Bandhaus (Schloß Presteneck)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Fachwerkhaus

ID: 119615896010  /  Datum: 28.04.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Lindenbühlstraße
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 78662
Stadt-Teilort: Bösingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325009001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus mit Wirtschaftsteil (78662 Bösingen, Dunninger Straße 19 )

Bauphasen

1. Bauphase:
(1565 - 1566)
Die Auswertung von vier Holzproben - vermutlich alle aus dem Dachwerk - ergab bei drei Waldkanten eine einheitliche Datierung um 1565/66 (d), was eine Errichtung des Gebäudes im Jahre 1566 nahelegt. Konstruktive Merkmale des Holzgerüstes weisen nach, dass sich dieses Datum auf das gesamte Gebäude vom Erdgeschoss bis ins Dach beziehen lässt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Fachwerkhaus in 78662 Bösingen (28.04.2016 - Bürk, Alfons; Dipl.Ing. (Architekturbüro))
Abbildungsnachweis
Fachwerkhaus in 78662 Bösingen (28.04.2016 - Bürk, Alfons; Dipl.Ing. (Architekturbüro))

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzanalyse
  • Dendrochronologische Datierung
  • Bauaufnahme

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude erhebt sich auf einer langgezogen recchteckigen Grundfläche, umfasst zwei Vollgeschosse, ist traufseitig erschlossen und steht in schrägem Winkel so zur Lindenbühlstrasse, dass die südliche Traufseite und die östliche Schmalseite die jeweiligen Vorderseiten bilden. Das hohe Satteldach schließt an der vorderen Schmalseite heute mit einem Krüppelwalm und an der hinteren Schmalseite mit einem bis zum Erdgeschoss heruntergezogenen Vollwalm ab, beide mit großen dreieckigen Flächen unter der Spitze.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Als ehemaliges Bauernhaus mit Wohn- und Wirtschaftsteil gliedert es sich noch heute in einen Wohnbereich in der vorderen, östlichen Hälfte der Grundrissfläche und einen Abstell- und Garagenbereich in Form einer hohen Halle in der hinteren, westlichen Hälfte. Im östlichen Teil liegen heute die Hauptwohnräume im Obergeschoss, während sich im Erdgeschoss Nebenwohnräume, Büroräume und ein noch nicht genutzter Teil befindet.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Vor der Sanierung waren an beiden Gebäudeenden Steilgiebel ausgebildet, doch hing das Dach stark nach Osten über.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Holzgerüstbau
    • Geschossgerüst
    • Unterbaugerüst, mehrstöckig
  • Dachform
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
Konstruktion/Material:
Der konstruktive Aufbau des Gebäudes wird heute durch ein Ständergerüst gebildet, das im Wohnbereich in der östlichen Haushälfte in zwei Stockwerke getrennt ist, in der westlichen Hälfte aber aus zweigeschosshohen Ständern besteht, wobei unter der rückwärtigen Abwalmung wiederum eingeschossige Ständer stehen. Das Gerüst besitzt eine regelmäßige Gliederung über beide Geschosse in sechs Querzonen und drei Längszonen jeweils unterschiedlicher Breite, wobei ein Teil des Erdgeschosses davon abweicht. Die Art und Weise der Aussteifung des Ständergerüstes hängt in erster Linie von der Ausbildung der Wandfüllung ab und erfolgt entweder durch Fachwerkstreben oder angeblattete Fuß- und Kopfbänder. Von der östlichen Haushälfte besitzt der größte Teil des Erdgeschosses gemauerte Außenwände.

