Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Bauernhaus

ID: 188202876516  /  Datum: 12.04.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: An der Steig
Hausnummer: 21
Postleitzahl: 78573
Stadt-Teilort: Wurmlingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Tuttlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8327054001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Für eine genaue zeitliche Einordnung wurden im Dachwerk Holzproben entnommen: aus dem Kernbau, um den eigentlichen Zeitpunkt der Errichtung zu ermitteln und aus den wiederverwendeten Hölzern, die Auslöser der Untersuchung waren. Die Proben wurden Hans-Jürgen Bleyer, Metzingen, zur dendrochronologischen Altersbestimmung übergeben. Der zahlreichen wiederverwendeten Hölzer wegen fiel die Wahl der Proben für die Datierung des Kernbaus auf Stuhlrähme und Stuhlständer, die keine Spuren älteren Anschlussspuren zeigten und die üblicherweise am ehesten für einen Neubau neu angefertigt worden waren. Sie datierten den Fällzeitpunkt einheitlich in den Winter 1747/48, sodass 1748 als Baujahr gelten kann. Zur Datierung der wiederverwendeten Hölzer wurden Teile des einstigen Dachwerks ausgewählt, deren Auswertung wiederum für alle Proben die Fällung im Winter 1563/64, somit die Errichtung 1564 zum Ergebnis hatte.


1. Bauphase:
(1563 - 1564)
Zur Datierung der wiederverwendeten Hölzer wurden Teile des einstigen Dachwerks ausgewählt, deren Auswertung wiederum für alle Proben die Fällung im Winter 1563/64, somit die Errichtung 1564 zum Ergebnis hatte.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1747 - 1748)
Errichtung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

3. Bauphase:
(1780 - 1830)
Im Erdgeschoss ist die Befundsituation nicht so wie man sie eigentlich erwarten müsste, doch eine einhüftige Dachform, bei der die Dachfläche bis auf Erdgeschossniveau heruntergezogen gewesen wäre, kann ausgeschlossen werden, sodass davon ausgegangen werden muss, dass das Erdgeschoss für die Ausweitung stark umgebaut worden ist. Wenn dem tatsächlich so ist, dann kann der Umbau anhand konstruktiver Merkmale am Holzgerüst wohl noch ins späte 18. oder frühe 19. Jahrhundert (gk) datiert werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1918 - 1939)
Eine weitere Vergrößerung wurde sehr viel später, vermutlich erst in der Zwischenkriegszeit, geschaffen, als der Flur in einen gemauerten Anbau an der Rücktraufe hinein um etwa 1 m verlängert und in beiden Geschossen um einen kleinen Abortraum erweitert wurde. Beide Erweiterungen gingen mit einer Hebung der Dachfläche durch Auflager einher.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht / Bauernhaus in 78573 Wurmlingen (12.04.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78573 Wurmlingen (12.04.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78573 Wurmlingen (12.04.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78573 Wurmlingen (12.04.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus in 78573 Wurmlingen (12.04.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Dachwerk Wirtschaftsteil / Bauernhaus in 78573 Wurmlingen (12.04.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt an einer vom Zentrum des Orts nach Nordwesten führenden Nebenstraße, die auf den Rußberg bzw. die Albhochfläche führt. Die Steigung, aus der sich der Name der Straße ableitet, beginnt erst weiter östlich. In der Urkatasterkarte von 1839/40 ist es das vorletzte Gebäude des Orts, bevor die Steigung steiler wird.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Ackerbürgerhaus
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Eindachhof
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude besitzt zwei Vollgeschosse und ein Satteldach, ist traufständig zur Straße gerichtet, von dieser etwas zurückgesetzt und vereint Wohnteil, Wirtschaftsteil und Werkstatt unter einem Dach. Davon liegt der Wohnteil auf der dem Ortszentrum zugewandten Seite.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Ständergerüst umfasste ursprünglich fünf Querzonen und zwei Längszonen, von denen die vordere Längszone etwas schmaler als die hintere ist. Im Erdgeschoss befinden sich in der ersten Querzone drei Räume nebeneinander, die zusammen eine eigenständige kleine Wohneinheit gebildet haben, bestehend aus einer geräumigen Stube in der vorderen Ecke, einer schmalen Küche und einer ebenfalls schmalen Kammer. Die Räume waren von einem durchgehenden Flur in der zweiten, schmalen Querzone erschlossen. Die dritte Querzone nahm einen Stall auf. Die Tiere wurden von der hohen Tenne in der die vierte Querzone gefüttert. Die fünfte Querzone dient als Schopf mit niedrigem Tor.
