Hauptstrasse 13 (Mosbach)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Bauernhaus

ID: 205855768418  /  Datum: 02.02.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Deienmooserstraße
Hausnummer: 20
Postleitzahl: 78345
Stadt-Teilort: Moos-Bankholzen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Konstanz (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8335055001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,7069° nördliche Breite, 8,9299° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauernhaus, Heerenweg 1 (78345 Moos-Bankholzen)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Aus Anlass des vorgesehenen Abrisses von Scheuer und Dachwerk wurden im Auftrag der Besitzer Familie Hangarter und auf Veranlassung der Denkmalpflege im Gebäude Deienmooserstraße 20 in Moos-Bankholzen eine Kurzdokumentation und eine dendrochronologische Altersbestimmung vorgenommen.
Es wurde ein Blick in die Stube geworfen, auf die Begehung aller Wohnräume wurde hingegen verzichtet, ebenso auf eine Dendro-Datierung jüngerer Bauphasen.

Die späteren Veränderungen des Gebäudes wurden weder gezielt untersucht noch dokumentiert, sodass nachfolgend nur einige Überlegungen dazu formuliert werden können. Die nördliche Giebelwand des Kernbaus ist im Dachraum auch auf der einstigen Außenseite stark rußgeschwärzt, was auch für die Sparren in ihrer Achse zutrifft, welche sich anhand von Blattsassen als wiederverwendete Sparren eines mittelalterlichen Dachwerks identifizieren lassen, die im Kernbau nicht fehlen. Anhand dieser wenig eindeutigen Hinweise kann lediglich eine These formuliert werden, wonach das Gebäude schon früh eine Verlängerung nach Norden erfahren hat, bei der es sich um einen angebauten Wirtschaftsteil gehandelt haben könnte, doch ergeben sich daraus Widersprüche zur weiteren Baugeschichte des Gebäudes.
Das Gebäude erfuhr eine Umorientierung, mit der man sich nun nach dem Zentrum des Orts bzw. der naheliegenden Kirche richtet, und es wurde eine kleine Landwirtschaft eingerichtet. Dafür wurden die Hauptwohnräume von der Süd- an die Nordseite verlegt, sodass die Stube in den nordöstlichen und die Küche in den nordwestlichen Eckraum kamen. Der bisherige Flur wurde in der Breite halbiert. Für eine neu geschaffene Tenne wurden die südliche Hälfte des Flurs und die Hälfte der früheren südlichen Querzone herangezogen, doch durchmisst sie lediglich die Breite der östlichen Längszone, während in der westlichen Längszone ein abgetiefter Stall und darüber ein hochgesetztes Heulager Platz fanden. Oberhalb der Stube und möglicherweise auch der Küche dürften Kammern Platz gefunden haben, doch ist unklar, wie man dort hinauf gelangte, denn mit einer Treppe wäre es im schmalen Flur sehr eng geworden, zumal er ohnehin auf das Erdgeschoss reduziert ist. Daher wäre zu überlegen, ob die Umorientierung in Verbindung mit der nördlichen Erweiterung erfolgte, die das Gebäude um etwa 4,5 m verlängerte und ihm in beiden Geschossen jeweils zwei Räume und einen mittigen Flur mit Treppe
hinzufügte. Vermutlich legte man damals die Eingangstür in die Mitte der nördlichen Giebelseite. Man müsste jedoch erwarten, dass man in einem solchen Fall die Stube in der exponierten Nordostecke der Erweiterung eingerichtet hätte.
In der Scheuer lag ein Sturzholz, das zu einer breiten Haustür gehörte, stichbogig ausgearbeitet und gefast ist, mit Zapfen in Auflagerversätze eingriff und in einer Kartusche folgende Inschrift trägt:
1 ▪ 8 ▪ M ▪ B ▪ [Kreuz mit Schrägbalken] ▪ M ▪ B ▪ 0 ▪ 1
Es wurde angeblich aus der Ostwand des heute nördlich anstoßenden Anbaus geborgen, wo es aber nicht in ursprünglichem Zusammenhang eingebaut war. Es ist daher zu vermuten, dass durch den Anbau die frühere Tür blockiert und das Sturzholz versetzt wurde, um die Inschrift weiterhin lesen zu können. Wenn dem so wäre, könnte die Erweiterung ins Jahr 1801 datiert werden.


