Hauptstrasse 13 (Mosbach)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

sog. Säurehaus (H.C. Starck GmbH)

ID: 157026486212  /  Datum: 25.01.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Als PDF herunterladen:
Alle Inhalte dieser Seite: /

Objektdaten

Straße: Säckinger Straße
Hausnummer: 53
Postleitzahl: 79725
Stadt-Teilort: Laufenburg

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Waldshut (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8337066013
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,5589° nördliche Breite, 8,0493° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

Durch Ihre Cookie-Auswahl haben Sie die Kartenansicht deaktiviert, die eigentlich hier angezeigt werden würde. Wenn Sie die Kartenansicht nutzen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen unter Impressum & Datenschutzerklärung an.

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Als Abnehmer für die hohen Strommengen des 1914 fertiggestellten Rheinkraftwerks Laufenburg wurden in dessen unmittelbarer Nähe unter der Regie von Walter Rathenau zwischen 1913 und 1915 Fabriken mit energieintensiven Herstellungsverfahren angesiedelt. Eines der Werke wurde durch die 1915 gegründete Elektro-Nitrum AG direkt am Rheinufer errichtet (ENAG). Mit Elektro-Nitrum-Anlagen wurde Stickstoff aus der Luft gewonnen und kriegsbedingt zur Produktion von Salpetersäure genutzt, welche für die Herstellung von Schießpulver gebraucht wurde. Die Bauarbeiten wurden in großer Eile vorangetrieben, sodass bereits im Frühjahr 1916 der erste Ofen in Betrieb gehen konnte.

Der Bauantrag für das Säurehaus ist ins Jahr 1916 datiert und geht auf die Architekten Heim & Lienhard aus Laufenburg zurück. Das Gebäude setzte sich anfangs aus einem etwas höheren, westlichen Baukörper, giebelseitig zum Rheinufer bzw. Hofraum gerichtet und mit gebrochenen Dachflächen, der etwa ein Drittel der Grundfläche einnahm und einem etwas niedrigeren östlich daran anschließenden Baukörper über zwei Drittel der Fläche, der traufseitig zu Rhein und Hof gestellt und mit flachem Satteldach versehen wurde, zusammen.
Das Innere war in drei Abschnitte geteilt, wovon der westliche Baukörper einen und der östliche zwei umfasste. Die Außenwände waren mit flachen Pilastern gegliedert, in der die innere Teilung durch gepaarte Anordnung Berücksichtigung fand. In den Wandfeldern zwischen den Pilastern waren zumeist hochformatige Fensteröffnungen in Vierergruppen angeordnet, zwischen denen nur schmale Wandstreifen verblieben, sodass sie wie großformatige Kreuzstockfenster erscheinen.
In den breitgelagerten Giebelflächen, die beim östlichen Baukörper den Proportionen einer antiken Tempelfront entsprechen, fanden halbkreisförmige Fensteröffnungen Platz. Auf den Firsten beider Dächer wurden langgezogene Lüftungsaufbauten in Satteldachform mit hölzernen Lüftungslamellen an den Seiten und einer Verglasung nach oben vorgesehen. In dieser Form blieb der Aufbau nur beim östlichen Baukörper erhalten.
Der westliche Baukörper erhielt eine hochliegende Zwischendecke auf Höhe der Dachtraufe, beschränkt auf die mittlere Querzone. Diese Anordnung kann nur bedeuten, dass im nördlichen und südlichen Drittel dieses Raums hohe Apparate Platz fanden. Als Baumaterialien sind im Baugesuch Zementbeton für die Fundamente, Backsteinmauerwerk für die Wände, Eisenkonstruktionen für Innengerüst, Zwischendecke und Dachwerk und Eternit für die Dachdeckung angegeben.
Nördlich stieß eine offene Überdachung für Lagerungszwecke an den westlichen Baukörper, die heute nicht mehr besteht. Sie war als Holzkonstruktion abgezimmert und mit einer Eindeckung aus Dachpappe versehen.

Drei große Werkshallen – sog. Ofengebäude, Maschinenhaus und Säurehaus – wurden eines nach dem anderen nacheinander von Westen nach Osten parallel zum Rheinufer errichtet, dazu ein großes Werkstattgebäude neben dem Maschinenhaus, ergänzt um weitere kleinere Gebäude, u.a. ein kleineres Werkstattgebäude auf der anderen Hofseite und ein Pförtnerhäuschen neben der Einfahrt. Parallel zu der am Ufer vorbeiführenden Bahnstrecke verlief ein eigenes Bahngleis, das mit Hilfe von Drehscheiben in Querrichtung weiter verzweigt und mit einem östlich abgerückten Lokschuppen verbunden war. Soweit nachvollziehbar wurden alle Gebäude der Gründungszeit nach Plänen der Architeken Heim & Lienhard aus Klein-Laufenburg errichtet.
Späterer Alleinaktionär war das Kraftwerk Laufenburg. Im Jahr 1930 kam die Herstellung von Pflanzenschutzmittel im Säurehaus hinzu, 1953 von Natriumchlorat. Im Jahr 1958 wurde das Werk von der H.C. Starck GmbH übernommen und mit dem unweit gelegenen Werk Rhina zusammengebracht, wo mit energieintensiven Elektroöfen Ferrolegierungen hergestellt wurden und werden. Im früheren Säurehaus werden heute vor allem Sprühpulver aus Metallen und Metalllegierungen sowie Wolframschmelzcarbid produziert.


