Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Gasthaus "zur Stube"

ID: 178289675810  /  Datum: 08.03.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Weinstraße
Hausnummer: 39
Postleitzahl: 78052
Stadt-Teilort: Pfaffenweiler

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8326074010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Orientiert an den drei inschriftlichen Datierungen wurde das Hauptgebäude des ältesten Gasthauses im Ortsteils Öhlinsweiler im Jahre 1575 (i) erbaut. Neben der Funktion als "Stube", diente es zeitweise auch als Amtsstube, Gerichtsort und Vogtshaus.


1. Bauphase:
(1575)
Erbauung des Hauptgebäudes im Jahre 1575 (i).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
    • Gerichtsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Gasthaus "zur Stube" in 78052 Pfaffenweiler (Burghard Lohrum)
Abbildungsnachweis
Gasthaus "zur Stube" in 78052 Pfaffenweiler (Burghard Lohrum)
Abbildungsnachweis
Gasthaus "zur Stube" in 78052 Pfaffenweiler (Burghard Lohrum)
Abbildungsnachweis
Gasthaus "zur Stube" in 78052 Pfaffenweiler (Burghard Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Baugeschichtliche Dokumentation
  • Restauratorische Voruntersuchung
  • Schadensdokumentation Dachtraufe

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude ist in Öhlinsweiler östlich eines platzartigen Kreuzungsbereiches mehrerer Straßen errichtet. Der Prunkgiebel mit Staffelgiebel und Erker im Obergeschoss zeigt nach Westen in Richtung Tal, während sich angrenzend an den südlichen Treppenturm die Anbauten erstrecken.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
    • Gerichtsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich um einen zweigeschossigen, unterkellerten Massivbau mit den Maßen 16,15 x 10,30m, der von einem Satteldach mit beidseitigen Staffelgiebeln bekrönt wird. An der Südseite befindet sich deutlich außerhalb der Mitte ein nach Osten verschobener, in den Hauptbau integrierter Treppenturm mit dreiseitigem Wandabschluss, dessen nach Süden hin abgewalmtes Satteldach die annährend gleiche Höhe wie das Hauptgebäude besitzt.
Die Fassade ist weiterhin durch den nordwestlichen Eckerker, Gesimsgliederung sowie Fenster- und Portalgewände aus Sandsteinquaderung bestimmt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Bezogen auf seine Funktion diente das Gebäude als Gasthaus, Amtsstube, Gerichtsort und Vogtshaus. Die zuletzt genannte Nutzung bedingt neben der Gerichtslaube auch Lagerräume für die herrschaftlichen Abgaben.
In diesem Zusammenhang ist dann auch die bauliche Gliederung des Gebäudes zu sehen. So ist der gewölbte Keller als Lager, das Erdgeschoss als Gaststube, das Obergeschoss als repräsentativer Versammlungsraum, ein Teil des 1. Dachgeschosses als Ratsstube und der verbleibende Dachraum wieder als Lagerfläche anzusprechen. Mit Ausnahme der internen Verbindung zwischen Keller und Erdgeschoss erfolgte die Vertikalerschließung ausschließlich durch den bauzeitlichen, an der Südseite errichteten Treppenturm.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Verwendete Materialien
    • Stein
  • Dachform
    • Satteldach
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, l. geb. mit Sparrenschwelle
  • Detail (Ausstattung)
    • Fenstererker
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
  • Gestaltungselemente
    • Staffelgiebel
Konstruktion/Material:
Kellergeschoss:
Die unterste Nutzungsebene bildet der tonnengewölbte Keller. Das Gewölbe entwickelt sich über den ca. 1,40m dicken Längswänden und wird annähernd in den Drittelspunkten durch zwei Steinsäulen mit breiten Abfassungen gegliedert.
Der äußere Zugang befindet sich am Westgiebel. Er besteht aus einem Rundbogenportal mit aufwendigen Profilierungen und einem im Stichbereich herausgearbeiteten Wappenschild.
Eine zweite Zungangsmöglichkeit bietet der Treppenturm. Von hier führt eine schmale Treppe hinunter zum Keller. Im Gegensatz zu einem dritten, östlich benachbarten Kellerabgang zählt sie zum bauzeitlichen Bestand. Bei der dritten Erschließung handelte es sich ursprünglich um ein Kellerfenster, welches später als Zugang aufgebrochen wurde.
Zum bauzeitlichen Bestand gehören die Kellerfenster, deren Fenstergewände mit Ausnahme eines einzigen Fensters die bauzeitliche Profilierung aufweisen. Die Gewände besitzen einen Ladenfalls und sind vergittert. Die Anordnung der Kellerfenster deutet darauf hin, dass der Kernbau zur Erbauungszeit offen, also ohne Anbauten konzipiert war.
An der Nordseite ist die Einmündung einer Steinrinne erhalten geblieben. Die mögliche Weiterführung bzw. die zu vermutenden Ablaufrinnen sind nicht erkennbar. Eventuell werden sie durch den heutigen Bodenaufbau überlagert.
Zum jetzigen Zeitpunkt wird der Keller als rustikal eingerichteter Gastraum genutzt. Die in diesem Zusammenhang eingebauten Toiletten und Funktionalräume überlagern im nordöstlichen Kellerbereich die alten Kelleröffnungen.
Im Südosten ist vom Keller des Hauptgebäudes ein benachbarter Keller erreichbar. Der Zugang zu dem höher liegenden Kellerniveau erfolgt über eine kurze Treppe, die innerhalb der aufgebrochenen Kellerfensternische nach oben führt.
Aussagekräftige Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung des Nachbarkellers sind nicht gegeben.
In Anlehnung an die Einfassung der Kellerfenster ist eine Zuordnung in das 18./ 19. Jh. wahrscheinlich.

