Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Heilig-Geist-Spital

ID: 149036137116  /  Datum: 14.05.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Ziegelbühlstraße
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 88605
Stadt-Teilort: Meßkirch

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Sigmaringen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8437078013
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

1. Bauphase:
(1554)
Die Erbauung des Heilig-Geist-Spitals Meßkirch erfolgte nach der Zimmerischen Chronik kurz nach der Gründung der oberen Vorstadt 1550 (a). Die dendrochronologische Datierung deutet auf eine Erbauung um 1554 (d) hin.
Über das Aussehen dieses Gründungsbaus sind wir durch den Vogelschauplan von 1575 informiert (s. Kapitel 7). Es handelt sich um einen zweigeschossigen Riegelbau mit zweigeschossigem Satteldach. Den südlichsten Bereich nimmt die zweigeschossige Kapelle ein. Der 3/8- Chorabschluss ist der Ostfassade vorgelagert. Im weiteren Verlauf der Ostfassade sind im OG fünf Fenster dargestellt, im EG dagegen nur zwei Fenster sowie ein mittiges großes Tor. Über diesem Tor ist im 1. DG eine Aufzugsgaube angebracht, im 2.D G zudem noch zwei Belichtungsgauben. Über dem Kapellenbereich befindet sich ein Dachreiter, der dem heutigen Dachreiter durchaus ähnelt. Die zweitverwendeten Hölzer im nördlichen Dachstuhl, die mutmaßlich von dem Vorgängerbau aus dem Jahr 1554 (d) stammen, zeigen, dass dieser Bau schmaler als das heutige Gebäude war, und einen steileren Dachstuhl mit liegendem Stuhl aus Eichenholz besaß. Nach der Länge des Gebäudes könnte es sich dabei durchaus um den nördlichen Teil des heutigen Gebäudes handeln.
In dem Fall kann aber der Chor der Kapelle nicht dem heutigen Chor entsprechen. Jedenfalls konnte im Zuge der vorliegenden bauhistorischen Kurzuntersuchung ohne Sondagen außer den zweitverwendeten Hölzern im Dachstuhl keine weitere Bausubstanz festgestellt werden, die sich der Bauphase 1554 zuordnen ließe.
Freilegungen im Zuge einer zukünftigen Baumaßnahme könnten hier allerdings durchaus zu neuen Erkenntnissen führen. Speziell in den massiven Außenmauern könnte sich noch Bausubstanz des Vorgängergebäudes erhalten haben.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Bauten für Wohlfahrt und Gesundheit
    • Spital

