Hauptstrasse 13 (Mosbach)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Burgruine Reußenstein

ID: 206207878913  /  Datum: 09.08.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: keine
Hausnummer: keine
Postleitzahl: 73349
Stadt-Teilort: Wiesensteig

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Göppingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8117058006
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

1. Bauphase:
(1279)
Vorgängerbau:
Im Sockelbereich des Bergfrieds, der anschließenden Ostmauer und an der Südwestecke des Wohnbaus lassen sich Reste von älterem Bruchsteinmauerwerk beobachten. Weitere Bruchsteinfragmente an der Felsnadel in der Nordwestecke des Wohnbaus könnten ebenfalls damit in Zusammenhang stehen. Die Fragmente zeigen einen ähnlichen Grundriss der Vorgängerburg mit einem Turm auf der Spitze des Felsens, einer östlichen Wehrmauer und einem südlichen Wohngebäude, das aber im Vergleich zum Grundriss der Oberburg von 1346 (d) nach Norden verschwenkt ist. Ein Grundrissvorschlag dieses Vorgängerbaus ist im “Baualtersplan Grundriss” eingestrichelt. Die Datierung dieser Vorgängerbebauung ist mit dem nur geringfügig erhaltenem, unspezifischen Bruchsteinmauerwerk nicht möglich. Allerdings könnten die zahlreichen zweitverwendeten eichenen Sturzbalken in der Südwand durchaus von diesem Vorgängergebäude stammen, da ein Transport von Abbruchholz anderer Provenienz an diesen abgelegenen Burgplatz mitten im Wald nicht wirklich überzeugend erscheint.
Vermittels der Dendroprobe 3 konnte einer dieser Balken auf 1279 (d) datiert werden. Nach Schmitt (1991) soll die Burg Reußenstein um 1270 erbaut worden sein. Das Dendrodatum würde dies bestätigen; für eine absolute Datierung müssten allerdings deutlich mehr Bohrproben dieser Sturzbalken untersucht werden.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Bergfried
    • Burg, allgemein
    • Wehrmauer
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein

2. Bauphase:
(1346)
Im 14. Jahrhundert wurde die obere Burg weitestgehend neu errichtet. Lediglich im Sockelbereich des Bergfrieds und der Ostmauer wurden Mauerwerksreste des Vorgängerbaus beibehalten. Zudem wurde die vollständige Westwand des Vorgängergebäudes beibehalten und in den Neubau integriert. Von der Deckenbalkenlage des Wohnhauses über dem EG hat sich ein Balkenkopf erhalten, der in das Jahr 1346 (d) datiert werden konnte. Die einzelne Bohrprobe reicht zwar nicht für eine gesicherte Datierung, aber es gibt noch zwei weitere Indizien im Rahmen der Archivalien, die diese Datierung stützen.
Nach Schmitt (1991) gelangte die Burg 1340 von Johann von Stein durch Kauf an seine Vettern, die Ritter Konrad und Heinrich Reuß von Kirchheim. 1347 verpflichteten sich Hans und Konrad Reuß, die Söhne Heinrichs, gegenüber dem Grafen von Württemberg zu Neutralität. Es ist zu vermuten, dass sie dies nicht ohne Not taten, z.B. um die Zustimmung zum Neubau ihrer möglicherweise sogar in einer Auseinandersetzung mit Württemberg zerstörten Burg zu erhalten. Zudem wurde die Burg erstmals 1371 als “Reußenstein” bezeichnet, und zwar beim Verkauf der Burg von Konrad Reuß an Konrad von Randeck. Über die Entstehung des Namens wurde bereits viel spekuliert. Aber gerade die naheliegendste Variante, dass die Burg Stein 1346 (d) von Konrad oder Hans Reuß weitgehend neu wiederaufgebaut wurde, und seitdem zu Recht den Namen des Erbauers trägt, wurde bisher übersehen, da die ältere Bausubstanz der Burg bisher nicht erkannt wurde beziehungsweise im Außenbereich auch kaum zugänglich war.

