Kloster Bebenhausen (ehem. Holz- und Chaisenremise)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Sog. Storchenturm

ID: 197047842414  /  Datum: 08.12.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Marktstraße
Hausnummer: 45
Postleitzahl: 77933
Stadt-Teilort: Lahr

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Ortenaukreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8317065013
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

1. Bauphase:
(1220)
Der Turm und die beiden Mauerabschnitte sind die einzigen obertätig verbliebenen Reste der ehemaligen Tiefburg (Wasserburg) der Herren von Geroldseck. Bei der dendrochronologisch auf die Jahre um 1220 datierten Burg handelte es sich um eine für die nordalpinen Reichsteile ungewöhnliche kastellartig, regelmäßige Anlage mit annähernd quadratischem Grundriss, vier kreisrunden Ecktürmen und einem zentralen, quadratischen Bergfried.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Bunker
    • Turm

2. Bauphase:
(1677)
Die Lahrer Burganlage wurde im „Holländischen Krieg“ 1677 von französischen Truppen in Brand gesetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1757 - 1862)
1757 wurde die Ruine an die Stadt verkauft. In den Folgejahren wurde die Burganlage sukzessive zu Gunsten einer Stadterweiterung abgetragen. Nur der nordöstliche Eckturm, der heute wegen der darauf nistenden Storche als „Storchenturm“ bekannt ist, blieb erhalten. Er diente als städtisches Gefängnis mit angeschlossener Folterkammer. Trotz der offensichtlich menschenunwürdigen Haftbedingungen in dem Turm wurde die Nutzung bis 1862 beibehalten.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1966)
Seit 1966 nimmt der Turm ein kleines Museum zur Geschichte der Geroldsecker Tiefburg auf.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(2011 - 2016)
Aufgrund herabfallender Sandsteinteile und Risse im Mauerwerk wurde der Turm 2011 gesperrt und in den folgenden Jahren saniert und statisch gesichert. 2016 konnte das Museum wieder geöffnet werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Sog. Storchenturm in 77933 Lahr, Lahr/Schwarzwald (Barthel & Maus, München)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Restauratorische- und Schadensuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der kreisrunde „Storchenturm“ als Überrest der Lahrer Tiefburg liegt am südlichen Ende der
Innenstadt von Lahr, etwa mittig auf dem von der Marktstraße, dem Schloßplatz und der
Kreuzstraße eingefassten Geviert. An der West- sowie an der Südseite des Turmes schließen
zwei Mauerzüge an, die zusammen mit dem Turm an der Ecke Marktstraße/ Kreuzstraße
einen kleinen Platz einfassen.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der kreisrunde Turm besitzt einen Außendurchmesser von ca. 8,5m (Minimaldurchmesser
oben) bis 8,9m (Maximaldurchmesser unten) und eine Traufhöhe von 17,2m- Er wird von
einem spitzen Zeltdach mit einer Höhe von 7,5m bekrönt. Innen ist das Bauwerk in drei überwölbte
Stockwerke und eine Turmplattform unter dem Dachwerk eingeteilt.
An der Turmaußenseite sind Schießscharten erkennbar. Die zweiseitig abgehenden Mauerzüge haben romanische und gotische Fenster.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Turm nimmt im Inneren drei Gewölberäume und eine Treppensteige auf, die ehemals sowohl die Turmräume wie auch den anschließenden Palas erschloss.

Das Erdgeschoss teilt sich heute in einen über eine Flucht von vier Stufen erschlossenen Vorraum am Fuß der Treppe und einen ostseitigen, flachgekuppelten und gewölbten Hauptraum. Der Hauptraum besitzt ost- und südseitig ca. 1,5m breite und 1,7m tiefe Sitz- und Fensternischen, die annähernd die gesamte Mauerstärke des Turmes von etwa 1,9-2,0m einnehmen.
Die Nischen sind mit flachen Tonnen überwölbt. Die Trennmauer zwischen Vorraum und Hauptraum ist in ihrer heutigen Form wohl nachträglich eingesetzt worden. Das flache Kuppelgewölbe wird von zwei in Ost-West-Richtung verlaufenden Gurtbögen unterstützt.

Das erste Obergeschoss wird über eine zweiläufige Treppenflucht erschlossen; auf etwa halber Höhe besteht am Podest ein Übergang in die anschließende Ostmauer bzw. in den ehemaligen Palas. Das Obergeschoss wiederholt prinzipiell die Grundrissandordnung des Erdgeschosses mit einem kleinen Vorraum und einem ostseitigen Hauptraum. Der Hauptraum besitzt wiederum ein kuppeliges, mit einer quer verlaufenden Bogenrippe unterstütztes Gewölbe. Es bestehen ebenfalls zwei breite und tiefe Mauer- und Fensternischen, die etwa oberhalb ihrer Pendants im Erdgeschoss angeordnet sind. Auch die Trennmauer zwischen Vor- und Hauptraum im ersten Obergeschoss wurde nachträglich eingezogen.

Das zweite Obergeschoss wird über einen der gerundeten Außenkontur folgenden Treppenlauf erschlossen. Kurz vor Erreichen der Stockwerksebene teilt sich die Treppe – ostseitig führen einige Stufen zu dem Gewölberaum des zweiten Obergeschosses, westseitig führt die Treppe innerhalb des Mauermassivs auf die Turmplattform. Unmittelbar vor dem Zugang zu dem Gewölberaum des zweiten Obergeschosses besteht ein Ausgang auf einen altanartigen Vorsprung oberhalb der Mauerkrone der Ostmauer.

Der Gewölberaum im zweiten Obergeschoss ist gegenüber den unteren Räumen durch ein Kreuzrippengewölbe mit einem ornamentierten Schlussstein ausgezeichnet. Es bestehen wiederum zwei tiefe Fensternischen. Zusätzlich ist in der Ostmauer eine stark bestoßene Nische vorhanden, die mit Resten eines Rauchabzugs wohl den Standort eines Kamines markiert. Die südliche Fensternische sitzt etwa oberhalb der Nischen der unteren Geschossen, die zweite Nische ist dagegen nordseitig angeordnet.

Das dritte Obergeschoss schließlich bildet die Turmplattform. Ringsum besteht eine Brustwehr mit unregelmäßigen, wohl bereits mehrfach überformten Zinnen und Öffnungen. Auf diesen sitzt die umlaufende Schwelle/ Mauerlatte des Turmdaches auf.

Das Turmdach wird zudem von zwei in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Unterzügen gestützt. Es handelt sich um ein historisches Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl und einem Kaiserstiel auf der Kehlbalkenebene. Die Bauformen lassen eine Zuweisung des Dachwerks in das 18. Jahrhundert plausibel erscheinen. Möglicherwiese wurde es nach dem Besitzübergang an die Stadt erstellt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der Baukomplex des „Storchenturms“ in Lahr weist erhebliche Schäden am Mauerwerk auf.
Es bestehen sowohl statisch-konstruktive Schadensbilder (Risse, Verformungen) wie auch Substanzschäden am Mauergefüge.
Im Wesentlichen sind dabei zu nennen:
- Starke vertikale Rissbildungen v.a. auf den ehemals feldseitigen Partien des Turmes
- Starke radiale Rissbildungen in den kuppeligen Gewölben des Turmes
- Ablösung/ Verkippung der nordöstlichen Außenmauer nach außen, Abrisse von den Böden und Zwischenwänden
- Flächige Zementüberfugung aller Oberflächen
- Starke Verschmutzung und lokal Krustenbildung auf allen Oberflächen
- Ausspülung und Zersetzung des historischen Mauermörtels, Durchfeuchtung der Sandsteinquader
- Salzbelastung des Mauerwerks, dauerfeuchte (vermutl. hygroskopische) Partien
- Undichte Abdeckungen der Ruinenmauern
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Buckelquader
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
  • Dachform
    • Zeltdach/Pyramidendach/-helm
Konstruktion/Material:
Der Turm und die beiden Mauerabschnitte sind die einzigen obertätig verbliebenen Reste der ehemaligen Tiefburg der Herren von Geroldseck. Bei der dendrochronologisch auf die Jahre um 1220 datierten Burg handelte es sich um eine für die nordalpinen Reichsteile ungewöhnliche kastellartig-regelmäßige Anlage mit annähernd quadratischem Grundriss, vier kreisrunden Ecktürmen und einem zentralen, quadratischen Bergfried. So weit nachweisbar, waren alle Außenmauern als ausgeprägte Buckelquadermauern aus Lahrer Rotsandstein errichtet.
Die Ostseite der Burganlage nahm der Palas ein; bei den beiden bis heute erhaltenen Mauerresten handelt es sich um Teilstücke seiner Außenmauern. Die Burg war von einem Wassergraben umgeben, dessen Einfassungsmauern ebenfalls aus Quadermauerwerk errichtet waren. Die Burganlage war nach Fundsondagen durchgehend in etwa drei Metern Tiefe auf einem Rost aus Eichenpfählen gegründet.
Die Bauformen der verbliebenen Bauteile sind ausgesprochen anspruchsvoll: die Fenster des Palas zeigen zum Beispiel an der Nordmauer aufwändige Bauornamentik und an der Ostmauer erkennbar deutlich frühgotisch-französisch beeinflusste Plattenmaßwerke. Auf den Bossen der Buckelquader finden sich zahlreiche gut erkennbare, formal sehr charakteristische Steinmetzzeichen in Form von Drudenfüßen, Swastiken, Spitzhacken oder Winkelhaken.
An der Abbruchkante der Ostmauer hin zur Kreuzstraße ist, wenngleich in der Substanz neuzeitlich überformt, der innere Aufbau des Mauerwerks nach wie vor gut ablesbar: zwischen den präzise behauenen und versetzten äußeren Mauerschalen besteht ein Mauerkern mit reichlicher Mörtelfüllung und Bruchsteinmauerwerk; die Verzahnung zwischen Mauerschalen und Kern ist nur schwach ausgeprägt.

Flankenmauern (Palasmauern):
Beide Flankenmauern zeigen eine zweigeschossige Gliederung. Die etwa 9,5m lange Ostmauer besitzt im EG zwei tiefe Fensternischen mit segmentbogigen Überwölbungen. Die höhere turmseitige Nische schließt außen mit einem zweibahnigen Plattenmaßwerk ab, die niedrigere südseitige Nische mit einer schmalen, schießschartenartigen Öffnung. Im Obergeschoss besteht im Anschluss an den Turm der „angeschnittene“ Durchgang aus dem Turmtreppenhaus in den Palas und mittig eine weitere große Fensternische mit einem repräsentativen zweibahnigen Plattenmaßwerk.
Die etwa 6,3m lange Nordmauer zeigt im Obergeschoss wiederum eine angeschnittene, tiefe Fensternische, in der noch ein Fragment eines aufwändig bearbeiteten Plattenmaßwerks erhalten ist. Gegenüber dem Pendant in der Ostmauer ist der Aufwand noch einmal gesteigert; der erhaltene Mittelpfosten des Fensters zeigt runde Dienstvorlagen und ein Blattkapitell gegenüber den einfachen, kantigen Pfosten der östlichen Fenster. Beide Mauerfragmente sind heute oberseitig mit einer leicht geneigten Zementabdeckung versehen.

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