Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

sog. „Ursulahaus“

ID: 176899755215  /  Datum: 15.02.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Frauenberggasse
Hausnummer: 7
Postleitzahl: 72348
Stadt-Teilort: Rosenfeld

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Zollernalbkreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8417054026
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Zwingerturm, Stadtgraben 17 (72348 Rosenfeld)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Gebäude wurde um 1429 (d) innerhalb des ummauerten Stadtkerns von Rosenfeld errichtet.
Ganz entgegen dem heutigen Erscheinungsbild handelte es sich ursprünglich um einen dreigeschossigen Fachwerkbau mit allseitig auskragenden Stockwerken und steilem Satteldach. Es hatte in beiden Obergeschossen eine Stube mit Bretterbalkendecke, ansonsten einen eher ungewöhnlichen Grundriss mit Mittellängsflur. Das Erdgeschoss war mittig in der Giebelseite durch ein Tor erschlossen, das erste Obergeschoss über eine Außentreppe auf der Nordseite und das zweit Obergeschoss über eine interne Treppe.
Das Gebäude ist großzügig angelegt mit großen Räumen, hohen Raumhöhen, üppig bemessenen Balkenquerschnitten, sowie zahllosen Kopf- und Fußbändern. Die vortretenden Brustriegel sind außergewöhnlich, denn hier fand offenbar ein sonst der Stube vorbehaltenes Element auch für andere Räume Anwendung, wobei kaum vorstellbar ist, dass sie tatsächlich auch durchlaufende Fensterbänder aufgenommen haben. Demgegenüber sind Zierelemente, Schnitzereien, Profilierungen oder Fasen am Holzwerk und insbesondere an der Ausstattung der Stube mit ihrer flachen Decke fast völlig zu vermissen, lediglich auf die Herstellung der Knaggen und die Erscheinung der Ballenköpfe wurde etwas Mühe verwendet.
Und auch bei der Abzimmerung der Konstruktion wurde auf andernorts anzutreffende raffinierte Details, wie komplexe Eckarrangements mit ineinander verschränkten Gebälk- und Stichbalkenlagen, verzichtet, statt derer die einfachste konstruktive Lösung zur Schaffung der Auskragungen gewählt wurde. Es macht den Eindruck, als ob hier auf dem Niveau provinzieller Handwerkskunst versucht wurde, mit Mitteln, wie sie vom normalen Hausbau geläufig waren, etwas ganz Besonderes zu schaffen. Insofern gehörte der Bauherr sicherlich dem gehobenen Bürgertum oder der herrschaftlichen Gesellschaftsschicht an.
Im Laufe der Zeit erfuhr das Gebäude eine Umnutzung zum Bauernhaus und das Holzgerüst gravierende Schäden und Verformungen. Als Konsequenz wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts das zweite Obergeschoss und das Dachwerk abgetragen – vermutlich da wenig genutzt, schadensträchtig und eine Belastung für die geschädigten unteren Geschosse - und durch ein einfaches Vollwalmdach ersetzt. Damit hat es viel von seiner früheren imposanten Erscheinung eingebüßt. Dennoch blieb offenbar die Erinnerung an die einstige Bedeutung des Gebäudes wach. Daher zum Abschluss die Frage: Kann das als „Ursulahaus“ bekannte Gebäude tatsächlich Heimstatt von Ursula von Rosenfeld gewesen sein, die von etwa 1499 bis 1538 lebte, als zweite Ehefrau von Markgraf Ernst I. von Baden-Durlach in den Fürstenstand einheiraten konnte, damit Stammmutter der Großherzöge von Baden geworden ist und in der Pforzheimer Schlosskirche begraben liegt? Da die Erbauer sicherlich einer gehobeneren Gesellschaftsschicht angehörten, das Gebäude bei der Geburt Ursulas bereits seit zwei Generationen Bestand hatte und um 1545 (d) bei der Erweiterung der Stube das Gebäude wohl immer noch jenen gehobenen Kreisen zur Wohnung diente, kann die Frage zumindest nicht verneint werden.

Spätere Umbauten:
Ein früher Umbau der Stube konnte dendrochronologisch um 1545 datiert werden. Damals wurde die Stube in den Flurbereich hinein erweitert und die Bretterbalkendecke entsprechend ergänzt. Deren Balken lassen sich bei genauem Hinsehen an ihrem leicht trapezförmigen Querschnitt unterscheiden (die Grenze zwischen den farblich unterschiedlichen Anstrichen der Decke, die auf eine spätere Teilung in zwei getrennte Räume zurückgeht, liegt zwei Balkenfelder weiter nach Süden!). Es fand sich ein wiederverwendetes Stück einer Stirnbohle im Haus, deren Ausschnitte zu den trapezförmigen Balken passen und die im Unterschied zur bauzeitlichen Stirnbohle eine etwas aufwändiger gearbeitete Profilierung entlang der Kante des vortretenden Stücks aufweist. Als neue Nordwand wurde eine Bohlenwand eingesetzt, die entweder neu angefertigt wurde, oder bei der es sich – wahrscheinlicher – um die versetzte ursprüngliche Wand, möglicherweise auch mit der bauzeitlichen Tür, handelt. Auf der Südwand erhielt die Stube eine neue Außenwand. Die der Hausecke nahe, östliche Hälfte davon nahm einen Fenstererker auf, dessen zurückgearbeitete Kopf- und Brustriegel noch vorhanden sind und ober- und unterhalb dessen Bohlen die Wandflächen schließen. Der nach Westen gewandte Teil ist als ausgemauertes Fachwerk mit Strebe beschaffen.