1. Bauphase:
(1916)
Der Bauantrag für das Säurehaus ist ins Jahr 1916 (a) datiert und geht auf die Architekten Heim & Lienhard aus Laufenburg zurück.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1916 - 1920)
Parallel zur Bahnlinie bestand ein Werksgleis und zwischen ihm und dem Säurehaus lag eine Entladerampe in Form einer erhöhten Plattform. Im Lageplan von 1916 (a) ist hier mit gestricheltem Umriss eine „Speicheranlage“ verzeichnet, wovon nur ein Teilabschnitt eine durchgezogene Umrisslinie aufweist. Der heute dort befindliche turmartige Baukörper weist ein Innengerüst aus genieteten Eisenprofilen auf. Auf einer Vogelschauansicht, die um 1930 (a) datiert wird, ist er als offene Konstruktion mit flachem Vollwalmdach dargestellt. Die verkleinerte Wiedergabe lässt die ursprüngliche Funktion des Baukörpers nicht erkennen. Dass es sich um einen fahrbaren Kran gehandelt hat, kann angesichts des Baubestands wohl ausgeschlossen werden. Am westlichen Ende der Rampe sind leichte offene Überdachungen zu erkennen. Da Nietungen im Stahlbau nur bis in die 1920er Jahre (a) Anwendung fanden und dann durch Schweißverfahren abgelöst wurden, dürfte das Gerüst auf die Gründung der Fabrik zurückgehen. Das Erdgeschoss besitzt heute massive Umfassungswände mit Pilastergliederung, wie sie für die Bauzeit typisch ist und damit im Widerspruch zum Vogelschaubild steht. Möglicherweise datiert das Vogelschaubild etwas früher – wobei es bereits die 1920 angefügte Verdampferanlage zeigt – und die Stahlkonstruktion könnte kurze Zeit später eingehaust worden sein. Im heutigen Bestand reichen die massiven Umfassungswände nur über etwa ein Drittel der Höhe und die Pilastergliederung bricht oben unvermittelt ab. Heute nimmt der Baukörper Einrichtungen zur Zertrümmerung von in der MF-Anlage gewonnenen Hartmetallklumpen auf.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1920)
Anbau eines zweigeschossigen Baukörpers auf der Westseite des westlichen Baukörpers zur Unterbringung einer Verdampferanlage. Er besaß ein flaches Walmdach, dessen Traufe auf Höhe derjenigen des westlichen Baukörpers zu liegen kam. Für den Austausch größerer Teile der Anlage war im Inneren eine Laufkatze notwendig und die Fassade war herausnehmbar vorgesehen, d.h. sie musste zumindest demontierbar sein. Dementsprechend sollten die Außenwände laut Bauantrag aus Stahlfachwerk mit Klinkerausmauerung bestehen, doch besitzen sie eine Pilastergliederung, was Backsteinmauerwerk – möglicherweise mit Betonskelett – vermuten lässt. Heute dient der Baukörper Lagerzwecken.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1935)
Einbau eines Schwefelsäurekonzentrationsapparats mit Ofen und Schornstein im mittleren Abschnitt des Säurehauses, wovon offenbar kaum Spuren geblieben sind. Für die Lage des Schornsteins lagen zwei Planungsvarianten vor, wobei unklar ist, welche ausgeführt worden ist (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1958)
Im Jahr 1958 (a) wurde das Werk von der H.C. Starck GmbH übernommen und mit dem unweit gelegenen Werk Rhina zusammengebracht.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1959)
Bau einer geschlossenen Lagerhalle auf der südlich vorgelagerten Rampe anstelle eines offenen Dachs als Stahlrahmenkonstruktion mit Wänden aus Stahlfachwerk und Klinkerausmauerung, sowie Eternitdeckung.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1959 - 1961)
Anbau einer Kompressorstation nördlich an den westlichen Baukörper anstelle eines schmalen Anbaus mit langgezogenem flachem Pultdach in direkter Verlängerung des Hauptdaches.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1961)
Einrichtung eines unterirdischen Heizöllagers aus zwei Tanks, nördlich dem Gebäude vorgelagert.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1964)
Anbau eines Kesselhauses für Prozessdampf, nördlich an den westlichen Baukörper, erstellt als Stahlfachwerk mit Klinkerfüllung und Eternitdeckung auf flachem Satteldach, mit seitlich freistehend gemauertem Schornstein von 33 m Höhe.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1965)
Erweiterung des Magazingebäudes anstelle eines bis dahin offenen Schutzdachs, als Stahlrahmenkonstruktion mit Wänden aus Stahlfachwerk und Klinkerausmauerung.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1973)
Anbau einer Mischmetallumschmelzanlage an der Ostseite als kleiner, schmaler, eingeschossiger Anbau mit Pultdach.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1974)
Einbau einer Zwischendecke im östlichen Drittel des westlichen Baukörpers und Abtrennung von Einzelräumen für eine Plasma-Anlage und Trafostation.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

