Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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"Lammscheune"

ID: 142348304815  /  Datum: 21.02.2015
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Brunnenstraße
Hausnummer: 26
Postleitzahl: 75233
Stadt-Teilort: Tiefenbronn

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Enzkreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8236062003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Westlich der Toreinfahrt befindet sich in einem Gewändestein die Jahreszahl 1806 (i). Dieses Datum kann ohne großen Zweifel als das Erbauungsjahr der Scheune angesehen werden.
Interessant wird das Gebäude durch seine überlieferte Geschichte. Danach soll die Scheune ehemals in der benachbarten Ortschaft Neuhausen gestanden haben. Dort wurde sie vom Lammwirt gekauft, nach Tiefenbronn transportiert und an seinem jetzigen Standort wieder aufgebaut. Wohl kein seltener Vorgang, da er hier und da in den Ortschroniken erwähnt, oder von älteren Einwohnern, wie hier in Tiefenbronn, als überlieferte Geschichte weitererzählt wird.
Ein kurzer Blick in das Innere der Scheune unterstützt die oben gemachten Aussagen. Entlang der rückwärtigen Traufe zeigen nahezu alle Hölzer der aufgesetzten Fachwerkwand Spuren einer älteren Verwendung. Der vermutete Zusammenhang mit der historischen Hausversetzung verstärkte sich während der teilweisen Reparatur der schadhaften Holzteile über dem Stallbereichen. Immer mehr Althölzer kamen zum Vorschein. Ihre in der Regel funktionslosen Zapfenlöcher und Blattsassen ließen jedoch eher an eine Einzelholzverwertung, als an eine Versetzung ganzer Konstruktionsteile denken. Dieser Widerspruch zur historischen Überlieferung veranlasste die Gemeinde Tiefenbronn auf Anraten von Zimmermann und Architekt zu einer genaueren Untersuchung. Diese Untersuchung wurde im September 1990 während dem Reparatur- und Umbauarbeiten durchgeführt.
Was nun genau der Anlass für den Bau der Lammscheune war ist ohne eingehendes Quellenstudium nicht zu bestimmen. Sicher ist, dass mehrere Umstände dazu geführt haben, dass in den Jahren um 1800 der Bau einer Großscheune realisiert werden sollte. Neben der guten wirtschaftlichen Situation des bäuerlichen Betriebes trifft es sich gut, dass zu diesem Zeitpunkt eine im nahen Umkreis stehende Scheune ihre Funktion verloren hatte und zum Kauf bzw. Abbruch zu erwerben war. Der Zeitpunkt ist günstig und der Lammwirt erwägt eine Besichtigung.