Möglicherweise wurde damals auch die östliche Außenwand der Stube ersetzt, doch wurde dieser Bereich später ohnehin vollständig erneuert.
Eine weitere Baumaßnahme des 16. Jahrhunderts ist durch eine Inschrift auf dem Gewände des Kellerhalses mit 1571 datiert. Ob damals nur eine Erneuerung des Gewändes vorgenommen wurde, oder ob die Inschrift sich auf den Einbau des gesamten Kellers beziehen lässt, ist unklar. Festgestellt werden kann derzeit lediglich, dass der Keller etwa der Fläche der südlichen Längszone entspricht und recht genau am früheren Westgiebel endet, was jedoch lediglich dafür spricht, dass das Gebäude beim Einbau des Kellers noch keine Verlängerung nach hinten erfahren hatte.
Die breite Toröffnung im Erdgeschoss lässt sich ihren Formen mit Kehle und spitzen Ausläufen, sowie der Oberflächenbearbeitung wegen in den Zeitraum des ausgehenden 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts grob einordnen. Damit kann ein Teil des Mauerwerks in Verbindung gebracht werden, mit dem ein Teil des erdgeschossigen Ständergerüstes ersetzt bzw. ummauert und die Vorkragung unterfangen worden ist, sodass Erd- und Obergeschoss hier dieselbe Außenflucht erhalten haben, was vor allem die beiden Giebelseiten betroffen hatte.
Die Toröffnung weist eine etwas merkwürdige Ausbauchung seiner nördlichen Wange auf und der Schlussstein im Scheitel ist entgegen der rundbogigen Form leicht angespitzt. Dies lässt vermuten, dass das Tor anfangs als gedrückter Spitzbogen geformt war und durch spätere Deformationen absackte und die rundbogige Form bekam. Oberhalb des Tors kam eine Fläche älteren Außenputzes zum Vorschein mit dem Rest einer Quadermalerei für den Torbogen in Grau. Der Putz liegt auf Mauerwerk, das mit einem charakteristischen orangen Mauermörtel aufgesetzt worden ist. Zwischen Malerei und Bogensteinen ist jedoch ein Bereich mit hellem Mauermörtel zu erkennen, sodass vermutet werden kann, dass die durch die Deformation wohl überhängende südliche Flanke neu aufgesetzt wurde oder anderweitige Reparatur erfuhr. Derselbe orange Mauermörtel findet sich in der Aus- und Hintermauerung des erdgeschossigen Fachwerks auf der Nordseite.
Das Tor besitzt eine größere Breite als die dahinterliegende Längszone, weshalb die nördliche Reihe der Ständer vermutlich bereits beim Einbau der Toröffnung herausgenommen worden sind. Wegen der recht jungen Stallwand an dieser Stelle, ist die Art und Weise des damaligen Ersatzes nicht mehr nachvollziehbar.
Mit dem Einbau der Außenmauern könnte auch der Ersatz einer früheren Holzwand durch Mauerwerk unmittelbar links hinter dem Tor in Verbindung stehen. Darin sitzt eine Türöffnung mit recht aufwändigem, profiliertem Gewände, deren mächtiger Sturzstein stichbogig ausgehauen ist und zwei Wappentartschen trägt. Das Gewände kann dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert zugeordnet werden. Den Einbau der zugehörigen Wand dürfte es jedoch nicht datieren, denn es wurde hier in Zweitverwendung eingebaut. Zum einen spricht die übrige Qualität des Mauerwerks dieser hochwertigen Steinmetzarbeit geradezu Hohn, zum anderen ist der Sturzstein mehr schlecht als recht unterseitig seitlich ausgekehlt worden, um die Öffnung breiter anlegen zu können. Der Raum liegt zwei Stufen oberhalb des umgebenden Niveaus, was mit dem Kellerabgang zu tun haben dürfte.
Vermutlich erst im ausgehenden 18. oder frühen 19. Jahrhundert wurde das Gebäude nach hinten um fast die Hälfte der Grundfläche bis zur Flucht der Stadtmauer erweitert, was als Ausbau für eine landwirtschaftliche Nutzung geschehen ist. Im südlichen Teil der Erweiterung und dem hinteren der südlichen Längszone wurde ein hohes Heulager eingerichtet, das vom Erdgeschoss bis zum obergeschossigen Deckengebälk reicht (die Zwischendecke in dessen unterem Teil wurde möglicherweise erst später eingezogen, weil sich darin wiederverwendete Hölzer des zweiten Obergeschosses finden). Die Ställe lagen im Erdgeschoss.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde die obergeschossige Stube in zwei getrennte Stubenräume geteilt, die beide unabhängig voneinander zugänglich und beheizbar waren. Hiervon rühren die unterschiedlichen Anstriche der Decke, in der südlichen Hälfte dunkelblau, in der nördlichen olivgrün, her (die an verschiedenen Stellen im Haus aufzufindenden Balken einer Bretterbalkendecke, die nur aus dem zweiten Obergeschoss stammen können, sind ebenfalls olivgrün gestrichen). Die Teilung der Stube wurde später wieder aufgegeben und die dunkle Decke hinter einer untergehängten Putzdecke verborgen.
Auf das 19. Jahrhundert dürfte der Ersatz eines Teils des erdgeschossigen Mauerwerks zurückgehen. Dabei wurde die nordöstliche Ecke neu gefasst, vermutlich weil sie stark überhängend war und das Mauerwerk über dem Kellerhals teilweise neu aufgesetzt.
