Wohn- und Geschäftshaus, Burgstelle
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Uferstraße |
Hausnummer: | 8 |
Postleitzahl: | 72631 |
Stadt-Teilort: | Grötzingen |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Esslingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8116081003 |
Flurstücknummer: | 167/9 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus mit Scheune (ev. Gemeindehaus) (72631 Aichtal-Grötzingen, Hindenburgstraße 17)
Bauphasen
Zur Geschichte:
Frühmittelalter: Siedlung im sog. Altgrötzinger Tal.
1075: Erste Nennung „Gretzingan“
Ab 12. Jh.: Nennung Ortsadel von Grötzingen
Nach 1270: Grötzingen kommt in Besitz Diepolds von Bernhausen. Stadtgründung und Verlegung an den Aichübergang im Verlauf der Straße von Stuttgart nach Metzingen/ Urach. In der Folge wird die Siedlung im Altgrötzinger Tal aufgelassen.
Spätestens jetzt erfolgte der Bau der Burg.
1286: Tod Diepolds und Grablege in der Grötzinger Kirche.
1304: Erste Stadtnennung
1337: Verkauf von Stadt und Burg an die Württemberger. In der Folge offenbar Bedeutungsverlust von Burg und Stadt.
1685: Ansicht im Kieserschen Forstlagerbuch. Die Burg auf einer von der Aich umflossenen Insel ist bereits verschwunden.
1952: Aichbegradigung, Beseitigung des Mühlkanals, Planierung des Burghügels.
Die in der Baugrube angeschnittenen Holzbefunde liegen im Bereich des ehemaligen Burghügels. Bei einem 6m langen, bearbeiteten Balken könnte es sich um das Bauholz zu einem Brückenblock handeln. Der Balken wurde um 1272 verbaut. Das Datum dürfte in Verbindung mit der Stadtgründung nach 1270 stehen. Die Fundschicht datiert in das 14. Jh. Der Befund wird durch die Planierungen des Burghügels abgedeckt. Auf diesem konnte 1952 ein Turmfundament (Wohnturm mit Fachwerkaufsatz?) beobachtet werden. Offenbar war hier eine zweiphasige Burganlage vorhanden, die anfangs möglicherweise nur in Holz, später in Stein ausgeformt war. Der Burghügel ist 1952 vollständig eingeebnet worden.
Aus dem Befund ergeben sich verschiedene Fragestellungen hinsichtlich dem Verhältnis von Burg und Stadt Grötzingen, der Lage und Größe der ehemaligen Vorburg (Wirtschaftshof), der damaligen Wegführung sowie dem Bedeutungsverlust (nach Verkauf 1337) und Abgang der Burg bereits in mittelalterlicher Zeit.
(1270 - 1400)
Die Burgstelle war bis 1952 als deutliche Geländeerhebung von ca. 40m Durchmesser und ca. 1,2m Höhe vorhanden. Auch der umgebende Graben konnte noch als leichte, ca. 20m breite Mulde nachvollzogen werden. 1952 wurde der Aichlauf begradigt. Er schneidet heute den ehemaligen Burgplatz im Südwesten. In diesem Zusammenhang wurde der Burghügel vollständig eingeebnet. Durch das Landesamt für Denkmalpflege konnte damals der Grundriss eines turmartigen Gebäudes dokumentiert werden. Die ca. 1,5m breiten Mauern des quadratischen, ca. 8 x 8m großen Baukörpers waren nur noch in ihren verfüllten Ausbruchsgruben fassbar. Die Fundamente waren nur wenig in den erhaltenen Burghügel eingetieft. Möglicherweise bestand hier eine Art Wohnturm mit entsprechendem Fachwerkaufsatz. In einer verfüllten Abwassergrube am Turmfuß konnte mittelalterliche Keramik geborgen werden. Diese datiert 13./ 14. Jahrhundert. Leider war damals der Turm von der Lage und höhenmäßig nicht eingemessen worden.
