Wohnhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Heidelberger Straße |
Hausnummer: | 12 |
Postleitzahl: | 68723 |
Stadt-Teilort: | Schwetzingen |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Rhein-Neckar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8226084005 |
Flurstücknummer: | 286 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus, Karlsruher Straße 2 (68723 Schwetzingen)
Moschee im Schlossgarten, Wandelgang, Schlossgarten (68723 Schwetzingen)
Bauphasen
Das Wohnhaus war Teil einer ehemaligen Hofanlage mit Stallungen, Scheune, weiteren Wohngebäuden und einem großen Garten.
Die Toreinfahrt und eine Tür rechts sind inschriftlich auf das Jahr 1619 zu datieren. Die Eingangstür links besitzt einen als Spolie zu deuteten überwölbten Türsturz, der vermutlich die inschriftliche Datierung „1626“ trägt.
Das Wohnhaus wurde im 17. Jahrhundert auf dem Keller eines Vorgängerbaus mit der Erschließung im Westen errichtet. Durch Brandeinwirkung wurde es stark beschädigt (30-jähriger Krieg, bzw. unmittelbar vor 1717) und unter der Beibehaltung des massiven Erdgeschosses im Jahr 1717 in seiner heutigen Dimension neu gebaut. Die Erschließung des EG erfolgte an der westlichen Traufseite. Das EG und 1. OG gliederten sich jeweils in drei Zonen, die auch im jetzigen Zustand noch erkennbar sind. Links und rechts vom Flur lagen im EG die zum Hof hin orientierte Stube bzw. Nebenstuben und Kammer, dahinter die damalige Küche. In das 1. OG gelangte man vermutlich über eine in der heutigen Küche durch einen Sockel und im Obergeschoss an einem Abdruck noch ersichtliche Treppe. Unklar ist die Aufteilung der Flurzone im OG. Auffälligerweise befinden sich an der Decke im Flur zwei heute zum Teil angeschlagene Stuckpofile, deren Verlauf durch einen nachträglich eingepassten Unterzug getrennt wurde. Fraglich ist, ob im 1. OG eine Küche existiert hat. Dagegen spricht, dass die Türöffnungen zur heutigen Küche hochwertig profilierte Gewände und zur Ostseite hin eine ehemalige Doppelfensteröffnung besitzen. Diese Ausstattung wäre für eine Küchennutzung in jedem Fall äußerst aufwändig. Da der Ofen vom Flur aus zu schüren war, ist diesem Raum eher eine Nutzung als Kammer oder Nebenstube zuzuweisen.
Die Ausrichtung der Räume verhielt sich im ursprünglichen Zustand wohl umgekehrt zur heutigen Situation und Stuben und Nebenstuben zum damaligen Hof nach Westen orientiert.
Um 1748 wurde das Gebäudeinnere barockisiert, wovon die Türgewände, Türblätter und Deckenstuck zeugen.
Die Nutzungsbedeutung des Hauses ist nur im Zusammenhang mit dem Gebäude Heidelberger Straße 10 zu verstehen. Im Jahr 1856 wurde das Großanwesen Heidelberger Straße 10 und 12 geteilt. Haus Nr. 12 erhielt einen eigenen Hof auf der Ostseite, von dem aus eine neue Eingangssituation geschaffen wurde. Der Zugang von Westen sowie der Kellerzugang wurden verschlossen. Diese Umorientierung des Hauses hatte auch für die Grundrissdisposition Konsequenzen.
(1619 - 1717)
(1717)
(1748)
(1856)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzuntersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Die zwei Obergeschosswohnungen sind über eine außenliegende, überdachte Treppe an der Ostseite erreichbar. Eine Galerie führt zum heutigen WC und in eine lange Flurzone, auf die zwei Wohnungen folgen. Auch in diesem Geschoss ist die dreizonige Teilung trotz Umbauten wahrnehmbar. Die Wohnung im hinteren Bereich des Gebäudes besteht aus einer Küche und zwei Zimmern, wobei alle Räume jeweils durch eine Tür miteinander verbunden sind.
Die zweite Wohnung ist über die in ihrer Mittelzone befindenden Küche aus zugänglich. Zwei Wohnräume befinden sich in der zur Straße zugewandten Zone. Auch hier sind alle Räume jeweils durch eine Tür miteinander verbunden.
Der Zugang zu den Dachräumen erfolgt über eine Treppe im Flur des Obergeschosses. Das 1. DG diente als Trockenplatz mit Räucherkammer. Das 2. DG ist nicht ausgebaut.
Bei einem Fenster auf der Westseite wurden Teile eines älteren Sandsteinsturzes (Renaissance) als Fenstergewände wiederverwendet.
In der linken Wohnung im 1. OG wurde in der Küche ein Doppelfenster zum Teil zugesetzt.
Konstruktionen
- Mischbau
- Obergeschoss(e) aus Holz
- Gewölbe
- Kreuzgratgewölbe
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Fenster
- bemerkenswerte Türen
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
- besondere Bodenbeläge
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Backstein/Lehmziegel
- Dachform
- Satteldach mit Schopfwalm (Krüppelwalm)
Das Wohnhaus besteht aus einem massiven EG und einem Fachwerkobergeschoss, dessen Gefache mit Backsteinen ausgemauert wurden. Das Fachwerk ist zweifach verriegelt und durch K-Streben ausgesteift. In dem straßenseitig gelegenen Zimmer im Westen des EG verläuft mittig ein hölzerner Unterzug. In dem anschließenden Raum nach Osten verläuft ebenfalls ein Unterzug (Eisenträger).
Das Dach ist zweigeschossig und wird von einem Satteldach mit beidseitigem Krüppelwalm überzogen. Die Dachräume weisen einen liegenden Stuhl im 1. und einen stehenden Stuhl im 2. Obergeschoss auf. Der liegende Dachstuhl im 1. DG wurde mit Schwelle, Kehlbalken, Spannriegel und Kopfstreben sowie Windverbänden zur Aussteifung abgezimmert. Das 2. DG wurde mit aussteifenden Kopfbändern erbaut. Für beide Dachgeschosse wurde überwiegend Weichholz verwendet. Auffallend ist, dass sowohl gebeilte als auch gesägte Sparren vorkommen. Das Holz der Giebelseiten ist offensichtlich hochwertiger (Eiche). Im 1. DG weisen zahlreiche Holzdolen in den Sparren und Deckenbalken auf eine ehemalige Nutzung als Trockenplatz hin; vermutlich für Tabak. Eine fachmännisch abgezimmerte Wand bildet den Abschluss einer ehemaligen Räucherkammer. Es liegen keine Hinweise für eine weiter vorne abschließende Wand oder Tür für diese Räucherkammer vor.