Das Obergeschoss nimmt eine ausgedehntere Wohneinheit auf, deren Stube in der Grundfläche die erste und zweite Querzone umfasst, während Küche und Kammer dem Erdgeschoss entsprachen. Die dritte Querzone enthält zwei zusätzliche Kammern, von denen zumindest diejenige neben der Stube dem ursprünglichen Bestand zugerechnet werden kann, während für die hintere mangels Baubefunden auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden muss, dass diese Fläche einst dem Wirtschaftsteil zugeschlagen war. Die fünfte Querzone jenseits der Tenne war zum Dachraum hin offen und Teil des Heulagers.
Der Dachraum ist durch eine ursprünglich ganz geschlossene Trennwand geteilt. Der Abschnitt über die Breite der ersten beiden Querzonen ist im 1. Dachgeschoss durch eine Längswand in zwei Dachkammern geteilt. Der übrige Dachraum diente als Heulager und war nur über eine befestigte Leiter im Heuaufzugsloch zugänglich. Durch ausgespartes Dachgebälk sind ein niedriger Restraum oberhalb der Tenne und das Obergeschoss der fünften Zone mit dem Dachraum verbunden.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Aufmerksamkeit erregten im Vorfeld Strukturen und Hölzer, die im Dach in größerem Umfang sichtbar sind und zahlreiche Spuren einer spätmittelalterlichen Abzimmerung aufweisen. Sie gaben Anlass zur Vermutung, im Gebäude könne ein älterer Kernbau stecken. Alle diese Hölzer erwiesen sich bei der Untersuchung jedoch als Bauteile, die ohne Zusammenhang eingebaut und von einem älteren Gebäude wiederverwendet worden sind.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Verwendete Materialien
    • Stein
    • Ziegel
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Holzbau
Konstruktion/Material:
Konstruktiver Aufbau:
Ursprünglich war das Gebäude vermutlich insgesamt als Ständergerüstbau mit Fachwerkfüllungen aufgebaut, was heute im Wesentlichen nur innerhalb des Wirtschaftsteils und im Dachraum sichtbar ist. Die Gefache sind mit Bruchsteinen, teilweise mit Hohlziegeln ausgemauert. Der Aufbau der Fachwerkfüllungen ist in zeittypischer Form mit zweifacher Verriegelung und verzapften Feldstreben erfolgt.
Häufig sind Feldständer in Kombination mit einem Zwischenständer gegenläufig aufsteigend angeordnet, ebenso häufig aber auch in eher unkonventioneller Weise zwei Feldstreben parallel zueinander geführt, wobei auch auf die übliche Symmetrie verzichtet wurde. Im einstigen Rückgiebel sind innerhalb der vorderen Längszone zwei Feldstreben auf der einen und nur eine auf der anderen Seite des Zwischenständers angeordnet. Innerhalb der Trennwand zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil setzt im Obergeschoss neben der Treppe zum Dachraum eine von zwei parallel geführten Streben nicht am Deckenbalken, sondern auf dem unteren Feldriegel an.
Eine solche Asymmetrie findet sich ungewöhnlicherweise auch im Vordergiebel, wo die vordere Längszone im 1. Dachgeschoss mit gegenläufigen Feldstreben und einem Fenster dazwischen abschließt, die hintere Längszone aber mit zwei Feldstreben und einem an den Stuhlständer gerückten Fenster. Verwunderlich ist dies vor allem deshalb, weil der Giebel als Sichtfachwerk konzipiert war, wo im 2. Dachgeschoss im Brüstungsfeld der mittigen beiden Fenster geschwungene Streben als Zierelemente eingesetzt sind. Das Fachwerk im Spitzboden darüber ist weitgehend ersetzt, doch in zwei kurzen V-förmig angeordneten Hölzern deutet sich ebenfalls ein Zierelement an. Die Längsrähme treten als Balkenköpfe vor.
Weitere außenwirksame Zierelemente finden sich am Tennentor, das mit beschnitzten Eckwinkelhölzern versehen ist und in dessen Stielen und Sturzbalken Fasen mit zusätzlichen Kerbungen eingeschnitten sind. Dieselben Fasen und Kerben finden sich abermals im Inneren an einem in Längsrichtung gespannten Unterzug, der ein Zwischengebälk über der Tenne trägt und angehefteten Konsolen aufliegt.
