Weberei und Spinnerei "Leuze"
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Kirchheimer Straße |
Hausnummer: | 121 |
Postleitzahl: | 73252 |
Stadt-Teilort: | Lenningen-Unterlenningen |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Esslingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8116079013 |
Flurstücknummer: | 700 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
keine Angabe | |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
1. Beinhaltet Bauteil: | Ehem. Batteurbau, Teil der Weberei und Spinnerei "Leuze", Kirchheimer Straße 121 |
Bauphasen
Im Jahr 1861 wird das Baugesuch zum Bau einer mechanischen Weberei in Unterlenningen eingereicht. Dabei handelte es sich um ein 2,5-stöckiges Baumwollwebereigebäude mit Abtritt und Anbau, ein einstöckiges Dampfkesselhaus neben dem Fabrikgebäude, einem zweiteiligen 2,5-stöckigen Wohnhaus aus Fachwerk mit Stallung, Remisen und Magazin und einem einstöckigen Dampfkesselhaus.
Der eigentliche Betrieb wird erst 1863 aufgenommen. Bereits in diesem Jahr wird ein Erweiterungsbau notwendig, der das bestehende Webereigebäude um einen 3-stöckigen Mittelbau erweitert. Daran wird ein anschließendes 2,5-stöckiges Gebäude, ebenfalls für die Baumwollspinnerei, gespiegelt. Es entsteht das bis heute erhaltene symmetrische Fassadenbild mit zentralem Mittelbau und flankierenden Webereiräumen im Erd- und Untergeschiss. 1864 wird der Anbau in Betrieb genommen. Bis 1870 werden weitere Anbauten und Zusatzbauten wie zum Beispiel die Erweiterung des Kesselhauses (1866) oder der Bau des Staubhauses (1870) errichtet.
Ab 1885 wird Unterlenningen zum Nebenstandort und nur noch als Spinnerei genutzt. In den Folgejahren entstehen weitere den Gebäudekomplex prägende An- bzw. Neubauten: das Batteurgebäude (1886) mit Staubturm (1896) oder der Neubau eines Wasch- bzw. Badeshauses durch den Architekten Philipp Jakob Manz.
1907/08 entstehen in Folge eines Spinnereibrands (1905) die Shedhallenanbauten, die der Architekt Manz mit doppelt verglasten Sheddächern und einem Aufzugsanbau direkt als Erweiterungsbau an die alte Spinnerei anschloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Werk weiter ausgebaut. Im Jahr 1953 erfolgt ein breiter, rückwärtiger Anbau einer modernen Kämmerei und einer so genannten Mischung, 1986 der Bau einer Produktionshalle und 1991 der Neubau einer Kammgarnspinnerei.
Im Jahr 2000 wurde das Unterlenninger Werk stillgelegt.
(1861 - 1863)
Fertigestellung und Inbetriebnahme bis 1863
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Bauten für Transport und Verkehr
- Remise/Garage
- Gewerbe- und Industriebauten
- Industrieanlage, Fabrik
- Weberei, Weberhaus
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Stallgebäude
- Militärische Anlagen
- Magazin
- Holzgerüstbau
- allgemein
(1863 - 1864)
- Anbau
- Gewerbe- und Industriebauten
- Weberei, Weberhaus
(1866)
- Anbau
- Gewerbe- und Industriebauten
- Bergwerksgebäude, -anlage
(1870)
(1886)
(1896)
(1905)
- Gewerbe- und Industriebauten
- Bergwerksgebäude, -anlage
(1907 - 1908)
- Anbau
- Dachform
- Sheddach
(1953)
- Anbau
(1986)
- Gewerbe- und Industriebauten
- Bergwerksgebäude, -anlage
(1991)
(2000)
Zugeordnete Dokumentationen
- Abbruchdokumentation
Beschreibung
Der Komplex besteht aus dem dreiteiligen Spinnereigebäude einer unmittelbar in der Gebäudeflucht angrenzenden Shedhalle, einer rückwärtigen angebauten Haller der 1950er Jahre, kleineren Anbauten wie Werkstätten und ähnlichem, einem abgerückt stehenden Batteurbau und einem ebenfalls abgerückten Waschhaus.
Eine Kanalabzweigung des Baches verlief schräg unter dem dreiteiligen Hauptbau hindurch, um die Wasserkraft im Untergeschoss anzutreiben.
- Siedlung
- Randlage
Der dreiteilige Hauptbau ist mehrheitlich in Muschelkalk erbaut. Die segmentbogenförmigen Fenster- und Türstürze bestehen aus gelb geschlämmtem Sandstein. Gurtgesimse mit einem Zahnfries aus Backstein akzentuieren außerdem die Fassade. Die Webereigebäude mit Mittelbau zeigen eine regelmäßige horizontale und vertikale Gliederung.