2. Bauphase:
(1660)
Die älteste konkret nachweisbare Bausubstanz am Gebäude stammt von 1660 (d). Sie umfasst die nördlichen sechs Zonen des Gebäudes und endet mit der Nordwand des heutigen Treppenhauses. Höchstwahrscheinlich bestand zu diesem Zeitpunkt auch bereits die Dreifaltigkeitskapelle in ihrer heutigen Form (Die Altäre stammen von1686) mit dem giebelständigen Dachstuhl. Die Bauinschrift des Dachstuhls wäre demnach wohl auf 1621 zu interpretieren. Das Gebäude von 1660 besaß in der nördliche Querzone zwei annähernd quadratische Räume, bei denen es sich wahrscheinlich um Stuben handelte. Unter dem westlichen Raum befand sich ein Gewölbekeller, der auf der Nordseite eine Außenerschließung aufwies. Unter dem Keller verlief ein Frischwasserkanal. Südlich an die Stubenzone schloss sich ein Querflur über die ganze Hausbreite an. An der Westseite des Flures befand sich wahrscheinlich die damalige Eingangstür.
Der Flur zeigt nach Auskunft älterer Bilder aus der Sanierungsphase 1995 deutliche Verrußungsspuren. Demnach könnte es sich auch um eine Flurküche gehandelt haben. Die südliche Gebäudehälfte war durch eine massive Querwand vom Flur abgetrennt. In dieser befanden sich keine Zwischenwände, sondern eine offene Halle mit einem gefasten Querunterzug und vermutlich zwei Längsunterzügen. Freiständer zur Lastabtragung haben sich nicht erhalten. Der nicht datierbare Querunterzug besteht aus Fichtenholz, im Gegensatz zum Vorgängerbau von 1554, der wohl vollständig mit Eichenholz abgezimmert war. In der Südostecke dieser Halle befand sich mit großer Wahrscheinlichkeit die Treppe ins Obergeschoss. Eine niedrige Wandnische in der Südwand könnte auf eine Türöffnung und vielleicht einen kleineren Verbindungsbau zur Kapelle hindeuten. Nicht auszuschließen ist aber auch ein Zusammenhang mit der Vorgängerbebauung.
Im Obergeschoss entsprach die Grundrissstruktur weitgehend schon dem heutigen Zustand mit einem Mittellängsflur und seitlich daran anschließenden Zimmern. In zwei Fällen konnten zwischen benachbarten Zimmern Türöffnungen festgestellt werden, die darauf hindeuten, dass zumindest zeitweise mehrere Räume zu Appartements zusammengefasst waren, wahrscheinlich zu Pfründnerwohnungen mit Stube und Kammer. Der Befund im OG ist allerdings nicht ganz eindeutig, da sich auf einigen Bildern des Spitalfonds von der Sanierung 1995 auf der Unterseite im Flur rechteckige Ausnehmungen beobachten lassen, bei denen es sich eventuell um Überblattungsnegative eines früheren mittigen Längsunterzugs handeln könnte. In diesem Fall wäre der mittige Längsflur als frühe Umbauphase zu interpretieren. Näheren Aufschluss darüber müssen zukünftige, baubegleitende Untersuchungen liefern. Im Raum 1.08 hat sich ein hölzerner Fensterstock erhalten, bei dem es sich um ein ehemaliges Kreuzstockfenster handelt. Vermutlich ein Standardfenstertyp, der auch in den anderen Räumen des OG und vielleicht auch des EG eingebaut war. In Raum 1.09 konnte zudem eine Wandnische beobachtet werden, bei der es sich um ein Abort handeln könnte.
Das Dachgeschoss war bauzeitlich nicht ausgebaut.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Fenster
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl

3. Bauphase:
(1721)
Während der dritten Hauptbauphase wurde in den Jahren 1720/21 (d) ein Verbindungsbau zwischen dem Spitalbau von 1660 und der Dreifaltigkeitskapelle errichtet [Die Datierung erfolgt unter Vorbehalt, wird aber vom konstruktiven Aufbau des Gefüges im 2. DG gestützt]. Die Westwand dieses Verbindungsbaus ist dabei gegenüber dem älteren Spitalbau etwas verschwenkt, um wandbündig an die Kapellenwestwand anzuschließen. Diese Grundrissabweichung ist in den Bestandsplänen EG - DG nicht berücksichtigt; am Grundriss des 2. DG lässt sie sich dagegen klar ablesen.
Der Verbindungsbau schloss dabei mit einem Mittellängsflur an den älteren Baukörper an. Zu beiden
Seiten des Flurs befanden sich mehrere Zimmer. Die Erschließung und die Treppe ins OG blieben auch nach der Bauphase 1720/21 noch an ihrer ursprünglichen Stelle im Bau von 1660.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

4. Bauphase:
(1722 - 1890)
Die Fensternischen im Verbindungsbau von 1720/21 wurden (mit Ausnahme des Treppenhauses) bereits zur Bauzeit an den heutigen Stellen angelegt. Unklar ist jedoch, ob die Fenstergewände aus Sandstein in Formen des 18./19. Jahrhunderts ebenfalls bereits 1720/21 eingebaut wurden. Jedenfalls wurden gleichzeitig auch alle Fenstergewände an der Westfassade des älteren Gebäudes von 1660 und einige an dessen Ostfassade neu eingesetzt. Wahrscheinlich nachträglich erfolgte der Einbau der heutigen Eingangstür in der Westfassade. In diesem Bereich befand sich 1720/21 zusammen mit Raum 0.20 noch ein weiteres Zimmer.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

5. Bauphase:
(1890 - 1910)
Eine umfassende Sanierungsmaßnahme lässt sich in der Zeit um 1900 feststellen. Dabei wurden zahlreiche Oberflächen überarbeitet; vor allem aber wurden nahezu alle Türen und Türfutter in dieser Bauphase erneuert. Zudem wurde in dieser Bauphase das heutige Treppenhaus angelegt, in dem der Treppenhausbereich als Querflur von den südlich benachbarten Räumen abgetrennt wurde. Lediglich der westliche Flur könnte als Stichflur bereits früher angelegt worden sein.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)

6. Bauphase:
(1930 - 1950)
Eine weitere Ausbauphase betrifft das 1. DG, das etwa um die Mitte des 20. Jahrhunderts mit Reihenschleppgauben versehen und für Bewohnerzimmer ausgebaut wurde. Die Bauphase ist charakterisiert durch Beschläge mit Keramikapplikationen, während gleichzeitig noch aufgesetzte Kastenschlösser verwendet wurden.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

7. Bauphase:
(1990 - 1999)
Die letzte Sanierungskampagne des Gebäudes erfolgte um 1995. Dabei wurden alle historischen Oberflächen durch Vormauerungen oder Verkleidungen mit Leichtbauplatten verdeckt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Spital Meßkirch, Ostansicht. / Heilig-Geist-Spital in 88605 Meßkirch (16.01.2012 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Spital Meßkirch, Ansicht von Nordwesten. / Heilig-Geist-Spital in 88605 Meßkirch (16.01.2012 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung
  • Untersuchung zu denkmalgerechten Nachnutzung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Heilig-Geist-Spital in Meßkirch befindet sich in der oberen Vorstadt, die nördlich an die vormals
ummauerte Altstadt von Meßkirch anschließt. Die Vorstadt selbst war nicht ummauert. Das Spitalgebäude steht traufständig unmittelbar an der Ziegelbühlstraße, die nach Rohrdorf führt. Südlich ist das Spitalgebäude an die giebelständig zur Straße stehende Dreifaltigkeitskapelle angebaut.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Bauten für Wohlfahrt und Gesundheit
    • Spital
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der langgestreckte, zweigeschossige Riegelbau mit dreigeschossigem Satteldach in Nord-Süd-Richtung ist als Spital erbaut und bis vor wenigen Jahren noch als Altersheim genutzt worden. Auf der Ostseite steht etwa mittig ein Risalit vor, der mit einem Querhaus des 20. Jahrhunderts abschließt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude besteht aus einem sechszonigen, älteren Baukörper von 1660 (d) im Norden und, südlich daran anschließend, einem jüngeren, dreizonigen Anbau von 1720/21 (d) [letztere Datierung unter Vorbehalt]. Der nordwestliche Raum des älteren Baus ist mit einem Gewölbekeller unterkellert. Das EG ist durch einen Querflur mit Treppenhaus erschlossen, von dem in beide Richtungen Mittellängsflure abgehen. Der südliche Flur führt zu einer Tür in die Kapelle. Der nördliche Mittellängsflur mündet in einen weiteren Querflur vor der breiten Querzone ganz im Norden. Diese Zone ist durch eine mittige Längswand in zwei Räume unterteilt. Zu beiden Seiten der Mittellängsflure sind weitere Wohnräume aufgereiht. Im Obergeschoss und im 1. DG befinden sich durchgehende Mittelflure, an die zu beiden Seiten Wohnräume angrenzen.
Die Dachstuhlsubstanz ist im 1. DG vollständig durch einen Ausbau des 20. Jahrhunderts verdeckt. Es lässt sich aber noch eine Konstruktion mit zweifach liegendem Stuhl und mittig stehendem Stuhl ablesen. Das 2. DG ist nicht ausgebaut. Hier liegt die Konstruktion in Form zweifach liegenden Stuhls in beiden Gebäudeteilen offen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die historische Bausubstanz ist im Inneren weitestgehend durch Vormauerungen und Leichtbauplatten verdeckt.
Bestand/Ausstattung:
Das Gebäude wurde für die Nutzung als Altersheim mehrfach ausgebaut, wodurch historische Ausstattung sukzessive verloren ging.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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