Den tiefgreifendsten Eingriff erlebte das Gebäude im beginnenden 20. Jahrhundert, als das Dachwerk und das zweite Obergeschoss abgetragen wurden. Aus den anfallenden Hölzern wurde das bestehende Vollwalmdach abgezimmert. Auch sonst wurden zahlreiche Veränderungen vorgenommen, wovon die zahlreichen wiederverwendeten Hölzer allerorten künden (ein Teil der wiederverwendeten Hölzer geht aber auf frühere Umbauten zurück, wie etwa im Bereich der Stube!). Anlass gaben nicht nur der Wunsch nach Veränderungen, sondern auch die starke Schiefstellung des Holzgerüstes, weshalb eine Reihe älterer Innenwände an der alten Stelle neu errichtet und die Bundständer mit vertikalen Verkleidungen verschalt oder zurückgearbeitet wurden. Dabei wurde auch die nördliche und östliche Außenwand des Obergeschosses weitgehend erneuert, mit maschinell gefertigten Backsteinen ausgefacht, mit Draht als Putzträger versehen (der eine frühere Holzkeilspickung ersetzte) und neu verputzt. Um die starke Schieflage auszugleichen, wurde ein Teil des ursprünglichen Holzgerüstes im Obergeschoss der nördlichen Außenwand stark zurückgebeilt. Die zuvor offene Außentreppe wurde eingehaust.
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts kam ein rückwärtiger eingeschossiger Anbau mit Pultdach hinzu, der einen Geflügelstall aufnahm.


1. Bauphase:
(1429)
Errichtung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)

2. Bauphase:
(1545)
Umbau zumindest im Bereich der Stube (d). Damals wurde die Stube in den Flurbereich hinein erweitert und die Bretterbalkendecke entsprechend ergänzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1571)
Ins Gewände des Kellerhalses ist die Jahreszahl 1571 (i) zusammen mit
einem einfachen Meister-/Steinmetzzeichen eingehauen. Ob damals nur eine Erneuerung des Gewändes vorgenommen wurde, oder ob die Inschrift sich auf den Einbau des gesamten Kellers beziehen lässt, ist unklar.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1780 - 1820)
Das Gebäude hat einen gravierenden Umbau zum Bauernhaus im ausgehenden 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert erfahren, als ein weiteres Obergeschoss und das frühere Dachwerk mit Steilgiebel abgetragen und durch das bestehende Vollwalmdach ersetzt wurde. Vom früheren Zustand wurde eine großformatige Aufnahme von Nordosten von Herrn Max Kraske, Rosenfeld, zur Verfügung gestellt. Die Datierung wird um 1908 vermutet. Als jüngstes, darauf erkennbares Element sind sprossenlose Fensterflügel im Nachbarhaus zu finden, die eine Datierung um die Jahrhundertwende wahrscheinlich machen. Eine von Süden aufgenommene Fotografie ist bei K. Jetter (Alt-Balingen und seine Umgebung. Balingen 1982) abgebildet, wo das Gebäude auch auf einigen Luftbildern im früheren Zustand vertreten ist.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1801 - 1899)
Auf das 19. Jahrhundert dürfte der Ersatz eines Teils des erdgeschossigen Mauerwerks zurückgehen. Dabei wurde die nordöstliche Ecke neu gefasst, vermutlich weil sie stark überhängend war und das Mauerwerk über dem Kellerhals teilweise neu aufgesetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1950 - 2000)
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts kam ein rückwärtiger eingeschossiger Anbau mit Pultdach hinzu, der einen Geflügelstall aufnahm.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
sog. „Ursulahaus“ in 72348 Rosenfeld (15.02.2016 - Stefan King)
sog. „Ursulahaus“ in 72348 Rosenfeld (15.02.2016)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt innerhalb des einst von Mauern umwehrten mittelalterlichen Stadtkerns von Rosenfeld. Die Stadtanlage nimmt eine Spornlage ein, die nach Westen mit einer gut gesicherten Befestigung aus Mauer, Zwingermauer und Gräben gesichert war. Das Gebäude liegt zwischen dem inneren Mauerzug und der parallel dazu geführten Frauenberggasse, zu der es mit seiner östlichen Giebelseite ausgerichtet ist. Der rückwärtige, nach Westen gerichtete Teil greift über die Flucht der Stadtmauer.
Die Nachbargebäude zu beiden Seiten sind nah herangerückt, lassen durch weit zurücktretende Baufluchten und Traufständigkeit das untersuchte Gebäude aber effektvoll vortreten. Das südliche Nachbargebäude stößt durch die Abmauerung des Zwischenraums direkt an.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
    • Wohnstallhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das untersuchte Gebäude besitzt zwei Vollgeschosse von überdurchschnittlicher Höhe und wird von einem Vollwalmdach abgeschossen. In dieser Form reicht es bis zur früheren Stadtmauerflucht. Dahinter, jenseits der Stadtmauerflucht, schließt sich ein eingeschossiger Anbau mit Pultdach an. Auffälligstes Element im Erscheinungsbild des Gebäudes ist ein breites, rundbogiges Tor, das mittig in der gassenseitigen Schmalseite sitzt und sich ins Erdgeschoss öffnet. Links davon schiebt sich ein Kellerhals mit geneigtem Rundbogengewände vor die Fassadenflucht, das vermauert war und im Zuge der vorbereitenden Arbeiten teilweise geöffnet worden ist. Auf der Nordseite ist dem Baukörper eine Treppenanlage vorgelagert, die das Obergeschoss erschließt. Im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten wurde der Überbau zusammen mit einer Abortanlage abgetragen und zunächst nur der Treppenlauf selber belassen.
Der zuvor vollständig verputzte Baukörper stellt sich nach Entfernen des Außenputzes im Obergeschoss als Fachwerkbau dar. Im Erdgeschoss wechseln sich Bruchstein-, Backstein und Werksteinmauerwerk mit Fachwerk ab.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Im Erdgeschoss verläuft mittig längs ein breiter Erschließungsbereich bzw. eine Tenne vom Rundbogentor bis ganz nach hinten durch. Nördlich davon lagen Ställe, vorne für das Vieh, das von der Tenne aus gefüttert wurde und dahinter anschließend für Schweine. Vorne links war in einem gesondert abgemauerten Raum ein kleiner Werkstattraum eingerichtet, dem sich nach hinten verschiedene Lagerbereiche anschlossen. Hinten links befindet sich eine niedrigere Zwischendecke, über der sich ein offener Heubergeraum bis zum Dachgebälk erstreckt und von wo sich eine Heuaufzug in den Dachraum öffnet. Der eingeschossige Anbau ganz hinten diente als Geflügelstall.
Der außenliegende Kellerhals gehört zu einem längsgerichteten, schmalen Gewölbekeller, der unter der Raumflucht links des Erschließungsgangs liegt. Zuletzt war er nur durch eine schmale, steile Treppe im Inneren zugänglich.
Das Obergeschoss war über die eingehauste Außentreppe von Norden her erschlossen. Im Vorbau lag zusätzlich eine Abortanlage. Die Raumteilung war zuletzt recht wirr und ließ nur an wenigen, nur schwer zugänglichen Stellen das ältere Holzgerüst und die frühere Grundrissstruktur erkennen. Durch die vorbereitenden Ausräumarbeiten wurden alle leichten Trennwände entfernt und es bleiben nur Innenwände mit älterer Substanz bestehen, sodass der derzeitige Zustand weder die zuletzt bestehende noch eine historische Situation wiedergibt, sondern nur den überkommenen Baubestand zeigt und mehr oder weniger ein Zufallsprodukt der Baugeschichte darstellt (der zuletzt bestehende Zustand wurde nicht dokumentiert und ist auch leider in Bauakten nicht überliefert).
An der vorderen, südöstlichen (zu Straße und Rathaus gerichteten) Ecke liegt eine Stube, der nach hinten eine Küche und der Erschließungsbereich folgen. Der daran nach hinten anschließende Teil wird auf der Nordseite von einem Wohnraum/ bzw. zuletzt Wohnräumen und wiederum noch weiter hinten von einem Lagerraum eingenommen, auf der Südseite befindet sich der bereits erwähnte hohe Heulagerraum.
Der Dachraum ist insgesamt offen und in zwei Ebenen unterteilt. Der Dachraum des rückwärtigen Anbaus ist vom Erd- und vom Obergeschoss über Treppen zugänglich.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
    • Bruchstein
    • Quader
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Detail (Ausstattung)
    • Bohlenstube
  • Dachform
    • Satteldach mit beidseitigem Vollwalm
  • Decken
    • Balken-Bretter-Decke
Konstruktion/Material:
Konstruktiver Aufbau (Kernbau):
Der Kernbau besaß im Gegensatz zum heutigen Bestand einen gedrungen rechteckigen Grundriss. Er entspricht in seiner Breite dem heutigen Bestand, nimmt in Längsrichtung jedoch nur Dreiviertel der heutigen Tiefe ein, was im Erdgeschoss der Trennwand zwischen Vieh- und Schweinestall, im Obergeschoss zwischen rückwärtigem Wohnraum und Lagerraum entspricht (und im derzeitigen Zustand dem Ende der vom Außenputz befreiten Fläche auf der Nordseite im Obergeschoss). Somit hat zur Bauzeit ein Abstand von rund fünf Metern zur Stadtmauer bestanden.
Der einst dreigeschossige Kernbau war in seiner ganzen Höhe als Holzgerüstbau ausgeführt. Jedes Geschoss stellte eine zimmerungstechnische Einheit – ein Stockwerk – dar. Die Stockwerke wurden von allseitig bis zur Außenflucht durchlaufenden Dielenböden voneinander getrennt, weshalb Bundständerraster, Bundseitenausrichtung und Raumgliederung in den einzelnen Stockwerken völlig unabhängig voneinander ausgelegt werden konnten. Die Geschosshöhe wurde recht groß bemessen, in Erd- und Obergeschoss jeweils 3,4 m von der Unterkante der Schwellen bis zur Unterseite der Balkenlage gemessen.
Die in einem Raster aus Quer- und Längszonen aufgestellten Bundständer standen im Erdgeschoss auf einem Schwellenkranz, von dem nur ein kurzes Teilstück erhalten geblieben ist. Die Bundständer tragen Rähme, die in Querrichtung gespannt sind, auf denen eine längsgerichtete Balkenlage aufgelegt ist. Darauf wurde eine bis zur Außenflucht durchlaufende Dielung verlegt. Direkt auf die Dielung wurden die Ständer des Obergeschosses stumpf gestellt und mit Schwellen kombiniert, welche an ihren Enden und Zwischenstößen mit Zapfen in die Ständer laufen und vernagelt sind, ansonsten mit Einhälsung durchlaufen, denen die Ständer aufgestülpt sind. Die Ständer des Obergeschosses tragen in Längsrichtung gespannte Rähme mit einem in Querrichtung verlegten Deckengebälk, womit die Ausrichtung gegenüber dem Erdgeschoss gedreht ist. Das zweite Obergeschoss entsprach dem ersten, wie den historischen Aufnahmen zu entnehmen ist.
Beide Obergeschosse kragten auf allen vier Seiten aus. Über dem Erdgeschoss standen dafür die Deckenbalken an beiden Giebelseiten über, während an den Traufseiten auf vorstehenden Rähmen ein zusätzlicher Deckenbalken verlegt wurde. Über dem Obergeschoss wechselte die Ausrichtung entsprechend mit vorstehenden Deckenbalken an den Trauf- und zusätzlichen Deckenbalken an den Giebelseiten. Im zweiten Obergeschoss bestand zumindest auf der Ostseite eine giebelseitige Auskragung, die jedoch geringer ausfiel. Stichgebälk kam somit an keiner Stelle zum Einsatz.
Bei der Auskragung über dem Erdgeschoss ist zu beobachten, wie nach Süden, Osten und Norden die Balkenköpfe 35 cm vortreten und in der üblichen Art und Weise gefast sind, wogegen die rückwärtige Giebelseite nur 25 cm auskragt und die Deckenbalkenköpfe ungefast geblieben sind. Ob dies für das Obergeschoss ähnlich gehandhabt worden war, lässt sich nicht mehr überprüfen, da die Vorkragungen auf den drei freistehenden Seiten zurücksägt und an der Westseite die Balkenköpfe als Auflager für neue Unterzüge überarbeitet wurden.
Unter den vorstehenden Köpfen von Rähmen und Bunddeckenbalken wurden Knaggen angebracht, wobei dies im Erdgeschoss an allen Stellen geschah, im Obergeschoss zwar giebelseitig unter allen Rähmen, traufseitig jedoch nur unter den beiden äußeren Bunddeckenbalken. Die Knaggen sind unterseitig in die Balkenköpfe gezapft und mit langen, wenig tiefreichenden Zapfen in die Ständer eingelassen. Sie wurden mit frontal eingeschlagenem Nagel gesichert und durch mehrfache Stufungen, Verschwenkungen und Kehlungen der Frontfläche verziert. Sie finden sich in dieser Form im Erdgeschoss noch auf Nord, Süd- und Westseite, im Obergeschoss nur noch an der Westseite, sie sind für die übrigen Seiten jedoch auf den historischen Fotografien noch zu erkennen.
Auf der historischen Aufnahme ist ein steiles Satteldach mit Steilgiebeln zu erkennen (dessen rückwärtiger Krüppelwalm über der späteren rückwärtigen Erweiterung liegt). Eine weitere Auskragung innerhalb des Giebeldreiecks ist auf den Aufnahmen nicht zu erkennen und die Bretterverschalung läuft am Stück über zwei Dachgeschosse durch und wird nur am Spitzboden gestoßen. Ob mit dieser Schalung eine offene Holzkonstruktion oder ein geschlossener Fachwerkgiebel verkleidet wurde – wie an der nördlichen Traufseite im zweiten Obergeschoss auch geschehen –, lässt sich der Aufnahme nicht entnehmen, auch nicht, ob einst ein Walm vorhanden war.
Wie bei vergleichbaren Objekten zu beobachten, stand das Dachwerk sicherlich nicht auf einem durchgehenden Dielenboden, sondern direkt auf dem Dachgebälk, und in der Zeit um 1429 (d) wäre ein stehender Stuhl zu erwarten, zumal auch keine wiederverwendeten Hölzer eines liegenden Stuhls erkannt werden konnten.
Die Aussteifung des Gerüsts erfolgte mittels angeblatteter Kopf- und Fußbänder, die in aller Regel symmetrisch angeordnet sind, sodass in allen vier Winkeln eines Ständers oben und unten Bänder angeordnet sind. Die Eckständer besaßen doppelte Fußbänder, was im Erdgeschoss am einzig erhalten gebliebenen Eckständer, im Obergeschoss an allen drei erhaltenen Eckständern nachvollziehbar ist. Die historischen Aufnahmen lassen für das zweite Obergeschoss in dieser Hinsicht keine Aussage zu. Weitere Ausnahmen von der symmetrischen Anordnung wurden in Rücksicht auf die Raumnutzung und dadurch bedingte konstruktive Zwänge gemacht, vor allem dort, wo wegen zonenübergreifender Räume oder Erschließungsbereiche keine Schwellen verlegt und daher auch keine Fußbänder angeschlossen werden konnten oder wo wegen eines schmalen Stichflurs im Obergeschoss sich die Bänder fast gegenseitig berührt hätten.
Für die Hölzer des Traggerüsts und der Wandgliederung (Schwellen, Ständer, Rähme, Deckenbalken, Wandriegel) wurde Nadelholz verarbeitet, wogegen Aussteifungen und Knaggen aus Eichenholz gefertigt worden sind.
Aufgrund der kompletten Vorfertigung des gesamten Holzgerüsts wurde ein Abbundzeichensystem angewandt, das nach dem Transport auf die Baustelle eine Zuordnung der einzelnen Bauteile ins Gesamtgefüge erlaubte. Da die Konstruktionsweise des Holzgerüsts aus Bundständern mit daran anschließenden Aussteifungshölzern eine recht simple ist, genügte es, nach Stockwerken, Quer- und Längsachsen zu unterscheiden. Für die Reihung der Deckenbalkenlagen wurde eine Zählung aus ausgestemmten Punktkerben angewandt, die sich im Erdgeschoss entlang des Ostgiebels und im Obergeschoss entlang der Nordtraufe ausrichtet. Sie ist als Kombination von Addition (eine bis max. acht Kerben in zwei Reihen) und Kombination (Reihung längs/ Reihung quer/ als Quadrat/ als Winkel/ als Raute) aufgebaut, wobei im Fall des Erdgeschosses die Bundachsen eine gesonderte Zählung erfahren haben. Um Verwechslungen innerhalb der nicht ganz logischen Folge zu vermeiden, wurden die Zeichen an der Innenseite des jeweiligen Rähms nochmals eingestemmt.
Die quer dazu verlaufenden Bundachsen mit den Rähmen erhielten nur einfache Symbolzeichen als Kombination einfacher Einschnitte und breiter Auskerbungen (sozusagen schmale und breite Striche) etwa in der Form eines V, Z usw., die sich in Erd- und Obergeschoss teilweise wiederholen. Die Anwendung der Zeichen erfolgte konsequent nach Stockwerken getrennt, wobei die durchlaufende Dielung die Grenze bildet. Im Fall der die Vorkragung bildenden Deckenbalken bedeutet dies etwa, dass sie mit Punktkerben markiert sind, die unmittelbar oberhalb gestellten Wandachsen wegen des Wechsels in der Ausrichtung der Deckenbalken aber Symbolzeichen tragen. Ungewöhnlicherweise wechselt auch die Lage des Bezugsachsenschnittpunkts, der im Erdgeschoss an der Südostecke, im Obergeschoss aber an der Nordostecke zu liegen kommt.

Grundrissgliederung und Wandbildung:
Im Erdgeschoss sind die Bundständer in vier Längs- und vier Querachsen aufgestellt, was drei Quer- und drei Längszonen ergibt. Von den ursprünglich 16 Ständern sind 6 Stück erhalten geblieben. Die mittige Längszone ist deutlich schmaler als die anderen ausgebildet und die Bundseiten sind ihr zugewandt, sodass allein schon diese Merkmale eine Erschließungszone vermuten lassen. Diese Funktion hat dieser Bereich nach wie vor, wo sich heute ein breites Tor in der östlichen Giebelseite öffnet. Ursprünglich dürfte an derselben Stelle ebenfalls eine Tür- oder Toröffnung der Erschließung des Erdgeschosses gedient haben. Innerhalb der Grundfläche wurden in die Erschließungszone vorstehende Kopfbänder vermieden, was der Vermutung Anlass geben könnte, dass hier mit großen Wagen eingefahren wurde.
Die beiden seitlichen Längszonen waren durch die Querachsen symmetrisch in jeweils drei Räume aufgeteilt, wobei in der vorderen Querzone Räume von etwa quadratischer Grundfläche lagen, hingegen die Räume der mittleren Querzone größer und diejenigen der hinteren Querzone deutlich schmaler ausfielen. Eine Wohnnutzung kann ausgeschlossen werden, sodass diese Ebene als Wirtschaftsbereich angesprochen werden kann, ob als Lager, Stallungen, Remise o.ä. ließ sich nicht feststellen.
Die Außenwände des Erdgeschosses besaßen, soweit nachvollziehbar, jeweils eine einfache Verriegelung, die auf der Nordseite noch fast vollständig erhalten geblieben ist und sich für die West- und Südseite anhand entsprechender Zapfenlöcher nachvollziehen lässt. Die Innenwände besaßen offenbar keine solche Verriegelung. Für alle Außen- und Innenwände sind die betroffenen Rähme und Deckenbalken an der Unterseite mit Nuten zur Aufnahme der Wandfüllung versehen, ebenso die Riegel auf Ober- und Unterseite. Die Nuten sind jedoch auf unterschiedliche Weise ausgearbeitet, nämlich als einfache v-förmige oder als aufwändigere Rechteckeinschnitte, deren Verteilung keine Regelmäßigkeit erkennen lässt und sowohl innerhalb der verriegelten Außen- als auch der unverriegelten Innenwände wechselt.
Zu vermuten ist, dass zumindest im Falle der verriegelten Außenwände die Nuten zur Aufnahme einer eingeschobenen Stakung für eine Flechtwerkfüllung dienten, ein Teil der Innenwände ebenfalls Flechtwerk, andere geschosshohe Spundwände aufnahmen. Da nicht alle Stellen eingesehen werden konnten, lassen sich im Zuge der fortschreitenden Baumaßnahmen hierzu vielleicht noch Erkenntnisse gewinnen.
Im Obergeschoss wurde eine andere Grundrissgliederung vorgesehen als im Erdgeschoss. In der Längsrichtung sind vier Längsachsen angeordnet, die eine deutlich schmalere mittlere Zone ausbilden, welche die Bundseiten auf sich gerichtet hat und deshalb als Erschließungszone angesprochen werden kann. Ganz hinten besteht eine Querzone. Im Bereich davor sind die beiden seitlichen Längszonen jedoch unterschiedlich gegliedert, die südliche in ein etwas größeres Feld ganz vorne und ein etwas Kleineres dahinter, die nördliche in drei Felder unterschiedlicher Breite, von denen das dritte besonders schmal ausfällt. Von den dafür notwendigen 18 Bundständern haben sich 10 Stück erhalten.
Aus der Anordnung von Schwellen, Wandfüllungen und Deckenausbildungen ergibt sich folgende Grundrissgliederung: die mittige Längszone diente über die ganze Länge als Flur. Die südliche Längszone nahm drei Räume auf, vorne am Giebel eine Stube mit Bretterbalkendecke, dahinter funktional bedingt eine Küche, was sich auch durch besonders starke Rußverkrustungen äußert, und hinten ein weiterer Raum, der wohl als Kammer angesprochen werden kann. Die nördliche Längszone besitzt vorne zwei Zonen unterschiedlicher Breite, die beide von einem einzigen Raum eingenommen worden sind, sodass die Querachse nur Tragfunktion hatte. Das dahinterliegende schmale Feld bildete einen Stichflur, der sich zum Längsflur öffnete. Ganz hinten lag wiederum eine Kammer.
Welche Funktion der vordere große Raum hatte, ließ sich aus dem Baubestand nicht ermitteln. Seine prominente Lage und Größe könnten einen Amtsraum oder einen kleinen Saal vermuten lassen. Die Verschiebung der Tragachse gegenüber der westlichen Stubenwand ist dadurch zu erklären, dass sie ihre Funktion im Zusammenwirken mit der Wand gegen den Flur dadurch optimaler erfüllen konnte, indem sie zur Mitte des Raums hin gelegt wurde.
Im Bereich des Stichflurs findet sich in der Außenwand eine zugesetzte Türöffnung, die in ihrer Substanz zwar aus späterer Zeit stammt, aber an der ursprünglichen Stelle sitzen müsste. Gleich östlich daneben liegt die heutige Eingangstür, die deshalb verschoben wurde, um dem Abort mehr Platz zu geben. Vorgelagert ist ein Podest, bestehend aus auskragenden Stichbalken, die mittels steiler Streben auf den erdgeschossigen Fachwerkriegel gestützt und teilweise später von der Abortanlage umbaut worden sind, aber in ihrer Substanz wohl nicht zum Originalbestand gehören. Es kann davon ausgegangen werden, dass bereits schon ursprünglich die Erschließung über eine offene Außentreppe an dieser Stelle erfolgt ist, etwa so wie noch auf den historischen Aufnahmen zu sehen. Der Treppenlauf selber täuscht derzeit ein jüngeres Alter an, denn eine Blockstufentreppe wurde nachträglich neu verkleidet.
Die Stube in der Südostecke zeichnet sich heute durch eine besondere Ausstattung in Form einer Bretterbalkendecke aus, die als gesonderte Decke etwa 60 cm unterhalb der eigentlichen Balkenlage eingezogen ist. Der verbliebene Raum zwischen den Deckenlagen war sowohl zur Küche hin offen, wo heute eine grobe Zusetzung sich befindet, als auch nach außen, denn die Unterseite des Giebelrähms ist entsprechend stark rußgeschwärzt.
Die Balken der Bretterbalkendecke sind in Längsrichtung gespannt und besitzen einen einfachen Rechteckquerschnitt ohne jede Zierformen. Die ganze Decke ist flach, also nicht gewölbt oder seitlich abgeschrägt, wie andernorts üblich. Oberseitig sind die Balkenfelder mit einer Strohlehmmischung ausgefüllt, die als Wärmedämmung dient. Die Balken liegen heute an beiden Enden auf Riegeln, die nachträglich als Ersatz für Stirnbohlen eingezogen worden sind. Eine dieser Stirnbohlen wurde in ihrer vollen Länge etwa an alter Stelle als Auflager für die neue Feuerwand zwischen Stube und Küche wiederverwendet. Sie besitzt im ehemals unteren Bereich und an beiden Enden die Dimension einer Bohle, um direkt an die Wandbohlen anzuschließen und in die Ständernuten einzupassen, weist dann einen leichten Vorsprung auf, um den Balken genügend Auflager bieten zu können, dessen Unterkante horizontal verläuft und nur leicht gefast ist.
Die Wände des Stubenraums wurden aus horizontal verlegten, miteinander verspundeten Bohlen von 11 cm Stärke gebildet, die in breiten Nuten der Eckständer saßen und eine bessere Wärmedämmung gewährleisten sollten. Davon sind noch einzelne Teile im Haus verteilt und möglicherweise stammen die Bohlen der heutigen, weiter nach Norden gerückten Stubenwand noch von der ursprünglichen Ausstattung, einschließlich der darin eingebundenen, aber stark dezimierten Türstiele. Die stubenseitige Kante des südwestlichen Eckständers ist durch eine breite Abfasung, die nach oben mit gerundetem Auslauf abgeschlossen ist, zurückgenommen.
Sicherlich war dies bei allen vier Bundständern in dieser Weise der Fall. Die beiden anderen erhaltenen Bundständer wurden später stark zurückgearbeitet, doch ist unterhalb des höhergelegten jüngeren Bodenniveaus die alte Dimension der Ständer noch abzulesen.
Der Boden war als einfache Dielung ausbildet und bot somit keine weitere Dämmung, wie dies andernorts üblicherweise mittels eines Blindbodens bewerkstelligt wurde. Für die Befensterung der Stube ist von Fenstererkern auszugehen, die möglicherweise aber insgesamt in die Bohlennuten eingeschoben waren und daher keine Spuren hinterlassen haben.