1. Bauphase:
(1526)
Proben zur dendrochronologische Datierung wurden aus vier Stuhlständern des Dachwerks und zwei Gerüstständern des Unterbaus entnommen. Zwei Proben datieren einheitlich 1526, wonach das Gebäude in diesem Jahr errichtet worden sein dürfte. Zwei der beprobten Hölzer waren im Jahr zuvor gefällt worden. Zwei weiter Proben besaßen keine Waldkante, doch ihre letzten Ringe liegen nur wenige Jahre zuvor.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78345 Moos-Bankholzen (02.02.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78345 Moos-Bankholzen (02.02.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78345 Moos-Bankholzen (02.02.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78345 Moos-Bankholzen (02.02.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzdokumentation und dendrochronologische Altersbestimmung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt am südlichen Randbereich des Orts am Hangfuß.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Im Kern handelt es sich bei dem Gebäude um ein kleines Bauernhaus mit Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem nordsüdlich gerichteten Satteldach. Der Kernbau wurde nachträglich nach Norden verlängert und mit weiteren Anbauten versehen. Es wurde als Holzgerüst errichtet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die einzelnen Raumnutzungen lassen sich nur teilweise nachvollziehen. Es können nur die erdgeschossige Stube im größten Grundrissfeld von 24 qm, sowie die Lage von Fluren in der mittigen schmalen Querzone als gesichert gelten. Neben der Stube kann in der westlichen Längszone im Erdgeschoss die Küche vermutet werden, die ohne Kamin war, wie die starke Verrußung des Dachwerks nachweist. Über der Stube hat sicherlich eine Kammer gelegen. Ob über der Küche ebenfalls eine Kammer lag, oder ob die Küche zweigeschossig war, konnte anhand des Gefüges nicht ermittelt werden. Letzteres kann aber wohl ausgeschlossen werden, da an Ständer und Rähm der Mittellängsachse andernfalls eine sehr viel stärkere Rußschicht zu erwarten wäre. Wie die nördliche Querzone genutzt war, ist unklar. Hätten dort zwei Kammern gelegen, wären auch zwei Türen zu erwarten.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Im Bereich der heutigen Scheuer ist der Bestand durch eine veränderte Innenaufteilung und die weitgehende Erneuerung der Außenwände stark reduziert. Hingegen hat er sich im heutigen Wohnteil vermutlich weitgehend erhalten, wovon aber nur die Trennwand zwischen Wohn und Wirtschaftsteil im Obergeschoss mit nur wenigen Störungen und mit erhaltenen Wandfüllungen einsehbar ist. Das Dachwerk ist zwar frei von Einbauten, doch nur in seiner nördlichen Hälfte zugänglich.
Bestand/Ausstattung:
Das Holzgerüst des um 1526 errichteten Gebäudes vereint in seiner Konstruktionsweise mittelalterliche mit neuzeitlichen Merkmalen: Die zweigeschossige Stöckigkeit, die Bohlenstube und verblattete Aussteifungshölzer als altertümliche Elemente, die Verzapfung von Sparrenfüßen und Aussteifungshölzern als moderne Elemente. Interessanterweise sind die modernen Elemente im Wesentlichen in den Außenwände zu finden, wo man sie sehen konnte, wogegen die altertümliche Abzimmerung den Innenwänden des Unterbaus und im Inneren des Dachwerks vorbehalten blieb.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Errichtet wurde das Gebäude als Holzständergerüst, bestehend aus dem Unterbau als zweigeschossigem, einstöckigem Traufgerüst mit zweigeschosshohen Ständern und dem Dachwerk.