Erd- bzw. Sockelgeschoss:
Bezogen auf die architektonische Gestaltung des Westgiebels entwickelt sich das EG zwischen zwei wohlgeformten Verstärkungen an der Nord- und Südecke. Dazwischen verläuft waagrecht ein profilierter Gesimsvorsprung, auf dem die Gewände von zwei Doppelfenster aufsitzen. Soweit einsichtig, umzieht das Gesims den gesamten Baukörper einschließlich des Treppenturmes.
Im angetroffenen Zustand ist das EG über zwei separate Zugänge erreichbar. Der Hauptzugang führt über den Treppenturm. Über dessen repräsentative Türöffnung zugänglich, überwinden fünf Treppenstufen die über das Erdreich anstehende Sockelhöhe. Der eigentliche Zugang in das EG erfolgt über eine zweite, gleichfalls profilierte Türöffnung. Das sie einfassende Gewände orientiert sich an der Innenflucht der Erdgeschosswand und lässt so die konzeptionelle Einheit von Hauptgebäude und Treppenturm erkennen.
Der zweite Eingang liegt am bergseitigen Ostgiebel und führt ebenerdig in einen als Küche abgetrennten Raum. Die Türöffnung und das benachbarte Fenster bilden eine bauliche Einheit. Die Einfassung b eider Öffnungen besteht aus einem gefalzten Sandsteingewände und datiert in das 19./20. Jh. Orientiert am nördlichen Abschluss des südlich angrenzenden Gesimssteines ersetzt die vorhandene Türöffnung einen älteren und bauzeitlichen Zugang. Ob es sich dabei möglicherweise um eine Einfahrt handelte, ist momentan nicht zu entscheiden.
Über zwei runde Steinsäulen, die annährend in den Drittelpunkten der etwas außermittigen Längsachse ausgestellt sind, entwickelt sich im Inneren des EGs ein relativ flach eingewölbtes und verputztes Kreuzgewölbe. Mit 6 Feldern umfasst es den gesamten Grundriss. Ein Feld wird im angetroffenen Zustand durch die eingezogene Decke des südöstlichen Küchenraumes verdeckt. In der Süd-Ost-Ecke ist der Auslauf des Gewölbes noch ansatzweise erkennbar.
Eine an der Nordwand konsolartig vorstehende Vorlage deutet hier eine nicht näher zu beschreibende Unstimmigkeit an.
Die Belichtung des EG erfolgt mehrheitlich durch Doppelfenster, deren Gewände dem umlaufenden Gesims aufsitzen. Auffällig ist das Fehlen einer Belichtung an der Südseite. Kein Gewände der Fensteröffnungen ist bauzeitlich. Gleichwohl lassen die flach eingewölbten Fensternischen vermuten, dass die angetroffene Situation die ursprüngliche Ausführung wiederspiegelt.
Ungeachtet dessen lassen sich einige ältere, jedoch später wieder aufgegebene Situationen aufzeigen. So zeigen historische Aufnahmen zwei ältere Erschließungssituationen.
Eine weitere Veränderung ist im Zusammenhang mit dem südöstlichen Anbau zu sehen. Er nimmt die eigentliche Küche auf und zeigt im angetroffenen Zustand keine weiteren baugeschichtlich relevanten Befunde.
In Anlehnung an den westlich angrenzenden Treppenturm überbaut der anstehende Bau offensichtlich einen Vorplatz, über den ein zweiter Treppenturmzugang erreichbar war. Er ist heute vermauert und führte ursprünglich direkt zum Kellerabgang. Der Entlastungssturz des Treppenturmzuganges ist im Fußbodenbereich des OGs erkennbar.