Die neu erbaute Burg bestand aus dem Bergfried, den anschließenden hohen Wehrmauern der Ostwand und Südwand sowie dem Wohngebäude, das im südlichen Burgbereich angelehnt an die Wehrmauern erbaut wurde . Die dreigeschossige Westwand und die zweigeschossige Nordwand des Wohngebäudes waren ebenfalls massiv ausgeführt. Die Ausrichtung des Wohngebäudes unterschied sich aber vom Vorgängerbau: Es reichte nun in der Südostecke weiter nach Süden. Entsprechend der Form des Felsuntergrunds musste dafür die Ostmauer abgeknickt werden. Das Mauerwerk dieses Neubaus war zweischalig ausgeführt: Auf der Außenseite bestand es aus lagigem Travertinquadermauerwerk, während es auf der Innenseite aus unlagigem Bruchsteinmauerwerk errichtet wurde. Der Burghof hatte nach Westen und Norden hin keine Wehrmauern. Hier boten wohl die steilen Felswände ausreichenden Schutz.
Die südliche und östliche Wehrmauer hatten noch keine Brustwehr. Die Mauerkrone war sicher begehbar, da ja auch der Eingang zum Bergfried auf dieser Höhe lag, bot jedoch keinen Schutz. Lediglich in der Südostecke gab es eine schmale Brustwehr, bei der es sich um ein Ecktürmchen oder eine kleine Wehrplattform gehandelt haben könnte. Der Zugang wäre dabei über den Dachboden des Wohnhauses zu vermuten.
Das Wohngebäude selbst war dreistöckig mit einem von Ost nach West abfallenden Pultdach errichtet.
Die Form und Ausrichtung des Pultdaches ergibt sich dabei zwingend aus dem Verlauf der Deckenbalken über dem 1. OG in Ost-West-Richtung sowie aus dem bis zur Krone der Ostmauer hochgeführten Kaminschlot in der Nordostecke. Bei einem nach Norden geneigten Pultdach oder Satteldach wäre der Kaminkopf unmittelbar an der Traufe gelegen, was eine funktionierende Niederschlagsableitung mit den technischen Mitteln des 14. Jahrhunderts unmöglich gemacht hätte.
Das Wohngebäude hatte im Untergeschoss zwei Räume, die durch eine massive Querwand getrennt waren. Der westliche Raum hatte an der Südwand einen Aborterker, was ihn als Wohnraum kennzeichnete. Vermutlich handelte es sich um eine Kammer für das Gesinde. Im Erdgeschoss deutet sich ein ungeteilter Raum mit einem offenen Kamin in der Nordostecke an. Dabei handelte es sich wohl um die Dürnitz, den beheizten Hauptaufenthaltsraum der Burg, der zugleich als Küche diente.
Das 1. Obergeschoss könnte entlang der zwei nachgewiesenen Querunterzüge in mehrere Räume geteilt gewesen sein. Der bauzeitliche Aborterker und die Möglichkeit, einen Teil der Fenster mit Fensterläden zu verschließen, deutet auf eine Wohnnutzung hin. Vermutlich befanden sich hier die privaten Wohnräume des Burgherren. Diese Burganlage blieb bis ins späte 14. Jahrhundert unverändert erhalten. Dies verwundert nicht, da der damalige Eigentümer bis 1371 Konrad Reuß von Reußenstein Chorherr in Augsburg war, also ein unverheirateter Geistlicher und so wohl eher selten auf seiner Burg anwesend.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Bergfried
    • Burg, allgemein
    • Wehrmauer
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Großquader
    • hammerrechtes Schichtenmauerwerk
    • Travertinquader
  • Dachform
    • Pultdach
  • Detail (Ausstattung)
    • Abtritt
    • bemerkenswerte Feuerstätten
    • Ecktürmchen
  • Decken
    • Balkendecke
  • Verwendete Materialien
    • Travertin

3. Bauphase:
(1374 - 1391)
Bauphase spätes 14. Jahrhundert (zwischen 1374 und 1391) ff.:
Für das späte 14. Jahrhundert lässt sich ein Ausbau des 2. Obergeschosses belegen. Kennzeichnend ist der Einbau eines Wandaborts, der dendrochronologisch datiert werden konnte. Der letzte erhaltene Ring datiert in das Jahr 1373 (d), durch die erhaltene Splintholzgrenze lässt sich das Fälljahr zwischen 1374 und 1391 (d) eingrenzen. Vermutlich gleichzeitig wurden zwei große Fensternischen in die Süd- und Ostwand des 2. OG eingebaut, wovon die Nische in der Ostwand mit Sitzbänken versehen war. Es handelte sich demnach um weitere Wohnräume. Als Folge dieses Ausbaus ist auch eine Aufstockung des Daches zu vermuten. Ob es sich dabei wieder um ein Pultdach handelte ist unklar. Jedenfalls ergab sich durch die Aufstockung die Möglichkeit im jetzigen 2. DG ein Schartenfenster in der Südwand einzubauen.

