Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Gebäudekomplex

ID: 173188568216  /  Datum: 02.08.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Thomaslohgasse
Hausnummer: 8
Postleitzahl: 77704
Stadt-Teilort: Oberkirch

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Ortenaukreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8317089049
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Bei dem untersuchten, im Jahre 1697 (i) erbauten Gebäude handelte es sich um ein Wohn- Stall- Speicherbau; alles unter einer gemeinsamen, der rückwärtig verlaufenden Stadtmauer aufgesetzten Dachkonstruktion.
1909 wurde durch den neuen Besitzer eine Furhhalterei in dem Gebäudekomplex eingerichtet.
2019 wurde mit der Freilegung des Fachwerks die Sanierung des Gebäudekomplexes abgeschlossen.


1. Bauphase:
(1697)
Das Hauptgebäude datiert nach der vorhandenen Inschrift in das Jahr 1697 (i)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1715)
Der Scheunenbau wurde nach der dendrochronologischen Auswertung im Jahre 1715 (d) errichtet.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(2019)
Sanierung und Freilegung Fachwerk
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht Süd / Gebäudekomplex in 77704 Oberkirch (Burghard Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der Gebäudekomplex befindet sich am nördlichen Rand der historischen Altstadt von Oberkirch und ist traufseitig zur Thomaslohgasse ausgerichtet.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der untersuchte Gebäudekomplex besteht aus einem zweistöckigen, partiell auf einem Sockel abgezimmerten Fachwerkbau im Osten und einem daran angebauten, ebenfalls in Fachwerk errichteten Scheunenbau im Westen. Beide Gebäude sind mit ihren südlichen Dachtraufen zur Gasse ausgerichtet, während die jeweiligen Satteldächer entlang den rückwärtigen Langseiten der ehemaligen Stadtmauer aufsitzen.

Im Unterstock mit einem auf den Wohnteil reduzierten Massivsockel kombiniert, ist darauf ein einstöckiger Fachwerkaufsatz mit zugehörigem Satteldach abgezimmert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Gegliedert in einen Ökonomie- und einen Wohnteil besaß letzterer zwei, auf die beiden Nutzungsebenen verteilte Wohneinheiten. Gegliedert in Stube, Küche und Schlafkammer ist in Anlehnung an die Stubengröße die unter Wohneinheit wohl als das wohnliche Zentrum des wirtschaftenden Ackerbürgers und der obere Wohnbereich möglicherweise als Altenteil anzusprechen.
Innerhalb des Wirtschaftsteiles war östlich des erdgeschossigen Stalles der Futtergang angelegt. Über dem Stall erstreckte sich der bis in den Oberstock reichende Heubergeraum, während über dem Futtergang entweder ein oder zwei Knechtskammern, oder die Fortsetzung des Bergeraumes zu vermuten ist.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
Konstruktion/Material:
Der Wohn- Stall- Speicherbau von 1697 (i)
Im Unterstock mit einem auf den Wohnteil reduzierten Massivsockel kombiniert, ist darauf ein einstöckiger Fachwerkaufsatz mit zugehörigem Satteldach abgezimmert.