Der Rähmbalken der Rücktraufe, der heute über der südwestlichen Kammer des Obergeschosses frei spannt, weist keine Zapfenlöcher auf, wie man sie für eine Fachwerkwand erwarten dürfte. Die beiden damit in Verbindung stehenden Bundständer wurden auf der zur Kammer hin gerichteten Seite stark abgearbeitet, doch auf der Seite zum Flur zeigt ein Bundständer u.a. auch ein Zapfenloch für einen Sturzriegel direkt unterhalb des Rähms, der folglich die Zapfenlöcher für die Wandfüllung aufnahm.
Während die Deckenbalken des Obergeschosses zugleich Dachgebälk sind und in Querrichtung verlegt wurden, verlaufen die Deckenbalken des Erdgeschosses in Längsrichtung. Dies schürt den Verdacht, dass es sich um ein einstöckiges Ständergerüst handeln könnte, in welchem die Bundständer am Stück über zwei Geschosse verlaufen, was jedoch an keiner Stelle nachgewiesen werden konnte.
Da aber Quer- und Längszonen in beiden Geschossen deckungsgleich sind, würde dieser Annahme in konstruktiver Hinsicht zumindest nichts entgegen stehen.
Um das Obergeschoss in der fünften Querzone und den Dachraum räumlich miteinander zu verbinden, sind statt durchlaufender Dachbalken nur kurze Stichbalken abgezimmert, die von Wechselbalken abgefangen werden. Dasselbe geschah in der vierten Querzone, um einen niedrigen Restraum oberhalb der Tenne ebenfalls als Teil des Heulagers nutzen zu können.
Die Deckenbalken der erdgeschossigen Stube sind gefast und mit einem Fehlboden versehen. Unterhalb der Fehlbodenfugen sind profilierte Deckleisten platziert, die in die Deckenbalken eingelassen sind, was bedeutet, dass diese Anordnung auf die Bauzeit zurückgehen müsste. Für die obergeschossige Stube konnte mittels einer Sondage Fehlboden und profilierte Deckleisten nachgewiesen werden, nicht jedoch deren Anbringung und die Form der Deckenbalken. Zudem sind die Deckleistenprofile zwischen beiden Stuben unterschiedlich, was jedoch nicht notwendigerweise bedeuten muss, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten eingebracht worden sind.
Bei einer Türöffnung im 1. Dachgeschoss zwischen den beiden Dachkammern fand ein älteres Sturzholz einer Tür mit Eselsrücken eine neue Verwendung. Der Eselsrücken wurde an beiden Enden mit einer Fase erweitert, die jener am gegenüberliegenden Stiel gleicht und nicht mit den Zapfenlöchern der einstigen Türstiele korrespondiert. Ganz offensichtlich hat man dieses Holz ganz bewusst an dieser Stelle eingebaut, weil man sich an der dekorativen Form des Eselrückens erfreute.
Für das Dachwerk wurde im 1. Dachgeschoss in beiden Giebeln eine stehende, in den innenliegenden Querachsen eine liegende Stuhlkonstruktion abgebunden. Innerhalb der geschlossenen Trennwand zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil sind liegende Ständer angeordnet – beide von einer älteren Dachkonstruktion wiederverwendet –, die von Stielen getragen werden. Zwischen dieser Wand und dem Vordergiebel spannen die Stuhlräume frei über die Breite der ersten beiden Querzonen. Im 2. Dachgeschoss ist ein zweifach stehender Stuhl abgezimmert.
Vom Obergeschoss ins Dach führt eine Blocktreppe, die ihrer Machart wegen auf die Bauzeit zurückgehen dürfte. Die heutige Dachdeckung wird von maschinell hergestellten Falzziegeln gebildet.
Der Keller unterhalb des Wohnteils lässt mehrere Veränderungen erkennen. Anfangs bestand ein Raum auf beinahe quadratischer Grundfläche von 5 auf 5,5 m. Sein Mauerwerk ist ausgesprochen sorgfältig gesetzt und sein Bodenniveau lag etwas höher als heute, wie der hochliegende Mauerfuß unschwer erkennen lässt. Die Lage des Kellerraums lässt einen Bezug zur inneren Teilung des Gebäudes vermissen, indem nur seine Südwand dem Verlauf der südlichen Giebelwand entspricht, die übrigen Umfassungswände aber innerhalb der Grundfläche von Stube, Kammer und Flur liegen, der Keller also nicht in Ecklage, sondern mittig liegt. Nach drei Seiten erfolgten nachträglich Erweiterungen.
