Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 151641594618  /  Datum: 14.07.2014
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Kirchberg
Hausnummer: 10
Postleitzahl: 78658
Stadt-Teilort: Zimmern ob Rottweil-Horgen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325069003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Kath. Pfarrkirche St. Martin, Kirchberg 13 (78658 Zimmern ob Rottweil-Horgen)

Bauphasen

1. Bauphase:
(1679 - 1680)
Errichtung des Gebäudes in den Jahren 1679/80 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Wohnsiedlung
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der älteste Siedlungskern Horgens ist wohl auf dem Höhenrücken zu suchen, der sich inmitten des Eschachtales über der Einmündung des Fischbaches erhebt. An dessen höchstgelegenem, nordwestlichem Ende steht die Kirche. Im Anschluss an den Kirchhof bilden die umstehenden Häuser eine platzartige Situation. Hier steht auch das untersuchte Gebäude, vom Kirchhof nur getrennt durch eine später angelegte Auffahrt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Wohnsiedlung
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Mit einer Grundfläche von ursprünglich 7,30 auf 10,40 Meter ist das untersuchte Gebäude traufseitig zum Platz und durch die Lage am Rande des Höhenrückens auch trauseitig zum Tal hin ausgerichtet. Nach vorne zum Platz ist es eingeschossig während vom Hang her noch ein niedriges Kellergeschoss über die halbe Gebäudetiefe untergeschoben ist.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die erste Zone, die zur Kirche gerichtet ist, ist gleichzeitig auch die breiteste. Hier befindet sich die Stube im etwas breiteren, zum Tal hin gelegenen Schiff mit einer Größe von 3,90 auf 4,50 Meter. In deren Außenwänden sind noch Bohlenfüllungen erhalten geblieben mit kurzen Fenstererkern zu beiden Seiten des Eckständers. Direkt unter der Dachbalkenlage war eine Bohlendecke zwischen die Rähme eingespannt. Aus dem Eckständer ist eine Nische für einen sogenannten Herrgottswinkel ausgespart. Diese Ausstattung der Stube mit Bohlenwänden und -decke könnte den Befunden nach auch zu einem späteren Zeitpunkt eingebracht worden sein, wurde aber wohl direkt nach dem Aufrichten der Konstruktion eingebaut.
In derselben Zone lag vorne zum Platz hin, der Stube vorgelagert, die Küche. Direkt in die Küche mündete auch der Hauseingang. Die Küche war zunächst als Rauchküche angelegt, weshalb die Hölzer im Dachraum strak rußgeschwärzt sind.
Aus der Konstruktion ergeben sich zwischen Küche und Stube einige Widersprüche, auf die hier noch hingewiesen werden soll: Der Bezugsachsenschnittpunkt der Abbundzeichenfolge liegt an der Hausecke der Küche. In aller Regel wird hierfür jedoch vom Zimmermann die Stubendecke als die wichtigste Ecke des Hauses gewählt. Auch sind die Bundseiten eines Gerüstes mit verblatteten Gefügehölzern üblicherweise von der Stube abgewendet, anders hier die Bundseite der Mittellängswand.
Für die mittlere Zone liegen keine Anhaltspunkte für deren ursprüngliche Nutzung vor. Hier können eine oder mehrere zusätzliche Kammern, Kleintierställe oder beides zusammen vermutet werden. Bei der geringen Größe des Gebäudes sind Kleintierställe als ausschließliche Nutzung naheliegend.
Die letzte Zone wird von einer Scheuer eingenommen. Es gibt zwar auch hier wiederum einige widersprüchliche Befunde, unter anderem entsprechen die Abbundzeichen der Gefügehölzer nicht der Systematik, doch scheint diese Art der Nutzung ursprünglich zu sein. Ob und wie anfangs das Dach angehoben war, um das Tor für diese in den Dachraum hineinragende Scheuer unterzubringen, kann nur vermutet werden.
Im Kellergeschoss war unter anderem vielleicht noch ein kleiner Stall untergebracht.
Wohl nur wenige Jahrzehnte später wurde im Dachraum in der vordersten Zone eine Kammer eingebaut. Sehr viel später wurde von der Küche dann ein Hausgang abgetrennt, in den die Eingangstür führte und in dem die Treppe in den Dachraum lag. Außerdem wurde in der mittleren Zone neben der Stube eine Kammer eingerichtet. Daneben lag im vorderen Schiff zuletzt ein Hühnerstall. In einer hinten zusätzlich angefügten, direkt an das Nachbarhaus anschließenden Zone wurde ein Stall untergebracht.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Für die gesamte Holzkonstruktion wurde Nadelholz verwendet. Auf einem Schwellenkranz wurden ein Geschoss hohe Ständer aufgeschlagen, die die Grundfläche in zwei Schiffe und drei Zonen gliedern. Die vordere, zur Kirche ausgerichtete Zone ist deutlich breiter als die anderen beiden. Das Gefüge ist sehr sparsam bemessen und besteht aus einigen wenigen Kopf- und Fußbändern.
Über der Dachbalkenlage ist ein zweifach stehender Stuhl aufgerichtet. Bei dessen drei-zoniger Teilung ist die mittlere am breitesten. Die Lage der zweiten Binderachse vom Vordergiebel her entspricht in Lage und Ausrichtung nicht der Gliederung des Unterbaus. Mit den Kehlbalken sind die Sparren verzapft und mit den Dachbalken verblattet. Eine Firstpfette ist nicht vorhanden. Das vordere Giebeldreieck ist mit einem durchwegs verzapften, ausgemauerten Fachwerk geschlossen. Daran fallen die in ungewöhnlicher Weise über die gesamte Breite durchlaufenden Kopf- und Brustriegel auf. Die Aussteifung der übrigen Dachkonstruktion erfolgt durch einseitig verblattete Kopfstreben, Kopfbänder und Steigbänder.
Im Dach ist die Folge der Abbundzeichen fast lückenlos nachvollziehbar. Eine römische Zählweise wird ergänzt durch entsprechende Beizeichen für die Längs- und Querachsen, sogenannte Ruten und Ausstiche. Der Bezugsachsenschnittpunkt liegt an der zur Kirche gerichteten Hausecke.
Das untersuchte Gebäude wurde von jemanden errichtet, der offensichtlich finanziell nicht besonders gut ausgestattet war, ein Taglöhner scheint dabei am naheliegendsten zu sein. Aber auch als Altenteilerhaus könnte es gedient haben. Die Lage dieses ärmlichen Hauses direkt neben der Kirche ist verwunderlich, was auch an einen Messner als Bewohner denken lassen könnte.
Auf den ersten Blick fällt bei diesem Gebäude die mittelalterliche Konstruktionsweise eines stehenden Dachstuhles mit Steigbänder auf, was zunächst ein hohes Alter vermuten lässt. Bei eingehender Betrachtung wird jedoch deutlich, dass hier altertümliche Elemente mit entwicklungsgeschichtlich sehr viel jüngeren Konstruktionsweisen kombiniert sind. Weiterhin erschweren zahlreiche Widersprüchlichkeiten eine gesicherte Interpretation einzelner Befunde. Sowohl für die Bauzeit veraltete Konstruktionsmerkmale als auch die unstimmige, wenig durchgeplante Bauweise sind Zeichen einer kleineren, untergeordneten Bauaufgabe im ländlichen Raum. Für größere Bauten wurden modernere Lösungen gewählt und eine sorgfältigere Planung und Ausführung der Holzkonstruktion waren notwendig um Probleme beim Aufrichten zu vermeiden und die gehobenen Ansprüche des betuchteren Bauherrn zu befriedigen. Die Zimmerleute des ausgehenden 17. Jh. hatten also noch immer längst veraltete, mittelalterliche Konstruktionsweisen parat und wendeten diese auch an, da sie offensichtlich einfacher herzustellen oder einfacher aufzurichten waren.

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