Obergeschoss:
Diese Ebene ist zweifelsfrei als die repräsentative Ebene anzusprechen. In architektonischer Hinsicht wird dies durch die reiche Durchfensterung, den über Eck gestellten Erker und durch das umlaufende Gesims unterstrichen.
Anders als im EG erfolgt der Zugang ausschließlich über den Treppenturm, wobei die Lage des Türgewändes geringfügig die innere Flucht der Längswand überlagert.
Von seiner ursprünglichen Ausstattung ist in dem großen, durch zwei gebauchte Rundsäulen untergliederten Saal nichts erhalten. Teppichboden bzw. Eichenparkett sowie die Deckenverkleidung mit Nut- und Federbrettern vermitteln einen nüchternen Eindruck. Dagegen präsentiert sich die giebelseitige Fensteraufreihung in weitgehend ursprünglicher Form.
Erste Anzeichen von Unstimmigkeiten sind an der Südseite zu erkennen. Hier ist offensichtlich die in Richtung Osten verlaufende Fortsetzung der Fensteraufreihung durch eine spätere Veränderung unterbrochen. Gleiches gilt generell auch für die Nordseite, wo sich partiell die vermauerten Fensteröffnungen als dunklere Putzschatten erkennen lassen. Nach den aus der Literatur bekannten Ergebnissen, wonach offenbar schon während der Bauzeit die geplante Durchfensterung weitgehend aufgegeben wurde, sind weiter vermauerte Fensterpartien auch im südlichen Abschnitt des Ostgiebels zu vermuten, während östlich des Treppenturmes ein großer, später vermauerter Ausbruch aufgenommen wurde.
Keine gesicherte Erkenntnis liegt über den Zeitpunkt der Ausmauerung vor. In dieser Frage ist das Ergebnis einer gezielten Untersuchung abzuwarten.
Besonders aufschlussreich für die ehemals äußere Gestaltung ist der südöstliche Turmbereich. Hier haben sich im Schatten des Anbaus einige historische Altbefunde erhalten. Neben den Resten der Turmaußenfassung sind das der Restbestand des umlaufenden Gesimses und ein zugemauertes Treppenturmfenster.
Der Anbau selbst ist stark verwahrlost und besitzt ein entkerntes Deckengebälk mit Nachweis für einen ehemaligen Flur und eine davon zugängliche Kammer.

Dachwerk:
Das über den Treppenturm zugängliche Dachwerk wurde zu Wohnzwecken ausgebaut und ist aufgrund seines eichenen Holzwerkes kaum zugänglich.
Konstruktiv handelt es sich um ein in die Dachbalken zapfendes Sparrendach, welches durch zwei Kehlbalkenlagen in zwei bzw. drei Nutzungsebenen unterteilt wird.
Unterhalb der beiden Kehlbalkenenden verlaufen Stuhlrähme, die durch liegende, auf Schwellen gegründete Binderkonstruktionen unterstützt werden. Zusätzlich zu den vor den massiven Giebeln angeordneten Bindern handelt es sich um vier innere Querbinder. Zwei dieser Binder sind in Abstimmung mit der Treppenturmerschließung angeordnet und begrenzen heute einen Querflur. Die beiden verbleibenden Binder unterstützen die Stuhlrähme der äußeren Zonen.
Im ersten Dachgeschoss ist die Kehlbalkenlage teilweise einsichtig. Die Balken sind gefast und deuten so eine repräsentative Nutzung des 1.DG an. Dieser Befund deckt sich auch mit der aufwändigen Fenstergestaltung am Westgiebel, wobei die ursprünglichen Ausmaße des zugehörigen Raumes (der Ratsstube) im jetzigen Bestand nicht definitiv ablesbar sind.
Anders verhält es sich am Rückgiebel. Hier deuten sich zwei Dachkammern an, wobei deren ursprüngliche Funktion zur Zeit unbekannt ist.
Eine mögliche Nutzung könnte die Lagerung von Feldfrüchten gewesen sein. Darauf deutet zumindest die im Ostgiebel zu vermutende Ladeöffnung hin. Sie befindet sich im 2. DG, besitzt einen leicht gewölbten Sturz und ist heute zu einem Fenster umgebaut. Die Öffnung darüber ist wohl in Verbindung mit dem ehemaligen Ladekran zu sehen.
Von besonderem Interesse ist der obere Abschluss des Treppenturmes. Abgeschottet vom öffentlichen Zugang haben sich hier möglicherweise heraldische Ausmalungen erhalten. Eigenartigerweise ist der bauzeitliche Turmhelm mit Anbindung zum Hauptdach rauchschwarz. Dieser Befund wirft die Frage nach der Beheizung des Gebäudes auf. Während für das EG wie auch für das OG keine bauzeitliche Ofeneinrichtung nachweisbar ist, scheint zumindest die Ratsstube im DG erwärmbar gewesen zu sein. Da die Rauchspuren jedoch erst nach der Entfernung der Deckenverkleidung des Turmdaches auftraten, gilt diese Aussage erst für einen späteren Zeitpunkt.
Unter dem Walmanfangspunkt des Turmdaches steht ein achteckiger Kaiserstiel. In dessen Kopfende zapft die quer zum Hauptdach verlaufende Firstpfette, so dass für den Kaiserstiel eine ehemalige Fortführung (über den Dachfirst hinaus) anzunehmen ist. Das inzwischen gekappte Ende bildete die Basis für eine ehemalige Firstbekrönung.
Zusammen mit den Eckverstärkungen des Unterbaus, den verschiedenen Wappenschildern, dem Staffelgiebel sowie dem Treppenturm gehört sie zur Architektursymbolik herrschaftlicher Bauten.

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