Ehemaliges CVJM-Heim, Waldhotel Degerloch
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Guts-Muths-Weg |
Hausnummer: | 18 |
Postleitzahl: | 70597 |
Stadt-Teilort: | Stuttgart-Degerloch |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Stuttgart (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8111000009 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Der CVJM hat das Grundstück am Guts-Muths-Weg vermutlich um 1910 (a) gepachtet, denn bereits 1911 (a) – während der Hochphase des Vereins – ließ er darauf ein Sommerhaus samt Nebengebäuden errichten. 1924 (a) wurde mit dem Bau eines Erholungsheims begonnen, das 1925 (a) eingeweiht werden konnte. Den Entwurf dafür lieferte das renommierte Stuttgarter Architekturbüro Klatte & Weigle, das auch noch für Erweiterungen in den Jahren 1927 (a) und 1933 (a) verantwortlich zeichnete.
Von 1934 bis 1952 (a) befand sich das Anwesen im Besitz der Stadt Stuttgart. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das bestehende Ensemble erweitert und in Teilen zu einem Auffanglager für Kriegsheimkehrer umgenutzt. Erst im Laufe des Jahres 1952 (a) konnte es vom CVJM wieder genutzt und als Gästehotel betrieben werden, wobei die Notunterkünfte für Kriegsheimkehrer noch weiter bestanden.
Nachdem die Gebäude den Anforderungen nicht mehr entsprachen, wurden 1979 (a) die bestehenden Bauten saniert und darüber hinaus umfangreiche Neubauten in Angriff genommen, die 1981 (a) eingeweiht werden konnten. Danach firmierte das Anwesen unter dem Namen „Waldhotel Degerloch“. 2007 (a) verkaufte der CVJM das Anwesen.
(1911)
Das Sommerhaus bestand aus einer 10m x 8m messenden Halle, die nach Osten und Westen als offene Laube ausgebildet war. Sie wurde von einem hohen Walmdach überfangen, eine Holztonne überspannte die Halle und verbarg den Dachstuhl. Nach Norden und Süden waren der Halle jeweils ein 4m x 5m messendes geschlossenes Zimmer angegliedert, das mit der Halle durch eine Tür verbunden war und durch mehrere Fenster belichtet wurde. Wie bei dem Sommerhaus handelte es sich bei dem Geräte- bzw. Umkleidehaus und dem Abortgebäude um Holzkonstruktionen.
- Anlagen für Erholung, Freizeit, Sport
- Sportanlage
(1924 - 1925)
Noch 1925 (a) wurden – abermals unter Federführung des Büros Klatte & Weigle – Erweiterungen geplant: Es war vorgesehen, das Sommerhaus durch Anbauten im Norden und Süden zu einem dreiflügeligen Gebäude zu erweitern. Die Seitenflügel hätten sich östlich des Hauptflügels erstreckt; jedoch wären auch im Westen Anbauten geplant, die den Hauptflügel symmetrisch, eckrisalitartig gerahmt hätten.
Westlich des Hauptgebäudes des Erholungsheims war ein „Sonnen- und Luftbad“ geplant, welches einer gewissen räumlichen Begrenzung bzw. architektonischen Rahmung bedurfte. Im Norden sollte diese der Zaun des Grundstücks am Guts-Muths-Weg bilden. Im Osten lag das Hauptgebäude und noch davor die bereits erwähnte langgestreckte Umkleidehütte, an deren nördlichen Ende noch ein Geräteschuppen entstehen sollte. Im Westen sollte eine zweite, aber deutlich kürzere Umkleidehütte den Bereich begrenzen. Im Süden war östlich im Anschluss an das bereits bestehende Abortgebäude von R. Albrecht ein langgezogener Gebäuderiegel geplant, der im wesentlichen aus einem Saal mit Eckrisaliten im Norden und einem östlich daran anschließenden Gang bestehen sollte. Letzterer hätte den Saal mit dem südlichen Ende einer überdachten Wandel- und Liegeterrasse verbunden, welche sich rechtwinklig von der Südwestecke des Hauptgebäudes ausgehend in Richtung Nord-Süd erstrecken sollte.