Die Fensternischen der Ausbauphase unterscheiden sich von den bauzeitlichen Fensternischen durch Sturzgewölbe aus Travertinquadern statt der eichenen Sturzbalken. Auch im EG und 1. OG wurden im Zuge dieses Ausbaus Fensternischen und Fensteröffnungen vergrößert. Zudem entstand ein Verbindungsbau zwischen dem Wohnhaus und dem Bergfried. Schließlich wurde in dieser Bauphase auch die teilweise noch vom Vorgängergebäude übernommene Westwand vollständig neu aufgemauert. Auch hierbei entstanden im EG und 1. OG größere Fensternischen. Schließlich entstand noch ein weiterer Anbau nordwestlich des Bergfrieds, von dem sich nichts mehr erhalten hat. Lediglich die Gründung dieses Gebäudes mit einem Sprengbogen aus Travertinquadern zeigt, dass der Anbau erst zusammen mit dieser Ausbauphase oder noch später entstanden ist.
Dieser ganze Umbau bedeutete eine verbesserte Wohnlichkeit zu Lasten der Wehrhaftigkeit. Zeitlich fällt dieser Ausbau überein mit dem Übergang der Burg in den Besitz anderer adliger Herren seit 1371. Ob dieser Ausbau dabei in einer einzigen Sanierungsmaßnahme durchgeführt wurde oder in Abschnitten über einen längeren Zeitraum bleibt offen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Anbau

4. Bauphase:
(1441 - 1499)
Bauphase 15. Jahrhundert:
Standen die Ausbaumaßnahmen des 14. Jahrhunderts im Zeichen einer verbesserten Wohnlichkeit der Burg, änderten sich die Paradigmen im 15. Jahrhundert wieder. Mit dem Erwerb der Burg durch die Grafen von Helfenstein 1441 ergab sich die Notwendigkeit, neben dem bisherigen herrschaftlichen Wohnhaus ein weiteres Wohnhaus für einen Burgvogt zu errichten. Zu diesem Zweck wurde westlich und nördlich unterhalb der Burg eine Erweiterung angelegt. Hier wurden Wohn- und Lagergebäude sowie ein Brunnen errichtet. Zudem wurde die bisher nur schwach geschützte West- und Nordseite mit einer äußeren Wehrmauer sowie einem Torbau mit Zwinger auf der Nordseite verstärkt. Auch an der Kernburg vollzog sich nun ein Wandel. Auf die Südliche und östliche Wehrmauer wurde nun eine Brustwehr aufgesetzt. Auf der Innenseite wurde die Mauerkrone für diesen Wehrgang etwa 1,00 m tief ausgebrochen. Zudem wurden nun Fenster in der Ost- und Südwand, die zuvor vergrößert worden waren, wieder zu schmalen Schartenfenstern vermauert. Ganz offensichtlich sollte die Burganlage wieder wehrhafter gemacht werden. Auch für diese Baumaßnahmen lässt sich der genaue Zeitpunkt nicht feststellen, und ebenso wenig ob die Maßnahmen auf einmal oder über einen längeren Zeitraum erfolgten.
Naheliegend wäre ein Zusammenhang mit der Eroberung der Burg 1454 durch Württemberg oder mit der Übernahme von Schutzdiensten für die Reichsstadt Ulm ab 1476.
Letztlich konnte ein direkter Zusammenhang mit den vereinzelten Befundstellen aber bisher nicht nachgewiesen werden.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Vogtei
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Wehrmauer
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein

5. Bauphase:
(1500 - 1550)
Bauphase 16. Jahrhundert:
Als letzte Bauphase lässt sich eine Aufstockung des östlichen Teils des Wohnhauses und des Verbindungsbaus zwischen Wohnhaus und Bergfried beobachten. Für diese Aufstockung wurde die Brustwehr der Südwand mit einem massiven Giebel aus Bruchstein überbaut, während auf der Ostseite die Brustwehr wieder abgetragen wurde. Offenbar erhielt diese Aufstockung ein einhüftiges Satteldach in Nord-Süd-Richtung. Ebenfalls in diese letzte Ausbauphase dürfte der Umbau einer Fensternische im 2.OG in einen offenen Wandkamin datieren.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

6. Bauphase:
(1965 - 1966)
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Burg nicht mehr bewohnt:
Nach dem Aussterben der Grafen von Helfenstein 1627 fiel die Herrschaft Wiesensteig als Kondominium an Bayern und Fürstenberg. Ab diesem Zeitpunkt verfiel die Burg zusehends. Im 19. Jahrhundert wurde die Burg zeitweilig als Steinbruch verwendet.
Nach dem Kauf der Burgruine durch den Landkreis Nürtingen erfolgte 1965/66 eine umfassende Sanierung. Dabei wurden ausgebrochene Mauerwerkspartien und fehlende Mauerzüge neu aufgemauert. Diese Neuauf- und Beimauerungen sind meist nur durch den verwendeten Mörtel zu erkennen. Zudem wurden die Innenwände der Burg mit einem zementhaltigen Mörtel neu verfugt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
  • Anbau
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein
    • Element der Befestigungsarchitektur

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Burgruine Reußenstein, Ansicht von Südosten. / Burgruine Reußenstein in 73349 Wiesensteig, Reußenstein (26.09.2012 - Landratsamt Esslingen)
Abbildungsnachweis
Burgruine Reußenstein, Innenansicht der Ostwand / Burgruine Reußenstein in 73349 Wiesensteig, Reußenstein (10.08.2012 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bildpläne
  • Bauhistorische Untersuchung der Südwand der Kernburg mit den angrenzenden Bereichen
  • Schadens- und Maßnahmendokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die Burgruine Reußenstein liegt hoch über dem Neidliger Tal auf einer steilen Felsnadel unmittelbar am Albtrauf. Mitten durch die Ruine der Kernburg verläuft die Gemarkungsgrenze zwischen Neidlingen und Wiesensteig, und damit auch die Grenze zwischen den Landkreisen Esslingen und Wiesensteig. Da die auf der Albhochfläche gelegene Vorburg und auch der benachbarte Reußensteiner Hof auf Wiesensteiger Gemarkung liegen, wird die Burgruine Reußenstein verwaltungstechnisch der Gemeinde Wiesensteig zugeordnet. Am Hang unterhalb der Burg verläuft die heute nur noch als Forstweg genutzte ursprüngliche Neidlinger Steige, zu deren Schutz die Burg wohl ursprünglich errichtet wurde.
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Die Burganlage besteht aus der oberen Burg, der unteren Burg und der bereits auf der Albhochfläche gelegenen Vorburg. Die Vorburg ist durch einen Graben und Erdwall von der Albhochfläche abgetrennt. Dieser Vorburgbereich umfasst auch die beiden südöstlich der Kernburg gelegenen Felssporne, von denen die größte Gefährdung der oberen Burg ausging.
Durch den steil abfallenden Albtrauf und die am Hang frei stehende Felsnadel der oberen Burg ergab sich ein natürlicher Halsgraben, der bauzeitlich wohl noch vertieft wurde.
Der Zugang zur oberen Burg erfolgt durch einen Fußpfad an der Felsnadel entlang und durch eine aus dem Fels heraus gehauene kleine Pforte.
Ein möglicher nachmittelalterlicher direkter Zugang zur oberen Burg durch eine Hochbrücke von der Vorburg aus deutet sich in Befund 05 zwar an, konnte aber nicht durch weitere Befunde im Außenbereich abgesichert werden. Südwestlich der Burg unterhalb der Felsnadel war die Burg seit dem 15. Jahrhundert um die untere Burg mit mehreren Wohn- und Wirtschaftsbauten sowie einem weiteren Bering mit zwei Türmen erweitert. Der Zugang zur unteren und oberen Burg ist durch einen Torbau aus dem 15. Jahrhundert mit vorgelagertem Zwinger im Halsgraben verstärkt. Allerdings entspricht der heutige Zugang mit dem Treppenaufgang nicht dem Zugang des 15. Jahrhunderts. Dieser führte vielmehr erst in die Unterburg und von dort aus über ein weiteres Tor in den Zwinger und erst dann in den Vorhof. Hier bewirken die Neuaufmauerungen der Sanierung 1965/66 eine Verfälschung des vorgefundenen Befundes, wie er noch bei C.A.Koch und Otto Pieper, Burgenkunde, dokumentiert ist.
