Ehem. Franziskanerkloster
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Spitalstraße |
Hausnummer: | 30 |
Postleitzahl: | 89584 |
Stadt-Teilort: | Ehingen (Donau) |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Alb-Donau-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8425033012 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Ehem. Heilig- Geist Spital, profanierte Kapelle, jetzt städt. Museum, Kasernengasse 2 (89584 Ehingen (Donau))
Rathaus (Turm), Marktplatz 1 (89584 Ehingen (Donau))
Brücke über die Schmiech, Bahnhofstraße (89584 Ehingen)
Wohnhaus, Burghof 1 (89584 Ehingen)
Abgegangenes Gebäude, Gymnasiumstraße 7 (89584 Ehingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Hauptstraße 21 (89584 Ehingen)
Wohnhaus, Hauptstraße 71 (89584 Ehingen)
Kolleg St. Josef (Altbau), Müllerstraße 8 (89584 Ehingen)
Ehem. Oberschaffnei, Schulgasse 21 (89584 Ehingen)
Teil der Stadtmauer , Schulgasse 21 (89584 Ehingen)
Abgegangenes Wohnhaus (Rest der Stadtmauer und Gewölbekeller), Schwanengasse 18 (89584 Ehingen)
Stadtmauerreste (89584 Ehingen, Schwanengasse 22, 26, 28)
Stadtmauerrest, Schwanengasse 26, Schwanengasse 26 (89584 Ehingen)
Wohnhaus, Tränkberg 4 (89584 Ehingen)
Wohnhaus, Tuchergasse 40 (89584 Ehingen)
Bauphasen
Das ehem. Franziskanerkloster wurde zwischen 1650 bis 1653 vom Ulmer Werkmeister Leonhard Buchmiller als zweigeschossige Dreiflügelanlage erbaut. 1723- 25 wurde die spätgotische Vorgängerkirche aus dem Jahr 1454 durch einen barocken Neubau, die Liebfrauenkirche, ersetzt. Die barocke Innenausstattung übernahmen zahlreiche Künstler des Ordens sowie der Bildhauer Dominikus H. Herberger und die Maler Kaspar Waldmann und Martin Weller.
1812 kam es zu mehreren Umbauten am Kloster, das bis 1825 als Gymnasium diente und in der Folge von der Stadt Ehingen gegen das frühere Benediktinerkollegium eingetauscht und als Spital genutzt wurde. Wohl ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt das Kloster die noch heute vorhandene neugotische Fassadengestaltung und das dritte Obergeschoss.Von 1886 bis 1984 diente es als Altenheim. Seit dem Jahr 2000 dient es als städtisches Kulturzentrum.
(1650 - 1653)
(1723 - 1725)
(1803)
(1812)
(1825)
(1886 - 1984)
(2000)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
- Restauratorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Sakralbauten
- Kloster, allgemein
Zonierung:
Zur früheren Raumnutzung können im Rahmen dieser Untersuchung leider nur noch wage Aussagen gemacht werden.
Gesichert ist die Lage der Küche. Das einstige Refektorium dürfte sich, angrenzend an die Küche,
im südöstlichen Gebäudeeck befunden haben. Der Gedanke liegt nahe, dass im Ostflügel wohl allgemein die Anlieferung von Gütern und Lebensmitteln erfolgte, die dann von dem Seiteneingang aus, der auf einer Zeichnung des 18. Jahrhunderts als Toreinfahrt dargestellt ist, gleich über den südseitig folgenden Kellerhals in die zwei überwölbten Lagerkeller unterhalb des Südflügels verstaut werden konnten.
Das Dormitorium war in der Regel in Chornähe der Kirche angeordnet, damit die Mönche für die
nächtlichen Gebete zügig in den Chor gelangen konnten. lm Franziskanerkloster könnte das Dormitorium daher im südöstlichen Gebäudeeck des Obergeschosses direkt über dem Refektorium untergebracht gewesen sein. Die Befundlage lässt hier auch auf die Anlage einer vormals schmalen und steilen Treppe schließen, die direkt über dem Kellerhals vom Erd- ins Obergeschoss führte und zusammen mit dem heute vermauerten, kleinen Durchgang in der Ostwand des Kreuzganges nächtens ein schnelles Erreichen des Chorraumes ermöglichte.
Neben ihrer äußerst repräsentativen Wirkung hatte die aufwendige Holzfelderdecke, gegenüber der einfachen Balkendecke, zudem auch eine dämmende Wirkung.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
Eine Ausnahme stellt die als Schalenmauerwerk errichtete Trennwand zwischen Raum 113 und 114 im Obergeschoss dar. Die äußere Schale der Wandung besteht aus Ziegel. Als Füllmaterial wurde mörtelgebundener Bruchstein verwendet. Der Wandanschluss ist im nordöstlichen Raumeck im Verbund mit der östlichen Außenwand gemauert und belegt damit eine Zugehörigkeit zum bauzeitlichen Bestand.
Die Einbauten und Umbauten des 20. Jahrhunderts sind deutlich durch die Verwendung von modernen Betonsteinen und Trockenbau- Ständerwänden erkennbar.
Bauphase I - Erbauungszeit zwischen 1650 -1653:
Das Erdgeschoss
Der Befundlage zufolge, darf die Anlage der primären Küche in dem annähernd quadratischen und überwölbten Raum 13 im Erdgeschoss angenommen werden.
Neben dem in einer Klosterküche dieser Zeit häufig anzutreffenden Gewölbe belegen zwei stark verrußte Sparren im 2. Dachgeschoss, auf der nördlichen Traufseite des Südflügels, die Anlage eines einstigen Kamins. Sie sind mit den Abbundzeichen XV und XVI markiert und sind etwa in einer Flucht über Raum 13 angeordnet. Auf ihrer Oberseite befinden sich rechteckige Ausnehmungen, in die einstmals ein waagrechtes Kantholz eingriff und die Rückseite eines Kamins sicherte.
An die einstige Küche (Raum 13) angrenzend, dürfte in dem südöstlich anschließenden Eckraum, der zur Bauzeit mit einer beachtlichen Länge von etwa 13 m ausgestattet war, das Refektorium, also der Speisesaal, untergebracht gewesen sein.
Das Obergeschoss:
Das Obergeschoss zeigte zur Bauzeit einen zum Innenhof gerichteten Flur, der die sich rückseitig anreihenden Räumlichkeiten erschloss. Die massiv aus Bruchstein gemauerten Flurwände sind weitgehend erhalten geblieben. Wie in dem bereits sanierten Westflügel und der westlichen Hälfte des Südflügels ist auch in der östlichen Hälfte des Südflügels und im Ostflügel ein Großteil der bauzeitlichen Holzfelderdecke erhalten geblieben, die ursprünglich das gesamte Obergeschoss überspannte. Die Balken mit abgefasten Kanten besitzen seitliche Nuten, in die ca. 3 cm starke Bretter eingreifen. Unternagelte, rautenförmige Deckleisten gliedern die Holzfelder. Balken, Bretter und Leisten sind aus Nadelholz gefertigt. Die Decke war ursprünglich holzsichtig.
Zur ursprünglichen Raumgliederung der restlichen Grundfläche kann mangels Befundsituation kaum mehr eine eindeutige Aussage getroffen werden.
1. Dachgeschoss im 18. Jahrhundert
lm 1. Dachgeschoss ist im Verbindungsbereich zwischen Ursprungsbau und Liebfrauenkirche eine Kammer ausgebaut, die südseitig durch eine Bretterwand abgeteilt ist und ostseitig eine Brüstungsvertäfelung besitzt.
Die Bretterwand besteht aus senkrechten, ca. 9 x 5 cm starken Stäben mit seitlichen Nuten, in die die senkrechte Holztafeln eingreifen. Der Zugang erfolgt durch eine Brettertür mit barocken Langbändern. Eine waagrechte, am Kopfende der Bretterwand fixierte Deckleiste mit rautenförmigen Ausschnitten verweist auf eine vormals bretterverkleidete Decke mit rautenförmigen Fugenleisten. Am nördlichen Ende des Ostflügels ist ostseitig noch die Primärkonstruktion des Dachwerkes erhalten geblieben. Der hier abgeteilte Raum 220 schließt süd- und nordseitig mit den ursprünglichen Querbünden ab, die mit einem liegenden Stuhl konstruiert sind. Der südseitige Querbund mit dem Abbundzeichen römisch XV ist mit zweiriegeligem Fachwerk und Bruchsteinausfachung geschlossen. Ein dendrochronologisch untersuchter Riegel datiert in den Winter 1651/ 52 und weist die Wandung damit als originären Bestand aus.
Die Wand zeigt als Erstfassunq noch Reste einer vollflächigen weißen Kalktünche mit schwarz hervorgehobenem Sockelbereich- eine Farbgebung, die schon bei vorherigen restauratorischen Untersuchungen der Erbauungszeit zugeordnet wurde.
Auch die Westwand des Raumes 220 ist in zweiriegeligem Fachwerk errichtet. Dem vollflächigen weißen Kalkanstrich mit Resten einer schwarzen Sockelzone zufolge, gehört die Wand ebenfalls zum Primärbestand.
Allgemein lässt die Bemalung der Wände darauf schließen, dass zumindest dieser Bereich des Daches nicht zu Lagerzwecken genutzt wurde, sondern vermutlich bereits schon zur Bauzeit als Wohnraum gedient haben könnte.
Die Konstruktion des Dachwerkes der frühbarocken Erbauungszeit zwischen 1650-1653:
Bei dem Dachwerk der Konventgebäude handelt es sich um ca. 57° geneigtes, über Eck abgewalmtes Satteldach, das mehreren Umbauphasen unterzogen wurde.
Nur im Ostflügel und am östlichen Ende des Südflügels ist noch ein teilweise ungestörter Bestand des Ursprungsdaches erhalten geblieben.
Bei dem noch originären Dachwerk handelt es sich um ein Sparrendach, das durch drei Kehlbalkenebenen viergeschossig unterteilt ist. Die Kehlbalken der ersten Ebene sind bereits in neuzeitlicher Verbindungsart mit den Sparren verzapft. Die Kehlbalken der zweiten und dritten Ebene zeigen dagegen noch die bauhistorisch ältere Verblattung. Das verzapfte Kehlgebälk des 1. Dachgeschosses wird in den Querbünden durch einen liegenden Stuhl unterstützt.
Das 2. Dachgeschoss dürfte, soweit einsehbar, von Anfang an ohne Stuhl konstruiert gewesen sein. Die 3. Kehlbalkenebene diente wohl mehr als aussteifendes Element - ein Bodenbelag konnte nicht entdeckt werden.
Die Queraussteifung der Stuhlkonstruktion erfolgte durch lange Kopfbänder, die sowohl Sparren, liegende Stuhlsäule und Kehlgebälk überblatteten. Der Längsaussteifung unter der Sparrenebene dienten zweiseitige Kopfstreben. Sie waren fusszonig auf die Oberseite der liegenden Stuhlsäulen geblattet und kopfzonig in das fünfkantige Stuhlrähm gezapft. Hinweise dazu liefern entsprechende Blattsassen und Zapfenlöcher.
Die größten Eingriffe in die bauzeitliche Dachkonstruktion ereigneten sich mit dem Dachausbau in den 1960er Jahren. So sind in Ost- und Südflügel vom Primärbestand nur noch die Sparren und die dritte Kehlbalkenebene erhalten geblieben.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das gesamte äußere Erscheinungsbild im neogotischen Stil überformt, gleichzeitig erfolgte eine etwa 50 cm hohe Aufmauerung der südlichen Traufseite des Südflügels, bei der die gesamte Schauseite, einschließlich Wehrturm, unterhalb des Traufgesimses mit einem gotisierenden Fries verziert wurde.