Tatsächlich wurden wohl noch 1925 (a) nur der Geräteschuppen nördlich der Umkleidehütte, sowie die Wandel- und Liegeterrasse an der Südwestecke des Erholungsheims errichtet. Das Geräte- und Umkleidehaus aus der ersten Bebauungsphase wurde dabei abgerissen. Die Liegeterrasse stieß im Norden unmittelbar an die Südwestecke des Hauptgebäudes, im Süden wurde sie durch einen allseitig offenen Achteckpavillon mit Spitzdach abgeschlossen. Sie öffnete sich mit einer weiten Holzstützenstellung nach Osten, nach Westen wurde sie durch eine öffnungslose Wand abgeschlossen. Ob die Gartenterrasse, die sich noch heute im Süden des Hauptgebäudes ausdehnt, bereits 1924 oder erst 1925 angelegt wurde kann nicht mehr nachvollzogen werden.
- Anlagen für Erholung, Freizeit, Sport
- Ferien-/ Erholungs-/ Waldheim
(1927)
(1933)
(1951)
(1954)
(1957)
(1961)
(1962 - 1964)
(1979 - 1981)
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Hotel
(1988)
(1991 - 1992)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
Das Gebäude des ehemaligen CVJM-Heims liegt in der östlichen Hälfte der Nordflanke des Grundstücks parallel zum Friedrich-Strobel-Weg und bildet den nördlichen Abschluss des Ensembles des Waldhotels Degerloch. Westlich des Gebäudes dehnt sich der Parkplatz des Hotels aus, östlich des Gebäudes liegt der Tennisplatz, im Südwesten schließen die Neubauten an. Diese wurden während der Erweiterung des Hotels um 1980 errichtet, südlich des Gebäudes erstreckt sich eine bauzeitliche Gartenterrasse. Im Anschluss daran liegen der sogenannte Lindensaal und Gartenflächen.
- Siedlung
- Randlage
- Stadt
- Anlagen für Erholung, Freizeit, Sport
- Ferien-/ Erholungs-/ Waldheim
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Hotel
Auf längsrechteckiger Grundfläche steht ein kompakter eingeschossiger Baukörper. Darüber befindet sich ein Walmdach. Die Mauerflächen sind flächig hellrot verputzt. Die Wände werden im Westen, Norden und Osten alleine durch Fenster- und Türöffnungen gegliedert.
Im Süden – zum Garten und der Terrasse hin – werden die Terrassentüren in der Westhälfte von Pilastern aus Naturstein gerahmt. Der östlich davon gelegene Austritt auf die Terrasse bzw. dessen Windfang wird ebenfalls von Pilastern aus Naturstein flankiert. Ansonsten setzen alleine die Fensterumrahmungen mit den leicht vorkragenden Sohlbänken Akzente in den flächigen Außenwänden. Die Sohlbänke bestehen aus Naturstein.
Die Dachflächen werden auf beiden Längsseiten des Gebäudes von einer langgezogenen Schleppgaube durchbrochen. Beide werden an ihren Enden jeweils durch erkerartige Gauben symmetrisch betont, welche sowohl die räumlich Tiefe, als auch mit ihren Dächern die Höhe der Schleppgaube überschreiten. Im Norden sind diese als einfache Giebelgauben ausgebildet. Im Falle der beiden Gauben im Süden handelt es sich um Walmgauben, deren äußere Ecken abgeschrägt sind. Daraus resultiert, dass die Gauben türmchenartig erscheinen.
In der Firstzone darüber liegen auf den Längsseiten jeweils drei kleine Rundgauben zwischen den akzentuierenden Walm- bzw. Giebelgauben und je eine seitlich davon Auf der Nordseite befindet sich am Ostende der Dachfläche auf Höhe der langgezogenen Schleppgaube eine weitere Rundgaube.
Auf den Schmalseiten des Gebäudes befindet sich je eine Schleppgaube, über der eine Rundgaube identischer Form und Größe wie jene an den Gebäudelängsseiten angeordnet ist.
Entlang der Firstlinie befinden sich insgesamt fünf Schornsteine in symmetrischer Anordnung zur Mittelachse des Gebäudes.
Wandöffnungen
Der ehemalige Haupteingang zum CVJM-Erholungsheim liegt im östlichen Bereich der Nordseite. Links davon liegen vier einfache, kleine hochrechteckige Fenster mit Vergitterung. Rechts des Eingangs und in symmetrischer Anordnung zu den großen seitlichen Dachgauben darüber liegen vier große, zweiflügelige hochrechteckige Fenster mit horizontalen Sprossen. Westlich davon liegen weitere vier Fenster identischer Ausformung, allerdings in größeren Abständen zueinander.
Im Westen der südlichen Längsseite öffnet sich eine breite Tür zu der davor gelegenen Gartenterrasse, die von zwei hohen, langrechteckigen Fenstern flankiert wird. Sowohl die Tür, als auch die Fenster sind durch horizontale Sprossen gegliedert. Unmittelbar rechts, d.h. östlich dieser Öffnungen liegt ein einzelnes sechseckiges Fenster, das sich aus einem aufrecht stehendem Rechteck und einem jeweils an der oberen und der unteren Schmalseite angesetztem Dreieck zusammensetzt. Es wird durch eine senkrechte, mittig angeordnete und zwei horizontale Sprossen gegliedert. Östlich dieses Fensters liegen fünf breite rechteckige Fenster, die jeweils durch ein darüber gelegenes dreieckiges Fenster zu einer fünfeckigen Gesamtform erweitert werden. Unmittelbar östlich dieser Gruppe schließt der südliche Gebäudeeingang an. Es handelt sich um eine zweiflügelige, teilverglaste Tür über der ein geschweiftes Dreiecksfenster angeordnet ist.
Am östlichen Ende der südlichen Längsseite durchbrechen drei hochrechteckige, zweiflügelige Fenster mit horizontalen Sprossen die Wand. Die Fenster sind mit hölzernen Läden ausgestattet.
Die Schmalseiten des Gebäudes weisen identisch ausgeformte Fenster auf; zwei davon öffnen sich in der Ostwand des Gebäudes, eines im Nordteil der Westwand. Zwischen den beiden in der Ostwand ist ein großes einflügeliges, breit gelagertes Fenster angeordnet. Südlich des Fensters in der Westwand befindet sich eine einfache Tür deren durchfensterter oberer Teil durch horizontale Sprossen gegliedert ist.
Die rechteckigen Fenster der Schleppgauben im Dachbereich sind grundsätzlich zweiflügelig und durch horizontale Sprossen gegliedert. Alle weisen seitlich Fensterläden auf. Die beiden Giebelgauben im Norden weisen frontal jeweils ein zweiflügeliges Fenster ohne Läden auf. Wie auf alten Fotos und den Plänen zu sehen ist, waren die Fenster aber ehemals mit Läden ausgestattet. In der Giebelfläche darüber sitzt jeweils ein kleines Fenster in Form einer dreispitzigen Krone. Die mittlere Spitze übertrifft die seitlichen dabei deutlich an Höhe. Die halbkreisförmigen Fenster der Rundgauben weisen eine strahlenartige Anordnung von Sprossen auf. An der Frontseite der beiden Walmgauben im Süden öffnet sich jeweils ein zweiflügeliges Fenster ohne Läden. Wie im Falle der Fenster der Giebelgauben im Norden lässt sich jedoch anhand der Fotos und Pläne nachvollziehen, dass die Fenster ehemals mit Läden ausgestattet waren.
Zonierung:
Erdgeschoss
Der Eingang zum Gebäude befindet sich auf der Nordseite im Bereich der östlichen Zone. Durch ihn betritt man ein Treppenhaus, das sowohl das Unter- als auch das Erd- und das Dachgeschoss erschließt. Im Erdgeschoss gelangt man zunächst in einen zentralen Flur, um den sich im Osten und Südosten Tagungsräume, sowie im Nordosten WC-Räume anordnen. Westlich schließt die mittlere Zone, nordwestlich die Küche an ihn an. Ferner ist der Flur im Süden mittels eines Durchgangs mit der südlich des Gebäudes befindlichen Terrasse verbunden.
Die mittlere Zone wird in ihrer südlichen Hälfte vom sogenannten Nischensaal eingenommen, in der nördlichen Hälfte befindet sich der östliche Teil der Küche. Von hier führt eine einläufige Treppe ins Untergeschoss ab. Die Küche liegt in der nördlichen Hälfte des Gebäudes ohne trennende Türen bis zum westlichen Ende des Gebäudes. Südlich davon liegt der Frühstückssaal. Im verbleibenden Raum zwischen diesem Saal und der westlichen Außenwand des Gebäudes führt eine einläufige Treppe ins Dachgeschoss.
Untergeschoss
Das Untergeschoss wird einerseits durch die zweiläufige Treppenanlage in der östlichen Zone, andererseits durch die einläufige Treppe, die sich aus der Küche im Erdgeschoss in der mittleren Zone absenkt, erschlossen. Die zweiläufige Treppe mündet in einen zentral in der östlichen Zone gelegenen Flur. Von ihm aus sind im Osten bzw. Nordosten zwei tonnengewölbte Kellerräume, ein Technikraum im Norden, ein Archiv-, ein Aufenthalts- und ein Kühlraum im Süden zugänglich. Zwei Türen im Westen ermöglichen den Durchgang zur mittleren Zone. Die südliche führt auf einen zentralen Flur, der sich von hier aus gerade und mittig durch das Gebäude nach Westen zieht. Südlich diese Flurs nimmt die mittlere Zone einen großen gekachelten Raum (ehem. Küche/Patisserie) mit zwei kleinen, westlich angrenzenden Lagerräumen, sowie einen westlich davon gelegenen, langrechteckigen (Ausdehnung Nord-Süd) Lagerraum auf. Letzterer und der große gekachelte Raum werden über den zentralen Flur erschlossen. Die beiden kleinen Lagerräume sind über den gekachelten Raum zugänglich.
In der nördlichen Hälfte der mittleren Zone ermöglicht die Treppe den Aufgang zum Erdgeschoss. Nördlich von ihr befinden sich drei großformatige Kühlaggregate in Leichtbauweise. Westlich der Treppe und dieser Aggregate schließt ein langrechteckiger (Ausdehnung Nord-Süd) Lagerraum an, der vom südlich davon entlang ziehenden, zentralen Flur erschlossen wird.
Die Verlängerung des Flurs der mittleren Zone bildet auch in der westlichen Zone in Längsrichtung die Mittelachse des Plans. Von ihr aus werden alle angrenzenden Räume erschlossen. Dies sind in der nördlichen Hälfte in Abfolge von Ost nach West: ein L-förmiger Lagerraum sowie Sanitärräume. In der südlichen Hälfte in Abfolge von Ost nach West: Ein großer Lagerraum und ein großer Technikraum der durch eine Backsteinwand in zwei Teile unterteilt wird. Die nordwestliche Ecke des westliche Teils ist dabei abgeschrägt, da der zentrale Flur sich dort nach Süden erweitert und eine Tür im Süden der westlichen Außenwand des Gebäudes erschließt. Letztere führt auf den Flur des Untergeschoss des Empfangsbereichs des Hotels.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Backstein
- Betonbau
- Dachform
- Satteldach mit beidseitigem Vollwalm
- Schleppgaube(n)
- Spitzgaube(n)/Lukarne(n)
- Dachgerüst Grundsystem
- Balkendach
Es handelt sich um einen verputzten Massivbau, ob und welche Bauteile in Backstein oder Beton ausgeführt sind, kann erst nach Sondagen geklärt werden. Diese lassen sich aber nicht im derzeitigen Hotelbetrieb vornehmen.
Die Stützmauern der Gartenterrasse sind einschalig in unregelmäßigem Verband aus rechtwinklig behauenen Quadern unterschiedlichen Formats errichtet. Das Material ist roter Buntsandstein. Die Schauseite der Steine ist rau belassen, aber nicht bossiert.
Erdgeschoss
Im Erdgeschoss ist aus denselben Gründen wie im vorangegangenen Abschnitt vorerst ebenfalls keine Aussage zu der Konstruktionsweise der Wände möglich. Lediglich für die Stützen des ehemaligen Saals (Raum 003-006), der heute in Teilen die Küche aufnimmt, kann als gesichert angesehen werden, dass ihr Kern von Stahlträgern gebildet wird, die mit Beton ummantelt sind. Im Bereich des heutigen Frühstückssaals ist die hölzerne Vertäfelung dieser Pfeiler erhalten. In der Küche wurde diese durch eine Kachelung ersetzt. Es ist anzunehmen, dass die Decken massiv ausgeführt sind.
Spätere Einbauten scheinen in einschaligem Backsteinverband oder in Beton ausgeführt worden zu sein.
Obergeschoss/Dachgeschoss
Obergeschoss und Dachgeschoss sind nicht Gegenstand dieser Untersuchung und werden daher nur untergeordnet behandelt.
Das Dachwerk des Gebäudes liegt nicht offen. Daher kann anhand der schematisierenden Originalpläne vorerst nur eine grobe Einschätzung über die Dachkonstruktion und die im Bereich des Dachstuhls eingezogenen Wände vorgenommen werden.
Soweit die Archivpläne erkennen lassen, handelt es sich um ein Pfettendach, das von einem Hängesprengwerk unterstützt wird. Die Sparren lagern am Fußende auf durchlaufenden Deckenbalken, am Kopfende auf der Firstpfette, die ihrerseits auf einer Hängesäule ruht, die über einen Kehlbalken mit den Sparren und dem Sprengwerk verbunden ist. Wie die Dachkonstruktion in Längsrichtung ausgesteift ist, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen.