Gutshof Treherz
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Treherz |
Hausnummer: | 5 |
Postleitzahl: | 88319 |
Stadt-Teilort: | Treherz |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Ravensburg (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8436004016 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 47,9355° nördliche Breite, 10,0476° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Die bisherige Annahme, dass ein Großteil des einstigen Kameralhofes im August des Jahres 1878 bis auf die Grundmauern abbrannte und nur noch die großen Käsekeller im Originalzustand überliefert wurden, deckt sich nicht mit den jüngsten bauhistorischen Ergebnissen.
Das einstige Wohn- und Wirtschaftsgebäude muss als eines der wenigen Gebäude den Brand von 1878 ohne Schaden überstanden haben. So blieb wider Erwarten ein Baubestand erhalten, der auf eine über fünfhundertjährige Geschichte zurückblicken kann. Tatsächlich finden sich im Kellergeschoss, vor allem unter der ehem. Brennerei, Mauerreste einer mittelalterlichen Vorbebauung, die als Fundament für ein eingeschossiges Wirtschaftsgebäude dienten, das etwa um 1570 erbaut wurde. Das Mauerwerk und die Gewölbe aus dieser Zeit sind im Wesentlichen erhalten geblieben. An einem Rest des östlichen Giebeldreiecks lassen sich Steigung und Höhe eines einst zweigeschossigen Satteldaches mit massiven Giebeldreiecken rekonstruieren.
Im Dreißigjährigen Krieg und der folgenden Zeit wurde der Hof sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zu einem allmählichen Wiederaufbau kam es erst im späten 17.Jahrhundert. Um 1708 (d) wurde der Mittelbau um das Fachwerkobergeschoss und den dreigeschossigen Dachstuhl aufgestockt. Er diente von nun an nicht nur ausschließlich ökonomischen Zwecken, sondern wurde aufgrund der Vielzahl der nachweisbaren Kamine und beheizbaren Räume im Obergeschoss eindeutig als Wohnraum und vielleicht auch zur Beherbergung von ganzen Jagdgesellschaften genutzt, da die Wälder um Treherz ein beliebtes Jagdrevier des Hauses Waldburg -Zeil- Wurzach waren.
Noch im 18. Jahrhundert wurde die zum Hof zeigende Südfassade des Mittelbaus verändert.
Das zu Anfang in Fachwerk ausgeführte Obergeschoss wurde durch massives Ziegelmauerwerk ersetzt und vollflächig verputzt. Die Fassaden von Erd- und Obergeschoss erhielten eine einfache Architekturmalerei mit grau hervorgehobenen Ecklisenen und Ocker umrahmten Tür- und Fensteröffnungen auf weißem Grund. Vermutlich liegen der Umbaumaßnahme repräsentative Ansprüche zugrunde. Ein schadhaftes Fachwerk kann auf der Südseite ursächlich eher ausgeschlossen werden.
Im 19. und 20. Jh. wurde der Tür- und Fensterbestand sowie ein Großteil der Böden erneuert und das äußere Erscheinungsbild durch den östlichen Anbau und die Aufstockung der ehem. Brennerei erneut verändert.
(1491 - 1568)
Im 16. Jh. Übergang des gesamten Klosterbesitzes in Privatbesitz..
• Bestand vor 1568/69 (s, gk):
- Mauerreste aus den mittelalterlichen Anfängen.
Dem ältesten Baubestand sind einige Außenwände und Umfassungswände des Kellergeschosses zuzuordnen, die sich vor allem durch stärkeres Mauerwerk und eine andere Mauerstruktur von dem jüngeren Bestand abheben.
- Untergeschoss(e)
(1568 - 1569)
Dendrodatierung, letzter ausgemessener Jahrring ohne WK, 1565;
- Erbauung eines eingeschossigen Gebäudes unter Nutzung der Vorgängerbebauung.