Soweit erkennbar, wurde für das gesamte Gefüge Eichenholz verwendet, das im Fall der Aussteifungshölzer mitunter starke Krümmungen aufweist. Der Unterbau war in drei Querzonen und zwei Längszonen in jeweils unterschiedlicher Breite gegliedert, sodass sich aus der jeweils breitesten Zone die Lage der Stube in der Südostecke und die eines Querflurs in der mittigen Querzone erschließen lassen, beides ganz oder teilweise im Bereich der Scheuer. Auch die Lage der Bundseiten geht mit diesen Schlussfolgerungen einher. Alle drei Längsrähme sind an derselben Stelle innerhalb der südlichen Zone gleich im Anschluss an die inneren Bundständer mit langen liegenden Blattstößen gestoßen.
Die beiden erhaltenen Gerüstständer im Bereich der Stube – ein Bund- und ein Zwischenständer in der südlichen Giebelseite, teilweise noch auf der Schwelle stehend – weisen über die Höhe des Erdgeschosses Nuten von 10 cm Breite für eine einstige Verbohlung der Stubenwände auf. Bei einem zwischen beiden erhaltenen Ständern liegenden Balken auf Höhe der Geschossdecke könnte es sich um den Randbalken einer zu vermutenden früheren Bretterbalkendecke oder einer Einschubdecke handeln, wonach die Stirnseite der Stube traufseitig gelegen hätte.
Die übrigen Innen- und Außenwände in Erd- und Obergeschoss waren – soweit nachvollziehbar und in besagter Trennwand noch umfangreich erhalten – einfach verriegelt und mit Lehmflechtwerk gefüllt, dessen Stakungslöcher in einem Abstand von durchschnittlich etwa 38 cm eingebohrt wurden. Innerhalb der Mittellängsachse kann zumindest für das Obergeschoss im Bereich der mittigen Querzone entsprechend dem hier vermuteten Flur eine Wandfüllung ausgeschlossen werden.
Die Aussteifung der erhaltenen Trennwand zwischen Mittiger und nördlicher Querzone besteht aus zwei verzapften Feldstreben, die zwar nur über die Höhe des Obergeschosses einsehbar sind, die auffälligerweise aber trotz außermittig gelegener Mittellängsachse beinahe symmetrisch angeordnet sind und daher vermuten lassen, dass sie analog zur einstöckigen Abzimmerung am Stück über beide Geschosse reichen. Die beiden erhaltenen Traufrähme lassen auf der Innenseite keine Nagellöcher für die Aussteifung erkennen, weshalb davon auszugehen ist, dass auch hier verzapfte Streben eingesetzt wurden. Hingegen waren die Innenwände, die im Erdgeschoss eine Verbohlung enthielten, oberhalb derselben mit verblatteten Kopfbändern ausgesteift. Dies würde in Verbindung mit der Verbohlung nicht verwundern, doch da die Kopfbänder vollständig oberhalb derselben lagen, hätte die Aussteifung hier auch verzapft ausgeführt werden können. Für den westlichen Abschnitt der Querachse zwischen Flur und Stube und den nördlichen Abschnitt der Mittellängsachse konnte die Art und Weise der Aussteifung allerdings nicht ermittelt werden. Daher bleibt unklar, warum oberhalb der Stube Kopfbändern der Vorzug gegeben wurde, entweder weil Streben nicht über die ganze Höhe hätten reichen können – an den Außenwänden allerdings auch nicht –, oder weil das Aufrichten zusammen mit der Verbohlung anders nicht machbar gewesen wäre.
Eine Türöffnung zeichnet sich innerhalb der erhaltenen Querwand ab, gebildet von einem Stiel in direktem Anschluss an die östliche Traufwand, später mit Flechtwerk geschlossen. Ein vernageltes und daher ursprüngliches Zapfenloch im westlichen Rähm rührt wohl von einer traufseitigen Öffnung im Obergeschoss innerhalb der südlichen Querzone in direktem Anschluss an die mittige Querzone her. Ihre Breite ließe eine Tür vermuten, die an dieser Stelle allerdings wenig zweckmäßig gewesen wäre.
