Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Gasthaus „Löwen“

ID: 190397846018  /  Datum: 11.04.2018
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Marktstraße
Hausnummer: 22
Postleitzahl: 71522
Stadt-Teilort: Backnang

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Rems-Murr-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8119008001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Ehem. Vogtei, Marktstraße 31 (71522 Backnang)
Wohn- und Geschäftshaus (71522 Backnang, Schillerstraße 6)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die dendrochronologische Untersuchung hat für zwei Hölzer aus dem Obergeschoss
die Fälldaten Winter 1814/ 15 und Sommer 1815 erbracht. Für zwei Hölzer aus den
Dachgeschossen ist als Fälldatum der Winter 1819/ 20 nachgewiesen. Ein weiteres Holz ist auf frühestens 1816 datiert. Drei Proben konnten nicht datiert werden. Normalerweise wurden Hölzer aus unterschiedlichen, nicht zuletzt ökonomischen Gründen im Folgejahr ihrer Fällung verbaut. Das würde im vorliegenden Fall bedeuten, dass das Gebäude in zwei kurz aufeinanderfolgenden Bauphasen errichtet wurde.
Leider gibt es über die Gründe dieses Umstands keine Hinweise schriftlicher Art oder durch Befunde am Bau. Es kann also nur spekuliert werden. Ging dem Bauherrn das Geld aus? Oder ist das Dach abgebrannt und musste neu aufgeschlagen werden? Diese Frage unbeantwortet lassend, gelten die dendrochronologischen Daten als gesichert und das Gebäude ist somit in zwei Hauptbauphasen zu unterteilen.
Das Erd- und Obergeschoss wurde 1815 errichtet, das Dach 1820.

Älter als der aufgehende Bau muss der Keller sein. Er folgt in seiner Geometrie nicht der des aufgehenden Gebäudes. Er liegt leicht schräg zu dessen Fluchten und der Abstand zwischen den Umfassungswänden des Kellers zu den Außenkonturen des Gebäudes sind unregelmäßig.


1. Bauphase:
(1815)
Errichtung des Erd- und Obergeschosses (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1820)
Abzimmerung des Dachwerkes (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Südwest, vom Rathausplatz. / Gasthaus „Löwen“ in 71522 Backnang (Armin Seidel)
Abbildungsnachweis
Ansicht von Ost, von der Marktstraße / Gasthaus „Löwen“ in 71522 Backnang (Armin Seidel)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt im historischen Zentrum Backnangs, gegenüber des historischen
Rathauses. Es bildet die Ecke zwischen der Marktstraße und dem Platz „Am Rathaus“ und stößt direkt an diese öffentlichen Räume an. Nach West schließt unmittelbar ein historisches Wohn- und Geschäftshaus an, nach Nord steht nach einem schmalen Bauwich ebenfalls ein historisches Wohn- und Geschäftshaus.
Die Firstrichtung verläuft von Nord nach Süd.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude ist zweistockig mit einem relativ hohen Mansarddach erbaut. Es steht an drei Seiten frei, nach West schließt sich direkt ein Gebäude an, in dem ein gemeinsames Treppenhaus die Obergeschosse beider Gebäude erschließt.
Nach Osten sind in der ersten Dachebene drei Gauben mit abgeschleppten Dächern eingebaut. Im 2. Dachgeschoss sind heute Dachflächenfenster verbaut, im Baugesuch von 1887 und in einem Foto von um 1967 ist an der Ostseite eine mittig angeordnete Gaube mit Satteldach zu sehen.
Im südlichen Giebel und an der östlichen Traufwand kragen die Geschosse jeweils ein wenig aus. Das hat keine konstruktiven Gründe, sondern dient lediglich der vertikalen Gliederung der Fassaden. Im vorgefundenen Zustand sind die Außenwände des Erdgeschoss mit Natursteinplatten verkleidet, was zwar die Gliederung noch erkennen läßt, die Auskragung jedoch aufgehoben hat.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Grundrissstruktur
Das längsrechteckige Gebäude hat in Querrichtung drei Bundzonen und in Längsrichtung zwei Bundzonen. Allerdings ist diese grundsätzliche Aufteilung in den einzelnen Geschossen unterschiedlich ausgebildet und zum Teil durch spätere Umbauten verunklärt oder aufgehoben.
Die Lage der Bundebenen variiert etwas von Geschoss zu Geschoss. In allen Geschossen ist die mittlere Bundzone schmaler als die beiden äußeren. Im Erdgeschoss ist die Bundebene zwischen der mittleren und der nördlichen Bundzone nach Nord verschoben. Dass dieses nicht erst ein Zustand nach vielen Umbauten ist, sondern bereits zur Bauzeit, zumindest aber vor 1887 so zur Ausführung kam, belegen die Pläne von 1887, in der diese Bundwand als Bestand eingetragen ist.
Im Ober- und Dachgeschoss ist für das Treppenhaus ein Teil der mittleren und nördlichen Bundebene abgetrennt worden. Dabei verläuft im Dachgeschoss diese Wand firstparallell, im Obergeschoss jedoch leicht schräg zur Firstlinie.
Außerdem verspringt sie in der nördlichen Bundzone. Man hat also auch hier die strikte Einteilung der Bundebenen und -zonen nicht eingehalten.
Warum diese relativ freie Ordnung der Bundzonen gewählt wurde, ist unklar. In der Regel und vor allem bei älteren Gebäuden, sind die Bundzonen wegen statischer und bautechnischer Gründe in allen Geschossen identisch. So können die Lasten durch das ganze Gebäude über die Bundwände am besten abgetragen werden.
Die etwas nach Nord verrückte Bundwand im Erdgeschoss zwischen dem Gastraum und den Nebenräumen kann eventuell dadurch erklärt werden, dass man im Erdgeschoss keine Treppe unterbringen musste und daher das Treppenhaus entfallen konnte, dafür aber einen größeren Gastraum erhielt. Die Treppe in das Obergeschoss liegt ja außerhalb des eigentlichen Gebäudegrundrisses.
Warum im Obergeschoss die Längswand schräg verläuft und dazu verspringt, erschließt sich jedoch nicht.
Die Erschließung erfolgt von der Marktstraße und vom Platz „Am Rathaus“. Der Zugang vom Rathausplatz ist erst 1981 entstanden. Von der Marktstraße betritt man durch einen kleinen Windfang den Gastraum. Ein Zugang für den Wirt und die Angestellten erfolgt von dem mit dem Nachbarhaus gemeinsamen Treppenhaus an der Westseite.
Der Keller wird durch eine innenliegende Treppe aus dem Gastraum erschlossen. Zur Bauzeit erfolgte der Zugang vom Rathausplatz durch eine rundbogige Kellertür. Diese ist heute größtenteils zugemauert und diente zuletzt nur noch zur Anlieferung von Waren und Getränken.
Der Zugang zum Obergeschoss erfolgt über das mit dem Nachbarhaus gemeinsam genutzte Treppenhaus.
Die Erschließung des Dachs erfolgt vom Treppenhaus im Obergeschoss. Dieses war auch zur Bauzeit der Fall, allerdings mit einer anderen Treppenanlage. Das Erdgeschoss ist ausschließlich für die Nutzung als Gaststätte konzipiert. Der große Gastraum ist ungeteilt und zwei eiserne Stützen tragen die Deckenkonstruktion.
Nach Norden schließen sich in der nördlichen Bundzone die Sanitärräume und die Küche an. Ein Raum diente als Hausanschlussraum und Besenkammer, ein anderer Raum ist als Aufzug genutzt.
