Kath. Pfarrkirche St.Sebastian
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Lazariterstraße |
Hausnummer: | 1 |
Postleitzahl: | 79189 |
Stadt-Teilort: | Bad Krozingen |
|
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Breisgau-Hochschwarzwald (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8315006013 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 47,9231° nördliche Breite, 7,6779° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Anhand der Baubefunde und dendrochronologischen Daten lässt sich folgende Bauabfolge nachvollziehen: gemäß der Datierung der Rüsthölzer erfolgte die Errichtung des Turms im Jahre 1498 und konnte mit der Aufrichtung des Dachwerkes im darauffolgenden Jahr abgeschlossen werden. Anhand einer Verzahnung des Mauerwerkes deutet sich an, dass Turm und Chor gleichzeitig entstanden sind und damit die dendrochronologischen Daten auf letzteren übertragen werden können.
Der Glockenstuhl wurde nach mehr als zwei Jahrzehnten kurz nach 1522 eingebaut, was zeitlich aber so nah an der Bauzeit des Turms liegt, dass nur zwei Erklärungen denkbar sind:
Entweder es wurden nach kurzer Zeit weitere Glocken angeschafft, dass der anfänglich vorgesehene Glockenstuhl nicht mehr ausreichte und ein neuer hergestellt werden musste. Oder nach dem Bau des neuen Turms und Chors waren die finanziellen Mittel erst einmal erschöpft und es musste einige Zeit bis zur Anschaffung eines Geläutes und dem Einbau des dazu passenden Glockenstuhles vergehen.
Laut der inschriftlichen Datierung am mittleren Fenster der Nordwand wurde das Langhaus 1546 (i) errichtet und im frühen 17. Jahrhundert gemäß einer einst über dem Westportal angebrachten Jahreszahl 1603 (i) nach Westen verlängert. 1969 und 1991 fanden Renovierungen am Kirchengebäude statt.
(1498 - 1499)
- Dachgeschoss(e)
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Pfarrkirche
(1522 - 1537)
(1546)
(1603)
- Anbau
(1969)
(1991)
Zugeordnete Dokumentationen
- Restauratorische Voruntersuchung
- Bauhistorische Dokumentation des Glockenstuhls
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Pfarrkirche
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Bruchstein
- Dachform
- Satteldach
- Verwendete Materialien
- Putz
Glockenstuhl
Ursprünglicher Zustand, nach 1522 (d):
Es handelt sich um ein Ständergerüst mit Schwellen, Rähmen und Abstrebungen. Für alle Bestandteile fand Eichenholz Verwendung. Im Unterschied zur heutigen Anordnung umfasste der Glockenstuhl statt der heutigen drei ursprünglich vier Längsachsen, sodass in drei Glockenzonen drei Glocken von unterschiedlicher Größe in einer Ebene nebeneinander gehängt werden konnten (statt der üblichen Bezeichnung als Joch wird hier der Begriff Glockenzone verwendet, um Verwechslungen mit dem drehbar gelagerten Tragbalken, an denen die Glocken aufgehängt sind, zu vermeiden). Die nördliche Glockenzone hatte eine lichte Weite von 74 cm, die mittlere von 97 cm und die südliche von 69 cm.
Auf Schwellhölzern entlang der Ost- und Westwand wurde eine Lage aus vier nord-südlich gespannten Balken verlegt, zwei davon unmittelbar vor West- und Ostwand, zwei weitere über den Zwischenraum verteilt. Ihnen liegen in gleicher Ausrichtung vier Schwellen auf, auf welchen die west-östlich gerichteten Schwellen der Längsachsen tief eingekämmt sind. Auf diesen stehen in jeder Achse zwei äußere und ein mittiger Ständer, die am oberen Ende mit einem Rähm verbunden sind. Entsprechend kamen in den beiden Querachsen jeweils vier Ständer zu stehen. Insgesamt waren es 12 Ständer an der Zahl. Das Rähmholz der Querachse zapft an beiden Enden seitlich in die Eckständer und war in die beiden dazwischenliegenden Ständer eingehälst.
Da der Glockenstuhl passgenau zwischen die Umfassungswände des Turmes eingepasst ist und die außenliegenden Ständer nur einen geringen Abstand von wenigen Zentimetern zum Mauerwerk besitzen, war es nicht möglich, an Schwellen und Rähmen ein Vorholz auszubilden. Stattdessen enden sie bündig mit den Ständern und sind auf einseitig abgesetzte Zapfen gesteckt, erkennbar an den asymmetrisch zur Innenseite gerückten Nagelungen. Im Falle der beiden inneren Längsachsen war ohnehin nur die Ausbildung eines kurzen Zapfens möglich, der seitlich der Einhälsung Platz finden musste.
