Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Haus Kammerer

ID: 192073701419  /  Datum: 14.01.2014
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Im Städtle
Hausnummer: 23
Postleitzahl: 74541
Stadt-Teilort: Vellberg

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Schwäbisch Hall (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8127089011
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus, Im Städtle 11 (74541 Vellberg)
Altes Amtshaus, Im Städtle 27 (74541 Vellberg)
Oberes Schloss (74541 Vellberg, Im Städtle 28)
Sog. Haus Friedrich, Im Städtle 29 (74541 Vellberg)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Um 1514 (d) wurde das Gebäude errichtet. 1605 (d) erfolgten erste umfangreiche bauliche Veränderungen, wobei man das ursprüngliche Dachwerk abtrug und ein neues Stockwerk samt Dachstuhl aufschlug. Die Stadtmauer wurde zu diesem Zeitpunkt überbaut. Bei dieser Maßnahme wurden zum einen wurden die Proportionen des bauzeitlichen Gebäudes grundlegend verändert, zum anderen die Firstausrichtung um 90° veränderte; das Haus steht seither giebelständig. Die Binnenstruktur wurde im Wesentlichen beibehalten, die Nutzung blieb folglich weitgehend unverändert. Im Rahmen der Baumaßnahme wurden u.a. die Küchenwände im 1. Oberstock farblich gefasst ebenso die Hinterladeröffnung zur Stube sowie ein neuer Rauchfang eingebaut.
Das neue Stockwerk von annähernd doppelter Wohnfläche nahm zwei Wohneinheiten auf. Die südliche Wohnung besaß eine Flurküche, eine Stube und drei Kammern, die rückwärtige Wohnung eine Hinterstubenküche, Stube sowie zwei Kammerräume.
Nächste wesentliche Umbauten und Veränderungen erfolgten ab der 1. Hälfte des 19. Jh., darunter der Einbau der neuen Treppe 1821 (i). Zudem wurde im Unterstock der mittige Flur im Eingangsbereich bis auf die Eingangstür eingeengt, um wohl im westlichen Bereich der Südfassade eine größere Einfahrt zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wurde die Treppe zum 1. Oberstock nach Norden versetzt sowie der in West-Ost-Richtung verlaufende Unterzug auf Treppenbreite herausgeschnitten und durch eine Holzstütze in der Mitte des Flures abgefangen.
Um 1900 erfolgten grundlegende Modernisierungsmaßnahmen, die die Wasserversorgung und Heizung betrafen.


1. Bauphase:
(1513 - 1514)
Errichtung (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1604 - 1605)
Umfangreiche Umbaumaßnahmen im Bereich des 1. OG und im Dach, wobei man die Stadtmauer überbaute (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

3. Bauphase:
(1801 - 1850)
Umbaumaßnahmen (i, gk), u.a. der Einbau einer neuen Treppe 1821 (i).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1852)
1852 (d) wurde der überbaute Wehrgang auf der Stadtmauer im Osten und Westen geschlossen. Im westlichen Bereich wurde in die Stadtmauer eine Waschküche eingelassen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)

5. Bauphase:
(1898 - 1905)
1898 und 1905 (d) wurden neue, massive Kamine errichtet, die durch ein verzweigtes Ofenrohrnetz ermöglichten, nahezu alle Räume zu beheizen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht innerhalb der ummauerten Stadtanlage von Vellberg. Mit dem nördlichen Giebel sitzt das Haus auf der mittelalterlichen Stadtmauer auf, der südliche Giebel reicht zum Marktplatz.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Zweistöckiges, ursprünglich traufständig zur Stadtmauer ausgerichtetes Fachwerkhaus, errichtet über einer gewölbten Kelleranlage, mit Satteldach und auskragendem 1. Oberstock.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
In beiden ursprünglichen Stockwerken war der Gebäudegrundriss im Wesentlichen dreizonig und zweischiffig gegliedert. Die Erschließung erfolgte über die mittig angeordnete Flurzone an der südlichen Traufe. Eine zweite Erschließung war über den ostwärtigen Giebel möglich.
Die eigentlichen Wohnräume, darunter eine verbohlte, beheizbare Stube, Küche und Schlafkammer, befanden sich im 1. Oberstock; es verfügte nach einem Umbau über zwei Wohneinheiten mit separater Küche, Stube und verschiedenen Kammerräumen. Auch die zweite Stube war beheizbar.
Der Dachstuhl war über zwei Stockwerke mit liegenden Stühlen abgezimmert. Zumindest das 1. Dachstockwerk diente angesichts der Schüttböden wohl zur Lagerung von Feldfrüchten; sie konnten über eine Ladeluke am südlichen Giebel eingebracht werden.
Die nächsten weitreichenden Veränderungen brachte neben der Wasser- und Elektroinstallation der Einbau von zwei massiven Kaminen mit sich, wodurch fast alle Räume beheizt werden konnte und damit neue Funktionen übernahmen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst, mehrstöckig
Konstruktion/Material:
Kernbau (1513/14)

Keller:
Annähernd parallel zur nördlichen Längswand des Fachwerküberbaus verläuft ein ca. 7 m langer und 3,75 m breiter Kellerraum. Über einer seitlichen Wandung von ca 1,40 m sitzt das Gewölbe mit einer Stichhöhe von 1,15 m. Der Zugang zu diesem Keller erfolgte über eine im mittleren Flur angelegte Treppe.
Ein zweiter Kellerraum ist unterhalb der ostwärtigen Zone des Überbaus angeordnet. Zum Zeitpunkt der Untersuchung war er nur über den oben beschriebenen Keller zugänglich. Die Sockelhöhe beträgt 1,20 m, die Stichhöhe 1,25 m. Ein älterer Kellerzugang an der nördlichen Stirnseite wurde nachträglich zugemauert. Mit den Maßen 4,60 m in West-Ost-Richtung und 4,30 m in Nord-Süd-Richtung ist dieser Raum annähernd quadratisch. In Hinblick auf Material (Stein) und Mauer- und Gewölbetechnik sind die beiden Kellerräume identisch. Hinweise, dass man einen der beiden Räume nachträglich einbaute, wurden nicht angetroffen.

Unterstock:
Das tragende Gerüst des Unterstocks besteht aus stockwerkhohen Bundständern. Sie sind ohne Schwelle direkt auf den aus Bruchsteinen gemauerten Schwellmauern gegründet. Am Kopfende greifen sie mit Zapfen in den mittigen Längsunterzug und in die äußeren Rähmhölzer. Zwischen den Bundständern sind die erforderlichen Türständer eingebaut. Der Wandaufbau bestand ursprünglich aus zweifach verriegeltem Fachwerk mit gezäumter Füllung. Als Basis dienten Schwellriegel, welche stumpf zwischen den Ständern auf den Schwellmauern verlegt waren.
Die Gerüstaussteifung erfolgte über kopfzonig angeordnete Aussteifungshölzer. An den Bundbalken im Rahmen der inneren Querachsen wurden nur Blattsassen angetroffen. Innerhalb der inneren Längsachse konnte durch Blattsassen am Längsunterzug und an einem Bundständer eine kopfzonige Aussteifung durch beidseitig verblattete Bänder nachgewiesen werden.
Auf dem Traufrähm und dem mittigen Längsunterzug sind die in Nord-Süd-Richtung eingebauten Deckenbalken aufgekämmt. An beiden Traufrähmen kragt das Gebälk ca. 13-15 cm über. Auf den Deckenbalken ist der Dielenboden verlegt, der sowohl an den Giebelseiten wie auch an den Traufseiten bis an die Innenkante der Schwellenhölzer reicht, sodass er von außen nicht sichtbar ist.

Oberstock:
Das tragende Gerüst bestand aus insgesamt 12 stockwerkhohen Bundständern, von denen noch 8 Ständer erhalten sind. Innerhalb der traufseitigen Längsachsen sind sie mit Zapfen auf den Längsschwellen gegründet. Im Rahmen der inneren Längsachse sind sie in die Querschwellen eingezapft. Auf den Bundständern lagern die äußeren Längsrähme und der innere Längsunterzug. Der Wandaufbau erfolgte im Bereich der Stube durch waagrecht eingebaute Bohlen. Ansonsten bestand er aus zweifach verriegeltem Fachwerk mit gezäunter Füllung. Als Basis dienten Schwellhölzer die innerhalb der Querachsen stumpf an die Schwellen der Traufachse stießen.
Die Gerüstaussteifung erfolgte über kopfzonig angeordnete Aussteifungshölzer. Dabei wechselten in die inneren Querachsen beidseitig verblattete Bänder mit einseitig verblatteten Hölzern ab. Letztere reichten bis in den Winkel zwischen Bundständer und riegel, wobei sie lediglich mit dem Riegel verzapft waren. Im Zuge der mittigen Längsachse waren einheitlich beidseitig verblattete Kopfbänder eingebaut. Innerhalb der Außenwände wurden nur an der südlichen Traufe Reste der ursprünglichen Fachwerkaussteifung angetroffen.

Dachwerk:
An den nördlichen und südlichen Enden der Balkenlage über dem 1. Oberstock wurden die Zapfenlöcher für die ursprünglich hier aufsitzenden Dachsparren freigelegt. Sie zeigen an, dass das Dach quer zur Längsausrichtung des Unterbaus aufgeschlagen war. Ferner wurden die Löcher für die ursprünglich eingezapften, liegenden Stuhlständer freigelegt. Die Lage der Binderquerachsen ist bis auf eine Ausnahme identisch mit den Querachsen des Unterbaus, sodass drei annähernd gleiche Zonenbereich erkennbar sind.
In Verbindung mit der vorhandenen Gebäudetiefe ist von einem zweistöckigem Dach auszugehen.

Aufstockung und Verlängerung des Kernbaus (1605):

Unterstock und 1.Oberstock:
Allem Anschein nach wurde aufgrund der etwas niedrigeren Stadtmauerkrone ein Ausgleich vorgenommen, sodass die neue Mauerkrone und die alte Dachbalkenlage über dem 1. Oberstock eine Ebene bildeten. Vor die nördlichen Bundständer des 1. Oberstocks wurden im Zuge der älteren Querachsen Ständer vorgeblendet, auf denen die bis zur Stadtmauer reichenden Unterzüge lagern. Diese wiederum unterstützen das neu eingezogene Gebälk, welches nun senkrecht zum ursprünglichen verlegt ist.
Die Unterzüge werden zusätzlich durch Ständer unterstützt, die im Bereich der südlichen Stadtmauerkante aufgestellt wurden. Parallel zur Stadtmauer begrenzen sie die neue Länge des 1. Oberstocks, sodass der ursprüngliche Wehrgang auf einer Breite von ca. 2,50 m weiterhin frei begehbar war. Der Unterstock war in diesem Zusammenhang bis zur Stadtmauer erweitert worden.

Dachwerk:
Das Dachwerk war ehemals über eine Treppe innerhalb der südlichen Küche zugänglich. Dazu war das Dachgebälk ausgewechselt. Konstruktiv wurde der Dachstuhl durch zwei übereinander aufgeschlagenen liegenden Dachstühlen abgezimmert. Im 1. Dachstock ist zusätzlich ein mittiger Stuhlständer eingebaut. Die Binder sind verzapft. Die Aussteifung erfolgt in beiden Dachstockwerken sowohl über die durchlaufenden Pfetten als auch über die in den Dachschrägen eingebauten Andreaskreuze, die jedoch innerhalb der äußeren Dachzonen nicht zur Anwendung kamen.
Auf die gesamte Dachlänge wurden an beiden Traufseiten Reste von Brettern für einen Schüttboden vorgefunden. In Verbindung mit der Ladeluke am südlichen Giebel wird dadurch die Nutzung des Dachbodens zur Lagerung von Feldfrüchten angezeigt.

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