13. Bauphase:
(1981 - 1982)
Anbau einer MF-Aufbereitungsanlage für Metallpulver auf der Südseite als Stahlfachwerkkonstruktion mit Kalksandsteinfüllung, mit flachem Pultdach, das ganz oben direkt am Lüftungsaufbau des Hauptdachs anschließt. Zur Verbindung wurde eine Toröffnung in die Südwand des östlichen Baukörpers gebrochen. Zur gleichen Zeit Bau einer Transformations- Schwerpunktstation an der Ostseite, der als eingeschossiger Anbau mit flachem Pultdach die Lücke zwischen den dort bestehenden Anbauten schloss.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

14. Bauphase:
(1983)
Eingeschossiger Erweiterungsanbau für Wolframschmelzcarbid-Anlage an der Ostseite anstelle eines schmalen Anbaus unter Aufnahme der Proportionen der danebenliegenden Transformations- Schwerpunktstation.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

15. Bauphase:
(1983 - 1989)
Anfügung zweier stehender Tanks mit Verdampferanlage auf der Westseite, eines offenen Lagerbereichs an der Ostseite, die Flucht der dortigen Anbauten aufgreifend, sowie eines offenen Flachdachs auf der Nordseite, das die Lücke zwischen Kompressorstation und Kesselhaus über dem unterirdischen Heizöllager schließt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

16. Bauphase:
(1989)
Einbau von Zwischendecke und kleineren Räumen zur Einrichtung einer Sprühpulverproduktion im mittleren Abschnitt des Gebäudes, verbunden mit Aufbauten auf der südlichen Dachfläche.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

17. Bauphase:
(1989 - 1990)
Anbau eines offenen Lagerbereichs unter flachem Pultdach auf der Westseite des ehem. Verdampfergebäudes.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

18. Bauphase:
(2006)
Anfügung zweier Bürocontainerblöcke unterschiedlicher Größe und Höhe an zwei Stellen auf der Nordseite, derjenige an der Nordwestecke anstelle eines Anbaus aus der Zeit zwischen 1981 und 1989.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
sog. Säurehaus (H.C. Starck GmbH) in 79725 Laufenburg, Laufenburg (Baden) (25.01.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
sog. Säurehaus (H.C. Starck GmbH) in 79725 Laufenburg, Laufenburg (Baden) (25.01.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
sog. Säurehaus (H.C. Starck GmbH) in 79725 Laufenburg, Laufenburg (Baden) (25.01.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
sog. Säurehaus (H.C. Starck GmbH) in 79725 Laufenburg, Laufenburg (Baden) (25.01.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzanalyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Industrieanlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Industrieanlage, Fabrik
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Säurehaus war einer von vier großen Werksbauten der 1915/16 errichteten Fabrikanlage. Die Anlage setzte sich anfangs aus zwei Baukörpern mit unterschiedlich gerichteten Dächern zusammen und war im Inneren in drei Abschnitte gegliedert. Mit seiner Pilastergliederung, den zu vieren gruppierten Fenstern, den breitgelagerten Giebelflächen mit halbkreisförmigen Fenstern wurde dem zeitgenössischen Neoklassizismus gefolgt, der damals die Industriearchitektur dominiert hat. Die Werksgebäude wurden vom Kleinlaufenburger Architekturbüro Hein & Lienhard ausgeführt.
Auf der Rheinseite verlief eine Bahnrampe entlang des Gebäudes, die vom Werksgleis bedient werden konnte. Hier stand zunächst ein turmartiger Baukörper neben offenen Schutzdächern, welche nach und nach durch geschlossene Lagergebäude ersetzt wurden. Während am östlichen Ende des Säurehauses ein Anbau über den Bereich der Rampe greift, besteht westlich davon nach wie vor eine schmale Gasse zwischen Säurehaus und vorgelagerten Gebäuden, die nur teilweise überdacht ist.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Den Kern des Baukomplexes bildet noch immer das Säurehaus in seiner ursprünglichen Form. Teile der Substanz, vor allem die Dachkonstruktionen, sind jedoch ausgetauscht worden, während im östlichen Teil die verglasten Lüftungsaufbauten noch den bauzeitlichen Zustand zeigen.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
keine Angaben

Quick-Response-Code

qrCode