Das Obergeschoss diente zuletzt als Wohnung für den Wirt. Auch dort sind in der nördlichen Bundzone die Sanitärräume untergebracht. Zur Bauzeit des Gebäudes waren hier „Fremdenzimmer“ vorhanden und im Nordwesten eine Küche und daran anschließend der „Abtritt“.
Im 1. Dachgeschoss sind im Baugesuch von 1913 nur „Zimmer“ angegeben und eine „Rauchkammer“ in der nordwestlichen Ecke (heute Bad). Wahrscheinlich wurden diese Zimmer als Fremdenzimmer genutzt.
Das 2. Dachgeschoss ist nicht ausgebaut, in den Querbundachsen trennen aber geschlossene Wände die Bundzonen voneinander ab.
Der Keller folgt in seiner Geometrie nicht dem aufgehenden Gebäude. Er liegt leicht schräg zu dessen Fluchten. Er belegt ungefähr die mittlere und südliche Bundzone des Erdgeschosses. Sein Zugang erfolgt über eine schmale Kellertreppe vom Erdgeschoss. Früher wurde er direkt vom Rathausplatz durch eine breite Kellertreppe mit einem rundbogigen Kellertor als Abschluss erschlossen.
Nach Westen zum Nachbarhaus führt ein Gang zu dessen Keller. Der Gang ist heute zugemauert.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Beton
    • Eisen
    • Putz
Konstruktion/Material:
Konstruktion und Baumaterialien:
Das Gebäude besteht zum Teil aus massiven Materialien. Zum größeren Teil ist er als Fachwerkbau errichtet.
Der Keller ist ein Gewölbekeller, der aus Bruch- und Lesesteinen gemauert ist. In der Südseite zum Rathausplatz hin, ist über dem Fußboden bis ca. 1,20 m Höhe gewachsener Fels zu sehen. Der Fußboden ist größtenteils mit Betonestrich versehen, einzelne Bereiche mit Backsteinen belegt.
Die Außenmauern im Erdgeschoss sind an der Süd- Ost- und Nordseite aus massivem Mauerwerk errichtet. Welche Materialien dabei zur Verwendung kamen, lässt sich derzeit nicht befriedigend feststellen. Vor allem, ob die Gebäudeecken mit Werksteinen dekorativ hervorgehoben sind. Heute sind die Außenmauern mit Steinplatten verkleidet. In einem Foto von 1967 ist das Gebäude komplett verputzt dargestellt.
Die Wand zum gemeinsamen Treppenhaus mit dem Nachbargebäude ist eine Fachwerkwand mit Ausfachungen aus Bruch- und Lesesteinen in Kalkmörtel. Die Stützen aus Gusseisen sind bereits in der Lage und Form im Baugesuch von 1887 als Bestand eingezeichnet. Sie könnten bauzeitlich sein.
In Raum 0.5 ist ein einfacher Deckenrandstuck erhalten. Er markiert die Begrenzung einer Wand eines Nebenzimmers, wie es im Baugesuch von 1887 eingezeichnet ist. Zwischen den Räumen 0.2 und 0.3 ist ein mit Holzbrettern verkleideter Unterzug aus einem eisernem Doppel-T-Träger als Ersatz für die bauzeitliche Bundwand eingebaut.
Alle anderen Oberflächen im Erdgeschoss sind aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dito die Fenster und Türen. Das Obergeschoss und die beiden Dachgeschosse sind Fachwerkkonstruktionen mit Ausfachungen aus Bruch- und Lesesteinen in Kalkmörtel.
Da das Gebäude innen wie außen komplett verputzt ist, kann kein vollständiges Bild des Fachwerks gezeigt werden. Die Sondagen an einigen wesentlichen Stellen und die beiden Querwände im 2. Dachgeschoss sowie die Giebel erlauben aber eine Aussage. Es handelt sich bei den Fachwerken um einfaches Ständerwerk mit zweifacher Ausriegelung und in der Regel wandhohen Streben. Die Holzverbindungen sind alles Zapfenverbindungen. In der Regel ist Weichholz zur Verwendung gekommen, im Obergeschoss ist mindestens ein Bundständer der östlichen Außenwand aus Eiche.
Die Wände zwischen den Räumen R 2.6 bis R 2.9 im 1. Dachgeschoss sind aus Pappe auf dünne Holzständer genagelt. Ihre Entstehungszeit ist nicht genau zu datieren, sie dürften aber aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen.
Das Dach ist als Walmdach ausgeführt. Im 1. Dachgeschoss sind die Dachschrägen voll verkleidet und verputzt. Anhand von Staubablagerungen kann aber erkannt werden, dass wandhohe Streben die Dachflächen in Längsrichtung aussteifen. Die Dachschrägen selbst werden von den Sparren gebildet, die zwischen einer Schwelle und einer Pfette, hier vielleicht besser als Wandrähm bezeichnet, verlaufen.
Das 2. Dachgeschoss ist als Sparrendach mit Kehlbalkenlage aufgeschlagen. Der Dachstuhl besteht aus stehenden Stuhlständern in den Bundachsen an denen Kopfbänder zu den Pfetten das Dach in Längsrichtung aussteifen. In den Dachschrägen selbst sind keine weiteren Aussteifungshölzer verbaut. In Querrichtung steifen die beiden Bundwände und die Giebel ausreichend aus.
Die Oberflächen sowie die Türen und Fenster sind alle aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das Äußere des Gebäudes wurde in jüngster Zeit vollständig überarbeitet. Dabei wurde unter anderem das Erdgeschoss mit Steinplatten verkleidet und die Gauben auf der Ostseite gedämmt und neu verkleidet. Die Außenwände von Ober- und Dachgeschossen wurden verputzt und hell gestrichen Die Fenster bekamen dabei blaue Faschen.
Das Dach wurde gedämmt und mit neueren Tonfalzziegeln belegt. Die Dachdämmung führte zu einer Erhöhung des Firsts und Verbreiterung des Ortgangs.

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