Unterbau östliche Haushälfte:
In der östlichen Haushälfte ist im EG ein großer Teil der Konstruktion erneuert worden, ein Teil wird von den Verkleidungen der Stube verdeckt und ein Teil ist im angetroffenen Zustand belassen worden. Dennoch konnte aus den heute zugänglichen Befunden kein völlig klares Bild zum ursprünglichen Zustand gewonnen werden. Schon der vortretende Verlauf des Mauerwerkes und dessen Beschränkung auf die erste Querzone deuten aber bereits an, dass es sich hier wohl um eine nachträgliche Veränderung handelt, worauf auch die gefasten, hinter die Außenflucht der Putzfläche zurücktretenden Balkenköpfe deuten. Auf Aufnahmen vom Zustand vor der Sanierung sind an der vorderen Traufseite zu beiden Seiten der Flurzone Zapfenlöcher im Schwellbalken zu erkennen, was in dieser Form nur Sinn macht, wenn die Schwellen Teil eines größeren Schwellenrostes sind, wie er nachträglich sicher nicht unter ein stehendes Gebäude geschoben worden ist. Zudem ist Fotoaufnahmen und Aufmaßplänen zu entnehmen, dass die beiden Außenwände der Flurzone einst als Fachwerkwand aufgebaut und etwas zurückgesetzt waren, um das OG leicht auskragen zu lassen. In der ersten Querzone verbirgt sich hinter der äußeren Schale des Mauerwerkes an der vorderen Traufseite eine Fachwerkwand, die mit dem Mauerwerk verzahnt ist und mit der Schwelle mit Zapfenschloss in Verbindung steht. Aufnahmen vom Ausgleich von Setzungen durch Anheben des Wohnteiles lassen mehrere tiefe Zapfenlöcher im äußersten östlichen Rähm, das der Deckenbalkenlage entspricht, erkennen. Die erdgeschossige Querwand zwischen erster und zweiter Querzone ist in ihrem früheren Zustand auf Fotoaufnahmen dokumentiert. Ihre seltsame Ständerstellung lässt sich auf eine verspringende Anordnung der Längsrähme zurückführen, wie in den Aufmaßplänen festgehalten und im heutigen Zustand nachvollziehbar. Allen diesen Befunden folgend, kann davon ausgegangen werden, dass das EG des Wohnteiles insgesamt als Ständergerüst aufgebaut war. Es besitzen zwar beide inneren Längswände des EGs abschließende Ständer vor den massiven Außenwänden, die aber entweder im Rahmen des Baus der massiven Außenwände eingesetzt worden sind, oder die Wandfüllungen müssten insgesamt erneuert worden sein. Das Deckengebälk hatte zum Teil eine leichte Vorkragung, um das OG vortreten zu lassen, und teilweise eine weite Vorkragung, um Lauben für das OG zu tragen.
Den Deckenbalken wurde vollflächig eine Dielung aufgelegt, wobei der Deckenbalken bzw. das Rähm an der östlichen Schmalseite offenbar etwas höher ausgebildet war, sodass die Dielung bündig anstoßen konnte und hier auch keine Auskragung bestand. Darauf wurden Schwellenkranz und Ständergerüst des OGs aufgestellt, wobei die Schwellen an Eck- und Querstoßpunkten in die Ständer zapfen, dazwischen aber eingehälst und die Ständer übergestülpt sind. Die Ständer tragen längslaufende Rähme, denen das querlaufende Dachgebälk aufliegt, welches an der vorderen Traufseite etwas weiter vorkragt als an der rückwärtigen. An der östlichen Schmalseite kragten die Längsrähme ein Stück vor, unterstützt von Konsolen, die bei allen vier Giebelbundständern aus dem vollen Holz geschnitzt worden sind.

Unterbau westliche Haushälfte:
Der Aufbau der Ständerkonstruktion in der westlichen Haushälfte wich in seinem Aufbau schon ursprünglich von der östlichen ab, wurde jedoch ebenfalls auf einen Schwellenrost mit Zapfenschlössern gestellt, von dem sich noch ein langes Stück in der Rücktraufe findet. Im direkten Anschluss wurde eine Tenne untergebracht, die sich als hoher Raum über die Höhe beider Geschosse erstreckte. Für ihre westliche Querachse wurden zweigeschosshohe Ständer aufgestellt, von denen jener in der Rücktraufe noch im ursprünglichen Zustand erhalten ist. In ihrer Lage mussten sie sich nach den die ganze Hauslänge durchlaufenden Längsrähmen des OGs richten und weichen deshalb von den erdgeschossigen Längsachsen ab. Das Tor konnte auf der linken, westlichen Seite an den hohen Ständer anschließen, doch auf der anderen Seite wurde vor die zweigeschossig geteilte und mit leichter Auskragung gebaute Ständerkonstruktion der östlichen Haushälfte zum Ausgleich und als Anschlag sicherlich ein zweigeschosshoher Ständer unmittelbar vorgesetzt, so wie heute einer besteht.
Jenseits der zweigeschosshohen Tennenachse war das Ständergerüst ursprünglich wiederum in zwei Stockwerke geteilt, doch verlief das Gebälk nun in Längsrichtung. Die Querachsen von EG und OG wichen in ihrer Lage leicht voneinander ab - etwa um Balkenstärke gegeneinander versetzt -, wie in den Aufmaßplänen, auf Fotoaufnahmen und an Hand der Lage des westlichen Zapfenloches in der Rückgiebelschwelle zu erkennen ist. Die zweigeschosshohen und die obergeschossigen Ständer waren nach oben gegen Dachgebälk und Längsrähm mit Kopfbändern ausgesteift. Über der OG-Achse waren vor Beginn der Sanierung bzw. sind heute die Längsrähme des OGs teilweise gestoßen, in einem Fall reicht eines der inneren Längsrähme noch ein kurzes Stück darüber hinaus, endet dann unvermittelt und wird von einer oben eingezapften, unten angeblatteten Kopfstrebe gestützt. Das Rähm dürfte noch ein Stück länger gewesen sein, um noch einen weiteren Kehlbalken zu tragen, dann dennoch ein abruptes Ende besessen haben, was offenbar mit einer Walmbildung in Zusammenhang zu bringen ist, die in Verbindung mit der Situation im Dachwerk ähnlich dem heutigen Zustand bis auf Erdgeschosshöhe herabgereicht haben dürfte.