Die 1995 ausgeschachtete Baugrube liegt im Bereich des ehemaligen Burghügels vor der Stadtmauer von Grötzingen. Die Aich war ehemals auch durch den Stadtgraben geführt, so dass sich die Burg in einer geschützten Insellage befand. Dies kann noch auf der Abbildung im Kieserschen Forstlagerbuch um 1685 nachvollzogen werden, obwohl die Burg zu diesem Zeitpunkt bereits abgegangen war. Die Katasterpläne des 19. Jh. zeigen den nun nicht mehr durchflossenen Bacharm noch als Auezone. In der Baugrube konnte nun unter 2,5m starken Aufplanierungen die Schlammzone der Auezone der Aich festgestellt werden. In das schwarzbraune Material waren entsprechende Siedlungsreste als Abfall eingelagert, die nach der Fundkeramik in das 14. Jahrhundert datieren. Ca. 3m unter der heutigen Oberfläche konnten verschiedene, gut erhaltene Hölzer beobachtet werden. Darunter ein ca. 6m langer Balken mit verschiedenen Blattsitzen und Zapfenlöchern. Nach Auskunft der Bauleute lag der Balken auf einem ca. 1,5m langen, wenig in Form gebrachtem Schwellholz, dieses wiederum auf einem senkrecht eingerammten Pfahl. Alle drei Hölzer wurden von der Baufirma geborgen. In den Schachtungen für Punktfundamente konnten weitere offenbar bearbeitete Hölzer beobachtet werden. Diese wurden im Boden belassen. Es muss offen bleiben, ob hier Auflager für Bauteile einer ehemaligen Burg angeschnitten sind. Daneben fanden sich verschiedene Holznägel, die möglicherweise im Zuge des Abbruchs einer entsprechenden Konstruktion in den Boden gelangten. Der geborgene Balken wurde dendrochronologisch untersucht und datiert um 1272. Der Balken dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach als Schwellbalken zum Stützblock einer ehemaligen Brücke gehört haben.
Solche Brückenkonstruktionen sind nicht unbekannt. Im englischen Raum sind mehrere mittelalterliche Brücken von Burganlagen archäologisch untersucht worden. Möglicherweise um eine gleichartige Konstruktion wie in Grötzingen könnte es sich bei dem jüngst untersuchten Burgstall von Schwaikheim handeln. Hier wurden in einem Sondageschnitt im Grabenbereich zwei parallele Balken mit angeblatteten Bändern zur Aussteifung in situ festgestellt. Die Hölzer sind auf 1329 (d) datiert.
Es konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob die Hölzer in situ oder sekundär in die Fundschicht eingelagert sind (OK ca. 304,50 ü.NN). Sollte es sich bei dem Balken um einen Brückenblock in situ handeln, wäre eine entsprechende Wegeführung aus der Stadt zu vermuten. Diese läge in Verlängerung der west-ost-gerichteten Burgstraße.
Hier wäre nach der damaligen Bebauungsstruktur zu fragen (Geb. Burgstraße 3 etc.).
Der Befund wird von 2,5m starken Planierungen von braunem Lehm ohne Einschlüsse abgedeckt (OK ca. 307,00). Da die 1995 geschachtete Baugrube innerhalb des Bereichs des ehemaligen Burghügels liegt, muss davon ausgegangen werden, dass es sich hier um die mittelalterlichen Aufplanierungen der Burg handelt. 1952 war der Hügel noch ca. 1m höher erhalten (OK verm. 308,00). Wenig unter diesem Niveau lag die 1952 festgestellte UL des Turmfundaments. Der Turm stand demnach ca. 3m über der Fundschicht mit den Hölzern und Keramik des 14. Jh.. Offensichtlich ist hier eine, möglicherweise noch in Holz errichtete, Burganlage erfasst, die später im Laufe des 14. Jh. mit einer Hügelplanierung überdeckt und jetzt in Stein (Wohnturm) ausgeformt wurde. Die Burg taucht nach dem 14. Jh. nicht mehr in den Quellen auf, ist also offenbar bereits in mittelalterlicher Zeit abgegangen. –(In Zusammenhang mit Verkauf von Burg und Stadt 1337 und dem daraus folgenden Bedeutungsverlustes?) (gk)
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Burg, allgemein
(1685)
Zugeordnete Dokumentationen
- Archäologische Befundaufnahme
Beschreibung
- Burganlage
- allgemein
- Siedlung
- Stadt
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Burg, allgemein
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein