Ev. Stadtkirche, Chordach
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Kirchplatz |
Hausnummer: | 10 |
Postleitzahl: | 73614 |
Stadt-Teilort: | Schorndorf |
|
|
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Rems-Murr-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8119067010 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus, Konstanzer-Hof-Gasse 14 (73614 Schondorf)
Wohnhaus, Höllgasse 26 (73614 Schorndorf)
Keller (73614 Schorndorf, Johann-Philipp-Palm-Straße 27)
Wohn- und Geschäftshaus (73614 Schorndorf, Johann-Philipp-Palmstraße 33)
Wohnhaus, Marktplatz 18 (73614 Schorndorf)
Palmsche Apotheke (73614 Schorndorf, Marktplatz 2)
Cafe Weiler (heute Backwelt Mack) (73614 Schorndorf, Marktplatz 4)
Wohnhaus (73614 Schorndorf, Olgastraße 3)
Bauphasen
Mit dem Bau der Kirche, der durch Ablässe finanziert wurde, wurde an Ostern im Jahre 1477 begonnen. Seit 1534, kurz nach der Reformation, ist die Gemeinde der Stadtkirche evangelisch. Beim großen Stadtbrand im Jahre 1634 wurde beinahe die komplette Stadt zerstört, so auch ein Großteil der Kirche. Das Langhaus und der Kirchturm brannten ab; einzig die Chorgewölbe hielten Stand. Der erneute Aufbau der Kirche dauerte bis 1660, also etwa fünfundzwanzig Jahre. Aufgrund häufiger Bau-, Restaurierungs- und Erneuerungsmaßnahmen in den Jahren bis heute weist die Kirche eine große Zahl an verschiedenen baustilistischen Einflüssen auf. Älteste Elemente sind die Figuren der Heiligen Sebastian und Rochus und Reste eines Wandbildes an der Westwand des südlichen Hauptportals sowie die Wurzel-Jesse-Darstellung im Marienchor.
(1534)
- Siedlung
- Stadt
- Sakralbauten
- Kirche, allgemein
(1634 - 1660)
Zugeordnete Dokumentationen
- Baualterskartierung Chordach
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Sakralbauten
- Kirche, allgemein
Zonierung:
Verbunden war die damalige Reparatur mit einer Höherlegung der Dachtraufe, dem Ersatz der abgestrebten Bundstrebe durch einen stehenden Ständer im 2. Dachgeschoss und unter großem Vorbehalt mit der Erneuerung der südlichen Dachbalkenhälften. Da diese zu keiner Zeit von den Sparren beansprucht wurden, verzichteten die Zimmerleute auf eine zugfeste Verbindung mit den nördlichen Dachbalkenhälften. Eine Interpretation, die bei dem anstehenden Maßnahmenkatalog, speziell bei der Behandlung dieser Verbindungen zu berücksichtigen ist.
Auf Wassereintritt sind auch die lokalen Schäden, wie zum Beispiel am Walmanfallspunkt oder an der östlichen Nahtstelle zwischen Turm und Dach zurückzuführen, wobei die baugeschichtliche Wertigkeit in diesen Fällen weitaus geringer einzuschätzen ist.
Konstruktionen
- Dachform
- Satteldach mit einseitigem Vollwalm
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Stehende und geneigte Quer- und Längsbünde
Der Satteldachbereich
In die Dachbalken des Satteldaches zapfen Sparrenpaare, die durch zwei in die Sparren zapfende Kehlbalken verstärkt sind und den Dachstock in drei Dachgeschosse unterteilen.
1. Dachgeschoss
Unter den Kehlbalken des 1. Dachgeschosses sind drei mit den Kehlbalken verkämmte Längshölzer verbaut. Unterstützt werden diese durch Querbünde, wobei die Längshölzer selbst als Rähmhölzer den Abschluss von eigenständig abgebundenen Längsbünden bilden.
Insgesamt sind sechs Querbünde angeordnet. Ausgehend von Westen handelt es sich beim Querbund 1 um einen stehenden Querbund mit drei dem Bunddachbalken aufgezapften Gerüstständern. Ihm folgt mit dem Querbund 2 eine Kombination aus einem abgesprengten Bundständer mit zwei stehenden Gerüstständern. Die darauf folgenden Querbünde 3 bis 6 sind dann einheitlich ausgebildet und zeigen eine Kombination aus zwei abgesprengten Bundstreben mit einem mittig stehenden Gerüstständer. Alle Bundstreben sind längs eingebunden, in diesem Fall einer den Dachbalken aufgekämmten Schwelle aufgezapft.
Die sich in den Querbünden entlastenden Längshölzer sind Bestandteil von drei verschiedenartig konzipierten Längsbünden. Ausgehend von Norden handelt es sich bei Längsbund 1 um einen geneigten Bundstrebenlängsbund, der im Schnittpunkt mit dem Querbund 1 einen stehenden Gerüstständer als Abschluss besitzt. Dagegen ist Längsbund 2 bis zum Chorwalm einheitlich stehend ausgeführt. Eine Kombination aus zwei stehenden Gerüstständern im Westen und ansonsten geneigten Bundstreben zeigt der dritte Längsbund.
