Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Scheune

ID: 123341435611  /  Datum: 01.08.2017
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Lindenstraße
Hausnummer: 23a
Postleitzahl: 79238
Stadt-Teilort: Ehrenkirchen-Scherzingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Breisgau-Hochschwarzwald (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8315131013
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,9467° nördliche Breite, 7,7331° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Scheune wurde laut dendrochronologischer Auswertung 1829 erbaut. Nach der lokalen Forschung war der ehemalige Besitzer der Hofstelle der Baron von Montagnac. Ein Kruzifix vor der Einfahrt, gestiftet anlässlich des Totes seiner Gattin Anne Joséphine Caroline Victoire de Montagnac im Jahre 1858, unterstreicht neben der herrschaftlichen, im Schlossbau entwickelten Architektur der Scheune den lokalen Bezug der Familie zur beschriebenen Hofanlage.


1. Bauphase:
(1829)
Errichtung des Scheune (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Scheune in 79238 Ehrenkirchen-Scherzingen (Burghard Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der untersuchte Baubestand steht auf einer großen Hofanlage im dörflichen Zentrum von Scherzingen. Die Zufahrt, etwas nördlich von der Lindenstraße zurückgesetzt, erfolgt im Süden und führt annähernd mittig in das Hofareal.
Westlich der Zufahrt liegt das traufseitig ausgerichtete Wohnhaus, während sich im Osten die Erschließungstraufe der untersuchten Scheune erstreckt.
Die nördliche Abgrenzung des Hofes bildete ehemals ein in West- Ostrichtung orientierter, inzwischen abgebrochener Scheunenkomplex. Dessen Südwand war zumindest im östlichen Bereich massiv. Dieser Abschnitt bildet heute den nördlichen Abschluss des untersuchten Scheunenbaus.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei der Scheune handelt es sich um einen langgestreckten, einstöckigen Bruchsteinmauerwerksbau mit zweistöckigem Spitztonnendach, das an der zum Hof gerichteten Traufseite drei Dachhäuschen besitzt. Drei große Einfahrtstore sind mittig an der südwestlichen Traufseite situiert. Diese werden durch Sandsteinpfeiler voneinander getrennt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Mit seiner nördlichen Schmalseite die alte Südwand der abgebrochenen Scheune einnehmend, besitzt der Grundriss des untersuchten Scheunenbaus eine lange, sich in Richtung Süden erstreckende Trapezform. Die Erschließung der Scheune erfolgt an der Traufseite von Südwesten mittels dreier, lediglich durch Sandsteinpfeiler voneinander getrennten Einfahrtsöffnungen in das Scheuneninnere. Eine Brettertüre mit Oberlicht im Nordwesten der hofseitigen Traufwand führt im Inneren entlang der nördlichen Giebelwand in das 1. Dachgeschoss und erschließt im weiteren Verlauf auch das 2. Dachgeschoss.

Der Grundriss des 2. Dachgeschosses wird durch zwei große Räume gegliedert, die über den Längsflur entlang der östlichen Traufseite erschlossen werden.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
An der östlichen Traufwand des Erdgeschosses wurde nachträglich eine Zugangstüre zugesetzt. Der Pultdachanbau am südlichen Ende der hofseitigen Traufwand ist ebenfalls jüngeren Datums. Im 19. Jahrhundert wurden die Raumerschließungen des 1. Dachgeschosses geändert. Fenster im Bereich beider Traufseiten des 1. Dachgeschosses wurden nachträglich geschlossen.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Decken
    • Balkendecke
  • Dachform
    • Tonnendach
  • Verwendete Materialien
    • Putz
Konstruktion/Material:
Langgestreckter Bau aus Bruchsteinmauerwerk, hofseitig dreizonig durch Sandsteinpfeiler geöffnet, Erdgeschoss von Balkendecke überspannt; Dach als Spitztonnendach ausgeführt; Raumeinbauten im 1. Dachgeschoss mit Dielenfußboden und verputzten Wänden.


