Kellhof
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Kellhofstraße |
Hausnummer: | 6 |
Postleitzahl: | 88697 |
Stadt-Teilort: | Bermartingen |
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|
Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Bodenseekreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8435005003 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 47,7304° nördliche Breite, 9,3484° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Das Hauptgebäude des „Kellhofes“ weist noch einen umfangreichen bauzeitlichen Bestand auf. Dabei ist auch die bauzeitliche Grundrissgliederung von um 1742 fast unverändert überkommen: Der Wohnteil zeigt im Erdgeschoss eine für die Bauzeit exemplarische Anordnung von Stube, Flur und Küche. Der an die Stube anschließende südöstliche Eckraum, üblicherweise als Stubenkammer bezeichnet, fand in diesem Falle wohl als Speise- oder Lagerkammer Verwendung und beherbergte zudem den ursprünglichen Kellerabgang mit Außenzugang auf der Ostseite. Die zuerst rein ökonomisch genutzte nördliche Gebäudehälfte erfuhr dagegen einige Veränderungen, die einerseits vermutlich in der Abkehr vom anfänglichen Weinbau hin zur Viehhaltung und in der 3. Querzone vor allem mit einer späteren Umnutzung zu Wohnzwecken in Verbindung stehen.
In gefügekundlicher Hinsicht stellt auch das konstruktiv durchaus hochwertige Dachwerk eine Besonderheit dar, da es für eine Bauzeit um die Mitte des 18. Jh. noch recht veraltete Holzverbindungen aufweist. Die dendrochronologisch gesicherte Bauzeit um 1742 überraschte, da die liegende Stuhlkonstruktion mit den noch verblatteten, mehrfach abgestuften langen Kopfbändern augenscheinlich eine weitaus frühere Entstehungszeit etwa in der 1. H. 17. Jh. erwarten ließ.
Etwas irreführend ist auch die zum „Kellhof“ überlieferte Geschichte, der zufolge während der Bauernkriege um 1525 der sog. „Seehaufen“ unter dem Anführer Eitel Hans Ziegelmüller hier gelagert haben soll.
Das untersuchte Hauptgebäude wurde als heute ältestes Gebäude des Anwesens jedoch nachweislich erst um 1742 erbaut und ist damit mehr als zweihundert Jahre nach den Bauernkriegen entstanden. Womöglich existierte ein mittelalterlicher Vorgängerbau.
(1742)
• Zweigeschossiger Massivbau mit vierzonig /zweischiffiger Grundrissgliederung und zweigeschossigem Halbwalmdach.
• Breiter zweiflügeliger Kellerzugang auf der Ostseite.
• Die vierte Querzone öffnete sich über eine Höhe von 4,50 m frei nach oben und besaß in der nördlichen Außenwand zwei große segmentbogige Eingänge und einen schmaleren Personeneingang.
• Die Stube -Küche- Fluranordnung blieb bis heute unverändert. Herdstelle und Rauchfang im südwestlichen Raumeck der Küche, Ofen im nordöstlichen Raumeck der Stube.
Eine Rauchkammer im 1. Dachgeschoss, in senkrechter Flucht des Rauchfanges, abgeteilt durch eine Fachwerkwand unter dem Längsunterzug, mit Lattenverputzdeckung.
• Besonderheit: Im Obergeschoss Laubengang entlang der Ostseite, beginnend im Süden bis etwa zur Gebäudemitte.
• Erste Nutzung: Aufgrund der Befundlage ist anzunehmen, dass das die 4. Querzone ursprünglich einen Torkel (Baumpresse) beherbergte und der Balkenkeller mit seinem breiten Außenzugang der Lagerung von Weinfässern diente.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
(1816 - 1850)
• Ab dem frühen 19. Jh. muss die Weinherstellung aufgegeben worden sein. Die 4.Querzone bot ab dieser Zeit nicht mehr genügend Raum für eine Weinpresse, da auf einer Höhe von ca. 2,30 m eine Zwischenebene eingezogen wurde.
• Vermutlich erfolgte gleichzeitig auch der Einbau eines Stalles im hofseitigen Gefach der 3. Querzone sowie der Ausbau der darüber liegenden Kammer im Obergeschoss zu Wohnzwecken.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
(1900 - 1970)
Im 20.Jahrhundert erfolgten mehrere Renovierungsphasen, wobei die historische Innenausstattung im Wesentlichen durch eine moderne Ausstattung ersetzt wird.
Die Gestaltung der Außenfassade, der Rauhputz auf den Außenwänden, die geschweiften Ortgangbrettchen sowie die Bemalung der Klappläden geht im Wesentlichen auf eine Zeit um 1900 und die 1. H. 20. Jh. zurück. Die Blockrahmenfenster stammen noch aus der Bauzeit.
• Die einstige durch Befunde belegte Rauchkammer wird aufgegeben.
• Die vormals festen Fachwerkwandungen in den Querbünden des 1. Dachgeschosses werden entfernt.
Einbau eines innen liegenden Kellerabganges vom Querflur aus.
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
- Ausstattung
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Bauernhaus
Das massiv gebaute, zweigeschossige Hauptgebäude ist vollflächig verputzt, zeigt eine relativ regelmäßige Fensteranordnung und schließt mit einem zweigeschossigen Halbwalmdach ab.
Zonierung:
Das hofseitige Längsschiff weitaus breiter als das rückwärtige, die Querzonen unterschiedlich breit. Die zweite Querzone erschließt als schmale Flurzone mit moderner, einläufiger Treppe alle umliegenden Räume und das Obergeschoss.
Der Wohnteil liegt in der südlichen Hälfte, die nördliche Hälfte diente mit dritter und vierter Querzone zuerst rein ökonomischen Zwecken. Die dritte Querzone beherbergt im Erdgeschoss hofseitig den früheren Stall, im Obergeschoss wurden zu späterer Zeit weitere Kammern zu Wohnzwecken ausgebaut. Die vierte Querzone zieht sich als einstige Tenne ungeteilt über die gesamte Haustiefe und ist zum Hof hin mit einem hohen rundbogigen Einfahrtstor ausgestattet.
Unter dem Wohnteil ist ein Balkenkeller ausgebildet, der ursprünglich von außen auf der Ostseite erschlossen wurde. Das zweiflügelige Eingangstor ist noch erhalten, jedoch raumseitig verschalt. Die heutige Erschließung erfolgt von innen über den Querflur im Erdgeschoss.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Bruchstein
- Wacken/Kiesel
- Dachform
- Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
- Decken
- Bohlendecke (Bohlenboden)
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
Die nördliche Außenwand ist raumseitig unverputzt. Sie besteht im Erdgeschoss aus Ziegelmauerwerk, im Obergeschoss aus Wacken -und Bruchsteinmauerwerk. Die Giebelscheiben des 1. Dachgeschosses sind in Ziegel gemauert.
Die Innenwände aus einriegeligem Nadelholzfachwerk mit kräftigen Ständern, verzapften Wandstreben und Ziegelausfachung.
Das Dachwerk hat seit der Bauzeit - um 1742 - nur wenige, eingreifende Veränderungen erfahren. Zweigeschossiges Sparrendach mit Halbwalm. Die Querbünde im 1.Dachgeschoss mit liegendem Stuhl. Das 2. Dachgeschoss ist ohne Stuhl konstruiert.