Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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ehem. sog. ‚Hochwacht‘

ID: 178855122710  /  Datum: 02.02.2016
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: keine
Hausnummer: keine
Postleitzahl: 78570
Stadt-Teilort: Mühlheim an der Donau

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Tuttlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8327036004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Wohnhaus, Hauptstraße 3 (78570 Mühlheim)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Im Juni 2011 wurden im Auftrag der Gebäude Mühlheim Holzproben zur dendrochronologischen Altersbestimmung aus einigen im Museum im Oberen Schloss eingelagerten Hölzern entnommen. Sie sollen von der in den 1960er Jahren abgebrochenen und durch einen Neubau ersetzten sog. ‚Hochwacht‘ stammen, sodass Jahrzehnte nach dem Abbruch des Gebäudes noch sein Erbauungsdatum ermittelt werden sollte. Es wurden drei Bohrproben entnommen und Hans-Jürgen Bleyer, Metzingen, zur Auswertung übergeben.


1. Bauphase:
(1425 - 1426)
Errichtung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
ehem. sog. ‚Hochwacht‘ in 78570 Mühlheim an der Donau (02.02.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochronologische Altersbestimmung eingelagerter Teile

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Holz
  • Mischbau
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
Konstruktion/Material:
Die sog. ‚Hochwacht‘ war traufseitig an den westlichen, bergseitigen Verlauf der Stadtmauer angelehnt. Über drei Geschossen besaß es ein weiteres hochliegendes Stockwerk in Ständergerüstbauweise, das oberhalb der Stadtmauerkrone lag und allseitig, auch über die Stadtmauer hinaus, auskragte. An den Traufseiten war die Auskragung deutlich größer, wo eine dichte Reihe von Bügen jeden einzelnen Deckenbalken bis zum Gratstichbalken stützte. Das Ständergerüst wurde direkt auf den Deckenbalken aufgestellt, ohne die eigentlich zeittypische durchlaufende Dielung. Stabilisiert wurde das Gerüst mittels angeblatteter Aussteifungshölzer, an den Eckständern in Form gedoppelter Fußbänder und einfacher Kopfbänder, an den Zwischenständern und den Ständern im Dachgiebel in Form von Steigbändern. Die Außenwände wurden durch zweifache Verriegelung gebildet. Länge und Höhe der Gefache lassen eine Ausfachung aus Flechtwerk vermuten, das sich auf den Fotografien anhand einer kleinen Fehlstelle im Putz jedoch nur für den Dachgiebel nachweisen lässt, während innerhalb des Stockwerks Backsteine zu sehen sind, ohne dass erkennbar wäre, ob sie auf die Bauzeit zurückgehen oder erst später eingesetzt worden sind. Das Fehlen sichtbaren Fachwerks in der Giebelspitze und das dort erkennbare Stichgebälk lassen auf einen früheren Walm schließen.
Der Aufbau des Fachwerks mit verblatteten Aussteifungshölzern verweist ins 15. Jahrhunderts. Vorausgesetzt, dass bei einem Gebäude an so prominenter Stelle eine zeitgemäße Gestaltung angewandt worden wäre, was ab dem zweiten Drittel des Jahrhunderts K-Figuren aus sich überkreuzenden Kopf- und Fußbändern bedeutet hätte, könnte die Datierung auf das erste Drittel des 15. Jahrhunderts präzisiert werden, was dem dendrochronologisch ermittelten Datum entspricht (vgl. Stefan King, Stefan Uhl: Das erste Haus am Platz? – Das Gebäude Hauptstraße 27 in Meßkirch. In: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Band 4, 1999, S. 165-191).
Auffallend sind die großzügige Dimensionierung der Hölzer und der fast verschwenderische Einsatz gedoppelter Fußbänder, was beides mit eher gestalterischer Absicht geschehen ist. Die malerische Wirkung des Gebäudes rührte neben der Höhenlage, dem freiliegenden Fachwerk und der weiten Auskragung nicht zuletzt auch von den ungewöhnlichen Proportionen des Gebäudes her. In den Fotografien wird deutlich, dass das aufgesetzt Stockwerk und das Dachgeschoss beinahe die doppelte Stockwerkshöhe besitzen, als etwa das Obergeschoss des östlich benachbarten Hauses. Die Anordnung der Riegel, die dem oberen Wandfeld eine ungewöhnliche Höhe verleihen, richtete sich nach der Lage der Fensteröffnungen.
Ein weiteres Stockwerk in Ständergerüstbauweise im 2. Obergeschoss ist demgegenüber sehr viel niedriger. Die Westwand wird hier durch die Stadtmauer gebildet, deren Stärke sich als breiter Strebepfeiler in der Südwand zu erkennen gibt. Da sich unterhalb dieses Stockwerks eine Mauerschwelle erkennen lässt, dürften die unteren beiden Geschosse gemauerte Umfassungswände besessen haben.
Mitten im Südgiebel zeigen die Fotografien eine türförmige Fehlstelle mit seitlichen Anschlüssen. Hier bestand einst ein spät eingefügter, vorgelagerter Abort, wie ihn frühere Abbildungen noch wiedergeben.
Demzufolge handelte es sich beim Südgiebel um die Rückseite des Gebäudes. Ohnehin ist die Hauptecke nach Norden, vermutlich in Richtung auf die Ortsmitte zu an der Nordostecke zu vermuten. Angesichts der ausgedehnten Grundfläche wegen dürfte es in jener Ecke eine besonders ausgestattete Stube gegeben haben, die im Falle einer Wohnnutzung als Hauptwohnraum, im Falle einer öffentlichen / halböffentlichen Funktion als Versammlungsraum. Angesichts der Stockwerkshöhe war sie sicherlich mit einer gewölbten Bretterbalkendecke ausgestattet bzw. die Stockwerkshöhe war durch eine solche vorgegeben.
All dies deutet darauf hin, dass sich hier ein Angehöriger der Oberschicht oder eine der dominierenden Zünfte des Städtchens die Errichtung dieses vorwitzigen Gebäudes in dieser prominenten Lage erlaubt hat.

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