Meierhof der „Kartaus“
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Kartäuserstraße |
Hausnummer: | 117 |
Postleitzahl: | 79098 |
Stadt-Teilort: | Freiburg |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Freiburg im Breisgau (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8311000036 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 47,9934° nördliche Breite, 7,8809° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | „Kartaus“, Hauptgebäude, Kartäuserstraße 119-123 |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
„Kartaus“, Hauptgebäude, Kartäuserstraße 119-123 (79098 Freiburg)
Bauphasen
Nahe der Freiburger Altstadt und zugleich eingebettet in den bewaldeten Hang eines Schwarzwaldtals liegt das 1346 gegründete Kartäuserklosters Sankt Johannisberg. Dominiert wird es durch den 1753-56 errichteten barocken Konventbau (Hauptgebäude) mit seinen beiden Torpavillons. Unterhalb, an der am Talrand verlaufenden Kartäuserstraße, liegen mit Meierhof, Gast- und Sägerhaus weitere barocke Bauten. Die im Kern mittelalterliche Umfassungsmauer ist ebenso noch vorhanden wie der von hohen Stützmauern umgebene Küchengarten und der Mühlenkanal mit Fischteich. Verschwunden sind dagegen die Klosterkirche mit Kreuzgängen und Mönchshäusern. Sie standen hangaufwärts, oberhalb des Konventbaus, auf einer planierten und zum Teil unterkellerten Fläche. Das Mauerwerk dieses ehemaligen Kerns des Klosters war unter der Grasnarbe noch weitgehend erhalten und wurde teilweise in einer Notgrabung dokumentiert (Jenisch/Kirchhofer 2013 und Kirchhofer/Jenisch 2014).
Das Kloster wurde 1782 aufgehoben und im folgenden Jahre privatisiert. Nach einem Jahrhundert als adeliger Landsitz und bürgerliches Investitionsobjekt wurde das Gesamtareal 1894 durch die Stadt Freiburg, die Heiliggeistspitalstiftung und die Beurbarungsgesellschaft erworben. Die Stiftung übernahm das ehemalige Klostergelände mit seinen Bauten, die in ein Altenheim umgewandelt wurden. Für diese Nutzung entstanden ab 1900 einige weitere Bauten wie das Waschhaus, das Wasserkraftwerk am Mühlenkanal, das Gewächshaus und schließlich 1966-68 das Johannisheim westlich des Hauptgebäudes.
Die barocke Außengestalt des Hauptgebäudes und der Nebenbauten scheint unter den privaten Nutzern bis zum Verkauf 1894 weitgehend erhalten geblieben zu sein. Lediglich der Einbau einer Brennerei veränderte den Wohnteil des Meierhofs im Inneren. Die Nutzung als Wirtschaftshof des Altenheims samt historistischer Umgestaltung führte dann zu weiteren Umbauten (Balkone, Ställe und Zinnenmauer).
(1745)
(1770)
(1899 - 1900)
Seit 1894 ist die Heiliggeist-Stiftung Eigentümerin der Klosterbauten. Neben dem Umbau des Hauptgebäudes wurden auch im Meierhof Veränderungen vorgenommen. So wurden die Ställe innen und außen modernisiert (Inschrift am Südtor: 1899 - 1900 (i)). Die BrennereigewöIbe wurden beibehalten, doch umgenutzt.
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorischen Untersuchung
Beschreibung
- Klosteranlage
- allgemein
- Siedlung
- Randlage
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Eindachhof
Zonierung:
Der Wirtschaftsteil mit Ställen und Scheune nimmt den mittleren und westlichen Hausteil ein. Eine Remise war im vorspringenden Südteil untergebracht. Mehre unterschiedlich große Türen führen von Süden und Norden in die Ställe und Futtergänge. Das darüber gelegene Zwischengeschoss (ehemaliger Heustock) ist heute von außen kaum erkennbar. Das Schlitzfenster nach Süden wurde vermauert und überputzt. Die noch vorhandene Öffnung nach Norden ist wie die darunterliegende Stall-Tür im Aufmaß nicht wiedergegeben. Das nach Süden vorspringende Bauteil (Remise) weist ein großes, rundbogiges Tor mit eingemeißelten Jahreszahlen (1898, 1745, 1900) auf sowie eine Nische mit einer barocken Statue des Hl. Vitus, einem der vierzehn Nothelfer. Im Westgiebel ist eine rechteckige Einfahrt zur Fahr im Dach vorhanden, entsprechend der Hocheinfahrten des Schwarzwälder Bauernhofs. Sie wird erschlossen von der steil ansteigenden Zufahrt zum Hauptgebäude des ehemaligen Klosters. Das Erdreich ist hier heute gegen den Westgiebel angeschüttet, während im Norden ein schmaler Gang zum ansteigenden Hang frei bleibt.
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Backstein
- Dachform
- Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Hängewerk
Durch viele Umbauten war der Wandel vom „modernen“ barocken Meierhof der 1740er Jahre zum „Schwarzwaldhof“ der Zeit um 1900 vollzogen.
Der Meierhof ist als ehemaliger Wirtschaftshof der Kartause integraler Bestandteil des Ensembles Kartaus. In ihm spiegelt sich eine über einhundertfünfzigjährige Entwicklung der Wirtschaftsarchitektur im ländlichen Raum. Im Freiburger Stadtgebiet ist es das letzte Beispiel eines klösterlichen Wirtschaftshofs.
Im Osten lag der zweigeschossige Wohnteil, mittig eine hohe Tenne mit großem Tor. Im Westen Ställe und Futtergang, darüber ein niedriger Heustock. Der Wohnbereich umfasste einen balkengedeckten Keller sowie Erd- und Obergeschoss mit Balkendecke über der Treppe und Putzdecken über Stube und Kammern. Das Dachgeschoss war nicht ausgebaut, sondern dürfte als Lagerraum für das Saatgut gedient haben. Weitere Lagermöglichkeiten waren im Dach über Tenne und Stall vorhanden.
Das Dachwerk über dem Wohnteil besteht aus einem doppelten liegenden Stuhl und einer Hängesäule, sodass der Grundriss im Erd- und Obergeschoss sehr flexibel gestaltet werden kann. Auch über dem Wirtschaftsteil ist ein liegender Stuhl vorhanden, allerdings reichten hier die Ständer ehemals vom Stallboden bis zur Dachbalkenlage bzw. bis zum Bundkehlbalken (Hochständer). Das ganze Holzwerk entspricht einem typischen Schwarzwaldhof des Zartener Beckens (Dreisamtal), allerdings mit steinernen Außenwänden und ohne Walm. Damit hatte der Hof eine hochmoderne Außengestalt und ein traditionelles Innenleben – offensichtlich sollte auch der Wirtschaftshof die Prosperität des aufstrebenden Klosters zeigen.