Das Dachwerk
Bei dem Kernbestand der mit Falzziegeln eingedeckten Dachkonstruktion handelt es sich um ein quer eingebundenes, in die Dachbalken zapfendes Sparrendach. Stabilisiert durch eine in die Sparren zapfende Kehlbalkenlage unterteilt diese den Dachraum in zwei Dachgeschosse.
Die Kehlbalken lagern an ihren Enden auf zwei in Firstrichtung verlaufenden Rähmhölzern. Diese durchziehen das Dach in einer Länge und sind nicht gestoßen.
Unterstützt werden die Rähmhölzer durch vier abgesprengte Querbünde, ergänzt durch zwei, den Dachraum abschließende Fachwerkgiebel. Im Gegensatz zu den inneren Querbindern sind hier die tragenden Gerüsthölzer stehend ausgeführt. Die Rähmhölzer sind gleichzeitig Bestandteile der geneigten, unter den Dachflächen liegenden, die Längsaussteifung übernehmenden Längsbünde, die in der Kombination mit den Querbünden ein liegendes Stuhlgerüst ausbilden.
Sowohl der abgesprengte Querbund der Achse 3 (Ausstiche), als auch der Querbund der Achse 4 (Ausstiche) sind in einen durch Flechtwerk geschlossenen Wandverlauf integriert.
Die auf das 1. Dachgeschoss reduzierten Wände begrenzen eine mittige, bis in den Unterstock reichende, die gesamte Vertikalerschließung aufnehmende Hauszone.
Während innerhalb der Achse 4 eine bauzeitliche Türöffnung vorhanden ist, sind in Achse 3 zwei benachbarte Türöffnungen ausgeführt. Die Türöffnung in Achse 4 führte in einen ehemals ungeteilten Dachraum mit einer auf den Spitzbodenbereich reduzierten Belichtung im Giebelfachwerk. Anders verhält es sich gegenüber. Hier sind durch eine mittige Fachwerkwand zwei am Giebel belichtete Dachräume abgetrennt.
Die Queraussteifung des Dachwerkes übernehmen verzapfte Streben und in Längsrichtung zu den Rähmhölzern aufsteigende, die Längsriegel überquerende Kopfstreben. Auch im Zuge der einfach verriegelten Giebelwände sind verzapfte Streben ausgeführt.
Das Dachwerk besteht ausschließlich aus Nadelholz. Seine Einheitlichkeit ist durch die Abfolge der Querbünde und der ausgestochenen Abbundzeichen belegt. So ist ausgehend vom östlichen Giebel die Abfolge von 1 bis 6 Ausstichen erkennbar.

Der Oberstock
Die im Dachwerk aufgenommene Grundrissgliederung in 5 Querzonen ist auch im Oberstock nachvollziehbar. Im Osten beginnend, kann mit dem Verlauf der Querachse 2 (Ausstiche) eine schmale Kammerzone rekonstruiert werden. Während die rückwärtige, an die Stadtmauer angrenzende und zu einem späteren Zeitpunkt aufgeweitete Kammer noch erhalten ist, wurde die ehemalige Kammer an der Gassentraufe zu einem späteren Zeitpunkt der westlich benachbarten Zone zugeschlagen.
Bei der rückwärtigen Kammer handelte es sich wohl um die ehemalige Speisekammer, während die aufgegebene Kammer als ehemalige Schlafkammer anzusprechen ist.
Nach diesen Zuordnungen sind in der westlich angrenzenden Zone gassenseitig die Stube und rückwärtig die ursprüngliche Küche zu verorten. Während die ursprüngliche Ausdehnung der Stube über die Isolierungseinbauten in den auskragenden Balkenfeldern über dem Erdgeschoss nachvollziehbar ist, wird die Lage der Küche durch die funktionale Abstimmung zur Stube unterstrichen, wonach der Stubenofen über eine von der Küche bedienbare Hinterladeröffnung zu beschicken war.
Im angetroffenen Zustand liegt die Küche im rückwärtigen Bereich der Erschließungszone, wobei es sich bei dem Flur zum Klo, in Anlehnung an die Abfolge der markierten Querachsen, um einen späteren Einbau handeln muss. Prinzipiell käme auch die Erschließungzone als bauzeitliche Küchenlage in Betracht. In diesem Fall müsste es sich aber bei dem südlichen Küchenabschluss um eine spätere, deutlich nach Norden versetzte Wand handeln, da ansonsten keine Möglichkeit zur Anlage der notwendigen Hinterladeröffnung bestünde.
Die Westwand der Erschließungszone bildete die bauzeitliche Trennwand zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil, wobei letzterer zu einem späteren Zeitpunkt in eine Wohneinheit mit einzelnen Kammern und einer eigenständigen Küche unterteilt wurde. Zuvor diente die östliche Zone mit hoher Wahrscheinlichkeit als Kammerzone, während die den Hausgrundriss abschließende Zone als Heubergeraum genutzt wurde.