Die beschriebenen Kombinationen der Quer- und Längsbünde sind das Ergebnis unterschiedlicher Aufrichtvoraussetzungen, wie sie durch den westlichen Anschluss an das Langhausdach und durch den in den Dachraum eingreifenden Südturm zu berücksichtigen waren. Östlich vom Turm, frei von weiteren Aufrichtzwängen, konnte der Zimmermann auf eine einheitliche Konstruktion zurückgreifen. So ist dort das die Sparrenpaare unterstützende Traggerüst durchgängig als zweifach liegendes Stuhlgerüst, kombiniert mit einem einfach stehenden Stuhl abgezimmert.
Die Winkelsicherung der Querbünde erfolgt ausschließlich durch beidseitig verzapfte Kopfstreben. Diese Ausführung gilt auch für den mittigen Längsbund. Anders verhält es sich bei den geneigten Bundstrebenlängsbünden. Bis auf zwei Ausnahmen sind hier zwischen Stuhlrähm und Stuhlschwelle gegensätzlich geneigte, eine Riegelkette überquerende Feldstreben verbaut. Die erwähnten Ausnahmen beziehen sich auf den westlichen Abschluss. Grundsätzlich sind hier wieder Kopfstreben ausgeführt, wobei sich diese im Norden überkreuzen.
2. Dachgeschoss
Unter den Kehlbalken des 2. Dachgeschosses sind zwei mit den Kehlbalken verkämmte Längshölzer verbaut. Wie schon im Dachgeschoss darunter werden sie durch Querbünde getragen, die in vertikaler Abstimmung mit den unteren Querbünden angeordnet sind. Bis auf den stehenden Querbund 1 handelte es sich ausnahmslos um abgesprengte Querbünde, die in der Kombination mit den geneigten Bundstrebenlängsbünden ein zweifach liegendes, in fünf Querachsen ausgeführtes Stuhlgerüst ausbilden. Innerhalb diesem Stuhlgerüst bilden die Längshölzer die Stuhlrähme der Längsbünde. Im Gegensatz zu den Bundstreben im 1. Dachgeschoss sind die des 2. Dachgeschosses quer eingebunden und zapfen in die Kehlbalken ein.
Die Winkelsicherung der Quer- und Längsbünde erfolgt generell durch Kopfstreben. Im Zuge der beiden Längsbünde überqueren sie eine zwischen den Querbünden 2 bis 6 ausgeführte Riegelkette. Die Anbindung an den Querbund 1 erfolgt dann wieder durch einfache Kopfstreben zwischen Stuhlrähm und Gerüstständer.
Der Vollwalmabschluss
1. Dachgeschoss
Wie schon im Satteldachbereich werden auch hier die Sparren durch verstärkende Hölzer unterstützt. Hierbei handelt es sich um Kehlbalken, die in radialer Anordnung zwischen dem Kehlbalken des Querbundes 6 und den zugeordneten Walmsparren eingezapft wurden.
Die so verstärkten Walmsparren erhielten ein zusätzliches Traggerüst. Es besteht aus drei abgesprengten, auf Schwellen gegründeten Radialbünden. Kombiniert mit einem geneigten und in abgewinkelter Form abgebundenen Bundstrebenradial bildet sich ein einfach liegendes Stuhlgerüst in drei Achsen aus.
Die Winkelsicherung in den Radialbünden erfolgt durch Kopfstreben beziehungsweise durch Feldstreben, die im Zuge des geneigten Radialbundes unter anderem sich überkreuzend eine zwischen die Stuhlstreben gezapfte Riegelkette überqueren.
2. Dachgeschoss
Hier wiederholt sich die im 1. Dachgeschoss ausgeführte Konstruktion in reduzierter Form. So sind hier nur zwei Radialbünde ausgeführt und die Stuhlstreben zapfen in die Kehlbalken des 1. Dachgechosses. Aus diesem Grunde wurde die Winkelsicherung auch nur auf Kopfstreben übertragen.
Spitzboden
Auf dem Kehlbalken des 2. Dachgeschosses ist ein eichener Kaiserstiel abgezimmert. Sein Firstpunkt bildet den Walmanfallspunkt für den Vollwalm. In Querrichtung wird er durch zwei Fußstreben gesichert.
Aufrichtvorgang
Ausgehend vom westlichen Querbund sind die 26 Sparrendreiecke durch die steigende Folge von Zahlzeichen nach römischem Vorbild gekennzeichnet. Die Dachbalken besitzen das entsprechende Zeichen an der Oberseite des nördlichen Auflagerendes. Der hier einzapfende Sparren wurde mit dem gleichen Zeichen am Fußpunkt und der gegenüberliegende Sparren knapp unterhalb des Firstpunktes markiert.
Die gleiche Markierungsausrichtung ist auch bei der Kennzeichnung der Querbünde eingehalten. Angewandt wurde die steigende Folge von Ausstichen, in diesem Fall die Reihe 1 bis 6 Ausstiche. Die Zahlzeichen der Querbundgespärre wurden mit der Ausstichzahl des entsprechenden Querbundes ergänzt.
Orientiert an diesem Markierungssystem erfolgte der Aufrichtvorgang von West nach Ost. Im Westen wurde an das bestehende Langhausdach angeschlossen und die verbleibende Lücke wohl mit einer Backsteinfüllung zwischen horizontalen Riegeln geschlossen. Danach erfolgte die Abzimmerung des Walmes, wobei das ausgesteifte Satteldach quasi als Prellbock diente.