ehem. Gasthaus "Hirschen"
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Schweizer Straße |
Hausnummer: | 10 |
Postleitzahl: | 78073 |
Stadt-Teilort: | Hochemmingen |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8326003004 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
ehem. Gasthaus Hirschen, Schweizerstraße 10 (78073 Bad Dürrheim)
Bauphasen
Das Gebäude steht in unmittelbarer Nähe zur Kirche und ist mit seinem Ostgiegel zur Straße ausgerichtet. Nach der lokalen Überlieferung handelt es sich um das ehemalige Gasthaus Hirschen.
Ältester erkannter Bestand sind die erhaltenen Außenmauern. Dazu gehört auch der Rückgiebel. Dessen Innenflucht zeigt im 1. DG einen deutlichen Rücksprung. Darunter lassen sich die Reste von vermauerten Fensteröffnungen erkennen. Diese werden von der heutigen Dachbalkenlage überlagert. Ein mittiges, ebenfalls vermauertes Fenster wird durch die vorhandene Längswand geschnitten, liegt aber deutlich höher und übergreift die waagrechte Rücksprungtraufe. Erst die beiden offenen Fensteröffnungen sitzen in Abstimmung mit dem heutigen Dachwerk.
Nach der dargelegten Befundlage ist für den massiven Kernbau eine mittelalterliche Zeitstellung anzunehmen. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung war er ca. 1,20 m höher und erhielt in einer späteren Umbauphase seine heutige Höhe. Aus einer weiteren Umbauphase stammt das vorhandene Innengerüst und Dachwerk.
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzdokumentation
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
Zonierung:
Konstruktionen
Das tragende Gerüst bildet eine liegende verblattete Stuhlkonstruktion in Verbindung mit stehenden, in Fachwerkwände integrierten Ständern. Deutlich ist eine fünfzonige Gliederung erkennbar. Beachtenswert sind die östlichen Pfettenenden. Sie enden ca. 70 cm vor dem Fachwerkgiebel und lassen so die ursprüngliche Ausführung einer massiven Giebels vermuten. Diese Annahme wird durch die Abbundzeichen unterstützt. Die Abbundzeichen der Gespärre beginnen am Pfettenende mit der Nummer 1 und enden vor dem Westgiebel mit der Nummer 14.
Danach war das Dachwerk zwischen zwei Massivgiebeln abgezimmert. Am Ostgiebel lagen zwei Dachkammern. Ehemals getrennt durch eine mittige Fachwerkwand erstreckten sie sich über zwei Dachzonen. Die Zugänge lagen seitlich der Mittellängswand. Eine weitere, heute noch vorhandene Dachkammer liegt im westlichen Dachabschnitt und nimmt innerhalb des nördlichen Dachabschnittes den Raum von insgesamt 3 Dachzonen ein. Den verbleibenden Rest nimmt der Dachraum mit den beiden Treppenläufen ein. Der 2. Dachstock blieb ungeteilt und diente als Schüttboden. Das Dachwerk ist aus Tannen- Fichten- und Kiefernholz abgezimmert.
In einer der Bauphasen wird der massive Ostgiebl abgebrochen und durch einen Fachwerkgiebel ersetzt. In diesem Zusammenhang werden die beiden alten Dachkammern zu einem großen Saal zusammengelegt. Er wird farblich gefasst und erhält als Ersatz für die ehemalige Trennwand die zentrale Holzsäule mit partiell neuem Mittellängszug.
Ist der große Saal im 1. DG als ehemaliger Tanzsaal anzusprechen, so kann die Gaststube des "Hirschen" im 1. OG lokalisiert werden.
Im 19. Jh. durch eine Bretterwand unterteilt, befindet sie sich im Nordosten. Daran angrenzend befindet und befand sich eine Kammer.
Innerhalb der Trennwand befindet sich vor dem Fachwerkgiebel der Abschlußständer der ursprünglich in Fachwerk ausgeführten Trennwand. Seine Lage fixiert die Stärke der ehemals massiven Giebelausführung und unterstreicht so die Befundanalyse aus dem Dachwerk. Die Zeitstellung des Fachwerkgiebels ist unbekannt. Er wird aber wohl mit großem Umfang ein jüngerer Ersatz des alten Fachwerkes aus dem 17. Jh. sein.
An die in das 16. Jh. zu datierende Gliederung von Gaststube und Kammer schließt sich seitlich des firstparallelen Flures im Norden die Küche und im Süden ein ehemaliges Gastzimmer mit angrenzendem WC an. Die Küche wurde später unterteilt. Bemerkenswert sind die zimmerungstechnischen Befunde an den Unterseiten der Deckenbalken. Hierbei handelt es sich um Kammvertiefungen. Seitlich der nördlichen Flurwand versetzt, implizieren sie entweder eine spätere Versetzung der Flurwand, oder eine Planungsänderung während dem Aufrichtungsvorgang.
Mit Ausnahme des (wiederverwendeten?) Gewändes im Flurbereich des Rückgiebels zeigt keines der Fenster ältere Architekturteile.
In dieser Hinsicht besitzen auch die Umfassungswände des EG keine historisch relevanten Bauteile. Prinzipiell diente das EG als Lagerraum. Den nutzungspezifischen Schwerpunkt bildet der gewölbte Keller. Er besitzt einen jüngeren Ostabschluss, was an der "dünneren" Wand und an den Abbruchkanten erkennbar ist.
Eine spätere Umnutzung erfolgte nördlich des Flures. Hier wurde im 17./18. Jh. eine Küche und Stube eingerichtet.