Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Fachwerkhaus, wohl ehem. Badhaus

ID: 170673081617  /  Datum: 05.07.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Bezgenrieter Weg
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 73035
Stadt-Teilort: Göppingen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Göppingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8117026010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,6825° nördliche Breite, 9,6258° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich im Kern um einen zweistöckigen, über einer älteren Kelleranlage erbauten Fachwerkbau aus dem Jahre 1483 (d). Mit dem Abbruch des Querhauses um 1799 (d) erfolgte eine Reparatur des Altdaches, bevor es im 20. Jahrhundert seinen heutigen Ausbauzustand erhielt.


1. Bauphase:
(1483)
Im Kern zweistöckiger, über einer älteren Kelleranlage erbauter Fachwerkbau aus dem Jahre 1483 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • allgemein

2. Bauphase:
(1799)
Mit dem Abbruch des Querhauses um 1799 (d) erfolgte eine Reparatur des Altdaches, bevor es im 20. Jahrhundert seinen heutigen Ausbauzustand erhielt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung
  • Dendrochronologische Datierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht in leicht abgewinkelter, rückwärtiger Verlängerung zur Badherberge, dem heutigen Naturkundemuseum. Beide Gebäude stehen giebelständig zur Hauptverkehrsstraße und traufständig zum Bezgenrieter Weg, dem heutigen Zugangsweg zum Schloss. Zwischen den Gebäuden ist eine Baulücke, die sich zum Weg aufgrund der versetzten Gebäudeordnung verbreitert.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich im Kern um einen zweistöckigen, über einer älteren Kelleranlage erbauten Fachwerkbau aus dem Jahre 1483 (d).
Mit dem Firstverlauf des zweigeschossigen Satteldaches südlich und annähernd parallel zum Betzgenrieter Weg stehend, grenzt der Ostgiebel an die benachbarte um das Jahr 1620 erbaute sog. Badherberge. Der untersuchte Bau besitzt an der Wegtraufe einen hohen Sockel. Das Haus ist an den sichtbaren Seiten umfassend verputzt. Auskragungen sind an der Wegtraufe und an den beiden Giebeln vorhanden.
Mit diesem Gebäude, wohl aber auch mit dessen Vorgängerbau bildete der Fachwerkbau eine Nutzungseinheit.
Lokal als Badhaus bezeichnet, hat bislang noch keine Untersuchung die dem Gebäude zugewiesene Funktion bestätigen können. Eher handelt es sich um ein Verwaltungsgebäude.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Je eine in sich geschlossene Wohneinheit befindet sich im Unterstock, im 1. Oberstock und im 1. Dachstock. Lediglich im Unterstock sind frei zugängliche Lagerräume und eine Waschküche vorhanden. Der 2. Dachstock ist in Verschläge unterteilt. Der Spitzboden ist offen. Der vorhandene Keller ist nicht vom Haus, sondern über die Baulücke, durch einen vor die Giebelscheibe stehenden Kellerhals zugänglich.

Das Erdgeschoss:
Infolge des aus der Bauzeit erhaltenen Baubestandes kann die ursprüngliche Nutzungsgliederung aus der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts weitgehend schlüssig nachvollzogen werden. Danach nahm das Erdgeschoss eine weitgehend offene, allenfalls durch eine mittige Längsachse gegliederte Fläche ein.
Die nachhaltigsten Veränderungen beziehen sich auf die räumliche Unterteilung des Grundrisses, auf den weitgehenden Ersatz der Wandfüllungen im Zuge der Außenwände sowie auf die Untermauerung der südlichen Traufwandauskragung.
Hinsichtlich der zeitlichen Einordnung datiert der Ersatz der äußeren Wandfüllungen in das 18. Jahrhundert, während die inneren Wandzüge mehrheitlich dem 20. Jahrhundert zuzuordnen sind. Dies gilt auch für die Mehrzahl der Fenster und der Türblätter.

Das Obergeschoss:
Nach dem erhaltenen Bestand gliederte sich der Obergeschossgrundriss in zwei unterschiedlich breite Längszonen und in drei Querzonen. Das wohnliche Zentrum bildete die Stube, die in der Nord-West-Ecke zum Betzgenrieter Weg ausgerichtet war. Daran schloss sich in Richtung Osten die in der mittigen Zone liegende Küche an. Den Abschluss bildete ein Raum, über den entweder der Obergeschossgrundriss zugänglich war oder eine Ladeluke das Einbringen von Lagergütern ermöglichte. Der breiten Längszone vorgelagert, verlief entlang der Südtraufe die deutlich schmalere Längszone. Sie ist als die eigentliche Erschließungsachse anzusprechen, wobei der bauzeitliche Zugang noch nicht sicher fixiert werden konnte.
Wie schon im Erdgeschoss datieren die ersten umfangreichen Umbauten in das 18. Jahrhundert, wobei die Reparatur der Stubenumfassungswände wohl als Auslöser für die Umbauten zu sehen ist.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • abgesprengte Quer- und Längsbünde
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
Konstruktion/Material:
Das Dachwerk:
Die Sparrenpaare wurden bzw. werden durch bauzeitliche, in die Sparrendreicke eingestellte Traggerüste stabilisiert. Im Zuge der westlichen Innenquerachse handelt es sich um einen stehenden Querbund, der zusammen mit dem ehemaligen Giebelquerbund im Westen die Unterkonstruktion eines nach Norden, zum Betzgenrieter Weg auskragenden Querhauses bildete und gleichzeitig eine bzw. zwei Raumeinheiten begrenzte. Der verbleibende Dachraum war ungeteilt und offen. Um dies zu erreichen, wurde als zusätzliches Traggerüst ein abgesprengter Querbund abgezimmert.
Der bauzeitliche Sparrenbestand beschränkt sich im Wesentlichen auf das 2. Dachgeschoss.

Bemerkungen zum Dach:
Auf dem zweistöckigen Fachwerkunterbau ist ein einstöckiges Dachgerüst mit Spitzboden aufgeschlagen. Der 1. Dachstock wie auch das Dreieck des Spitzbodens kragt giebelseitig auf Stichgebälk aus. Sicher ist dies am Ostgiebel nachgewiesen. Ursprünglich waren diese Auskragungen auch am Gegengiebel vorhanden. Bemerkenswert ist am Ostgiebel der hohe Originalbestand des alten Fachwerkes, der in Resten erhaltene Schopfwalm am Firstpunkt und das nachweisbare Doppelfenster im 1. Dachstock.
Das 1. Dachstockwerk ist als Wohnung ausgebaut. Unter den Wand- und Deckenverkleidungen bildet sich als tragendes Dachgerüst eine liegende Stuhlkonstruktion ab. Erkennbar ist die Anordnung von zwei inneren Querachsen. An den Giebelseiten wurde ein stehender Stuhl mit überblatteten Steigbändern abgezimmert. Am Gegengiebel dürfte nach der Putzentfernung eine analoge Ausbildung nachweisbar sein.
Die original erhaltenen Gefache sind mit Flechtwerk und Lehm-Stroh-Gemisch geschlossen.
Nach den vorliegenden Befunden ist eine dreizonige Dachgliederung anzunehmen. Das tragende Gerüst bilden zwei liegende Stuhlkonstruktionen im Hausinneren und stehende Stühle an den Giebelseiten. Die Anlage von Dachkammern war zumindest am ostwärtigen Giebel nicht nachweisbar.

Bemerkungen zum 1. Oberstock:
Ausgehend vom erhaltenen und einsichtigen Ostgiebel lässt sich die ursprüngliche Ständerstellung des Fachwerkgerüstes im 1. Oberstock nachvollziehen.
Erkennbar ist ein dreizoniger und zweischiffiger Grundriss. Von West nach Ost betragen die Zonenbreiten ca 1,75 m, 3,25 m und 4,20 m. Bemerkenswert ist der gravierende Unterschied der Schiffbreiten. Im Norden ist eine Breite von ca. 6,20 m und im Süden eine Breite von ca. 2,60 m vorhanden.

Durch die Lage der Bundseiten lassen sich wichtige Aussagen zur alten Raumanordnung und Nutzung ableiten: Danach ist in der Nord-West-Ecke des Grundrisses die alte Stube anzunehmen. Die Ausdehnung dieses Raumes wird durch den Verlauf des jüngeren Stuckprofiles angezeigt. Es ist zu vermuten, dass die alte Balken-Bretter-Decke nicht mehr vorhanden ist. Reste der ursprünglichen Bohlenwände könnten vereinzelt in den inneren Umfassungswänden vorhanden sein.
Innerhalb der mittigen Zone - in Anlehnung an die Stube - könnte sich die alte Küche befinden. Dafür spricht die Lage des Kamins. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang aber auch die recht dicke Trennwand im Süd-West-Bereich, so dass in Verbindung mit einer eventuellen Hinterladeröffnung auch hier die alte Küche zu vermuten wäre. Letztlich ist dies erst nach Öffnung der Wände und Decken genau bestimmbar.
Innerhalb der ostwärtigen Zone befindet sich im Norden ein großer Raum. Ein alter Zugang konnte in der Süd-Ost-Ecke erkannt werden. Bemerkenswert ist, dass für diesen Raum am Ostgiebel keine Belichtung vorhanden war.
Unklar ist, ob im Bereich des südlichen Giebelabschnittes ein ehemaliger Zugang in den 1. Oberstock angeordnet war. Für einen Zugang sprechen neben der einseitigen Gerüstaussteifung auch die fehlenden Zapfenlöcher für die Riegel, sowie die Lage der Türöffnung zu dem oben beschriebenen Raum. Der 1. Oberstock kragt an allen vier Seiten aus.

Bemerkungen zum Unterstock:
Die im Oberstock erschlossene Gliederung des Grundrisses ist bis auf die unterschiedliche Schiffbreite auch im Unterstock nachweisbar.
Dadurch, dass hier das Holzgerüst weitgehend verkleidet ist, lassen sich keine Raumanordnungen belegen. In Anlehnung an vergleichbare Objekte ist davon auszugehen, dass hier im Unterstock wohl keine abgetrennten Räume vorhanden waren.
Hinsichtlich der Erschließung sind Anzeichen für einen ehemaligen Zugang am Ostgiebel vorhanden. Bemerkenswert ist auch hier das Fehlen von Fensteröffnungen am Ostgiebel.
Wie im Oberstock wurden auch im Unterstock am Ostgiebel Reste eines roten Farbauftrages erkannt.

Bemerkungen zum Keller:
Unter dem Gebäude befindet sich auf der gesamten Hauslänge ein Gewölbekeller, der parallel zur Nordtraufe ausgerichtet ist. Der Zugang erfolgt über einen weit außerhalb des Hausgrundrisses ansetzenden Kellerhals. Ob die Kelleranlage zeitgleich mit dem Überbau datiert, ließ sich zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht genau bestimmen.

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