Die obere Burg - die eigentliche Kernburg des 14. Jahrhunderts - besteht aus dem Bergfried an der höchsten Stelle der Felsnadel sowie daran anschließend einer 16,5 Meter hohen Wehrmauer an der Ost- und Südseite. Die Wehrmauer schließt oben mit einer nachträglich angebrachten Brustwehr ab.
An diese Wehrmauer angelehnt befand sich das herrschaftliche Wohnhaus der Burg.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Westwand der Wohnhauses reicht im Gegensatz zur Südmauer nur bis zur Ebene des 1. Obergeschosses, eine bauzeitliche massive Nordwand konnte nur für das UG und EG nachgewiesen werden. Im UG hat sich zudem eine massive Querwand teilweise erhalten. Nördlich des Wohnhauses und westlich des Bergfrieds konnten keine bauzeitliche Wehrmauern beobachtet werden. Hier wurden möglicherweise die steil abfallenden Felsen ursprünglich als ausreichender Schutz betrachtet.
Weitere Wohnbauten lassen sich in der oberen Burg westlich angelehnt an den Bergfried sowie als Verbindungsbau zwischen dem eigentlichen Wohnhaus und dem Bergfried nachweisen, sind aber substantiell nicht mehr vorhanden. Die horizontale Gliederung dieser Gebäude ist nicht mehr rekonstruierbar. Die vertikale Gliederung ist dagegen an den Wandöffnungen der Süd-, Ost- und Westwand noch gut ablesbar.
Für das eigentliche Wohnhaus ist eine Unterteilung in ein Untergeschoss mit einem vermutlichen Lagerraum und einer vermutlichen Gesindekammer ablesbar. Darauf deutet zumindest der bauzeitliche Aborterker im UG hin. Der Zugang durch das UG in den oberen Burghof ist eine jüngere Veränderung. Das EG ist durch einen offenen Kamin in der Nordostecke gekennzeichnet. Weitere Innenwände lassen sich nicht erkennen. Dies deutet auf eine ursprüngliche Nutzung des EG als Dürnitz hin. Das OG war vermutlich in mehrere Wohnräume des Burgherrn unterteilt. Über diesem dreigeschossigen Bau war höchstwahrscheinlich ein von Ost nach West abfallendes Pultdach aufgeschlagen. Weiter lässt sich eine nachträgliche Aufstockung des Gebäudes um ein Geschoss belegen. Hier befanden sich weitere teilweise heizbare Wohnräume. Weitere Aufstockungen lassen sich für die Ostseite des Gebäudes und den Verbindungsbau zum Bergfried nachweisen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die Burganlage wurde im 16. Jahrhundert aufgegeben. Bereits für das 18. Jahrhundert ist die Bezeichnung der Burg als Ruine nachweisbar. Eine sichernde und rekonstruierende bzw. ergänzende Sanierung fand 1965 /66 statt. Damals war jedoch die Außenseite der Südwand und der südlichen Hälfte der Ostwand nicht bearbeitet worden.
Aufgrund von Steinschlag und zunehmender Wandrisse an der Südwand erfolgt seit August 2012 eine Neuverfugung der Süd- und Ostfassade sowie eine Verpressung des Mauerwerks mit sulfatbeständigem Zementmörtel und der Einbau von Mauerwerksankern.
Bestand/Ausstattung:
An historischer Ausstattung hat sich nichts erhalten. Erwähnenswert sind jedoch Reste von Malereien mit religiösen Motiven im Gewölbe der nördlichen Wandnische der Ostwand.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Großquader
    • hammerrechtes Schichtenmauerwerk
Konstruktion/Material:
Das Mauerwerk der Hauptbauphase 1346 (d) besteht aus Bruchsteinmauerwerk. Die äußere Mauerwerksschale besteht aus mittelformatigen Travertinquadern. Es wurde ein Kalkspatzenmörtel mit Ziegelbruchstücken verwendet.
Die Sturze der bauzeitlichen Fensteröffnungen bestehen aus eichenen Sturzbalken.

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