Der Unterstock
Die im Oberstock beschriebene Zonenaufteilung setzt sich auch im Unterstock fort bzw. ist auf dieser Ebene noch deutlicher ablesbar. Danach war in der östlichen Zone eine hohe Einfahrt angelegt. Bezogen auf ihre Lage gehörte sie offenbar zu einer Remise, was durch die kopfzonigen und gefasten Streben unterstrichen wird. Hier sind dann auch in den beiden, die Einfahrt begrenzenden Ständer die Jahreszahl 1697 und die Kartusche mit der Melusinendarstellung eingeschnitzt.
Westlich der Einfahrt beginnt der unterkellerte Wohnbereich. Hier kann in vertikaler Abstimmung mit der oberen Stubenlage, angrenzend an die Remise, die untere Stube lokalisiert werden. Deren Schlafkammer befindet sich, bedingt durch die seitliche Einfahrt nördlich davon und reichte bis zur Stadtmauer, wobei diese im Gegensatz zu oben noch in voller Stärke erhalten ist.
Bei der Frage nach der Küchenlage wird man sich wohl auf den rückwärtigen Bereich der Erschließungszone konzentrieren müssen. Ursprünglich größer, reichte sie über die Stubenwand hinaus und ermöglichte so die Beschickung des in der Ecke zu vermutenden Stubenofens. Vor der Küche liegt der ursprünglich kleinere Erschließungsbereich mit Inschrift über dem gassenseitigen Hauseingang.
Orientiert man sich am Deckengebälk über dem Erschließungsbereich, so ist die bauzeitliche Treppe in das Obergeschoss in Anlehnung an die Ökonomiewand zu rekonstruieren. Dies ist auch ohne weiteres möglich, kann die im Oberstock angesprochene Trennwand zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil auf dieser Ebene zweifelsfrei belegt werden. Danach bestand zwischen den beiden Bereichen ursprünglich keine Verbindung.
Zweizonig gegliedert, waren im Wirtschaftsteil ein an den Wohnteil angrenzender Futtergang und ein den Hausgrundriss abschließender Stall mit darüber liegendem Heubarn angelegt. Dieser war nach oben offen und reichte so bis in den Oberstock. Ein Befund, der die westliche Zone im Oberstock als ursprüngliche oberen Bestandteil des unten angelegten Heubergeraumes ausweist und somit den Ausbau der angetroffenen Wohneinheit als späteren Umbau belegt.
Das konstruktive Zentrum des Wirtschaftsteiles bildete ein mittiger Ständer. Kopfzonig verstrebt, reichte er ursprünglich über die gesamte Unterstockhöhe und gibt noch heute die bauzeitlichen, im Sockelgeschoss später veränderten Zonenbreiten vor.

Die Scheune von 1715 (d)

Nach der auf den Spitzboden beschränkten Fensteröffnung im Wohn- Stall- Speicherbau ist westlich des im Jahre 1697 erbauten Gebäudes ein in der Höhe niedrigeres Nachbargebäude zu vermuten. Ob es sich dabei um eine Ruine oder um einen Neubau handelte muss offen bleiben. Sicher ist, dass im Jahre 1715 (d) der Kern des heutigen Gebäudes errichtet wurde.
Bei diesem Neubau handelte es sich um eine zweizonige, zumindest im Dachbereich aus vielen wiederverwendeten Hölzern erbauten Scheune.
Abgezimmert als Sparrendach mit einem zweifach stehenden Traggerüst in drei Querachsen, besitzt der Dachraum keine geschlossenen, sondern offene, vor die Nachbarbauten gestellte Giebelachsen.
Gleiches gilt auch für den Oberstock. Er ist nachweislich des erhaltenen Gerüstes im Westen als Lagerraum und östlich davon als Bestandteil des von unten kommenden Heubergeraumes zu beschreiben.
Anders verhält es sich im Unterstock. Obwohl hier nachhaltig verändert, lässt sich die ursprüngliche Gliederung in Ansätzen aufzeigen. Danach lag angrenzend an das Wohn- Stall- Speicherhaus ein Stall mit seitlichem Futtergang. Darüber befand sich der bis zur Dachbalkenlage offene Heubergeraum. Daran angrenzend war ursprünglich die mit einem Gebälk eingedeckte Einfahrt angeordnet.
Bleibt noch die Frage nach den Besitzverhältnissen. Da die Scheune erst zu einem späteren Zeitpunkt dem östlichen Nachbarbau zugeschlagen wurde, war sie ursprünglich entweder ein eigenständiger Bau oder ein Anbau an den westlich davon zu vermutenden Vorgängerbau.

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