Schiefes Haus (Großbottwar)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

sog. "Grafenhaus"

ID: 164789504610  /  Datum: 04.12.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Kirchstraße
Hausnummer: 16
Postleitzahl: 78166
Stadt-Teilort: Pfohren

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8326012022
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus und Scheune, Geisinger Straße 19 (78166 Donaueschingen-Pfohren)
Entenburg, Entenburgweg 5 (78166 Pfohren)

Bauphasen

1. Bauphase:
(1550 - 1599)
Das Alter des Kernbaus wird - ohne Gewähr - in die zweite Hälfte des 16. Jhs. datiert. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1704 - 1705)
Um das Jahr 1705 (d) wird das alte Gebäude grundlegend umgebaut und erhält seine bis heute ablesbare Funktion als landwirtschaftlich genutztes Großbau.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Gerichtslaube
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Unterschiedliche, zum Teil repräsentativ eingewölbte Räume in dem als "Grafenhaus" bezeichneten Gebäude geben diesem seine besondere Bedeutung.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Den ältesten erkannten Bestand stellt ein Massivbaukörper. Hinsichtlich seiner vertikalen Ausdehnung umfasst er das Sockelgeschoss und das Obergeschoss. Darüber hinaus ist nur noch der Südgiebel massiv. Was die Längenausdehnung des ältesten Baus angeht, sind keine gesicherten Angaben möglich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit reichte er nur über die vier südlichen Zonen. War das alte Sockelgeschoss prinzipiell zweiräumig gegliedert, so weicht die neue, über eine ostseitige Außentreppe erschlossene Raumstruktur des Obergeschosses doch erheblich davon ab. Über die Breite des Gebäudes wird am Südgiebel eine dreischiffige Gliederung ausgeführt. Zwischen den beiden äußeren, annähernd gleich großen Räumen liegt die Küche. Über sie ist der Ofen im südöstlichen Raum beschickbar. Hierbei handelt es sich um die Stube. Sie gilt als wohnliches Zentrum und war als einziger Raum im Obergeschoss erwärmbar.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Fenster
    • bemerkenswerte Türen
Konstruktion/Material:
Aussagen zur ursprünglichen Nutzung sind nur bedingt möglich und beschränken sich weitgehend auf das Sockelgeschoss, dessen architektonischer Schwerpunkt der südöstliche Raum bildet. Er besitzt Reste von vier, auf einer zentralen Rundsäule ruhenden Kreuzgewölben. Sie bestehen aus Backstein und überspannen einen Raum von ca. 6,20 x 6,20 m. Der Raum ist hinsichtlich seiner Gestaltung, Erschließung und Belichtung stark verändert und lässt im jetzigen Zustand keine diesbezüglichen Befunde erkennen. Mit einer Ausnahme. Innerhalb der Westwand hat sich in Anlehnung an die Nordecke das gefast Sturzholz einer ehemaligen Öffnung erhalten. Die zugehörige Türöffnung ist heute vermauert und somit nicht mehr in Funktion.
Die Türe führte in den westlich gelegenen Kellerraum. Der ehemals ungeteilte Raum besitzt ein Tonnengewölbe aus Haustein.
Der eigentliche Zugang erfolgte über ein Sandsteinportal in der nördlichen Stirnwand. Portalgewände und Sturznische sind vom gewölbten Keller aus sichtbar. Der Durchlass selbst ist vermauert. Der Keller war durch zwei Fenster belichtet. Nach der Vermauerung des alten Portals wurde das westliche Fenster zum neuen Zugang umgebaut.
Mit diesem ältesten Bestand gehört das Sandsteingewände innerhalb der Ostwand des Obergeschosses. Hierbei handelt es sich um zwei ehemalige Fensteröffnungen. Mit ihren lichten Maßen von 59 cm x133 cm sind sie hochkant angeordnet; ein Segmentbogen in Backstein überspannt die Fensternische. Das Doppelfenster befindet sich innerhalb der heutigen Tenne.

