Schlosskapelle Stegen-Weiler, sog. Sebastianskapelle
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Hauptstraße |
Hausnummer: | 4 |
Postleitzahl: | 79252 |
Stadt-Teilort: | Stegen |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Breisgau-Hochschwarzwald (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8315109030 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Schloss Stegen-Weiler, ehem. Kagenecksches Schloss |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Bauphasen
Die sog. Sebastianskapelle wurde als Schlosskapelle im Jahr 1250 erbaut.
1842 wurde sie umfangreich renoviert und die Kapelle erhielt eine hölzerne Kassettendecke mit eingelassenem Rundbild des hlg. Sebastian durch den Maler Jopseh Schultis. 1982-83 wurde eine Sakristei angebaut.
Außenseiten und Innenraum der Kapelle sind dick verputzt und lassen auch im Streiflicht keinerlei frühere Baustrukturen erkennen. Auch der Hinweise auf eine frühere Zugangstür auf der Nordseite, wie sie auf dem spätgotischen Altarbild an der Nordwand dargestellt ist, waren zu vermissen. Die sichtbaren Werksteine von Fenstern und Chorgewölbe gehen auf das 19. Jahrhundert zurück. Lediglich das Türgewände des Westportals könnte aus der Spätgotik stammen, wurde aber offensichtlich stark überarbeitet.
(1600 - 1799)
- Dachgeschoss(e)
(1663)
- Untergeschoss(e)
(1810 - 1999)
- Dachgeschoss(e)
(1850 - 1899)
- Dachgeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Restauratorische Untersuchung des Flügelaltares
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Sakralbauten
- Kapelle, allgemein
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Bruchstein
- Dachform
- Satteldach
- Zeltdach/Pyramidendach/-helm
Frühestes Bauteil ist die Chorbogenwand. Ihr Mauerwerk besteht auf beiden Seiten aus kleinen Steinen vorwiegend ähnlichen Formats und in regelmäßigen Lagen, stellenweise in leichtem Fischgrätverband gesetzt. Im abgestrichenen Mauermörtel wurden Kellenstriche angelegt, der auf westlicher und östlicher Seite jeweils, zumindest in Teilbereichen, beachtlich gut erhalten ist. Der Mauerverband enthält, soweit erkennbar, keinerlei Ziegel- oder Backsteinstücke, jedoch viele Steine mit Rotfärbung, wie sie in der Regel durch hohe Temperaturen bei einem Gebäudebrand entstehen kann. Diese sind aber vereinzelt und die Rötung reicht auch in die Mauertiefe hinein, sodass davon auszugehen ist, dass die Steine von einem durch Feuer zerstörten Gebäude stammen und hier neue Verwendung gefunden haben.
Ein Stück von der heutigen Dachneigung ist eingerückt und in Höhe der Kehlbalkenlage des Dachwerks bricht das Mauerwerk ab, ohne dass gesicherte Befunde für die Lage oder Neigung einer früheren Dachschräge oder Balkenlöcher eines früheren Dachwerks zu erkennen wären, demzufolge auch die frühere Höhe des Gebäudes nicht ermittelt werden konnte. Die Ausdehnung des Mauerwerks macht jedoch deutlich, dass der zugehörige Baukörper etwa die Breite und Höhe der bestehenden Kapelle gehabt haben müsste oder größer war. Rechts und links außen bestehen größere Fehlstellen im Mauerwerk, wovon diejenige auf der Südseite mit Backsteinen gefüllt und diejenige auf der Nordseite flächig verputz worden ist. Was es mit ihnen auf sich hat, konnte nicht geklärt werden. Der mittige Durchgang wurde zu einem späteren Zeitpunkt durch das Mauerwerk gebrochen bzw. ausgeweitet.
Aufgrund der flachen Decke des Kirchenraums konnte an der westlichen Seite der Wand das Mauerwerk nicht weiter nach unten verfolgt werden, was aber das Chorgewölbe auf der östlichen Seite möglich macht. Dort ist kleinteiliges Mauerwerk mit Kellenstrich auch unterhalb der Dachbalkenlage zu finden.
Im näheren Bereich der Wölbung ist das Mauerwerk jedoch ausgebrochen und durch neues Mauerwerk ersetzt worden. Dies ist in Verbindung mit dem Einbau eines neuen Chorbogens geschehen, dessen große und hier nur grob zugerichtete Bogensteine teilweise sichtbar sind. Bei dem großen Stein, der die Schwelle des Durchgangs bildet, handelt es sich um den Rücken des Schlussteins. Im Kirchenraum ist der spitzbogige Chorbogen vollständig verputzt, sodass unklar ist, ob auch seine Innenseite nur grob zugerichtet und verputzt oder ob er aus Werksteinen versetzt worden ist.
Die gute Erhaltung von Mauerstruktur und Kellenstrich auf beiden Seiten der Wand machen deutlich, dass diese seit der Errichtung nie längere Zeit bewittert, nie überputzt und nie überstrichen worden war. Für die Ostseite bedeutet dies, dass schon immer ein Chorbau von mindestens gleicher Höhe und Breite bestanden hat.