Auf der Westseite wurde ein von Süden hinunterführender Abgang angelegt, auf der Ostseite eine Erweiterung etwa in der Breite der ersten Querzone bis zur vorderen Traufwand geschaffen und auf der Nordseite das Mauerwerk durchbrochen und eine seitliche Nische hergestellt, in der die bestehende Kellertreppe Platz fand.
Lassen schon die Lage im Verhältnis zum Gesamtgefüge und das Vermissen der Ecklage vermuten, dass der Keller nicht für das bestehende Gebäude geschaffen wurde, sondern von einer Vorgängerbebauung herrührt, deutet auch der Abgang auf der Westseite darauf hin, denn er hätte die rückwärtige Kammer weitgehend ausgefüllt und eine Tür im Giebel erforderlich gemacht. Mit den beiden anderen Erweiterungen wurde der Kellerraum an die Vorgaben des Gebäudes angepasst.

Veränderungen:
Eine frühe Veränderung stellt die Verbreiterung der Grundfläche der ersten Zone auf der rückwärtigen Traufseite um etwa 90 cm dar. Im Obergeschoss markiert das alte Rähm, das heute als Unterzug den Raum durchmisst, den früheren Verlauf der Traufwand. Im Erdgeschoss ist die Befundsituation nicht so wie man sie eigentlich erwarten müsste, doch eine einhüftige Dachform, bei der die Dachfläche bis auf Erdgeschossniveau heruntergezogen gewesen wäre, kann ausgeschlossen werden, sodass davon ausgegangen werden muss, dass das Erdgeschoss für die Ausweitung stark umgebaut worden ist. Wenn dem tatsächlich so ist, dann kann der Umbau anhand konstruktiver Merkmale am Holzgerüst wohl noch ins späte 18. oder frühe 19. Jahrhundert datiert werden. Eine weitere Vergrößerung wurde sehr viel später, vermutlich erst in der Zwischenkriegszeit, geschaffen, als der Flur in einen gemauerten Anbau an der Rücktraufe hinein um etwa 1 m verlängert und in beiden Geschossen um einen kleinen Abortraum erweitert wurde. Beide Erweiterungen gingen mit einer Hebung der Dachfläche durch Auflager einher.
Auf der Seite des Wirtschaftsteils wurde der Grundriss um eine weitere Querzone verlängert, der im Erdgeschoss einen Werkstattraum vorne und einen Lagerraum hinten aufnahm. Das Obergeschoss bildet einen einzigen großen Raum, der zum späteren Ausbau vorgesehen war. Die Fensteröffnungen sind soweit vorbereitet worden, dass gleich die Fenster hätten eingesetzt werden können, während weitere Fensteröffnungen im Fachwerkaufbau schon angelegt sind. Das Dach des Anbaus ist dem Heulager zugeschlagen worden. Für mehr Raumhöhe sind die Deckenlagen gegenüber dem Kernbau ein Stück hochgesetzt. Bundständer und Fachwerkfüllung des beim Anbau unnütz gewordenen Giebeldreiecks fanden im neuen Giebel eine neue Verwendung. Die eichenen Ständer haben dabei vermutlich bereits ihre zweite Wiederverwendung erfahren.
Weitere Veränderungen ergaben sich durch die Schaffung neuer Räumlichkeiten im Inneren. Auf Kosten der hinteren Hälfte des Stalls in der dritten Querzone fand dort eine Waschküche Platz, deren Umfassungswände rundherum durch Mauerwerk ersetzt worden sind. In Verbindung damit wurde auch die darüberliegende Kammer mit einer gemauerten Wand zur Tenne hin ausgestattet oder dieser Raum durch Abtrennen vom Wirtschaftsteil damals erst geschaffen. Der verkleinerte Stall bot nur noch Platz für zwei Tiere, was einzig zur Selbstversorgung reichte. In jüngerer Zeit wurde besagte obergeschossige Kammer durch Abtrennung eines gefangenen und fensterlosen Badezimmers verkleinert.
Die Wohneinheit im Erdgeschoss wurde anders genutzt, indem die Küche als Kammer und die Kammer nur noch als Abstellraum diente.
