Peterhof (ehem. Stadthof) des Klosters Sankt Peter auf dem Schwarzwald
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Niemenstraße |
Hausnummer: | 10 |
Postleitzahl: | 79098 |
Stadt-Teilort: | Freiburg |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Freiburg im Breisgau (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8311000000 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 47,9948° nördliche Breite, 7,8475° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Villa (Anwesen), ehem. Franziskanerkloster, Günterstalstraße 59 (79100 Freiburg im Breisgau)
Kath. Pfarrkirche St. Martin, Rathausplatz 1 (79098 Freiburg im Breisgau)
Colombischlössle, Rotteckring 5 (79098 Freiburg im Breisgau)
Ehem. Villa, abgetragen, Wintererstraße 28 (79098 Freiburg im Breisgau)
Villa, ehem. Zollfahndungsamtshaus, Stadtstraße 5 (79104 Freiburg)
Maria-Hilf-Areal, Zasiusstraße; Schützenallee 109; 15 (79098 Freiburg)
Bauphasen
Der Peterhof, ehemaliger Stadthof des Benediktinerklosters St. Peter auf dem Schwarzwald, umfasste einst ein dreimal so großes Grundstück und gehörte damit zu den größten Liegenschaften in der Stadt. Erhalten hat sich von dieser Anlage das Hauptgebäude an der Niemensstraße mit tiefen Gewölbekellern, Wendeltreppenturm und Renaissancekapelle. Das Gebäude wird zurzeit für die Universität umgebaut. Das Universitätsbauamt nutzte die Gelegenheit und gab eine bauhistorische Untersuchung in Auftrag, die Erstaunliches zu Tage förderte: Im Peterhof konnten mittelalterliche Bürgerhäuser freigelegt werden, die im 16. und 18. Jahrhundert zum heutigen Peterhof umgebaut wurden. Die Baubefunde und bisher unbekannte Ansichten und Urkunden ermöglichen es nun die komplexe achthundertjährige Bau- und Nutzungsgeschichte des Hofs nachzuzeichnen.
Im Mittelalter standen an Stelle des heutigen Peterhofs drei Häuser, deren zweigeschossige Tiefkeller durch große Torbögen vom Hof aus zu betreten waren. Diese Bürgerhäuser aus dem 12. und 13. Jahrhundert wurden ab 1492 vom Kloster St. Peter im Schwarzwald systematisch aufgekauft. Als schließlich auch das Eckhaus „Zum Hasen“ im Klosterbesitz war, ließ Abt Gallus Vöglin 1585-87 (i) die Häuserzeile zum repräsentativen Klosterhof umbauen. Durch vier Inschriften am und im Haus hat er sich verewigt. Die mittelalterlichen Häuser erhielten neue Fassaden mit Stufengiebel und eine Wendeltreppe. Das Haus rechts des Treppenturms wurde, etwas abgerückt von der Straße, vollständig neu errichtet. Hier waren Küche und Speisesaal sowie ein aufwendig stuckierter Festsaal im Obergeschoss untergebracht. Noch prächtiger geschmückt war die Kapelle, die freistehend erbaut wurde und an ihren Rundfenstern erkennbar ist. Unter ihr liegt der gewölbte Archivkeller. Wirtschaftsbauten wie Ställe, Scheune („Scheuer“) und Speicher („Fruchtschütte“) schlossen sich an. Die verschiedenen Bauten zeigen die vielfältige Nutzung des Peterhofs. Als Wirtschaftshof diente er zur Lagerung und Verkauf von landwirtschaftlichen Erträgen wie Getreide und Wein. Im Haupthaus wohnten der Verwalter und die an der Universität studierenden Klosterbrüder.
Außerdem war eine vornehme Wohnung mit prächtigem Kachelofen als städtisches Absteigequartier des Abtes vorhanden. Die Abtsstube diente ebenso wie der Festsaal repräsentativen Zwecken, schließlich führte St. Peter den Vorsitz im breisgauischen Prälatenstand, der klerikalen Standesvertretung in Vorderösterreich. Die Akten lagerten im Archivgewölbe unter der Kapelle. In Krisenzeiten brachte man dort auch den Klosterschatz in Sicherheit.