Die Auswertung der folgenden Beobachtung lässt folgende Aussage zu:
Bei dem ältesten Massivbau handelt es sich um kein landwirtschaftliches Gebäude. Dreh- und Angelpunkt hinsichtlich der zur Erbauungszeit bestehenden Funktion ist der Süd-Ost-Raum. Er erfüllt am ehesten die Anforderung an eine Gerichtslaube und überträgt dem Kernbau somit seine herrschaftliche Nutzung. Unterstützt wird diese Aussage durch die Ausrichtung zur Kirche bzw. durch die über das Fenstergewölbe angezeigte Wohnnutzung im Obergeschoss.
Das Alter des Kernbaus ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum näher zu fixieren und wird vorsichtig in die zweite Hälfte des 16. Jh. datiert. Es ist davon auszugehen, dass nach einer Freilegung des Kellerportals und des Fenstergewändes weitere Indizien zur Altersbestimmung vorliegen werden.
Um das Jahr 1705 wird das alte Gebäude grundlegend umgebaut und erhält seine bis heute ablesbare Funktion als landwirtschaftlich genutzter Großbau.
War das alte Sockelgeschoss prinzipiell zweiräumig gegliedert, so weicht die neue, über eine ostseitige Außentreppe erschlossene Raumstruktur des Obergeschosses doch erheblich davon ab. Über die Breite des Gebäudes wird am Südgiebel eine drei-schiffige Gliederung ausgeführt. Zwischen den beiden äußeren, annähernd gleich großen Räumen liegt die Küche. Über sie ist der Ofen im südöstlichen Raum beschickbar. Hierbei handelt es sich um die Stube. Sie gilt als wohnliches Zentrum und war als einziger Raum im Obergeschoss erwärmbar. Bemerkenswert ist die von der Straße abgewandte Lage. Offensichtlich orientierte sie sich noch nach der im Sockelgeschoß befindlichen Gerichtslaube. Westlich der Küche lag und liegt die Schlafkammer. Alle drei Räume sind über einen tiefen, die gesamte Hausbreite einnehmenden Hausflur erschlossen. Über diesen Flur war noch ein weiterer Raum zugänglich. Er liegt gegenüber der Stube und diente ehemals als Knechtkammer über dem westlichen Stallbereich. Damit ist der Wohnbereich im Obergeschoß aufgezeichnet.
Über die Treppe im Flur ist das Dachwerk erreichbar. Hier lassen sich in Anlehnung an den Südgiebel drei Dachkammern rekonstruieren. Der zweite Dachstock ist ungeteilt.
Wie allgemein üblich, so bildet die Flurwand die bis zum First geschlossene Trennwand zwischen Wohn- und Wirtschaftsraum.
Dieser Wirtschaftsteil besteht im Sockelgeschoss aus dem an die Gewölbe angrenzenden Stallbereich und der anschließenden Tenne. Während die Tennenhöhe bis zur Dachtraufe reicht, ist der Stall nur eingeschossig ausgeführt. Über dem Stall befindet sich der bis in den Dachraum reichende Heuboden. Westlich davon ist die gesagte Knechtkammer ausgeschieden.
Mit dem nördlichen Abschluss der Tenne ist wohl die ursprüngliche Längsausdehnung des Kernbaus beschrieben. Bis hier reicht auch die um das Lahr 1705 (d) abgezimmerte Dachkonstruktion. Deren Binderquerachsen sind ausgehend vom Südgiebel durch die steigende Folge von ein bis fünf Ausstiche markiert. Diese Kennzeichnung gilt für den gesamten Baukörper und kann auch an den Querachsen im Obergeschoß nachvollzogen werden.
Bemerkenswert ist nun die Nahtstelle zum breit gelagerten Bauteil im Norden. Dicht an dicht liegen hier im Dachgeschoß zwei Binderquerachsen nebeneinander. Der südliche Dachbinder (Nr. 5) begrenzt den südlichen Bauteil; der nördliche Dachbinder (Nr. 3 von Nord nach Süd gezählt) fixiert den nördlichen Bauabschnitt.

Bemerkenswert ist nun das Ergebnis, dass beide Bauteile einer gemeinsamen Bautätigkeit entstammen; der Nordteil also ebenfalls um das Jahr 1705 abgezimmert wurde. Als mögliche Erklärung bietet sich folgender Zusammenhang an:
Zwischen den zwei massiven Giebeln des Kernbaus wird um 1705 (d), nach Umbau und Umnutzung des Unterbaus, ein neues Dachwerk abgezimmert. Dessen äußere Binder liegen dabei knapp vor dem Massivgiebel. An diesen Kernbau wird zur gleichen Zeit ein Lagerbau angebaut. Er besitzt eine zum Südteil variierende Höhenentwicklung und wird nach teilweisem Abbruch des Altgiebels bis zum südlichen Nachbarbinder vorgezogen. Im Gegensatz zum südlich erhaltenen Massivgiebel besteht der Nordgiebel des Anbaus aus Zierfachwerk.
Ob die ehemalige Gerichtslaube auch nach dem Umbau ihre alte Funktion beibehielt ist unklar. Spätestens um das Jahr 1735 wurde sie unterteilt, wobei von der südlichen Hälfte ein Heizraum mit Rauchschlot abgetrennt wurde.
Welche baulichen Zwänge dabei auftraten zeigt der angefertigte Querschnitt. Bedingt durch die unterschiedlichen Strukturen von Kernbau im Sockel und Umbau im Überbau sitzt die Trennwand von Küche und Stube dem Gewölbe im "Genick" und bedingt eine Verziehung des Rauchabzuges.

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