Die flankierenden Webereigebäude sind traufständig gesetzt und in Aufbau und Gestaltung nahezu identisch. Der Ursprungsbau im Osten von 1861, die alte Weberei, ist durch seine zweigeschossige Befensterung, ein Gurtgesims aus Backsteinen in Form eines Zahnfrieses und einer abgesetzten Sockelzone aus Stubensandstein horizontal untergliedert. Die Vertikalgliederung mit sieben Fensterachsen ist durch eine variierende Fenstergestaltung zusätzlich betont. Ein Fenster des Erdgeschosses mit dekorativem kassettiertem Brustüngsfeld trägt im Schlussstein die Jahreszahl 1861 (i). Der Haupteingang im Westen mit rundbogigem Türsturz ist durch einen hervortretenden Schlussstein mit Inschrift "C & A Leuze" (i) betont.
Stilistisch ist der traufständige Webereianbau der "Neuen Weberei" nah am Ursprungsbau angelehnt. Im westlichen Bereich ist die Fassade durch den Aufzugsanbau von 1907 bzw. der 1950er Jahre unterbrochen.
Direkt an der westlichen und südwestlichen Fassade schließt ein eingeschossiger L-förmiger, verputzter Shedhallenbau mit massiven Außenwänden aus Backstein an, dessen Fassade durch einen Putz mit eingeritzter Steinquaderung dem Hauptbau angepasst wurde. Der Shedhallenbau wird durch 12 Fensterachsen, ein horizontal gegliedertes Zahnfries aus Backstein und die abgesetzte Sockelzone gegliedert.
Vor die einheitliche Nordfassade wurde ein verputzter vier- und dreigeschossiger Aufzugsanbau mit Flachdach gestellt.
Die zum Hauptbau rückwärtig liegenden Gebäude sind meist verputzt oder backsteinsichtig belassen und weniger hervorgehoben. Sie zeigen eine unregelmäßige Dachlandschaft mit flachen Satteldächern, gedeckt mit Biberschwanz oder Stahl-Glaskonstruktionen sowie Dächern mit Bitumen, die in ihrer Höhe unterhalb des Webereifirstes bleiben und eine weitestgehend einheitlich gleiche Geschossigkeit aufweisen.
Zonierung:
Der ursprüngliche Webereibau der "Alten Weberei" steht auf längsrechteckigem Grundriss mit regelmäßiger Stützenreihung und räumlich abgetrenntem Treppenhaus, das zum OG und 1. DG führt. Quer zum Treppenhaus ausgerichtet steht der schmale längsrechteckige Mittelbau. An diesen schließt der Erweiterungsbau der Weberei, die "neue Weberei", der in seiner Ausrichtung dem Ursprungsbau nachempfundne wurde. Er besitzt eine ebenfalls regelmäßige Stützenreihung, ist jedoch maßgeblich breiter.
Im Westen und Südwesten schließt der zweiteilige Shedhallenbau auf L-förmigem Grundriss mit ebenfalls regelmäßiger Stützenstellung an. Daran anschließend befinden sich Hallen der 1950er Jahre, von 1981 sowie aus dem Jahr 1990. Mittig zwischen den Shedhallen und der Halle der 1950er Jahre steht auf fast quadratischem Grundriss ein Staubturm aus Backstein, der mit einer Backsteinwand in Querrichtung den südöstlichen Bereich der Shedhallen vom südwestlichen Hallenbereich abtrennt.
Die Nebengebäude und Anbauten im südöstlichen Firmenareal, hinter der Alten Weberei, sind auf rechteckigem Grundriss kleinteiliger aneinandergefügt. Über das Treppenhaus im vorderen Gebäude gelangt man in den Turbinenraum, der die Turbinen der Wasserkraftanlage über eine Höhe von zwei Geschossen überspannt. Dahinter liegen im EG zwei Werkstatträume und im OG, mit dem Turbinenhaus verbunden, der zugehörige Schaltraum und ein weiterer Werkstattraum. Das im Südosten auf polygonalem Grundriss gelegene Kesselhaus kann über die kleinteiligen Nebenräume des Schaltraums und der Schlosserei im OG oder von der Außenfassade im Westen erreicht werden.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- hammerrechtes Schichtenmauerwerk
- Dachform
- Satteldach
- Sheddach
- Verwendete Materialien
- Eisen
Die Stützenkonstruktin des Tragwerkes ist im Hauptbau und in den Shedhallen durch ein annähernd regelmäßiges Stützenraster mit zwei bis drei Reihen in Längsrichtung gegliedert, das sich im Obergeschoss der Alten und Neuen Weberei so fortsetzt. Bei den Stützen der Alten und Neuen Weberei handelt es sich um gusseiserne Rundstützen mit unterschiedlich verzierten Kapitellen, wohingegen die Stützen der 1910er Jahre aus doppelten U-Profilen bestehen.
Die Dachkonstruktion der Alten und Neuen Weberei zeigt ein hölzernes Dachtragwerk, die der Anbauten bestehen mehrheitlich aus Stahl- bzw. Stahl-Glas-Konstruktionen.