Dachwerk:
Das Dachwerk ist im Wesentlichen als liegende Stuhlkonstruktion ausgebildet, dessen liegende Stuhlständer direkt in die Dachbalken gezapft und kopfzonig mit angeblatteten Kopfbändern ausgesteift sind. Darauf wurde mittig eine stehende Stuhlachse aufgestellt, fußzonig in Querrichtung mit Fußbändern und kopfzonig in Längsrichtung mit Kopfbändern ausgesteift. Die Sparren wurden den Dachbalken überblattet und konnten somit einen weiten Dachvorsprung ausbilden. Von den Querbinderachsen entspricht nur eine einzige in ihrer Lage den Achsen des Unterbaus.
Die zweite innere Querachse ist als stehende Stuhlachse aufgebaut, um hier den Einbau einer Trennwand zu ermöglichen. Auch sie war nach beiden Richtungen mit Fuß-, Kopf- und Steigbändern ausgesteift. Die Giebelachse war vor der Sanierung als Steilgiebel mit Schindelverkleidung ausgebildet, war aber nicht in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, denn Fotoaufnahmen zeigen die Konstruktionshölzer ohne die üblichen Rußschwärzungen und das Aufmaß mit deutlich geringerer Schiefstellung als das übrige Dachwerk. An den Enden beider Pfetten ist jeweils eine Blattsasse für ein Kopfband erhalten. Ihrer Ausrichtung kann abgelesen werden, dass im Giebel stehende Ständer verzimmert waren und ihre Lage lässt eine Giebelauskragung von etwa 30 cm nachvollziehen (im Abgleich mit dem Abstand der Blattsassen von der inneren stehenden Stuhlachse), sodass zu vermuten ist, dass ein weiterer Dachbalken als Basis für die Giebelkonstruktion vorgelegt war. Dass hier schon ursprünglich ein Krüppelwalm bestanden hat, kann nicht ausgeschlossen werden. Einziges Indiz dafür ist jedoch die gekürzte Firstpfette, doch da die Firstachse ohnehin stark mitgenommen war (der einzige erhaltene bauzeitliche Ständer war auch im Vorzustand schon der einzige, wie die Fotoaufnahmen zeigen), könnte sie auch lediglich ihrer Schadhaftigkeit wegen gekürzt worden sein.
Nach Westen enden die beiden Pfetten mit weiter Vorkragung innerhalb der vorletzten Querzone, und auf Fotoaufnahmen ist das noch weiter nach Osten zurückgezogene Ende der Firstpfette auszumachen. Die abgetrennten Enden von Firstpfette, Pfetten und Längsrähmen des Unterbaus lassen einen Walm vermuten, wie er im Rahmen der Sanierung in ähnlichem Verlauf rekonstruiert worden ist (Vollwalm in der Regel immer mit vorkragenden Pfetten konstruiert, da ihr genauer Verlauf von mehreren Faktoren abhing und sich ihr genauer Verlauf ohne zeichnerische Mittel nicht ermitteln ließ, sondern man ließ ganz offensichtlich die Pfetten länger stehen, legte erst beim Aufrichten den genauen Verlauf fest und sägte Überstehendes ab).
Der Walm wurde später aufgegeben und um erforderliche Sparren, Pfettenfortsätze und ein Giebeldreieck ergänzt, einer neuen Ständerachse im Unterbau aufgesetzt. Auf Fotografien sind die Stoßstellen und die auffällig hellere Färbung der Hölzer ohne die übliche Rußschwärzung auszumachen. Im Laufe der Zeit geriet das Dachwerk in eine ausgeprägte Schiefstellung nach Osten, was mit dem Einbau von Verstrebungen und zusätzlichen stehenden Stühlen aufzuhalten versucht wurde. Der überhängende Ostgiebel wurde entfernt und durch eine neue Giebelscheibe ersetzt, die zuletzt aber auch wieder deutlichen Überhang hatte. Im Rahmen der Sanierung wurde das Dachwerk wieder gerade gerückt, durchgehend neue stehende Stühle in der unteren und Bockgerüste in der oberen Ebene eingefügt, eine Mittelachse im östlichen Bereich eingezogen, Ein Krüppelwalm vorne und ein Vollwalm hinten, jeweils mit Dreiecksflächen an der Spitze, angelegt. Alle Sparren, die auf Fotoaufnahmen sehr schwach dimensioniert erscheinen, wurden erneuert, ebenso ein Teil der Kehlbalken, einer der liegenden Stuhlständer, der einige Jahre zuvor einem Teileinsturz zum Opfer gefallen war sowie die Firstpfette.

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