Der Unterbau
Mit seiner nördlichen Schmalseite die alte Südwand der abgebrochenen Scheune einnehmend, besitzt der Grundriss des untersuchten Scheunenbaus eine lange, sich in Richtung Süden erstreckende Trapezform. Die massive Ostwand bildet die heutige Hofbegrenzung und besitzt drei schlitzartige Belichtungsöffnungen. Eine mögliche vierte Öffnung wurde zu einem späteren Zeitpunkt zum Durchgang ausgebrochen.
Die Westwand besteht aus zwei im Norden und Süden ausgeführte Zungen, die mit der nördlichen und mit der südlichen Giebelseite die Winkel der Scheune ausbilden. Der verbleibende Wandabschnitt zwischen den beiden Zungen wird durch zwei Sandsteinpfeiler in drei Abschnitte gegliedert. Der nördliche Abschnitt besitzt ein Schiebetor. Die verbleibenden Öffnungen sind offen. Den oberen Abschluss der Erschließungswand bildet ein mächtiger hölzerner Unterzug.
Parallel zur nördlichen Schmalseite führt die einläufige Treppe nach oben. Der Zugang erfolgt über eine mit einem Sandsteingewände eingefasste Türöffnung. Über dem ehemals hallenartigen Scheunenraum ist das Gebälk einsichtig. Ursprünglich freigespannt, wird es mittig durch einen über die Dachkonstruktion aufgehängten Unterzug unterstützt. Das Gebälk ist über zwei Drittel der Scheunenlänge genutet. Der vorgesehene Bretteinschub war wohl nie eingebaut.
Das bauzeitliche Tragsystem ist nicht mehr intakt. Im angetroffenen Zustand wird das Gebälk durch zwei firstparallel verlaufende Unterzüge, getragen von hölzernen Einzelstützen, gesichert.

Die Dachkonstruktion
Nach den dendrochronologischen Daten im Jahre 1829(d) abgezimmert und aufgeschlagen, handelt es sich bei dem untersuchten Dachwerk um ein Bohlenlamellendach, bei dem die Dachhaut anstelle von Sparren oder Rofen von Bohlenlamellen getragen wird. Konstruktiv gesehen, sind die Bohlenlamellen mit Sparren vergleichbar, da auch sie in einem gewissen Umfang selbsttragend sind. Dazu sind sie am First miteinander vernagelt und fußzonig in die Dachbalken eingelassen. Hergestellt aus mindestens zwei, zueinander versetzten und durch geschmiedete Nägel miteinander verbundenen Brettschichten sind die Lamellen für gebogene bzw. geschwungene Dachprofile das ideale Bauholz. Im vorliegenden Fall bestehen die Bohlenlamellen aus zwei, jeweils 4,5cm dicken Bohlen die mit ihren kurzen und überlappenden Brettfolgen einen spitzbogenförmigen Dachquerschnitt ergeben.
Zur Stabilisierung der Lamellen in Querrichtung wurden auf ca. halber Dachhöhe Breitkant verlegte Kehlbalken verbaut. An ihren beiden Enden geschlitzt, sind darin die Lamellen eingelassen. Getragen werden die Kehlbalken von zwei firstparallel verbauten Rähmhölzern. Diese verlaufen unter den Kehlbalkenenden und entlasten sich auf mehreren gesprengten Querbünden. Kombiniert mit den unter den Dachschrägen ausgeführten Längsbünden bilden diese eine liegende, auf Schwellen gegründete Stuhlkonstruktion aus. Im Norden beginnend besteht sie aus drei Querbünden auf denen infolge der abgewalmten Dachabwinklung ein Diagonalbund und zwei Gradbinder folgen.
Über die Querbünde werden nicht nur die Rähmhölzer getragen. Ergänzt durch dachhohe Hängehölzer, die im 2. Dachgeschoß auf die Kehlbalken abgestrebt werden, wird über sie der unter den Dachbalken verlaufender Unterzug aufgehängt. Über ihn entlastet sich das Dachgebälk, das in seiner ursprünglichen Ausbildung den Scheunenbau frei überspannte. Die eigentliche Aufhängung erfolgt über durchgebohrte Gewindestangen, an denen der Unterzug mittels Schrauben und Unterlegscheiben befestigt ist. Bedingt durch die hohe Beanspruchung sind sowohl die Hängehölzer, wie auch die Bundstreben der Bünde im Bereich der Abwalmung gedoppelt. Untereinander verzahnt sind sie durch Eisenverschraubungen verbunden.
Dass es sich bei der angetroffenen Dachkonstruktion um eine bauliche Einheit handelt belegen unter anderem die Abbundzeichen. So sind die Bohlenlamellen von Nord nach Süd mit der römischen Zahlenfolge und die Querbünde durch die steigende Folge von Ausstichen gekennzeichnet. Die Hölzer der Osttraufe sind durch eine, die Hölzer der Rückseite durch zwei Ruten gekennzeichnet.

Nutzung
Prinzipiell lassen sich drei unterschiedliche Nutzungsbereiche ablesen. Im Erdgeschoss ist dies der große offene und ungeteilte Abstellplatz für den höfischen und landwirtschaftlichen Fuhr- und Maschinenpark, während der Dachraum zum Wohnen und Lagern der Feldfrüchte diente. Ersteres beschränkte sich auf zwei unbeheizte Kammern die neben ihrer Funktion als Schlafräume für das Gesinde auch als Lagerräume genutzt wurden. In Anlehnung an die genuteten Dachbalken (gedacht für den isolierenden Bretteinschub), war dieser Bereich wohl zum Zeitpunkt des Abbundes größer geplant, wie dann auch die Isolierung nicht eingebaut wurde. Bezogen auf die Ausstattung haben sich neben den Treppenläufen in das 1. und 2. Dachgeschoss, die verputzten, bzw. bemalten Decken und Wände der Kammern, sowie deren Türen und die stark beschädigten Fensterflügel erhalten.
Die weitaus größte Fläche des Dachraumes diente als Lager für das Korn. Einzelne Abtrennungen für die Kornschütten konnten im 1. Dachgeschoss aufgenommen werden. Unklar ist, in welcher Form die Feldfrüchte eingebracht wurden. So ist es nicht auszuschließen, dass eine der zwischenzeitlich geschlossenen Dachflächenöffnungen die Funktion einer Aufzugsgaube besaß. Ansonsten stand für den Transport nach oben die aus Eichenholz gebaute Treppenanlage und eine innere Aufzugsvorrichtung zur Verfügung.
Als weiterer Lagerraum diente das 2. Dachgeschoss. In Anlehnung an die vielen Eisennägel, eingeschlagen an den Unterseiten der Bohlenlamellen, wurde hier möglicherweise Tabak aufgehängt. Zur Belichtung und Belüftung des Dachraumes waren an der Rücktraufe drei und an der Erschließungstraufe 6 Öffnungen angelegt. Die rückwärtigen Öffnungen wurden später durch zwei Dachlegefenster ersetzt.

Das Schadensbild und Ursachen
So wertvoll der Baubestand einzuordnen ist, so gewichtig ist auch das angetroffene Schadensbild. Die folgenden Aussagen betreffen ausschließlich das Holzwerk, da der massive Unterbau keine baulichen Mängel aufweist.
Bei den insgesamt 20 Dachbalken sind alle östlichen Balkenauflager nicht mehr in ihrer ursprünglichen Ausführung erhalten. Infolge langanhaltendem Wassereintritt am Dachfuß sind sie abgefault und enden mit deutlicher Absenkung vor der östlichen Massivwand. Im angetroffen Zustand werden sie durch einen provisorisch unterstützen Unterzug abgefangen. Die fehlende Verklammerung des Gebälks mit der Mauerkrone wird gleichfalls notdürftig durch beigelegte Balkenstücke ausgeglichen. Ergänzend dazu tragen diese punktuell die Schwelle der Stuhlkonstruktion. Die einseitige Setzung führte zu Spannungen und Verformungen im Profil der Bohlenlamellen. Sie sind entweder gebrochen, oder in ihren Schichtungen verschoben. Parallel lösten sie sich aus den Zangen der Kehlbalkenenden. Fußzonig sind sie heute einem Betonkranz aufgestellt.

Orientiert am bauzeitlichen Zustand waren ursprünglich 10 Dachöffnungen angelegt. Davon sind heute noch 4 Öffnungen erhalten. Undichtigkeiten und mangelnde Unterhaltung führten quasi an allen Fensteröffnungen zu punktuellen Schäden im Dachfußbereich, deren genaues Ausmaß zum jetzigen Zeitpunkt nicht genauer zu beschreiben ist.
Gleiches gilt für die Beurteilung des Schadensumfanges an den Oberseiten der Bohlenlamellen. Infolge der Einfachdeckung und Abdichtung der Fugen durch Schindeln, sind viele Oberseiten morsch.
Die vielen Beilaschungen gleichen somit nicht nur die Verformungen der Lamellen, sondern bilden auch die Auflager für die Dachlatten.

Das bauzeitliche Tragsystem mit dem abgehängten, die Dachbalken unterstützenden Hängewerk ist nicht mehr aktiv. Mit hoher Wahrscheinlichkeit überlastet, wurde es durch mehrere, im Erdgeschoss eingestellte Tragachsen ersetzt. Deren Entfernung erfordert entweder die Reaktivierung der Hängewerke, oder eine Beibehaltung des inneren Tragsystems in anderer Form.

In diesem Zusammenhang ist der Einbau der beiden Dachkammern zu sehen. Der durchlaufenden Dielung aufgesetzt, führten deren zusätzliche Lasten zu einer starken Absenkung der die Kammerwände tragenden Dachbalken. Das Resultat ist eine in Firstrichtung verlaufende, sich wellenartig fortsetzende Verformung über die gesamte Dachhöhe.

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