Nach den Nöten im Dreißigjährigen Krieg und den folgenden Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Österreich waren erst im 18. Jahrhundert wieder Modernisierungen möglich. 1730 wurde der Freiburger Stadtbaumeister Johann Georg Bechter beauftragt, zwischen dem „alten Bau“, dem Vorderhaus und der Kapelle „einen neuen Weinkeller und darüber ein Archiv zu erbauen“. Im Obergeschoss richtete man „einige Kammern für den Herrn Abt selbst“ ein. Am Tor dieses Flügelbaus ist noch heute die Jahreszahl „1731“ mit den Initialen Abt Ulrich Bürgis zu lesen. Und er plante weitere, wesentlich umfangreichere Neubauten. Um 1737 hat er vermutlich den Voralberger Baumeister Peter Thumb mit der Umgestaltung des Vorderhauses beauftragt. Nach den Plänen Thumbs entstand damals die Klosterkirche St. Peter neu. Der umtriebige Baumeister war auch an St. Trudpert im Münstertal und in der Birnau am Bodensee tätig. Wären seine Entwürfe umgesetzt worden, stände heute in der Freiburger Altstadt ein Barockschlösschen. Doch der Tod des Abtes 1739 und ein weiterer Krieg verhinderten die Ausführung. Knapp dreißig Jahre später griff Abt Philipp Jakob Steyrer das Projekt wieder auf, allerdings in reduzierter Form: Stadtbaumeister Johann Jakob Häring vereinheitlichte 1766 die Fassaden und das Dach und ließ ein neues Hauptportal - das heutige – einbrechen. Repräsentativen Ansprüchen sollte vor allem das Innere genügen, wo man mit einer barocken Freitreppe den Residenzschlössern nacheiferte. Treppenturm, Festsaal und Kapelle mit ihren nun veralteten Renaissanceformen behielt man dagegen bei – ob aus Kostengründen, Tradition oder Pietät gegenüber dem Vorgänger, ist schwer zu entscheiden.
1806 wurde der Peterhof wie das gesamte Kloster verstaatlicht und die großherzogliche Domänenverwaltung zog ein. Wer einst dem Klerus Pachtgebühren und Zehnten schuldete, übergab sie nun an derselben Stelle dem Staat. Nach einer kurzzeitigen Nutzung als Bertoldgymnasium richtete sich 1869 das Militär im Peterhof ein. 1925 war das Badische Weinbauinstitut Hausherr, während im einstigen Stall die Jugendherberge eingerichtet wurde. Der Luftangriff am 27.11.1944 traf das Vorderhaus schwer: das Dach und alle Balkendecken verbrannten. Nur die Grundmauern und die gewölbten Räume wie Keller, Archiv und Kappelle blieben - bis heute - erhalten. Der Wiederaufbau 1957-61 orientierte sich im Äußeren an den alten Formen, während im zerstörten Inneren ein modernes Universitätsgebäude entstand. Dieses moderne Innere ist nun selbst in die Jahre gekommen und wird für die Juristische Fakultät umgebaut. Auch die Kellergewölbe werden behutsam erneuert und als Veranstaltungsort für die Universität nutzbar gemacht.
(1100 - 1190)
(1200 - 1290)
(1318)
1318 (d) Balken der ehem. Zwischendecke im Keller des NO-Hauses D1: jünger 1254, D2: W 1317/18 (dendrochronologische Datierung B. Lohrum, Ettenheimmünster)
(1492)
Möglicherweise schon in die erste Ausbauphase des Peterhofs ab 1492 gehört der Wendeltreppenturm, der zu den schlichtesten Anlagen seiner Art in Freiburg zählt und keinerlei Ähnlichkeit mit den reichen Renaissanceformen des Festsaals und der Kapelle hat. Wilhelm Arnold Tschira datiert den Turm um 1500. Die unter Abt Vöglin errichteten Bauten sind sehr gut über die vier Bauinschriften, urkundliche Nennungen und stilkritische Vergleiche zu datieren.