Kurze Zeit später wird mit den hinzugezogenen Fachleuten die Substanz des Gebäudes begutachtet und erste Maße aufgenommen. Bei der zur Disposition stehenden Scheune handelt es sich um einen Wirtschaftsbau mit riesigen Abmessungen. Sowohl die Giebelseiten wie auch die Traufseiten sind massiv aufgemauert. Die Steinscheune ist klar gegliedert. Sie besitzt insgesamt 7 Zonen mit ständig wechselnder, aber sich wiederholender Nutzung. Unmittelbar am Giebel liegt eine Lagerzone. In diesem Bereich ist das Gebälk großflächig ausgewechselt und ermöglicht somit die Anlage eines hohen ungeteilten Stauraumes bis unter den Dachfirst. An diesem Barn schließt sich eine Tenne mit Einfahrt an. Ab hier wiederholt sich die Anordnung von Barn und Tenne bis zum Gegengiebel. Die Scheune besitzt somit drei Einfahrten und 4 Lagerzonen.
Das Innengerüst des Steinbaus besteht aus Eichenständern, das Dachwerk aus Nadelholz. An der Holzqualität gibt es nichts gravierendes zu bemängeln. Der Lammwirt greift zu, mit Maurern und Zimmerleuten beginnt in der Folgezeit die eingehende Planung. Beeinflusst werden diese Planungen durch einen weiteren Abbruchbau. Er ist ebenfalls wie die Scheune noch recht jung und wie auch bei der Scheune ist seine Holzsubstanz von guter Qualität. Vor allem die vielen Deckenbalken lassen sich ohne großen Aufwand in den geplanten Neubau integrieren. Zusätzlich stehen noch einige sichergestellte Althölzer von anderen Gebäuden zur Verfügung. Alles in allem ein riesiges Holzvolumen, so dass der Bau der Scheune eigentlich ohne großen Bedarf an Neuholz realisierbar sein müsste.
Nach den Vorstellungen des Bauherrn soll die neu zu bauende Scheune neben einer mittigen Tenne und der dazugehörigen Einfahrt je einen Stallbereich besitzen. Jeder Stallbereich ist wiederum in einen mittigen Futtergang und in zwei Stallzonen zu unterteilen.
Nach Auswertung der Unterlagen über die Steinscheune steht fest, dass diese Anordnung ohne große Probleme in die vorgegebene Längengliederung des Altbaus zu integrieren ist. Es bietet sich geradezu an, den ostwärtigen Stallbereich in den ersten beiden Zonen, also in Barn und Tenne der Altscheune, unterzubringen. Darauf folgend kam in der dritten Zone, im Altbau eine Barnzone, die Toreinfahrt, bevor sich im Westen das ganze noch einmal spiegelbildlich wiederholt. Unter modifizierter Beibehaltung des Steinbaurasters erstreckt sich somit die Neubaulänge auf 5/7 der Steinscheune.
Nach den Vorschlägen des Zimmermanns, der bei den Planungsvorgaben durch den Bauherrn ständig die Verwertbarkeit der besichtigten Altbauten im Auge hatte, einigten sie sich darauf, dass sich die Breite der neuen Scheune nach der der alten Massivscheune zu richten hat. Eine Voraussetzung dafür, dass zumindest das Altdach ohne größere Umarbeitungen im benötigten Umfang voll verwertbar ist.
Mit dem Gelände unterhalb dem Gasthaus Lamm stand ein ausreichend großes Grundstück zur Verfügung, so dass nach dem Abbruch der Steinscheune und der Zerlegung der Holzkonstruktionen, mit dem Neubau der Lammscheune begonnen wurde.


1. Bauphase:
(1806)
Erbauung der Scheune (i/d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

2. Bauphase:
(1990 - 1992)
Umbau zu einem Feuerwehrgerätehaus
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
  • Ausstattung

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

"Lammscheune" in 75233 Tiefenbronn (30.11.2001)
"Lammscheune" in 75233 Tiefenbronn (30.11.2001)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Baugeschichtliche Kurzdokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Traufständig zu der nach Osten abfallenden Brunnenstraße steht unterhalb des Gasthauses Lamm die ehemalige Lammscheune.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune
    • Scheune mit Sondernutzung
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Auf dem Unterbau mit massivem Erdgeschoß und aufgesetzten Fachwerkstock ist ein drei-stöckiges Dachwerk mit beidseitigem Steilgiebel abgezimmert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der große und stattliche Wirtschaftsbau mißt in der Länge 21,70m und besitzt eine Giebelbreite von 11,65m. Die Scheune ist durch eine mittige und mit einem Vordach versehene Tür befahrbar. Beidseitig der Einfahrt lassen sich unschwer zwei große Stallbereiche ablesen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Mit dem Gelände unterhalb dem Gasthaus Lamm stand ein ausreichend großes Grundstück zur Verfügung, so dass nach dem Abbruch der Steinscheune und der Zerlegung der Holzkonstruktionen, mit dem Neubau der Lammscheune begonnen wurde.
Zuerst wurden die massiven Umfassungswände für das Erdgeschoss gemauert. Dazu stand ausreichendes Steinmaterial der Altscheuer zur Verfügung. Unter anderem vermauerten die Arbeiter seitlich der mittigen Toreinfahrt einen inschriftlich in das Jahr 1806 datierten Gewändestein. Er ist in Erinnerung an die Altscheune wiederverwendet worden und wie wir zwischenzeitlich wissen, bezieht sich dieses Datum auf das Erbauungsdatum der alten Steinscheune und nicht auf den Baubeginn der Lammscheune.
Wie durch die Bauvorgaben festgelegt wurde das Erdgeschoss durch eine mittig angelegte Toreinfahrt an der Straßentraufe erschlossen. Die lichte Weite der dahinter angelegten Tenne beträgt ca 4,03m. Die Abtrennung zu den benachbarten Stallräumen erfolgte durch Fachwerkwände. Wie zuvor besprochen werden die Stallbereiche durch einen mittigen Futtergang von ca 1,50m Breite unterteilt. Links und rechts davon befinden sich die eigentlichen Stallzonen für das Vieh.
Über den Stallzonen wird das Gebälk von einem zwischenzeitlich abgebrochenen Gebäude verwendet. Das Gebälk besitzt seitliche Nuten in das ein diagonal verlegter Bretter-Blind-Boden eingebaut wird. Ein Kalk-Estrich dichtet die Bretterlage nach oben ab.
Im Gegensatz zu den restlichen Gebälklagen werden die Deckenbalken über den Ställen firstparallel verlegt. Sie enden an den Tennenquerwänden. Bedingt durch die Toreinfahrt war die Decke über der Tenne höher angeordnet und ragte somit in die obere Scheunenebene.
Welche Erwägungen dazu führten, den Oberstock nicht in Stein, sondern in Fachwerk auszuführen, kann nur erahnt werden. Sicher spielte hier neben den Transportproblem vorallem der Zeitgewinn und die ausreichend zur Verfügung stehende Holzmenge eine ausschlaggebende Rolle.
Unklar bleibt auch die unterschiedliche Gestaltung der Fachwerkfassaden im Oberstock. So ist diese Nutzungsebene talseitig der Tenne durch kleine Öffnungen von 43cm Breite belichtet, während bergseitig der Tenne große Öffnungen von 90cm Breite angelegt wurden. Prinzipiell wird dadurch eine unterschiedliche Nutzung über den Stallräumen angedeutet.
Eine Innengliederung im Oberstock war jedoch nicht nachweisbar.
Zur Abzimmerung der Fachwerkfassaden wie auch des Innengerüstes werden in großem Umfang wiederverwendete Einzelhölzer aus den verschiedenen Abbruchgebäuden verwendet. Viele Hölzer stellen dabei unter anderem die Sparren, Kehlbalken und Pfetten des nicht benötigten Dachteiles der Steinscheune.
Mit der Fertigstellung des Fachwerkstockwerkes begannen jedoch die Probleme. Diese bezogen sich jedoch nicht so sehr auf die Abzimmerung und Aufstellung der Fassaden, als auf die Abzimmerung des Innengerüstes, dass nach der Veränderung des Rastersystems im Erdgeschoss doch zumindest das Dachwerk als einheitliche Konstruktion auf dem Unterbau aufgeschlagen werden sollte, ergaben sich hier einige zimmermannstechnische Schwierigkeiten.
Vom alten Dach der Steinscheune wurden die ersten 6 Binder verwendet. In diesem Bereich besaß die Abbruchscheune jedoch zwei Einfahrten. Dies ist deshalb so bedeutend, da sich nach alter zimmermannstechnischer Gepflogenheit die Bundseiten in den die Tenne begrenzenden Querbindern gegenüberliegen. In Anlehnung an diese Regel resultiert aus der Abfolge von Barn, Einfahrt, Barn, Einfahrt und Barn die Bundseitenlage an den Dachquerbindern. Da nun beim Neubau der Lammscheune die Einfahrt erst in der dritten Zone, also in einem ehem. Barnbereich der Steinscheune, angelegt wurde, besaßen die hier vertikal übereinander liegenden Querachsen vom neuem Unterbau und altem Dach gegensätzliche Bundseitenausrichtungen.
Die Zimmerleute lösten dieses Problem dadurch, dass sie die beiden unterschiedlichen Lagen der Bundseiten über die jeweiligen Binderdachbalken ausmittelten. Sie legten die unteren Enden der Kopfstreben an der Bundseite des Unterbaus an und schwenkten die Streben nach oben zur Bundseite des Dachquerbinders.

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