ganz oder teilweise zerstört wurde, sind folgende Aussagen möglich: Bei dem untersuchten Komplex handelt es sich um den Restbestand eines Schlosses, zu dessen Anlage auch das Amtshaus zählte; bis auf den erschlossenen Baukörper über dem Hauptkeller datieren alle erhaltenen Bauteile jünger als 1523.
(1531 - 1532)
- Anbau
(1583 - 1584)
(1707 - 1708)
(1805)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Residenz- und Hofhaltungsbauten
- Schloss
Der 1. Oberstock sitzt im Norden auf der ehemals vorhandenen, inzwischen eingelegten Stadtmauer auf.
Der Winkel im Süden kragt auf ein Stichgebälk über. Im Norden reicht der Fachwerkstock bis auf das Gebälk über die Flucht der Stadtmauer. Als man das Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt erhöhte, ersetzte man auch das bauzeitliche Dachwerk.
Zonierung:
Konstruktionen
Kelleranlage:
Der Hauptkeller unter dem ehemaligen Gebäude verläuft parallel zur Stadtmauer. Reste des aufgehenden Mauerwerkes im Erdgeschoss wurden im Bereich des ehem. Kellerhalses angetroffen. Im Osten konnte ein niedriger Mauersockel mit angrenzendem Steinboden in einem Kalkmörtelbett freigelegt werden. Nach Norden blieb der Mauersockel bis ca. 1,55 m vor der Stadtmauer und einem an dieser Stelle ansetzenden Knick nach Westen parallel zur Stadtmauer erhalten.
Das Maß zwischen innerer Kellerstirnwand und Außenkante Sockel betrug ca. 1,75 m. An der westlichen Kellerstirnwand befindet sich eine Schachtöffnung.
Der im Norden anschließende kleine Keller ist leicht nach Westen verzogen und nimmt damit "Bezug" auf den Stützpfeiler.
Haus Friedrich:
Kelleranlage:
Unter dem rückwärtigen Teil des heutigen Hausgrundrisses befindet sich unmittelbar vor der ehem. Stadtmauer ein kleiner Keller. Er wird durch eine Bodenluke im Flur erschlossen, von wo eine Treppe mit mittlerem Podest von Süd nach Nord in den Keller führt. Ein rundbogiges Werksteingewände markiert den ursprünglichen Eingang in den Keller; es folgt auf das Treppenpodest und steht in Verbindung mit dem hier endenden kurzen Kellerhals.
Erdgeschoss (Unterstock), es wurde nur die die Balkenlage über EG untersucht:
Im westlichen Hausteil, in etwa im zweiten Drittel der Haustiefe wurde ein Stichgebälk auf einem Rähm aufgenommen. Die Stichbalken stehen ca. 16 cm über das Rähm und sind in einem parallel verlaufenden Unterzug eingezapft. Der ostwärtige Ständer unter dem Rähm ist knapp unter dem Rähm abgesägt. Zapfenlöcher an der Unterseite des Rähmholzes lassen weitere Ständer und die dazugehörge Aussteifung erkennen. Der Basisbalken für die Stiche ist in einem parallel zum Stichgebälk verlaufenden Balken eingezapft. Dieser lagert auf dem vorgenannten Ständerrest und übernimmt die Funktion eines Stiches. Auf den Stichen bzw. auf dem langen Balkenstich lagert das Quergebälk, das nach ca. 4 m durch ein Längsgebälk abgelöst wird. Beide Gebälklagen liegen auf einer Höhe und nehmen Bezug auf die Höhe der Stadtmauer. Das Längsgebälk ist nur ab der ostwärtigen Grenze der Stichbalken aufnehmbar und reicht von hier bis zur ostwärtigen Grenze des „Hauses Friedrich“. Im Gegensatz zum Quergebälk besitzt das Längsgebälk an beiden Seiten eine Nut für den Einschub von Lehmwickeln.
1. Oberstock:
Der durch die Balkenlage im EG erfasste Hauskörper ist im 1. OG weitgehend erhalten.