(1585 - 1587)
Zunächst hat man das Nordost-Haus zum Teil niedergelegt und dann das Hauptgebäude umgestaltet (Türsturz 1585 (i), Wappenkartusche am Turm 1586 (i)). Als letztes folgte 1587 (s) die Kapelle. Stilistisch sind die Stuckausstattungen des oberen Saals im Nordost-Haus und der Kapelle sowie die Ornamente der Inschriftentafeln zeitgleich.
(1596)
(1700 - 1799)
(1730 - 1731)
(1737)
(1744)
(1766 - 1767)
(1768)
(1806)
(1874)
(1913)
(1924 - 1931)
(1925)
(1944)
(1957 - 1961)
Im Zuge der Wiederherstellungsmaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch an den unzerstörten Kellern des Peterhofs und im Erdgeschoss des Flügelbaus Umbauten vorgenommen.
(1961)
(1969)
Besitzer:in
(1792)
(1806)
Der Peterhof wird badischer Staatsbesitz und Sitz der Domänenverwaltung.
(1912)
(1957)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Klosteranlage
- allgemein
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Pfleghof
- Sakralbauten
- Kapelle, allgemein
- dem Nord-, Nordwest- und Nordost-Bau an der Niemensstraße mit hofseitigem Wendeltreppenturm
- dem Flügelbau an der ehemaligen Peterstraße, heute parallel zum Kollegiengebäude II der Universität
- der ebenfalls unterkellerten Kapelle am südlichen Ende des Flügelbaus
Der weit von der Niemensstraße zurückspringende Nordostbau mit traufenständigem Satteldach ist ein Neubau von 1957-61, der sich am kriegszerstörten Vorgängerbau orientiert. Nord- und Nordwestbau werden unter einem hohen, 1961 erneuerten Walmdach zusammengefasst. Eine ebenerdige Tür mit Vorhangsturz und Inschrift („1558“ spiegelverkehrt) sitzt in der Ostfassade des Nord-Hauses. Im Winkel zwischen Nordost- und Nord-Haus steht ein Wendeltreppenturm mit reich geschmückter Kartusche („1586“) über dem Eingang. Der Turm wurde nach dem zweiten Weltkrieg weitgehend neu errichtet. Die nordwestliche Straßenecke des Vorderhauses ist abgeschrägt und die Eckquaderung zusätzlich bis etwa Kopfhöhe abgefast. In der Fase findet sich das Wappen des Klosters St. Peter (zwei gekreuzte Schlüssel). Nach Westen öffnet sich der spätbarocke Haupteingang des Peterhofs mit dem Wappen von Abt Philippus Jakobus Steyrer (1749- 1795).
Der langgestreckte Flügelbau mit Satteldach steht rechtwinklig zum Nordwest-Bau. Die Außenseite (zum Kollegiengebäude II) weist eine große rundbogige Tordurchfahrt mit dem Wappen von Abt Ulrich Bürgi und der Jahreszahl 1731 auf; Erdgeschossfenster sind hier nicht vorhanden. Abgeschlossen wird der Flügel im Süden durch die Kapelle mit Eckquaderung. In der West- und Ostwand sitzt jeweils ein Rundfenster. Hochsitzende Kellerfenster und ein Portal im Südgiebel führen in den Keller unter der Kapelle. Über dem Kellerabgang ist eine Tafel mit dem Wappen Abt Gallus Voeglins (1585-97) eingelassen.
Die einen rechten Winkel bildende Innenseite des Gebäudekomplexes zum ehemaligen Hof wird durch einen 1961 erneuerten Treppenturm zwischen Nord- und Nordost-Bau akzentuiert. Über der Treppentür ist eine Wappenkartusche angebracht („Gallus Abbte zue S. Peter. Prior zue S. Ulrichen . rt. auff und im Schwartzwaldt Anno 1586“). Im Flügelbau sind der profilierte Torbogen der Durchfahrt und daneben vier hochsitzende, vergitterte Erdgeschossfenster mit eisernen Innenläden erkennbar.
Zonierung:
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Stuck
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Treppen
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
- Dachform
- Satteldach
- Gewölbe
- Tonnengewölbe