Westliche Giebelwand im Dachraum:
Das Mauerwerk des Westgiebels ist gänzlich anders aufgebaut als die Chorbogenwand. Zusammengesetzt ist es aus Bruchsteinen, Ziegel- und Backsteinstücken in einem wenig regelmäßigen Verband und verläuft in dieser Form in ganzer Dachhöhe. Auf der Innenseite sind Brettabdrücke zu erkennen, wonach das Mauerwerk gegen eine Brettschalung gesetzt worden ist. Im Bereich des mittigen Fensters sind Spolien vermauert, die einen Falz, scharrierte Oberflächen und ein Versatzzeichen in Form einer 3 erkennen lassen.
In Verlängerung des südlichen Stuhlrähms findet sich der einige Zentimeter ins Mauerwerk eingreifende Abdruck eines vorausgehenden Stuhlrähms, der die Jahrringstruktur noch erkennen lässt. Der Abdruck geht auf das ursprüngliche Rähmholz zurück, wogegen das bestehende Rähm über die Breite der anschließenden Querzone ausgetauscht worden ist. Der Abdruck macht deutlich, dass das Dachwerk bereits aufgerichtet war, bevor die Giebelwand hochgemauert wurde, beide aber nicht konstruktiv miteinander verbunden waren.
Chorgiebelwand im Dachraum:
Die Chorgiebelwand ist aus maschinell gefertigten Backsteinen aufgemauert, dürfte also erst ins ausgehende 19. oder 20. Jahrhundert in dieser Form entstanden sein. Anfangs bestand eine größere mittige Fensteröffnung, doch beim östlichen Anbau eines Sakristeiraums wurde stattdessen ein Durchgang angelegt, der wegen der Firstachse der Dachkonstruktion außermittig gelegt werden musste.
Dachwerk und Dachturm:
Das Dachwerk ist als liegende Stuhlkonstruktion errichtet, bestehend aus fünf Querbundachsen, die vier Querzonen bilden. Die Stuhlständer stehen nicht auf Schwellen, die Kopfstreben in den Querbundachsen sind ohne Versatz verzapft, die Kehlbalken, von denen nicht jedes Gespärre einen besitzt, sind unregelmäßig verteilt und ein Teil davon wurde später wieder herausgenommen. Den konstruktiven Merkmalen zufolge ist die Abzimmerung des Dachwerks im 17. oder 18. Jahrhundert zu suchen. Knapp vor der Chorbogenwand war ein Dachturm eingestellt, wovon zwei symmetrisch gekürzte Sparren mit Blattsassen für Kehlbalken zeugen und dieselben Blattsassen am östlichen äußeren Sparrenpaar auftreten, ohne dass die Sparren hier gekürzt wären. Die Dachbalken unterhalb des einstigen Dachturms sind besonders stark dimensioniert worden und wurden um zwischengelegte weitere Balken ergänzt.
Gemäß Blattsassen und stärkeren Dachbalken war der Dachturm Bestandteil des ursprünglichen Abbunds, wurde also gleichzeitig mit dem Dachwerk errichtet. Als er abgebaut wurde, laschte man die Sparren an, um die Dachfläche zu schließen.
Ersatz für den ursprünglichen Dachturm wurde mit dem bestehenden Dachturm innerhalb der westlichen Querzone geschaffen. Verwendung fand maschinell im Sägewerk gesägtes Holz und abgebunden wurde in traditioneller Weise mit Abbundzeichen usw. Der Unterbau des Dachturms wird aus zwei miteinander kombinierten Sprengbünden gebildet, deren Hauptständer als Eckständer für den Turm und zugleich als Hängehölzer dienen, an denen Überzüge für alle Dachbalken aufgehängt sind und die am westlichen Ende ins Mauerwerk greifen. Die Aufhängung erfolgt mittels eines gezogenen Rundstahls, befestigt mit geschmiedeten Bolzen mit handgemachten viereckigen Muttern, wie sie auch für die Aufhängungen der Dachbalken am Überzug zum Einsatz kamen. In dieser Form dürfte der Dachturm vermutlich nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein.
Für den Bau des Dachturms wurde der westliche Querbinder des Dachwerks samt der Stuhlrähme über die Breite der westlichen Querzone ausgewechselt. Zusätzlich zur Aufhängung der Dachbalken am Dachturm besteht unabhängig davon noch eine weitere Hängekonstruktion in der Mittelachse, die in der liegenden Stuhlkonstruktion verankert ist und teilweise mit gedoppelten Hängezangen, teilweise mit Eisenstangen ausgeführt wurde. Die verwendeten Hölzer zeigen helle Querstreifen und Nagelspuren, wonach es sich um wiederverwendete Deckenbalken handelt, die einst eine Putzdecke trugen.
Unterbau:
Die im Dachraum nachvollziehbaren Befunde bedeuten für den Unterbau, dass die Chorbogenwand sicherlich an alter Stelle steht. Theoretisch könnte die heutige Chorbogenwand die frühere West- oder Ostwand gewesen sein, aber solche Verschiebungen sind nur sehr selten zu beobachten und nicht die Regel. Zudem ist festzustellen, dass der Kapellenbau auf Chor- und Langhausseite mindestens die heutigen Abmessungen besaß. Nicht weniger ungewöhnlich wäre eine Reduzierung der Größe des Baukörpers, sodass es nahe liegt, dass zumindest das Langhaus in seinen heutigen Ausmaßen sich seit langem nicht verändert hat und seine Substanz lediglich durch wiederholte Erneuerungen verjüngt worden ist.
Der Chor kann jedoch in Länge und Form verändert worden sein, wie dessen Mauerkrone aus schlampig versetztem Mauerwerk mit darin enthaltenen Backsteinen zeigt.