Über dem westlichen Teil der ehemaligen Stadtmauer ist der Rest eines verbohlten Raumes erhalten. Ein mit einem kurzen Ständer begrenzter Bohlenausschnitt ist als ursprüngliche Öffnung für einen Hinterlader zu deuten.
Die sichtbaren Wandbohlen im Westen besitzen bildliche Darstellungen einer Schlacht. Die Decke besteht aus Balken mit Lehmwickelfüllung, darauf Rankenmalerei von hoher Qualität.
Dem verbohlten Raum schließt sich eine Kammer an, deren Querwand im Osten überkam und die ursprüngliche Raumbegrenzung, nicht aber die Gebäudegrenze verkörpert, da der Deckenbalken auf der Stadtmauer eine Nut für eine weiterführende Lehmwickeldecke aufweist.
Im Süden des verbohlten Raumes ist ein großer Raum erhalten; er war nur im Süden und Westen begrenzt. Die Deckenfelder sind ebenfalls mit Rankenmalerei versehen.
Von diesem Raum verläuft parallel zur Stadtmauer ein schmaler Gang; er führt gen Osten zu einer Rundbogentür. Die südliche Flurwand besitzt keine geschlossene Wand. Frei stehende Ständer tragen das Rähm, auf dem das Deckengebälk über der Kammer lagert. Dieses Gebälk zeigt an seiner Oberkante Zapfenlöcher für liegende Stuhlständer und Sparren.
Die ostwärtige Begrenzung des Vorraumes weicht von der Gebäudeflucht ab, wie sie durch die Stichbalkenlage über EG ermittelt wurde. Gegenüber dem EG ist die Nord-Süd-Begrenzung um 25 cm nach Westen versetzt. In dieser Flucht war keine geschlossene Wand vorhanden. Frei stehende Ständer tragen das Rähm, auf dem die Balkenlage über dem Vorraum aufgekämmt ist. Nach Süden ist ein Stichbalken vorhanden. Im weiteren Verlauf nach Norden sind nach dem gleichen Prinzip wie über dem EG Querbalken mit anschließender Längsbalkenlage vorhanden.
Das Gebälk über dem Vorraum besitzt an seiner Oberseite Zapfenlöcher für Sparren bzw. liegende Stuhlständer.
An der Südseite konnte die Anlage einer Fensteröffnung erkannt werden. Der weitere Verlauf der Wand nach Westen war durch einen bewohnten Raum nicht untersuchbar.
Dachaufbauten:
Das Gebälk über dem 1. OG weist an seiner Oberseite die im vorigen Abschnitt angesprochenen Zapfenlöcher für Sparren und liegende Stuhlständer auf.
Neben den Zapfenlöchern sind am Gebälk über der Stadtmauer auch die vom Zimmermann ausgestemmten Abbundzeichen vorhanden. Dies gilt auch für das Gebälk über dem Vorraum.
Aus den vorhandenen Befunden lässt sich die Dachausrichtung und Binderstellung ableiten.
Das tragende Gerüst des Dachwerkes besteht aus liegenden Stühlen und eine mittig stehenden Stuhl. Alle vorhandenen Aussteiffungshölzer in den Querachsen sind verzapft.
Im Inneren des Dachwerkes sind die in die liegenden Stuhlständer am Kopfende eingelassenen Pfetten schräg in Dachneigung ausgebildet. Am westlichen und ostwärtigen Ende sind die Pfetten so bearbeitet, dass sie senkrecht auf den Stuhlständern lagern. Damit wird eine selbständige Abzimmerungseinheit erkennbar, die nicht über die vorhandene Ostgrenze reicht. Diese Beobachtung wird durch die Anordnung der in Dachneigung verlaufenden und zwischen den Bindern eingebauten Längsaussteifungen unterstrichen. Die Anordnung von diagonalen Aussteifungen in den äußeren Feldern, zeigt einen systematischen Aufbau und in Verbindung mit der Giebelwand im Osten auch den ursprünglichen Abschluss des Dachwerkes von 1583/84 an.
Die vorhandenen Türöffnungen im Ostgiebel zeigen, dass an einen bestehenden Dachaufbau angebaut wurde.