Das Dachwerk ist als zweifach stehender Stuhl abgezimmert, dessen Ständerstellung von den Querachsen des Unterbaus bestimmt ist. Über ihm befindet sich eine Firstachse zwischen beidseitigen Halbwalmen. Die Sparren sind an der Vordertraufe in die Dachbalken gezapft, sodass
hier Aufschieblinge für den Dachüberstand sorgen mussten, doch an der Rücktraufe sind sie angeblattet, und am First sind sie in Binder- und Zwischengespärren verblattet. Nur ein Teil der Zwischengespärre ist mit einem Kehlballen ausgestattet, teilweise abhängig vom Aufbau der Firstachse. Die Aussteifungshölzer sind im Inneren alle als Kopf- und Steigbänder verblattet.
Ihre Anordnung in Querrichtung hätte es erlaubt, sie als Langbänder von den Bundständern unten bis zum Dachfirstständer laufen zu lassen, tatsächlich aber sind sie nach Geschossen getrennt verzimmert, wofür teilweise sehr krummwüchsiges Holz zum Einsatz kam. Die beiden Rähme sind innerhalb unterschiedlicher Querzonen gestoßen, worauf mit der Aussteifung reagiert worden ist, um die Schwachstellen gleichzeitig auch zu stützen.
Nur die nördliche Giebelwand ist teilweise erhalten. Hier sind als Aussteifungshölzer verzapfte Feldstreben eingebunden. Für die Wandfüllung wurde eine zweifache Verriegelung eingesetzt und Stakungslöcher unterseitig in Kehlbalken und Riegel gebohrt, denen unten grobe Nuten entsprechen. Anders als in den innren Binderachsen, wo die Kehlbalken auf die Sparren geblattet sind, ist in der Giebelwand anders herum die Sparre den Kehlbalken aufgeblattet.
Die Firstachse ist auf Teilschwellen gesetzt, da die äußeren Dachfirstständer wegen der Walme nach innen gesetzt werden mussten. Neben der Längsaussteifung sind die mittleren Walmsparren in der Form von Steigbändern eingebunden, die am oberen Ende direkt im Winkel zwischen Dachfirstständer und Firsträhm sitzen. Unten sind sie ebenfalls der Schwelle angeblattet, können dadurch überstehen und schaffen somit einen Dachüberstand. Aus dieser Konstruktionsweise entstand am oberen Ende der Walme ein Überstand, der zwar wie ein Firstfach erschienen ist, dem aber eine völlig andere Konstruktionsweise zugrunde liegt. Einer der Gratrofen ist erhalten geblieben, welcher aber keine Anschlüsse für weitere Walmrofen aufweist, sodass es vermutlich nur den Mittelsparren und die Gratrofen gab.
Es finden sich noch rußgeschwärzte Dachlatten in größerem Umfang, die offensichtlich wiederverwendet wurden. Sie sind aus Nadelholz gefertigt und messen etwa 4 auf 8 cm. An der Oberseite der Sparren konnte der frühere Lattenabstand mit 34 bis 35 cm anhand der früheren
Holznagellöcher ertastet und ermittelt werden. Da die Latten keine Holzstifte aufweisen, dürften sie anfangs eine Hohlziegeldeckung getragen haben, die später offenbar als Gefachfüllung im Giebelfachwerk der nördlichen Erweiterung (siehe unten) weitere Verwendung gefunden hat.
Etwas seltsam mutet die ursprüngliche Orientierung des Kernbaus an, dessen Stube in der Südostecke die Hauptecke des Hauses definiert. Die Ausrichtung nach Osten besteht bis heute und lässt sich durch den Verlauf des früheren Hauptwegs östlich des Gebäudes erklären, denn die heute westlich vorbeiführende Hauptverkehrsstraße ist jüngeren Datums. Bezüglich der südlichen Orientierung gegen den Hang ließen sich keine stichhaltigen Gründe erkennen. Das Ziel des vorbeiführenden Hauptwegs oder die südliche Quergasse könnten ausschlaggebend gewesen sein.

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