Schiefes Haus (Großbottwar)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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ehemalige Kapelle

ID: 191217399261  /  Datum: 22.05.2007
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Kirchgasse
Hausnummer: 9
Postleitzahl: 74632
Stadt-Teilort: Neuenstein

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Hohenlohekreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8126058020
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die aufgeführte Zusammenstellung legt nahe, dass es sich bei dem Gebäude Kirchgasse 9 im Kern tatsächlich um die 1365 erstmals erwähnt Marien-Kapelle handeln dürfte, welche wohl in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ihre eigentliche Funktion mit der Errichtung einer neuen Kapelle im Bereich der heutigen Stadtpfarrkirche verlor. Um 1508 wurde diese erste Kapelle in größerem Maße umgebaut und erneuert und in diesem Zusammenhang möglicherweise auch profaniert. Schließlich ging das Gebäude - wohl spätestens seit der Mitte des 16. Jahrhunderts im Besitz des Hauses Hohenlohe - 1812 in bürgerlichen Privatbesitz über.


1. Bauphase:
(1350 - 1365)
Für die Bewohner der 1351 zur Stadt erhobenen Siedlung bei der Burg wurde eine Marienkapelle gebaut (1365 erstmals genannt).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1429 - 1430)
1429 stellte Graf Albrecht I. von Hohenlohe zwanzig Gulden zum Ausbau der Kapelle zur Verfügung.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1508)
Erneuerung des Dachtragwerkes 1507/08 (d) der ehemaligen Kapelle sowie Einbau der spätgotischen Portale. Beim Portal im Untergeschoss fallen Störungen im umgebenden Mauerwerk auf, die für den nachträglichen Einbau dieses Portals sprechen. Das Dachtragwerk wurde mit einer liegenden Stuhlkonstruktion mit verblatteten Verbindungen aufgerichtet. Am östlichen Fachwerkgiebeldreieck finden sich noch Reste einer Rot-Schwarzen Gefacherahmung, welche ebenfalls von 1508 stammen dürfte. Diese umfangreichen Massnahmen könnten einerseits für eine Umnutzung (Profanierung) der Kapelle sprechen, anderseits scheint der Aufwand für ein profan genutztes Gebäude sehr groß. Denkbar wäre auch weiterhin eine Nutzung zu geistlichen Zwecken (z.B. Pfarrerwohnung, Sakristei, Beinhaus, etc.). Möglicherweise wurde in dieser Zeit auch der Erker angebaut. Im heute nur durch den Wandschrank im Erdgeschoss zugänglichen Erkerraum findet sich zwischen Raum 1.03 und dem Erkerraum ein zugesetztes Spitzbogengewände, welches seitlich durch die Erkerwände überdeckt wird. Zudem sind in den Außenecken des Erkers noch Reste abgearbeiteter Kämpfer- oder Konsolsteine zu erkennen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1629 - 1630)
1629 ließ sich Graf Kraft von Hohenlohe vom Schloss aus einen 350 Schuh [ca. 103 m] langen „Kirchgang” über den Schlossgraben hinweg, durch die Hofschmiede und über die dortige Durchfahrt hinweg, durch das Kutschenhaus in die Hofscheuer und das Viehhaus, durch Stoffel Vogels einstiges Haus (Kirchgasse 9) hindurch in die Kirche bauen, um bequem und ungesehen, bei Wind und Wetter trockenen Fußes dorthin gehen zu können.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1788 - 1886)
Diverse kleiner Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen im 18./19. Jh.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1964 - 1965)
1964 kam die heutige Eigentümerfamilie in den Besitz des Gebäudes. In Folge wurde das Gebäude in seiner Binnenstruktur um- und ausgebaut. Bis auf das Deckengebälk über dem Obergeschoss wurden alle Balkendecken durch Stahlbetondecken ersetzt. Zudem wurden die Innenwände errichtet und Änderungen an der Befensterung des Gebäudes vorgenommen. Wohl ebenfalls auf diese Zeit dürfte der Ausbau des Dachgeschosses zurück gehen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1994 - 1996)
In der Mitte der 1990er Jahre erhielt das Gebäude an der Nord- und Westfassade einen neuen Außenputz, wobei älterer Putz entfernt wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Ansicht von Norden (2007) / ehemalige Kapelle in 74632 Neuenstein
spätgotisches Portal an der Ostseite im Untergeschoss (2007) / ehemalige Kapelle in 74632 Neuenstein

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung, Aufmass der Fassaden, Archivalische Recherchen und dendrochronologische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude befindet sich am südlichen Rand der historischen Altstadt Neuensteins in der Kirchgasse. Diese Gasse verläuft rings um die Stadtpfarrkirche und bildet zugleich den Kirchhof. Das Gebäude Kirchgasse 9 steht südlich des höhergelegenen Kirchhofplateaus im Bereich der Kirchhofmauer. Da das Gelände südlich des Kirchhofes steil zum Epbachtal hin abfällt, steht das Gebäude über zwei Untergeschossen, von welchen das unterste teilweise in den hier anstehenden Fels gehauen wurde. Der heutige Hauptzugang im Erdgeschoss des Gebäudes erfolgt vom Kirchhof aus an der Nordfassade des Hauses.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Beim Gebäude Kirchgasse 9 handelt es sich um ein zweigeschossiges, traufständiges Gebäude, welches massiv mit Werksteinmauerwerk errichtet wurde. Lediglich das nordöstliche Giebel-dreieck wurde als Fachwerkkonstruktion aufgerichtet. Die nördliche und westliche Fassade sind verputzt, die restlichen einsehbaren Fassaden zeigen weitestgehend die unverputzte Natursteinfassade. Markant sind das spätgotische Spitzbogenportal über dem Hauseingang an der Nordfassade sowie der über beide Geschosse verlaufende Erker an der östlichen Giebelfassade. Das Gebäude ist auf zwei Untergeschossebenen durch flachgedeckte Keller in vollem Umfang unterkellert. Die ursprünglichen Balkendecken der Keller wurden in den 1960er Jahren durch moderne Stahlbetonrippendecken ersetzt. Der Keller im zweiten Untergeschoss wurde im östlichen Bereich teilweise zugeschüttet; nur der westliche Kellerbereich ist heute noch über des südliche Nachbargebäude zugänglich.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Obergeschosse des Gebäudes bildeten ursprünglich einen hallenartigen Raum. Die Erdgeschossdecke sowie die gesamte Binnenstruktur von Erd- und Obergeschoss sind jüngere Zutaten.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Im ersten Untergeschoss befinden sich einige bemerkenswerte Architekturelemente. So findet sich hier eine kräftige abgefaste, das Gebäude umlaufende Sockelzone sowie ein spätgotisches Portal an der Ostseite unterhalb des Erkers. An der Südseite des heutigen Kellers befand sich ursprünglich ebenfalls ein Portal, welches inzwischen aber zugesetzt wurde.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • hammerrechtes Schichtenmauerwerk
    • Werkstein
  • Decken
    • Balkendecke
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Steinbau
Konstruktion/Material:
Massive Werkstein-Außenmauern mit einem jüngeren, liegenden Dachstuhl.

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