Schiefes Haus (Großbottwar)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wollsortiergebäude Schachenmayr

ID: 161311139066  /  Datum: 25.11.2009
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Eduardstraße
Hausnummer: 41
Postleitzahl: 73084
Stadt-Teilort: Salach

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Göppingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8117042006
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Auf einem Vorgängerbau, der vor dem 1. Weltkrieg entstanden ist, wird 1920 von Architekt Richard Döcker die Fabrikerweiterung, ein Wollsortiergebäude der Firma Schachenmayr, realisiert. Nachfolgend finden kleinere Umbauten statt.


1. Bauphase:
(1845 - 1914)
Der Vorgängerbau
Auf der West- und Nordseite sind die Rudimente eines Vorläuferbaus auszumachen, die als Außenwandteile im EG z.T. erhalten und gut ablesbar sind (siehe Photodokumentation).
Die Teile des Vorläuferbauwerkes sind durch Mauerwerksdekore in horizontalen Bändern, Rundstichbögen an Fensteröffnungen und Pfeilervorlagen ablesbar und weisen auf eine Bauzeit vor dem 1.Weltkrieg (gk) hin (siehe Bild 1,2,3).

Ursprüngliche Gebäudenutzung
Die Firma Schachenmayr hatte bereits Ende des 19.Jahrhunderts die Verarbeitung
von Baumwolle umgestellt auf die Verarbeitung von Wolle. Das Gebäude in der
Eduardstr.41 wurde für die 1. Verarbeitungsstufe, das Sortieren der angelieferten
Wolle, errichtet, soweit ersichtlich Schafwolle
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1920)
Baugesuch R. Döcker 1920(kein Dokument vorhanden): Fabrikumbau bei Firma Schachenmayr - Bau des Wollsortiergebäudes
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Industrieanlage, Fabrik

3. Bauphase:
(1934)
Steg nach Brand 1934 errichtet
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1942)
Baugenehmigung 24.12.1942 (a): Einbau einer Galvanik in Wollsortiergebäude
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1974)
Baugenehmigung 30.5.1974 (a): Einbau eines Ladens/Lagerraumes EG
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1976)
Baugesuch 2.6.1976/8.7.1976 (a): Änderung der Fassade, Anbringen einer Reklameschrift
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1976 - 1979)
Baugesuch 25.3.1976/5.10.1979 (a): Umbau des nördlichen Lagerschuppens
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1978)
Entscheidung 23.6.78 (a), nicht genehmigt, dann doch o.Datum: Einbau eines Betriebsversammlungsraumes
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1991)
Baugesuch 25.9.1991/11.11.1991 (a): Einbau einer Übergabestation in das vorhandene Betriebsgebäude
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Firma Schachenmayr zwischen 1921 – 1933 / Wollsortiergebäude Schachenmayr  in 73084 Salach
Firma Schachenmayr Ansicht Nord,
Kanal, Vordach und Laderampe-Bahn um 1976 / Wollsortiergebäude Schachenmayr  in 73084 Salach

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung und Dokumentation
  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Randlage zwischen Fluß und angrenzender Wohnbebauung.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Randlage
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Industrieanlage, Fabrik
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Dreigeschossiger Baukörper mit flachem Dach.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der 3-geschossigen Anlage des Gebäudes entsprechen die hauptsächlichen
Arbeitsprozesse einer 1. Verarbeitungsstufe von Wolle:
EG Lagern der eingehenden Rohwolle
2. OG Sortieren der Wolle
1. OG Zwischenlagern der nach 12 Qualitätsstufen und Mischen der Sorten

Erdgeschoss
Die Anlieferung der Wolle erfolgt von einem Seitengleis (evtl. zwei Geleise) an der Bahnlinie Göppingen-Geislingen, das hier endete. Noch vorhanden sind die Eichenschwellen, die eisernen Schienen sind abgebaut. Es wird vermutet, dass schon der Vorläuferbau der Wolllagerung diente, jedoch die Rohware auf Wagen abgeladen und durch die stirnseitigen Tore ins Gebäude eingefahren wurde. Das 1920 umgebaute und erweiterte Gebäude weist eine etwa doppelt so große Grundfläche auf und wird als 3-geschossiger Bau errichtet, weist also eine etwa 6-fach größere Fläche als der Vorläuferbau auf. Es ist anzunehmen, dass ein größeres Volumen der angelieferten Rohware dies erforderte, eventuell auch kürzere Entladezeiten aus Kostengründen. Deshalb wurde auch eine Laderampe auf Güterwagenbodenhöhe gebaut und ein weit ausladendes Vordach errichtet (siehe Bild 18). Von dieser Rampe wurde ein neuer Transportweg in das Gebäude auf der Mitte der Längsseite des Gebäudes geschaffen, quer zum bisherigen Weg. Der Niveauunterschied von Decke EG zum höheren Niveau Güterwaggonboden wurde durch eine im Gebäude angelegte Rampe überwunden. Der Transport vom EG ins 2.OG und wieder zurück ins 1.OG erfolgte über einen Schacht, ein Aufzug war nach den Änderungsbaugesuchen zu schließen anfänglich nicht vorhanden. Datum des Herstellungsjahres des jetzigen Lastenaufzuges ist das Jahr 1957.

2. Obergeschoss
Die Wollsortierung erfolgte im 2.OG; hier konnte man durch die über die gesamte Geschossfläche angeordneten Dachoberlichter eine etwa gleichmäßige Tageslichtbeleuchtung herstellen. Die Dach-Originalkonstruktion wurde durch ein Welleternitdach ersetzt (60er Jahre ?). In der in den Projekten Döckers der frühen 20er Jahre ständig wiederkehrenden Auseinandersetzung mit seinen Bauherren, ob ein Flachdach oder Steildach vorteilhaft, stilgerecht oder geschmacklos sei, liefern hier die Produktionsbedingungen ein schlagendes Argument für das flache Dach. Tatsächlich ist denn auch das Gebäude in Salach das 1. Gebäude Döckers mit einem Flachdach, nicht das des 1924 geplanten/gebauten Haus Köpff wie in der Dissertation von Mehlau-Wiebking festgestellt ( Siehe Lit.1. S. 94/Bild 19).

1. Obergeschoss
Die Zwischenlagerung der feinsortierten Wolle erforderte keine besonderen Lichtbedingungen. Vorstellbar ist, dass das auftragsbezogene Mischen der Wollen entlang der Fensterzonen auch noch hier erfolgte.
Die im 1.OG befindliche Brücke zum Nachbargebäude Eduarstr.42 beschreibt, so ist anzunehmen, den weiteren Weg der Wolle in nächste Bearbeitungsschritte, das Waschen, das Krempeln, Kämmen usw. Dieses Gebäude wurde in gleicher Bauweise erstellt wie die Nr. 41 und ist vermutlich ebenfalls von Döcker/Finckh zur gleichen Zeit geplant und gebaut worden.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
In dem Gebäude wird zur Zeit nur das Erdgeschoss als Lagerraum verwendet, im
Untergeschoss hat sich ein Motorrad-Club eingemietet. Die beiden Obergeschosse stehen
seit vielen Jahren leer. Das Dach ist an vielen Stellen undicht .
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Flachdach
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Steinbau
Konstruktion/Material:
Architektonische und konstruktive Besonderheiten

Die Tragkonstruktion des Vorläuferbaus wie der neue Bau von 1920 bestehen aus einem Außenmauerwerk aus Hartbrandziegeln der Dicke ca. 48 cm, aufgebaut auf einem Raster von 4,00mx5.63m i.M. mit Pfeilervorlagen von ca 12 x 50cm auf dem Raster von 4,00m. Auf ca. 4m Höhe wird das Mauerwerk durch einen Fries mit Mauerwerksdekor auf Höhe der Decke/Dachansatz abgeschlossen.
Auf den Stirnseiten (West/Ost) sind die Friese durch den Einbau der Fenster im 1.OG des Neubaus beseitigt . Die Fassadenfelder weisen je ein Fenster von ca. 2 x 3 m mit Rundstichbögen mit Schlussstein auf (nur noch ein Fenster ist erhalten, Längsseite, alle zugemauert).
Auf dem Raster von 4,00m entwickelt Döcker die Erweiterung mit einem Stützenraster von 4,00 x 4,53 m, erweitert das bestehende Gebäude ab dem Kanal offensichtlich um drei Achsen bis zur Hauptzufahrtstraße in das Schachenmayrgelände (Eduardstraße). Die Grundrisse der 3 Ebenen mit einem Gebäudeaußenmaß von ca. 44mx31mi.M. stellen eine völlig offene, ungerichtete, allgemeine und flexibel belegbare Gebäudestruktur dar.
In zwei diagonal gegenüberliegenden Gebäudeecken werden die Erschließungen mit Treppenhaus und Schacht/Aufzug bzw. den notwendigen Nebenräumen (Toiletten, Meisterbüro) platziert, ansonsten ist die gesamte Grundrissfläche ein großes Raumkontinuum.

Tragkonstruktion: Stützen
Die aus zwei U-Stahlprofilen zusammengesetzten Stützen erlauben eine schlanke, leicht wirkende Stützenkonstruktion (ca. 10 x 30 cm), in der Höhe abschnittsweise nach statischer Erfordernis mit Stahlplatten verbunden. Verbindungsmittel sind Warmnieten.

Horizontale Tragelemente
Exemplarisch: Im 2. OG verläuft eine obere Lage von Doppel -T-Trägern im Querschnitt der flach geneigten Dachdecke, darunter im Abstand von ca.15 cm senkrecht dazu stehend eine untere Trägerlage, offensichtlich neben aussteifend–statischer Funktion die Ebene und Tragelemente für kleine Laufkatzenkrane (siehe Bild 4). Diese Kleinkrane sind auf dieser allgemeinen Struktur nach Bedarf flächig überall hin versetzbar/einsetzbar. Im 1. OG und EG gibt es diese doppelte Trägerlage und Funktion nicht.

Fenster und Sonnenschutz
Die völlig andersartige Fensterkonstruktion aus zwei hochstehenden, rechteckigen mit schmalen Mauerwerkspfeilern unterbrochenen Fensteröffnungen zeigt sich gegenüber der älteren Konstruktion mit einem Rundbogenfenster pro Achse als die deutlich rationalere, einfachere Konstruktion.
- Lichtgebende Breite der Öffnungen zwischen 4,0m Stützenraster ist mit 2 x 3er Teilungen statt einer 4er Teilung deutlich größer, die Lichtausbeute besser.
- Eine Sturzkonstruktion bei einer Öffnungsbreite von 1,25m ist als geradliegender Mauerwerkssturz möglich, erlaubt den Einbau von vertikal beweglichem, außenliegendem Sonnenschutz. Ausgeführt wurden als Sonnenschutz Holzrolläden, aus heutiger Sicht kein optimaler Sonnenschutz. Später wurden Alu-Außenjalousien eingebaut, geometrisch nicht „sauber“ einfügbar – ein Stilbruch.
- Die in der Höhe 3-geteilten Fenster sind mit 3 übereinander liegenden Kipp-/Klappflügeln ausgeführt. Ein simpler konstruktiver Einfall gewährleistet eine in Maßen funktionierende Lüftung bei warmer Witterung, also durch Lüftung auszutauschender stark aufgeheizter Innenluft: Der mittlere Flügel ist doppelt so weit nach innen klappbar als der untere Flügel nach innen kippt. Effekt: An der Fassade aufsteigende erwärmte Luft reißt die (noch) wärmere Innenluft mit, es erfolgt keine Vermischung der Luftströme. Gekippte Zustände mit geringer Lüftungswirkung, wie bekannt.

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