Gasthof Weisses Rössle
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Zanger Straße |
Hausnummer: | 1 |
Postleitzahl: | 89551 |
Stadt-Teilort: | Königsbronn |
|
|
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Heidenheim (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8135025005 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 48,7402° nördliche Breite, 10,1126° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Bereits im 16. Jh. genannte Gaststättengebäude in diesem Bereich des Ortes.
Im 17. und 18. Jh. mehrere archivalische Nachweise.
1736(d) Aufbau auf eventuell älterem Mauerwerk.
1810 (d) Neubau des südlichen Dachbereiches und des Zwerchhauses. Dabei grundlegende Veränderungen im Dachstuhl.
1910 Umbauten im EG und im OG
1934 Einbau eines größeren Saales im 1. DG. Dabei abermals grundlegende Veränderungen im Dachbereich, u. a. große Bandgaube der Rückseite.
1956 Wesentliche Eingriffe im EG und Umbauplanungen, die teilweise erst in den 1970er Jahren realisiert wurden.
1973 wesentliche Eingriffe durch Umbaumaßnahmen im 1. DG.
RESTAURIERUNG
Ergebnisse der restauratorischen Untersuchung der Fassaden:
19. Jh.
Fassungsbestand, der bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückreicht, hat sich lediglich auf Holzelementen erhalten.
Die an den Fassaden vorzufindenden Putzschichten stammen durchgehend aus dem 20. Jahrhundert. Im heutigen Bestand sind zwei Fassadenverputzungen zu unterscheiden. Vor der älteren Verputzung wurde der Altbestand offensichtlich komplett oder zumindest weitgehend entfernt.
1933/34
Eine datierbare Putzschicht findet sich als Erstverputzung auf der westseitigen Dachgaube, die in den Jahren 1933/34 aufgesetzt wurde.
2. Hälfte 20. Jh.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Fassaden gesamtflächig mit einer Neuverputzung überdeckt, der heutigen Sichtverputzung. Der Fassadenputz wird mit der Renovierung des Jahres 1956 in Verbindung gebracht.
Stellenweise sind abweichende Putzfolgen anzutreffen, was auf Schadenssituationen und
entsprechende Ausbesserungen schließen lässt. Auch in solchen Fällen stammen die Putz- und Fassungsschichten ausnahmslos aus dem 20. Jahrhundert.
(1586)
- Archivalisch lassen sich zwei Gebäude in diesem Bereich bis ins 16. Jh. zurückverfolgen. Beide wurden im Jahr 1586 an Jakob Muss, den Faktor der Eisenwerke verkauft.
(1708)
- Erwähnung einer Wirtschaft Wolfgang Scheurlins, die mit Ketten zusammengahlten würde und hergerichtet werden musste.
(1736)
- Aufbau auf eventuell älterem Mauerwerk. Zu der älteren Bauphase dürfte auch der jetzt außenliegende Bruchsteinkeller gehören.
- Der nördliche Bereich des Dachstuhls des Haupthauses gehört noch in diese Bauphase.
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1810)
- Neubau des südlichen Dachbereiches und des Zwerchhauses. Dabei grundlegende Veränderungen im Dachstuhl. Das Zwerchhaus wird quasi in das Haupthausdach eingeschoben unter Aufbruch der dortigen Kehlbalkenlage. Die Längsbalkenlage des Zwerchhausdaches ragt in das Hauptdach ein und wurde dort über einer Flurwand abgefangen (keine Verbindung mit den Sparren der Westseite). Im Übergang zwischen Haupt- und Zwerchhaus wurde die Balkenlage des Zwerchhauses bereits beim Bau 1810 an einen Überzug angehängt (Rechteck-Schraubenmuttern, Dendroprobe 1809). In den 1930er Jahren wurde das Sprengwerk darübergebaut.
- Saal im 1.OG und ein größerer Raum im DG (auf Breite des Zwerchhauses).
- Dachgeschoss(e)
(1910)
- Umbauten in EG und OG (WC Anlage, Grube, Veränderung der Eingangssituation).
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
(1934)
- Vor allem Einbau eines größeren Saales im 1. DG.
- Dabei abermals grundlegende Veränderungen im Dachbereich, auch Einrichten eines Sprengwerks zur Lastabfangung im 2. DG. Anhängen der in das Haupthaus einlaufenden Zwerchhaus-Dachbalken an das Sprengwerk. Diese Konstruktion ersetzt das Auflager auf der abzubrechenden Flurwand. Die bis dahin noch tiefer verlaufenden Kehlbalkenlagen der beiden seitlichen Bereiche des Hauptdaches (Nord- und Südbereich) werden angehoben und der Höhe der Zwerchhaus-Balkenlage angepasst um eine einheitliche Deckenhöhe für den Saal zu erreichen. In diese angehobenen Bereiche wurde je ein Oberlicht eingebracht, das mit Klappe zu verschließen war. Auch weitere im Dachbereich sichtbare Lüftungsschächte werden aus dieser Zeit stammen. Die Lüftungsklappen waren über Drahtzüge auf Umlenkrollen ansteuerbar.
- Geplante, aber wohl so nicht ausgeführte Erschließung (Fluchtweg?) über eine Treppe an der Rückseite.
- Große Bandgaube der Rückseite.
- Dachgeschoss(e)
(1956)
- Wesentliche Eingriffe im EG und Planung zum Anbau eines großen Saalgebäudes im Westen.
- Einbau neuer Kellerräume.
- Erste Planungen zur Einrichtung von Zimmern auch im 1. DG. Die Planungen wurden in der Form offenbar nicht ganz ausgeführt, denn sie werden 1973 in leicht abgeänderter Form wieder aufgegriffen und dann auch umgesetzt. Im 1. OG dagegen werden bereits Zimmer im Bestand an der Stelle eines 1934 noch gezeigten Saales gezeigt.
- Ein wesentlicher Eingriff fand aber wohl im Treppenhaus statt. Es wurde eine neue Treppe geplant, vor allem auch die Podeste sollten neu eingerichtet werden. Die Treppe rückte dadurch weiter ins Gebäude hinein, was an den vermauerten Türen der älteren Treppenhaus-Seitenwände zu beobachten ist. Sie würden heute auf die Stufen münden. Ob die Treppenläufe wirklich erneuert wurden, oder die alte Treppe lediglich mit neuen Podesten versehen wurde, ist fraglich, denn stilistisch passt die heutige Treppe auch in die 1930er Jahre, zumal offenbar auch das damalige Türelement in den DG-Flur in veränderter Lage wiederverwendet wurde. Das Türelement ist stilistisch (auch Beschläge) in die 1930er Jahre zu datieren.
Die Grundrisse zeigen die Treppe im Bestand, jedoch sollen die bis dahin bestehenden Türöffnungen in den Seitenwänden zugesetzt werden. Im Schnittplan wird die Treppe als zu erneuern dargestellt.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
(1973)
- Einbau der Zimmer im 1. DG in heutiger Gestalt, dabei Neueinrichten der Zimmer an der
Ostseite an Stelle des Saales.
- Abhängen der Decke im 1. DG.
- Einrichten der Zimmer an der Westseite unter weitgehender Erneuerung, jedoch auch teilweisem Erhalt der Längswand (jetzt im südlichen Bereich, durch die Erweiterung der Räume nach Osten, jeweils als Trennwand zwischen Vorraum und Zimmer noch im Bestand ablesbar).
- Dachgeschoss(e)
Besitzer:in
(1586)
- Archivalisch lassen sich zwei Gebäude in diesem Bereich bis ins 16. Jh. zurückverfolgen. Beide wurden im Jahr 1586 an Jakob Muss, den Faktor der Eisenwerke verkauft.
- Eisenfaktor
(1670)
- Aus einem Lagerbuch von 1670 geht hervor, dass beide Gebäude nun im Besitz des Gastgeb Johann Scheurlen seien.
- Gastwirt
(1708)
- Erwähnung einer Wirtschaft Wolfgang Scheurlins, die mit Ketten zusammengahlten würde und hergerichtet werden musste.
- Gastwirt
(1709)
- Ehenachfolger des verstorbenen W. Scheurlins wird Johann Hagstotz, der erstmals Rösslewirt genannt wird.
- Rösslewirt
(1714)
- Erwähnung eines Weisses-Rössel-Wirtes in Unterlagen des Klosters Neresheim.
- Rösslewirt
Zugeordnete Dokumentationen
- Königsbronn, Zanger Straße 1 - Bauhistorische Untersuchung (Christoph Kleiber)
- Bericht zur restauratorischen Untersuchung des Putz- und Fassungsbestands (Dr. J. Feldtkeller)
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
Das Gebäude weist weitgehend massive Umfassungsmauern auf. Lediglich an der Südseite wurde auch die Wand des 1. OG wie die Giebeldreiecke aus Fachwerk ausgeführt.
Auf den ersten Blick macht der Baukörper einen recht homogenen Eindruck eines Gebäudes des 18./19. Jh. Dies wird zunächst auch im Inneren durch die vorzufindende Grundrissgestaltung unterstützt. Hierbei handelt es sich um das Ergebnis einer großen Bauphase zu Beginn des 19. Jh. und weiterer zumindest im Inneren stark eingreifender Umbauten des 20. Jh.
Zonierung:
Der Erdgeschossgrundriss wird heute durch jüngere Veränderungen etwas verunklärt. Es blieb jedoch eine dreizonige Längsteilung erkennbar. Die mittlere, schmalste Zone nimmt ein Längsflur ein, von dem sowohl die westlichen Räume mit einem in der Mitte dieser Zone liegenden Treppenhaus als auch die Räumlichkeiten der östlichen Zone erschlossen werden. Im südwestlichen Bereich befindet sich heute eine Küche. Nördlich des Treppenhauses führt ein Quergang zu dem wohl älteren, außerhalb des Hauses liegenden Keller mit Bruchsteingewölbe.
Obergeschoss:
Im Obergeschoss wiederholt sich die Grundrisseinteilung bezüglich der drei Längszonen. Zu beiden Seiten eines Mittelflures, der über das Treppenhaus erschlossen wird, reihen sich die Räume. Lediglich im Norden wurde der Mittelflur durch eine raumabtrennende Wand unterbrochen, so dass entlang der Nordfassade nebeneinanderliegende Räume eingerichtet werden konnten.
Dach:
Im Dach sind als jüngere Baumaßnahmen vor allem der Saaleinbau in den 1930er Jahren im 1. DG und der Einbau der Zimmer nach Aufgabe des Saales in den 1970er Jahren zu nennen.
Auch die große westliche Bandgaube wurde 1934 eingerichtet.
Darüber hinaus finden sich jedoch noch weitere ältere Bauphasen, die sich vor allem im niedrigen Zwischengeschoss, dem 2. DG, zeigen.
Hier finden sich zwei Hauptbauphasen, die sich sowohl in der Konstruktion als auch in der Abbundzeichenfolge ablesen lassen.
Die Abbundzählung erfolgt im nördlichen Bereich des Hauptdaches von Norden nach Süden und in der südlichen Haushälfte von Süden in Richtung Norden. Etwa auf Höhe des heutigen Zwerchhauses treffen sich die beiden Konstruktionen. Zwar handelt es sich bei beiden um liegende Stuhlkonstruktionen, jedoch unterscheiden sich diese im Detail und in ihrer Datierung. DAs zwerchhaus wurde mit der südlichen Dachhälfte erst um 1810(d) errichtet und an das ältere Dach von 1736(d) angeschlossen.
Im OG und 1. DG Gästezimmer.
Früher im OG ein straßenseitiger Saal, noch ablesbar an profilierten Stuckkehlen, im 20. Jh. Unterteilung in Zimmer. Im DG in den 1930er Jahren Einbau eines großen Saales, u. a. hierfür ein Sprengwerk im Dach eingebracht. In den 1970er Jahren Aufgabe des Saales und Unterteilung in Zimmer.
EG und OG weitgehend Bruchstein-Umfassungsmauern, nur die Südwand in Fachwerk wie die Giebeldreiecke beidseits. Auch das Zwerchhaus mit Fachwerkgiebel.
Alter Wirtshausausleger, Hölzerne Fensterstöcke mit Holzdübeln und Stützkloben für die hölzernen Klappläden.
Profilierte Traufgesimse an der Straßenseite und am Zwerchhaus.
Im Innern im EG teilweise Türelemente der 1950er Jahre erhalten.
In Raum EG 09 Wandpaneel der 1. H. 20. Jh.
Treppenhaus aus den 1950er Jahren mit Elementen der 1930er Jahre. Dazu zählt auch das Türelement ins DG.
Ehem. Saal im OG. Die Erstreckung noch an Stuckkehlen ablesbar.
Ehemaliger Saal im DG, hierfür wurde ein Sprengwerk in den Dachstuhl eingebracht. Zur Saalnutzung (bis in die 1970er Jahre) gehörten auch Lüftungsklappen, die über Drahtseilzüge angesteuert werden konnten. Diese zum Teil erhalten.
Fassadenputz und Bemalung: 2. H. 20. Jh.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Verwendete Materialien
- Holz
- Metall allgemein
- Stein
- Holzgerüstbau
- allgemein
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Türen
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
- Dachform
- Zwerchhaus/-häuser