Die Mittelständer erhielten am unteren Ende Durchsteckzapfen, die von oben nach unten durch die Schwellen gesteckt sind und ein breites, viereckiges Loch für einen starken Schlosskeil aufweisen, welche an allen drei vorhandenen Achsen heute fehlen.
Die Aussteifung der Längsachsen setzt sich aus zur Mitte aufsteigenden, gedoppelten Streben in beiden Richtungen zusammen. Die unteren Streben verlaufen von der Schwelle zum Mittelständer und die oberen von einem der Außenständer zum Rähm. Sie sind verzapft, vernagelt und mit einem Stirnversatz versehen. Letzterer wurde jedoch nicht wie üblich durch schräge Ausnehmungen der seitlichen Stege, sondern durch eine Reduktion des betreffenden Anschlussholzes um dieses Maß geschaffen. Aufgrund der Verteilung der Versatze haben die Ständer dennoch gleiche Länge und sind nur in der Höhenlage leicht gegeneinander verschoben.
In den beiden Querachsen wurden in allen drei Feldern Fußstreben in paarweise V-förmiger Anordnung eingefügt, die von der Feldmitte bis unter das Rähm in steilem Winkel aufsteigen. Aufgrund der beengten Verhältnisse hat man sie am unteren Ende verschmälert, den dadurch stark verkürzten Zapfen aber dennoch vernagelt. Auch das obere Ende sicherte man trotz des steilen Winkels mittels eines Nagels.
Schwellen, Ständer, Rähme und Streben weisen in der Regel dieselbe Stärke auf, sodass unterschiedlich weit vorstehende Balkenkanten vermieden und beide Seiten annähernd bündig abgezimmert worden sind. Folglich lässt sich die Bundseite, die beim Abbinden oben lag, äußerlich lediglich an der Position der Abbundzeichen ablesen. Auch die äußerlich nicht sichtbare Lage der Zapfenverbindungen wurde von der Ausrichtung der Bundseite bestimmt, da diese in der Regel nach definiertem Maß von dort her angerissen wurden. Bei den Querachsen haben die Schwellen eine sich nach Norden verjüngende Form, dem die Ständer in ihrer Breite angepasst sind.
Turmschaft
Das Turmmauerwerk ist, soweit einsehbar, über die gesamte Höhe des Turmes einheitlich aus Kalkbruchsteinen mit einem geringen Anteil von Ziegel- und Backsteinbruchstücken zusammengesetzt. Im Dachraum ist zu beobachten, wie die Mauerkrone der Südwand des Chors mit dem Turmmauerwerk verzahnt und wie bis zu dieser Höhe auch die zum Langhaus gerichtete Nordwestecke des Turms aus wenig sorgfältig zugerichteten Quadern beschaffen ist und etwas vortritt. Demzufolge sind Turm und Chor gemeinsam errichtet worden. Die Trennwand zwischen den Dachräumen lässt auf der Seite zum Chor in der Mauerstruktur dessen frühere Neigung erkennen und auf der Seite zum Langhaus zeichnet eine Putzbraue den früheren, etwas tiefer liegenden Umriss nach. Die aus dem Turm ins Chordach vorstehenden Kragsteine trugen offenbar eine Schwelle als Gründung für das frühere Chordach. Die so entstandene Grabenrinne machte eine Wartungsöffnung notwendig, wofür der heute vom Turm ins Chordach führende Durchgang anfangs diente.
Dachwerk des Turmes
Das Dachwerk des Turms hat die Form eines Satteldaches. Zwischen gemauerten Giebelscheiben ist es als Sparrendach mit zweifach stehendem Stuhl in zwei Querbindern abgezimmert. Der Aussteifung dienen Fußbänder in Querrichtung und Kopfbänder in Längsrichtung. Während also die Aussteifungshölzer verblattet ausgeführt wurden, zapfen die Kehlbalken in die Sparren und diese in die Dachbalken. Von den vier Zwischengespärren besitzt nur eines einen Kehlbalken, der aufgrund der geraden Zahl der Gespärre nicht mittig sitzt.
Die beiden Querbinder befinden sich unmittelbar innerhalb, dicht an den Giebelmauern und weisen mit ihren Bundseiten nach außen. Die Stuhlrähme laufen ins Mauerwerk. Dies sind beides Hinweise dafür, dass zunächst das Holzwerk aufgerichtet worden war und erst danach die Giebelmauern hochgezogen wurden. Dachbalken, Ständer und Fußbänder der beiden Querbinder sind aus Eichenholz hergestellt, ebenso die beiden Stuhlrähme, welche jedoch deutlich erkennbar aus wiederverwendeten Hölzern. Für die übrigen Dachbalken, den vereinzelten Kehlbalken, die Sparren und die längs gerichteten Kopfbänder kam Nadelholz zum Einsatz.