Bei der rückwärtigen Kammer im Erdgeschoss wurde eine neue Schwelle eingebaut, die jedoch schräg verschwenkt unter der Wandflucht liegt. Die Querwand zwischen Tenne und Schopf erhielt ebenfalls eine neue Schwelle, auf der jedoch nach wie vor das bauzeitliche Ständergerüst steht. Möglicherweise rührt von dieser Maßnahme der auffällige Knick im Grundriss des Gebäudes her, indem der Wirtschaftsteil sich nach vorne geneigt hatte, sich somit das Dachwerk ein Stück in Richtung der Straße bewegt hatte, beim Einbau der neuen Schwelle die Ständer durch Bewegen des Fußpunkts wieder gerade gerückt wurden. Heute ist der Wirtschaftsteil etwas nach hinten geneigt. Einige Indizien lassen vermuten, dass in die vordere Traufwand im Obergeschoss über die Länge des Wohnteils neues Fachwerk eingezogen worden ist.

Wiederverwendete Hölzer:
Viele Hölzer sind wiederverwendet worden. Dies trifft für die Mehrzahl der im Dachwerk einsehbaren Hölzer zu, unter denen sich viele Merkmale wiederholen aus denen deutlich wird, dass die meisten oder alle aus einem 1564 aufgeschlagenen Dachwerk herrühren, das zumindest zwei liegende Stuhlachsen mit Spannriegel und angeblatteten Kopfbändern zur Queraussteifung besaß. Dessen Kehlbalken waren mit Verkämmungen mit Mittelkamm auf den Stuhlrähmen aufgekämmt und den Sparren angeblattet. Die Anblattung der Kopfbänder in den Binderachsen griff bis zum Sparren über. Einer der ehemaligen Sparren weist Stakungslöcher für Lehmflechtwerk auf. Für den Stiel einer Türöffnung in der mittigen Längswand im Dach fand ein einstiges Sturzholz einer Türöffnung mit reliefartig eingearbeitetem Eselrücken neue Verwendung, dessen Zugehörigkeit zum Gebäude von 1564 dendrochronologisch nachgewiesen werden konnte. Die starke Rußschwärzung der ehemaligen Sparren macht deutlich, dass es sich um ein bewohntes Gebäude gehandelt hat.
Innerhalb der Balkenlage über der Tenne lässt sich ein Balken als ehemaliges Giebelrähm identifizieren, das von einem Gebäude mit zwei Längszonen und etwas größerer Breite als der Kernbau des bestehenden Hauses herrührt. Stakungslöcher weisen eine Giebelwand aus Lehmflechtwerk nach, Zapfenlöcher rühren von nahe an die Bundständer gerückten Feldstreben her und das Fehlen weitere Zapfenlöcher geben einen Hinweis auf lange Gefache über die Breite der ganzen Zonen. Der unterschiedliche Abstand der Strebenzapfenlöcher zu den Bundachsen machen deutlich, dass die Zone links erheblich schmaler war, als die rechte. Der Balken war dem mittleren Längsrähm mit Mittelkamm und den seitlichen mit schräger Flanke aufgekämmt. Mittig getrennte breite Fasen betonten eine ca. 7 cm weite Auskragung des Giebeldreiecks. Die Zugehörigkeit zum 1564 errichteten Gerüst ist zwar nicht nachgewiesen, da die Entnahme einer Dendro-Probe der exponierten Lage wegen zu waghalsig schien, kann der konstruktiven Merkmale wegen aber sehr wahrscheinlich gemacht werden.
Mehrere eichene Ständer im Bereich des Wirtschaftsteils weisen ebenfalls Spuren von Wiederverwendung auf, etwa in Form von Zapfenlöchern für eine zweifache vernagelte Verriegelung. Verblattete Holzverbindungen haben sich demzufolge auf die innenliegende Dachkonstruktion beschränkt. Alle beschriebenen Hölzer wurden von einem zuvor abgetragenen Gebäude lediglich wiederverwendet und sind nicht Teil eines im Gebäude steckenden Kernbaus, wie anfänglich vermutet worden war.
Über den früheren Standort des 1564 errichteten Gebäudes ist nichts bekannt, doch da der Keller im Verdacht steht auf ein älteres Gebäude zurückzugehen und maßlich zur rekonstruierten vorderen Längszone passen würde, liegt die Vermutung nahe, dass das gesuchte Gebäude an der Stelle des bestehenden Hauses gestanden hatte, dabei aber um weitere 2 m von der Straße abgerückt war. Da der gefaste Rähmbalken sicherlich vom Vordergiebel herrührt, der rechts eine breitere Zone aufwies als links, müsste das Gebäude damals auch mit seinem Vordergiebel nach Süden ausgerichtet gewesen sein.

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