- Erdgeschoss
- Untergeschoss(e)
(1648 - 1800)
- Einbau von Kellern (Eiskeller) für die Brauerei
- Untergeschoss(e)
(1708)
- Aufstockung des Mittelbaus
- Errichtung des dreigeschossigen Dachwerks über dem Mittelbau, 1708 (d)
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1750 - 1790)
• Bestand – ab Mitte bis Ende 18. Jahrhundert:
- die südliche Außenwand im Obergeschoss des Mittelbaus, vormals Fachwerk, wird in massivem Ziegelmauerwerk erneuert;
- die hofseitige Fassade des Mittelbaus erhält eine repräsentative Architekturbemalung. Gekröpfte Fenstereinfassungen, Türeingang mit Dreiecksgiebel, Sonnenuhr.
- Obergeschoss(e)
(1878 - 1900)
1878 brannte ein großer Teil der Anlage bis auf die Grundmauern ab. Im August 1878 wurde bereits wieder mit dem Wiederaufbau begonnen.
- Erbauung des zweigeschossigen Anbaus mit Satteldach,
vermutlich unter Verwendung eines eingeschossigen Vorgängeranbaus.
- Errichtung der zweigeschossigen Abortanbauten auf der Nordseite und der Aufzugsgauben im 1. Dachgeschoss des Mittelbaus.
- Erneuerung eines Großteils der Innenausstattung wie Böden, Fenster, Türen.
- Anbau
(1900 - 1960)
• Besitzergeschichte:
1903 erlosch die Linie Zeil-Wurzach im Mannesstamm und deren gesamter Besitz, einschließlich Treherz, fiel an das fürstliche Haus Waldburg-Zeil-Trauchburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Treherz - 1949 zur französischen Besatzungszone. In dem einstigen Kameralhof waren französische Soldaten untergebracht.
1946 erfolgte dann der Ausbau von Wohnungen in der ehemaligen Brennerei.
• Bestand des 20. Jh.:
- Aufstockung der ehem. Brennerei.
- Einrichtung einer Käserei im südwestlichen Eckraum des Mittelbaus
- Erneuerung eines Großteils der Fensterflügel.
- Anbau
Zugeordnete Dokumentationen
- Baudokumentation
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
Das Gelände fällt nach Norden stark ab, das Kellergeschoss tritt auf der Nordseite daher etwa zur Hälfte zu Tage. Ein mächtiger Strebepfeiler dient am westlichen Ende als Stütze.
Zonierung:
Jede Nutzungseinheit verfügte ursprünglich über einen östlich gelegenen, gebäudetiefen Querflur mit eigenem Eingang auf der Südseite. Der westliche (0.12, 0.13) und mittlere Querflur (0.17) besitzen ein zweijochiges Kreuzgratgewölbe, der östliche Querflur (0.21, 0.22, 0.23) erhielt später eine flache Deckung. Die anderen Querzonen besitzen jeweils zwei längsgerichtete Tonnengewölbe.
Sowohl die nördliche Außenwand als auch die Innenwände des Obergeschosses sind in einem zweiriegeligen Nadelholzfachwerk abgezimmert (1708 (d)).
Der Grundriss wird durch einen Mittellängsflur bestimmt, an den sich auf Süd- und Nordseite die Räume reihen, wobei sich an den unterschiedlichen Längsflurbreiten und der durchgangslosen Fachwerkwand in der dritten inneren Querachse (QA 4) zwei separierte Bereiche ablesen lassen.
Konstruktionen
- Mischbau
- Außenwand aus Stein
- Obergeschoss(e) aus Holz
- Dachform
- Satteldach
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
- Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
Dachwerk des Mittelbaus: Die Querbünde sind im 1. DG mit einem liegenden Stuhl konstruiert und in der Mittellängsachse durch einen stehenden Stuhlständer unterstützt. Das 2. DG ist ebenfalls mit einem liegenden Stuhl konstruiert. Das 3. DG als Spitzboden ohne Stuhl ausgebildet.