Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Burgruine Löffelstelz

ID: 136842999715  /  Datum: 24.02.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Löffelstelzweg
Hausnummer: keine
Postleitzahl: 75417
Stadt-Teilort: Mühlacker

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Enzkreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8236040009
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,9417° nördliche Breite, 8,8451° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

ehem. Kelter (75417 Mühlacker, Kelterplatz 5)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Burgruine Löffelstelz steht in der Bedeutung der obertägig erhaltenen Geschichtszeugen auf der heutigen Gemarkung der Gesamtstadt Mühlacker an erster Stelle. In keinem anderen Stadtteil ist eine derart umfangreiche Anlage aus der Spätromanik vorhanden. Die auf der Stadtmarkung gelegenen, heute bekannten Burgplätze in Enzberg, Lomersheim und Lienzingen lassen nur noch in schwach erhaltenen Resten erkennen, was dort einmal stand. Die am besten erhaltene Struktur einer Burg auf der Stadtfläche ist zweifelsohne die „Vöstin Dürrmenz“, also die erst im 18./ 19. Jahrhundert so genannte „Löffelstelz“.

Der Burg Löffelstelz ging eine Vorgängeranlage voraus, deren vorgefundene Bruchsteinmauerreste frühestens auf 1150 datiert werden können. Bei der nachfolgenden, mit ihren Umfassungswänden heute noch bestehenden Burganlage handelte es sich nach Aussage der bauhistorischen und archäologischen Untersuchungen einst um eine Schildmauerburg ohne Bergfried. Vor allem die rundbogig gekuppelten Zwillingsfenster sprechen für eine Datierung spätestens im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts. Bereits im dritten Viertel des 13.Jahrhunderts finden verschiedene Umbauten statt. Spätestens um die Mitte des 14. Jahrhunderts das Burginnere in mindestens drei getrennte Wohnbereiche aufgeteilt.
Noch im 14. Jahrhundert erhielt der südwestliche Eckbau eine weitere Aufstockung mit einem Fachwerkaufsatz. Der auf der Nordmauer teilweise erhaltene Wehrgang erfuhr
vermutlich in gleicher Zeit eine umfassende Sanierung. In das 14.Jahrhundert scheint auch der Einbau eines Gewölbekellers innerhalb des Südosteckbaus zu gehören, wie das zugehörige Fundmaterial nahelegt. Im Jahre 1504 wurden unter Herzog Ulrich die Burggebäude mutwillig zerstört.

Noch in älteren Aufzeichnungen vor dem Dreißigjährigen Krieg dagegen wird sie als „alt verstöwert Haus“, nicht als Ruine bezeichnet. Nach den ersten Erkenntnissen ist die Löffelstelz zwischen 1600 und 1680 einem großen Schadensfeuer zum Opfer gefallen, was aber nicht heißen muss, dass sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden ist!


1. Bauphase:
(1899 - 1905)
Hier die 1. Bauphase des 20. Jh.:
Nachdem bei einem „Kaisermanöver“ 1899 die Südwand mit dem alten Toreingang eingestürzt war,
nahm sich der „Verschönerungsverein Mühlacker“ der Instandsetzungsaufgabe für die Burgruine an.
Im „historisierenden“ Stil wurden bis 1905 die spätromanischen Fenstergewände wieder mit Mittelsäulen ergänzt. Das eingestürzte Burgtor entstand vergrößert neu und erhielt die mit imitierten Zinnen besetzte, sogenannte „Blendmaschikulie“.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein

2. Bauphase:
(1968)
Bis in die 1960er Jahre geschah nichts mehr Wesentliches zur baulichen Unterhaltung der Burgruine. Als 1967/ 68 Befürchtungen laut wurden, der ganze Burgberg könne ins Abrutschen geraten, entschloss sich die Stadt Mühlacker zu umfangreichen Bergsicherungsmaßnahmen, die ausgerechnet im Burginnern angesetzt wurden. Ohne jede archäologische Voruntersuchung wurden rund 100 Kubikmeter Erdmasse ausgebaggert und bei Seite geräumt. Nach dem senkrechten Einbohren von bis zu 40 Meter tief reichenden Bergankern und Entwässerungsbohrungen für die wasserführenden Muschelkalkschichten des Burgberges wurden die Köpfe der Berganker mit einem massigen Betonklotz gesichert. Anschließend wurde das geschaffene Loch in der Burgmitte wieder zugefüllt und überdeckt.
Im Zuge dieser Maßnahme erhielten auch die Burgmauern sogenannte „Hohlraumverpressungen“ aus Zementsuspension. Wegen einer erheblichen Kostenexplosion wurde diese Maßnahme allerdings nicht umfänglich umgesetzt. Die alten Mauern erhielten teilweise neue Zementkronen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(2004 - 2007)
Im Juni 2004 stand dann plötzlich die Vollsperrung der Burgruine in der örtlichen Zeitung.

Die akute Einsturzgefahr der südwestlichen Burgmauer wurde festgestellt. In insgesamt fünf Bauabschnitten wurde die gesamte Ruine saniert.

Mit den im Frühjahr 2006 im Rahmen der archäologischen Erkundung angesetzten Prospektionen konnte in der Südostpartie der Burganlage ein eingestürztes Kellergewölbe erkannt werden. Die seitlichen Widerlager dieses Gewölbes sind noch erhalten, sogar Teile der noch existenten Gewölbemauerung konnten beobachtet werden.

Für die projektbezogene Archäologie sind nach ersten Erkenntnissen bereits hochinteressante Informationen zur Nutzung des aus der zweiten Bauperiode (1200/ 1220) des Burgplatzes stammenden Bereiches und zur näheren Eingrenzung des Untergangszeitpunktes der Burganlage zu erwarten.
Des Weiteren kamen mit der Freilegung des Südostbereiches neben dem bereits bekannten Keller auch umfangreiche Reste der westliche Gebäudewand und einer Innentreppe sowie diverse Schadensbereiche am Fundament des südlichen Umfassungsmauerabschnittes zu Tage.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Burgruine Löffelstelz in 75417 Mühlacker (02.09.2004)
Burgruine Löffelstelz in 75417 Mühlacker
Burgruine Löffelstelz in 75417 Mühlacker
Burgruine Löffelstelz in 75417 Mühlacker

Zugeordnete Dokumentationen

  • Archäologische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die Burgruine Löffelstelz erhebt sich im Süden von Mühlacker bzw. östlich von Dürrmenz, oberhalb der Enz.
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Mit der Grundrissform des annähernden Längsrechteckes zählt die Löffelstelz zu den am weitesten verbreiteten Grundrisstypen (57 % des Gesamtbestandes ist quadratisch oder rechteckig konzipiert). Die Anlage misst ca. 22 x 35 m. Allerdings ist der tatsächlich vorhandene Grundriss der Löffelstelz ein Sechseck. In der Westwand und in der Nordwand finden sich bauzeitliche Knicke der Wandscheiben.

Lediglich an der Ostseite misst die Schildwand eine Stärke von rund 2,5 m.

Die Mauern der Umfassungswände messen ca. 22 x 33 m. Sie bestehen aus „lagigem“ (in Schichten gelegten) Mauerwerk aus Feldsteinen. An der Südwest- und an der Nordwestecke finden sich glatt gearbeiteten Eckquader (ohne Buckel, Kissen oder Randschlag), die an der „Schauseite“ zum Tal hin die Baukanten fassen. An den anderen Ecken des insgesamt und genau betrachteten sechskantigen Grundrisses ist bereits dieser schlichte Schmuck weggelassen worden.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Trotz erheblicher Störungen ist der dreiseitig um die Burg gelegte Graben der Löffelstelz noch im Gelände erkennbar. Leider wurde durch die einstige Weinbergnutzung an den drei Grabenseiten das Gelände z.T. erheblich verändert und letztlich in den 1920er Jahren mit der Nutzung des östlich des Burgbaus gelegenen Bereiches als Gedenkstätte mit Kriegerdenkmal 1914/18 noch einmal durch Auffüllungen angepasst.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Während der letzten 10 Jahre wurde der Busch- und Baumbewuchs viel zu dicht an die Burgmauern heran gelassen, was die Ruinenanlage wegen der bewuchsbedingten Nässehaltung nachhaltig beeinträchtigt hat.
Dreiviertel der Mauerkrone und die Ostwand an beiden Schalenseiten befinden sich im Zustand der Auflösung. Eine Partie der Westwand droht in den Hof zu kippen und hat bereits erhebliche Schäden an den signifikanten Merkmalen des Bauwerks ausgelöst.

Bei nahezu allen historischen Fenstergewänden sind starke Rissbildungen und flächige Frostabsprengungen zu beobachten. Insbesondere in jenen der südwestlichen Wandpartie stellen die flächigen Absprengungspotentiale eine ernst zu nehmende Gefährdung der Grundstücke und Häuser an der Enzstraße dar. Die aus Bruchsteinen gemauerte Gewölbetechnik wurde durch eindringendes Regenwasser ausgespült bzw. durch Frostbruch gesprengt. An etlichen Stellen sind diesem Prozess bereits auch Steine gefolgt, so dass für diese Bereiche von einer direkten Einsturzgefahr ausgegangen werden muss.
Bestand/Ausstattung:
Der ehemalige Kellerraum wies einst einen Raum von 5,5 x 6 m Größe mit Tonnengewölbe auf.
Der Keller misst eine Breite von 4,94 m und eine Länge (= Scheitellänge der Schalung und des Gewölbemauerwerkes) von 5,95 m.
Die Gewölbeauflager liegen 96 bis 97 cm über dem Fußboden.
Der Radius des Gewölbes beträgt im mittleren Bereich ca. 3,10 m, an den teilweise erhaltenen Auflagerseiten ca. 2,95 - 3,00 m.
Der im Westen gelegene Eingangsbereich ist mit einer Gewölbekappe (ca. 1,5 m breit, ca. 2,5 m lang) mit eigenem Radiusverhältnis (noch nicht ermittelt) überdeckt.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
Konstruktion/Material:
Die Burganlage ist in ihren längsten Ausdehnungen 35 m lang und 25,5 m breit. Die Mauern ragen zwischen 5 m und bis zu knapp 18 m Höhe aus dem Boden bzw. über dem unmittelbar als Fundament benutzten Fels auf.

Nach neuesten Erkenntnissen ist die Burganlage nicht in einem Zug entstanden. Archäologische Voruntersuchungen stießen auf eine ältere Baustruktur.

Die erhaltenen Wandstärken der dem Tal zugewandten Westwand (der hier links dargestellten Partie) differieren im Erdgeschossbereich zwischen 95/ 100 cm und bis zu 1,35 m Dicke. Die Nordwand (oben) misst zwischen 155 und 175 cm Wandstärke, die Ostwand (rechts) bis zu 2,75 m. Sie war die „Schildwand“ der Burg und der am meisten verwundbaren Seite, der Bergseite zugewandt.

Das hier verwendete Baumaterial ist örtlich gebrochen worden. Für die Herstellung des Mörtels wurden die örtlich gewonnenen Muschelkalksteine, insbesondere der Kleinbruch, vor Ort in einem hierzu eigens errichteten Kalkofen gebrannt, bis der Stein zu Kalk zerfiel und als ungelöschter und/ oder gelöschter Kalk für die einzelnen Verwendungszwecke aufbereitet wurde. Als Bindematerial diente der aus der Enz herauf geschaffte Flusssand.

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