Auffälligerweise sind beim südwestlichen und nordöstlichen Bundständer geschwungen ausgeschnittene Blattformen geschaffen worden, die in symmetrischer Anordnung eine Spitzbogenform erzeugen und am übrigen Gebäude sonst nicht mehr zu finden sind.
Für die übrigen Außenwände des Obergeschosses ließen sich an mehreren Stellen Zapfenlöcher für Brustriegel nachweisen. Am westlichen Ende der nördlichen Längszone hat sich ein Brustriegel erhalten, der deutlich aus der Flucht vortritt. Auf den historischen Fotografien sind solche Riegel in Verbindung mit einem Kopfriegel an mehreren Stellen zu erkennen, sodass zu vermuten ist, dass solche Riegel rundum eingesetzt waren. Andernorts sind solche Riegel üblicherweise Merkmal eines Fenstererkers der Stube, aber in diesem Fall lagen hier keine Stuben. Daher stellt sich die Frage, ob dieses Element hier vielfach eingesetzt worden ist, um dem Betrachter deutlich zu machen, dass es sich hier um ein besonderes Haus handelt bzw. um die Fassaden plastischer zu gliedern. Die Unterseiten von Rähmen und Bunddeckenbalken der Außenwände weisen v-förmige Nuten auf, die aber in der Regel nicht bis zum Ständer laufen, sondern am Ansatz der Kopfbänder bereits enden. Der vorstehende Riegel weist unterseitig eine Rechtecknut auf, die aber bündig vor der Bundseite liegt. Sie dienten offensichtlich dem Anschluss einer aufgenagelten Bretterschalung, wie sie sich in Resten oberhalb des Riegels findet. Wie für das Erdgeschoss kann auch hier derzeit nur vermutet werden, dass darin die Staken für Flechtwerkfüllungen verankert waren. Möglicherweise treten bei den anstehenden Baumaßnahmen weitere Befunde zutage.
Die Innenwände im Obergeschoss besaßen keine Verriegelung, es waren aber Rechtecknuten in die Unterseiten der entsprechenden Rähme und Deckenbalken eingearbeitet. An einer Stelle ist eine solche Nut auch in einer Schwelle nachweisbar. Beim hintersten Raum der nördlichen Längszone finden sich in der Südwand zwei Stiele, die seitlich genutet und südlich flurseitig beidseitig gefast sind. Sie sind offenbar der Rest einer geschosshohen Spundwandfüllung, wie sie wohl für die meisten oder alle Innenwände – mit Ausnahme der Stube – zu rekonstruieren sind. Zwischen beiden Riegeln befand sich eine Türöffnung mit Sturzriegel, für den die Fasen aussetzen und entsprechende Fälze auf der nördlichen Seite. Die Stiele stehen heute zwar vertikal, obwohl das Holzgerüst sich in starker Schiefstellung befindet, doch dürften sie sich dennoch an der ursprünglichen Stelle befinden, weil die Schwelle an dieser Stelle stark ausgetreten ist. Sie wurden beim späteren Einbau des Fachwerks wohl nur geradegerückt, was in der durchlaufenden Nut im Rähm leicht möglich war.
Am westlichen dieser Stiele lässt sich eine weitere, etwas niedrigere Türöffnung nachweisen und er besitzt auf der nördlichen Seite eine durchgehende vertikale Nut, mit der ein sehr schmaler Bereich des Raums abgetrennt worden wäre. Er könnte mit einer Tür in Verbindung gestanden haben, die dem erhaltenen Brustriegel der Westseite aufsitzt und in Verbindung mit Zapfenlöchern für einen anschließenden Gang o.ä. in Verbindung gestanden hat.
Dass die Türöffnung in Höhe des Brustriegels ansetzt und einige Treppenstufen im Inneren erzwungen haben wird, dürfte durch äußere Vorgaben erzwungen worden sein, was im Falle einer Abortanlage nicht der Fall wäre. Diese ganze Situation könnte dahingehend interpretiert werden, dass hier ein schmaler Durchgang zur Stadtmauer bestanden hatte, was im Gesamtplan zwar nicht konkret vorgesehen war, aber dennoch auf die Bauzeit zurückgeht.
Im hinteren Bereich des obergeschossigen Längsflurs sind mehrere Deckenbalken ausgeschnitten, wo die Treppe ins zweite Obergeschoss gelegen haben muss. Aus der Lage der Treppe einerseits und der Ständerstellung, wie sie auf den historischen Fotografien zu erkennen ist, lässt sich auch für das zweite Obergeschoss ein mittiger Längsflur erschließen.
Außerdem hat sich dort auch eine Stube befunden, denn mehrere wiederverwendete Balken einer Bretterbalkendecke, die denen der bestehenden Stube gleichen, sind im Haus verbaut. Sie dürfte ebenfalls die Südostecke eingenommen haben, wie die Verteilung der Fensteröffnungen auf den historischen Fotografien vermuten lässt. Weitere Hinweise zur Grundrissgliederung können möglicherweise noch aus wiederverwendeten Balken hergeleitet werden. Auf der Oberseite der Deckenbalkenlage über dem Obergeschoss lassen sich keine Anschlüsse für die Ständerstellung usw. finden, da aufgrund der Konstruktionsweise mit durchlaufendem Dielenboden solche Anschlüsse nicht vorhanden sind.
An den wiederverwendeten Sparren kann der ursprüngliche Lattenabstand anhand von Holznagellöchern abgelesen werden, der rund 39 cm betragen hat und damit eine Hohlziegeldeckung vermuten lässt.

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