Wohnhaus (Anmerkungen zu einer nachträglich eingebauten Kammer)
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Hofgasse |
Hausnummer: | 1 |
Postleitzahl: | 78652 |
Stadt-Teilort: | Deißlingen-Laufen |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Rottweil (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8325072006 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Pfarrkirche St. Georg, Hauptstraße 60 (78652 Deißlingen-Lauffen)
ehem. Zehntscheuer (78652 Deißlingen-Lauffen, Im Winkel 3)
Bauphasen
Das Bauernhaus hat einen für die Region typischen Zuschnitt von zwei Vollgeschossen, die in sechs Querzonen gegliedert sind.
Im Erdgeschoss war der ersten Querzone üblicherweise keine spezifische Nutzung zugewiesen und es wurde erst später ein Keller eingebaut.
Daran schlossen sich ein Querflur, ein Stall, eine hohe Tenne und weitere zwei Querzonen an. Die Hauptwohnräume fanden im Obergeschoss Platz, wo eine Stube, eine Küche und wohl eine Kammer die erste Querzone füllen und die zweite Querzone ursprünglich ebenfalls in ganzer Breite von einem Querflur eingenommen wurde. Die Stube besitzt als besondere Ausstattung eine bauzeitliche Bretterbalkendecke und ein vermutlich ebenfalls bauzeitliches Wandtäfer. In der dritten Querzone lag an der vorderen Traufseite eine Kammer, während die verbleibende Fläche aber dem Wirtschaftsteil zugeschlagen und zu Lagerzwecken genutzt war.
(1652)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Anmerkungen zu einer nachträglich eingebauten Kammer
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Bauernhaus
Zonierung:
Konstruktionen
- Decken
- Balken-Bretter-Decke
- Holzgerüstbau
- Geschossgerüst
Heute liegt zwischen der Stube und der in der dritten Querzone gelegenen Kammer eine weitere Kammer, die einen Teil des ursprünglichen Querflurs bis zum inneren Längsrähm einnimmt und sich zudem ein Stück in beide benachbarten Räume hinein ausdehnt, wohin sich jeweils eine Tür öffnet. Ihre drei Innenwände sind nur als dünne Bretterwände, teilweise mit Deckleisten, ausgebildet. Die Decke setzt sich aus drei Abschnitten zusammen, indem über die Breite des ehem. Flurbereichs unterseitig Deckleisten unter die Fugen des Blindbodens genagelt sind. Zum einen in dem Bereich, der einst Teil der Stube war und ein Stück der Bretterbalkendecke sichtbar ist und zum anderen der Teil, der einst zur Kammer gehörte und wiederum Deckleisten, jedoch mit engerem Abstand und offenbar auf einer Aufdoppelung, aufweist. Das Türblatt zur Stube weist Schlüsselschild und Knauf in Formen des 18. Jahrhunderts auf. Die Machart der Kassetten, die auf der einen Seite vertieft, auf der anderen aber erhaben sind, deutet ebenfalls auf ein höheres Alter hin. Diese Merkmale würden eine Datierung ins 18. oder frühe 19. Jahrhundert nahelegen, doch kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Türblatt von einer anderen Stelle stammt und hier nur eine neue Verwendung gefunden hat, etwa indem man es beim Umbau vorgezogen hatte die Stubentür zu erneuern und die alte Stubentür an die Flurkammer zu versetzen. Verwunderlich ist, dass das Blatt mit den erhabenen Kassetten eigentlich falsch herum angeschlagen ist.
Die verschiedenen Deckleisten, die unterschiedliche Ausbildung der Bretterwände und ein Stoß in der oberen Abschlussleiste an der Außenwand lassen vermuten, dass die Kammer in ihrer heutigen Form das Ergebnis mehrerer Umbauten ist. Möglicherweise wurde anfangs nur ein kleiner Raum vom Flur abgetrennt, später ein Stück der hinteren Kammer angeschlossen und erst zum Schluss die Erweiterung in die Stube hinein vorgenommen.
Damit waren auch Veränderungen für die benachbarten Räume verbunden. Die Tür zur Stube dürfte anfangs etwa mittig in der Flurwand gelegen haben und musste zur Schaffung der Kammer in die Ecke gerückt werden, also in den Zwischenraum der zueinander versetzten Längsrähme.
Da die Kammer der dritten Zone in ihrer Tiefe der Flurkammer entsprach war ihre Verbindung zum Flur blockiert. Ein Falz im Längsrähm rührt von einer neu angelegten Türöffnung, offenbar mit Wendebohle, her. Dorthin musste man aber um die Flurkammer herumgehen, was die Abtrennung eines Gangs innerhalb des zum Wirtschaftsteil gehörigen Bereichs bedingte. Später wurde die Kammer auf die heute bestehende Größe verlängert.
Grundsätzlich liegt die Vermutung nahe, dass die Flurkammer wegen weiterem Bedarf nach Wohnraum geschaffen wurde. Im größeren Zusammenhang betrachtet könnte ihre Entstehung aber auch im Wunsch nach einem direkten Anschluss an die Stube zu suchen sein, wie es allenthalben im ländlichen Raum seit der Zeit um 1800 beobachtet werden kann, womit oft erhebliche Umbauten und teilweise kuriose Lösungen verbunden waren.
Maßnahmen zur Belichtung des Flurs:
Zur Verbesserung der Belichtung des Flurs gab es die Überlegung die Flurkammer zu entfernen, dem Flur seine ursprüngliche Größe zurückzugeben und die Wandstücke der Stube und der Kammer der dritten Querzone wieder zu schließen. Dies hätte nicht nur zum gänzlichen Verlust der Flurkammer geführt, sondern auch erhebliche bauliche Maßnahmen verursacht und damit Eingriffe in Ausstattung und Raumschale der betroffenen beiden Räume nach sich gezogen.
Die Diskussion führte zur Lösung die Kammer weitestgehend zu belassen und nur einen Teil ihrer Rückwand durch eine Verglasung zu ersetzen, zumal diese Bretter vor einigen Jahren ohnehin wegen Schadhaftigkeit erneuert worden waren. Als Nebenraum zur Stube könnte die Kammer künftig als Bibliothek, Lesezimmer, Esszimmer o.ä. in Gebrauch genommen werden.
Die Verglasung könnte durchsichtig oder matt ausfallen und fest oder zum Öffnen ausgeführt werden.
Der Boden der Kammer ist leicht erhöht und gibt großflächig nach, doch zeichnen sich darin Unterleghölzer ab. Offenbar hat nur der hochgesetzte Bodenbelag nachgegeben. Vom Erdgeschoss her ist kein konstruktiver Schaden erkennbar. Möglicherweise kann die darunterliegende Dielung bestehen bleiben oder es ist ein neuer Bodenbelag erforderlich.