Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schwedenhaus

ID: 341213349486  /  Datum: 07.09.2005
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Schwedenstraße
Hausnummer: 28
Postleitzahl: 72117
Stadt-Teilort: Ammerbuch - Altingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Tübingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8416048001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das 1567/68 (d) erbaute Schwedenhaus erhielt seinen Namen von einem Miteigentümer Jacob Haar, genannt „der Schwede“, der 1681 eine Hälfte des Hauses kaufte. Das Schwedenhaus wurde nach den vorliegenden Indizien wahrscheinlich als Rathaus des damals freien Reichsdorfs Altingen erbaut. Es wurde wesentlich größer angelegt als andere Dorfrathäuser des 16. Jahrhunderts. Die Größe entspricht etwa städtischen Rathäusern der Zeit, allerdings ohne die dort übliche Markthalle im Erdgeschoss und mit kleinerer Ratsstube. Die fehlende Markthalle erklärt sich aus den unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen des Dorfes, es gab weniger Bedarf für eine Markthalle. Vielmehr vereinigt das Gebäude Ratsräume mit sonstigen Stuben und Kammern sowie Magazinräumen im EG. Das Dach wurde weniger intensiv genutzt, was sich an den noch vielfach erhaltenen Bodenbrettern im DG ablesen lässt. Auch fehlt eine direkte Beschickungsmöglichkeit des Dachraums durch Ladeluken oder Gaupen. Nicht auszuschließen ist, dass das zweite Obergeschoss vielleicht schon von Anfang an zu Wohnzwecken diente, vielleicht als Amtswohnung des Schultheißen oder eines Schutzvogtes. Der später mehrfach nachgewiesene Besitz des Gebäudes durch Schultheißen könnte als Indiz dafür interpretiert werden. Gesichert ist dies jedoch nicht.

Um 1600 ging der reichsunmittelbare Status des Fleckens verloren. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Damit entfiel auch die Notwendigkeit für ein derart großes Rathaus. In der Folge wurde es offensichtlich an den Schultheiß Jacob Röser d.J. verkauft. Es ist anzunehmen, dass der Verkauf in der Amtsszeit Rösers oder eines Verwandten von ihm erfolgte (Jacob Röser war 1602 Schultheiß, zudem ist ein Röser von 1605 bis 1611 als Schultheiß genannt, jedoch ohne Vornamen, sodass nicht sicher ist, ob dies Jacob Röser war). Auch nach dem Verkauf desselben wurde das Gebäude noch für Amtshandlungen verwendet (Vgl. Quelle [1703-3]).

Als Folge des Verkaufs wurde das Gebäude im Innern aufgewertet. Die vorher sehr schlicht gehaltenen Kammern und Flure mit holzsichtigem Fachwerk und weißen Gefachtünchen erhielten nun aufwendige Ockerfassungen, zum Teil sogar mit polychromem Rautendekor um die Türen (vgl. dazu den restauratorischen Bericht). Lediglich die holzvertäfelten Stuben mit den Holzdecken blieben weiterhin holzsichtig. Die nordwestliche Stube im 1. OG, die durch das äußere Zierfachwerk bereits als Hauptstube gekennzeichnet war, wurde nachträglich um den angrenzenden Flurbereich erweitert und auch der erweiterte Bereich mit einer Bretter-Balkendecke überspannt. Ob dies noch zur Zeit als Rathaus erfolgte, oder erst nach dem Verkauf ist nicht abschließend gesichert. Ebenfalls ins frühe 17. Jahrhundert fällt die Abtrennung eines kleinen Räumchens über dem Kellerabgang.
Über den in der Bausubstanz des Kellers noch vorhandenen Vorgängerbau konnte nichts Sicheres in Erfahrung gebracht werden. Der Vorgängerkeller war nicht tiefer als der heutige Keller, aber möglicherweise ohne Gewölbe mit einer Flachdecke versehen und dadurch etwas höher. Grundsätzlich wäre als Vorgängerbau natürlich ein älteres Rathaus denkbar. Allerdings gab es in den Lagerbüchern von 1563 und 1564 keinerlei Hinweise auf ein Rathaus in Altingen. Möglich wäre auch, dass der Vorgängerbau noch zu den östlich anschließenden Hofstellen der Familie Röser gehörte. Eine dieser Hofstellen lag im Bereich der späteren Zehntscheune, reichte bis zur Schwedenstraße vor und erstreckte sich in Richtung Ammer. Eine weitere Hofstelle dürfte sich auf der gegenüber liegenden Straßenseite befunden haben; eine Dritte lag bereits jenseits der Ammer. Alle drei Hofstellen gehörten 1564 Catharina Röser, der Witwe des Endriß Rößer (meist Reiser oder Raiser geschrieben) und ihrem Stiefsohn Michael Röser (a). Es besteht nach wie vor der Verdacht, dass es sich dabei um den Risartshof des 12. Jahrhunderts handelte, der dem Kloster Ottobeuren als Weingut diente und im 13. Jahrhundert an einen Risarius/Röser als Träger des Hofs vergeben war. Der Hof wurde um 1220 dem Kloster durch die Grafen von Calw entfremdet. Ob die Röser dabei eine aktive Rolle spielten ist nicht bekannt, aber durchaus wahrscheinlich, denn sie haben ja offensichtlich davon profitiert.
Letztlich kann die Frage der Identität des Vorgängerkellers aus den vorgefundenen Archivalien aber nicht mehr geklärt werden.

1607 befand sich das Haus jedenfalls im Besitz der Familie Röser. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde das Haus ohne bauliche Eingriffe in zwei Wohneinheiten unterteilt (a). Ab 1762 erfolgt eine weitere Unterteilung zunächst in vier Wohnungen, im 19. Jahrhundert in bis zu 10 Wohneinheiten.


1. Bauphase:
(1182 - 1567)
Vorgängerbebauung, in Teilen der Kellerwände noch erhalten. Möglicherweise Teil des Risartshofes, eines Weinhofes (curia, vinea) des Klosters Ottobeuren, der als Lehen an die Familie Röser/Risarius vergeben war. Das Nachbargebäude Schwedenstraße 30 gehörte jedenfalls ziemlich sicher zum Risartshof.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Pfleghof

2. Bauphase:
(1568)
Bauphase 1567/68 (d):
Neubau des Gebäudes unter Einbeziehung älterer Kellerwände. Das neu erbaute Gebäude diente vermutlich als Rathaus des reichsfreien Dorfes Altingen. Möglicherweise wurde es auch als Vogtei für die Schutzvögte Württemberg und Hohenberg genutzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Vogtei
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus

3. Bauphase:
(1762 - 1779)
Unterteilung des Hauses in vier Wohnungen; Einbau der Nebenkeller
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

4. Bauphase:
(1902)
Einbau einer Schmiede im EG
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Schmiede

5. Bauphase:
(1926)
Sanierung des Gebäudes unter Beteiligung der "wuerttembergischen Denkmalbehörde" (Sanitäranlagen)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1947)
Sanierung des Ostgiebels
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1970 - 1979)
Sanierung des Westgiebels und der Südfassade
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Altingen, Schwedenstraße 28, Ostgiebel und Nordtraufe 2003. / Schwedenhaus  in 72117 Ammerbuch - Altingen
Auszug aus dem Untersuchungsbericht / Schwedenhaus  in 72117 Ammerbuch - Altingen

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung mit Archivalienerhebung und dendrochronologischer Datierung
  • Archivrecherche Nachtrag
  • 2. Nachtrag zur Archivrecherche und bauhistorischen Untersuchung, Restauratorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude Schwedenstraße 28 - das sogenannte “Schwedenhaus” - liegt im historischen Ortskern von Altingen an der Südseite der Schwedenstraße. Dieser mittlere Bereich der Schwedenstraße bildete bis zum Bau des alten Schul- und Rathauses 1687 und des heutigen Rathauses im 19. Jahrhundert eine platzartige Erweiterung.
An der Südostecke dieses ehemaligen Platzes steht das Schwedenhaus, das als einziges dreistöckiges Gebäude gewissermaßen “das erste Haus am Platz” darstellt und schon von Weitem durch seine stattliche Dimension sowie das aufwendige Zierfachwerk auffällt.

Historisch war Altingen ein Kondominat. Der größere Teil des Ortes gehörte zum protestantischen Württemberg; der kleinere Teil zur vorderösterreichischen katholischen Herrschaft Hohenberg. Der württembergische Teil zählte zum weltlichen Amt Herrenberg und zum Klosteramt Bebenhausen. Die Herrschaft wurde jährlich im Wechsel ausgeübt. Der Schultheiß war seit dem 16. Jahrhundert Protestant.

Das Gebäude steht traufständig zur Schwedenstraße. Südlich schloss an das Gebäude eine 1967 abgebrochene Scheune mit Kuhstall an.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Pfleghof
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Großer dreigeschossiger Baukörper mit 3,5-geschossigem, traufständigen Satteldach auf längsrechteckigem Grundriss; Unterkellerung von Vorgängerbebauung übernommen
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude wurde als dreischiffige und dreizonige Fachwerkkonstruktion mit Mittellängsflur und jeweils einem Stichflur gen Süden errichtet.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Fachwerkgefüge von 1567/68 (d ) blieb ebenso wie ein großer Teil der Ausfachungen weitestgehend erhalten.
Bestand/Ausstattung:
Zahlreiche bauzeitliche Farbfassungen sind noch vorhanden, darunter in der großen Stube (Bretter-Balken-Decke); mehrere Fenstererker in den ehemals 4 Stuben; ebenso Bretterdecken mit Farbfassungen und Wendebohlentüren

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachform
    • Satteldach
  • Decken
    • Balken-Bretter-Decke
    • Balkendecke
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Treppen
    • bemerkenswerte Türen
    • Fenstererker
    • Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Holzbau
Konstruktion/Material:
Der Neubau von 1568 ist als zweistöckiger Fachwerkbau auf einem massiven Erdgeschoss aus zweischaligem Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Darüber ist ein 3,5-stöckiges Satteldach aufgerichtet. Die einzelnen Stockwerke kragen jeweils ca. 15 cm aus. Die Dacheindeckung bestand noch 1876 teilweise aus Hohlziegeln.

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